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HB ohne Filter: Automobile Transformation VW - Ford +++ Mr. Suzuki tritt ab +++ Diesel-Fahrverbot-Verbote?

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
18.01.2019

4 Kommentare

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Automobile Transformation VW - Ford +++ Mr. Suzuki tritt ab - Thomas Wysocki+++ Diesel-Fahrverbot-Verbote? +++ "Experten aus Leidenschaft" - 30. AutoZum Salzburg +++ Auto-Festival Luxemburg

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© Foto: RealGarant_HBoFilter_KW19_Motiv7_Web.jpg

Automobile Transformation VW - Ford

Die Dramaturgie verdient Beachtung. Letzte Woche kündigt Ford für Europa einen massiven Stellenabbau an. Diese Woche preist der zweitgrößte amerikanische Autobauer Ford im Verbund mit Volkswagen im Mekka der Autowelt Detroit ein "Memorandum of Understanding", eine Absichtserklärung für eine Kooperation für Transporter, Pick-ups und leichte Lieferwagen. Ford produziert pro Jahr aktuell 6,6 Millionen Fahrzeuge und schreibt dank heimischem Markt 2018 noch einen Gewinn von 6,7 Milliarden Euro. In Europa, wo bei Ford 50.000 Menschen beschäftigt sind, schreibt der Konzern seit fünf Jahren Verluste: eine Milliarde Dollar. Verluste ebenso in Südamerika und man staune, sogar in China. GM hat sich mit Opel 2017 aus Europa verabschiedet. Und Ford? Ford - die tun was! Feel the Difference! 

Wer innert sich nicht an die Zeit, als unter dem Titel "Autolatina" VW und Ford im portugiesischen Palmeda die Großraumlimousinen "Sharan" und "Galaxy“ produzierten. Ferdinand Piech ging dann Ende der 90er-Jahre wieder eigenständige Wege. Offensichtlich fehlen nun – Ford wie VW - Zeit und Mittel, um die automobile Transformation alleine erfolgreich zu gestalten. Das Auto der Zukunft ist eine Datenmaschine und da kommen andere Einsteiger von außen ins automobile Boot: Google mit Waymo, IT-Konzerne und neue Mobilitätsdienstleister. 

Nun ist Cost-Cutting das eine, Elektroautos, alternative Antriebe, autonomes Fahren, Mobilitätskonzepte zur Gestaltung der Zukunft das andere. Da machen Kooperationen durchaus Sinn. Kooperationsfähigkeit wird quasi zum zentralen strategischen Erfolgselement. Kooperatives Papier ist allerdings leicht geschrieben. Wir haben in der Vergangenheit zahlreiche automobile Kooperationen im Sand zerrinnend gesehen. Renault-Nissan kooperieren seit 2002. 2016 kam Mitsubishi hinzu. Der Garant fürs bisherige Gelingen war Carlos Ghosn. Und der sitzt nun! Es kommt also auf die Umsetzung einer Kooperation an! Eine gigantische Aufgabe. 

Das Beispiel VW-Ford sollte dem Automobilhandel zeigen, dass die Digitalisierung geradezu kooperative Aktivitäten erforderlich macht. Was an digitalen Prozessen im Autohaus auf Vordermann zu bringen ist, von der Disposition, der Preisauszeichnung, dem eigenen GW-Online- wie Teile-Vertrieb bis zur Garantieabwicklung mit Echtzeitvergütung kann das einzelne Autohaus nicht stemmen. Die Stunde für neue kooperative Anläufe im Handel ist gekommen. Ford und Volkswagen, zwei Rivalen, zeigen mit ihrem neuen Bund eine veränderte Einstellung zur Sicht im Wettbewerb. Die Kooperation von BMW mit MB beim Thema Mobility Services ist bekannt. Da laufen inzwischen zahlreiche horizontale wie vertikale Verbünde.

Thomas Wysocki, ehemaliger Vertriebs- und Marketingchef bei Suzuki Deutschland.
© Foto: Suzuki

Mr. Suzuki tritt ab - Thomas Wysocki

Eigentlich sollte Thomas Wysocki im April 2019 regulär bei Suzuki ab- und einen geruhsamen Ruhestand antreten. Wenn nun Suzuki-Geschäftsführer Seiichi Maruyama kurz vor Toresschluss in der offiziellen "Demissionierungsurkunde" für Wysocki öffentlich Verstöße gegen den Verhaltenskodex anmahnt, dann muss es zwischen den beiden ordentlich gekracht haben. Normalerweise werden derartige Verabschiedungen unter der Gattung "in gegenseitiger Einvernehmlichkeit" mit vereinbarter Schweigeklausel aufgelöst. Wysocki steht auch da einmal mehr und offen hin! Der "Kodexbrecher" hatte seine Aufgabe als Vertriebs- und Marketingchef seit 2011 inne und gehörte schon zuvor zu Suzuki wie der Vitara. Thomas Wysocki war und ist in Deutschland aktuell "Mr. Suzuki"! In der Händlerschaft kann er seit Jahren auf eine auffällig positive Reputation verweisen. 

Und das mag wohl ein Verstoß gegen den Verhaltenskodex gewesen sein: Wysocki ist alles andere als ein Einheitendrücker! Bei ihm stimmen Geben und Nehmen. Er weiß stets individuelle Balance zu halten. Wysocki hat schließlich mit der Suzuki-Händlerschaft Jahre durchgestaltet, wo die Händlerschaft von neuen Farben an den alten Modellen, aber nicht von neuen, attraktiven, geschweige denn kreativen Autos leben musste. Man hangelte sich mit farbigem "Redesign" durch. Vertriebschef Wysocki konnte vor die Händlerschaft treten und offen sowie mit großer Glaubwürdigkeit darstellen, was Sache ist. Der Mann der offenen Worte! Daher habe ich immer sehr gerne mit ihm gesprochen. So wie mit ihm stellt man sich Fach-Dialoge vor. Ja, er ließ einen auch mal hinter die Kulissen schauen. Noch eine Charakterstärke: Wysocki ist im Wesen eine Frohnatur, stets guter Dinge, mit Zuversicht unterwegs. Das motiviert, reißt mit. Heilig's Blechle, und wenn der erst zum Lachen ausholt: alles freudigste Ohrenfrequenz! 

Was ich weiter auffallend positiv an ihm fand, er sprach immer mit großem Respekt von seiner Händlerschaft, gleich ob großer oder kleiner Händler. Er kannte seine "Herde". Auch deren Autohäuser und konnte stets individuell einfühlsam abwägen. Eine weitere Spezies, die manchem Vertriebschef abgeht: Wysocki konnte vor die Händlerschaft treten und den "ganzen Saal" überzeugend mitnehmen. Charisma! Bei allem Auf und Ab. Vermutlich hat er nun dem japanischen Geschäftsführer - schwäbisch gesprochen - mal wieder "reinen Wein" eingeschenkt, was im Suzuki-Verhaltenskodex so in dieser Deutlichkeit nicht vorgesehen ist. 

Die Händlerschaft wird die gemeinsame Wegstrecke mit "Mr. Suzuki" Thomas Wysocki sehr dankbar und mit größtem Respekt in Erinnerung behalten. Persönlich verliere ich mit ihm einen verlässlichen Ansprechpartner, der mir immer weitgehend offen und redlich antwortete. Thomas Wysocki: Ein redlicher Makler tritt ab! Das "Wie" ist mehr als bedauerlich!

Diesel-Fahrverbot-Verbote?

Schlappe für die DUH! Man höre: Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel lässt die Berufung gegen flächendeckenden Fahrverbote in Frankfurt zu. Das hat aufschiebende Wirkung. Vor Dezember 2019 ist mit keinem Urteil zu rechnen. Für Frankfurt sind damit erst einmal die Fahrverbote vom Tisch. Dem Gericht geht es um die Verhältnismäßigkeit. Außerdem könnten Grundrechte wie Berufsfreiheit oder Freizügigkeit betroffen sein. Auch sei nicht verbindlich geklärt, welche Gesundheitsschäden Stickstoffdioxid tatsächlich verursache. Nicht alle vom Fahrverbot betroffenen Städte legen Berufung ein. Offensichtlich ist das Fahrverbot bei einigen politisch so gewollt! 

Die neue CDU-Vorsitzende AKK übte dieser Tage scharfe Kritik an der DUH und wendet sich gegen den "DUH-Kreuzzug" in Sachen Dieseltechnologie. AKK: "Wir haben Debatten, die nicht mehr nachzuvollziehen sind." Beispielhaft nannte sie die Feinstaubbelastung durch Silvesterfeuerwerke. "Deshalb müssen wir uns politisch damit auseinandersetzen ... Die Autoindustrie in Deutschland ist einer der Kernbestandteile unserer industriellen Stärke und daran hängen Hunderttausende von Arbeitsplätzen." Endlich Klartext. Und wo bleibt nun die AKK-Tat? Wir werden da kritisch hinschauen.

"Experten aus Leidenschaft" - 30. AutoZum Salzburg

"Experten aus Leidenschaft", so lautete der Messe-Slogan von Berner. 260 Aussteller präsentieren in Salzburg vom 16. bis zum 19. Januar 2019 ihre automotiven Produkte, von der Werkstattausrüstung, Reifen, Pflege, Zubehör bis zu IT-Lösungen. Ganz markant sind die vielfältigen Teile-Offerten. Wer auf dem Bosch-Stand gleich "Originalteile" über 800 Euro ordert, wird prämiert. Stahlgruber tritt solo auf, obwohl der Anbieter inzwischen in der LKQ Corporation eingegangen ist. Oder Liqui Moly bei Würth. Sie treten in Salzburg mit separaten Ständen und unterschiedlichen Standorten auf. Die Liqui Moly "Erotikplastiktasche" war die mobilste Nummer, die sichtbar durch die Messe getragen wurde. Nimmt man Lautstärke als Messe-Frequenzbarometer zum Erfolgskriterium, dann war ohne Frage auf dem Würth-Stand am meisten los. Im guten Sinne: österreichisches Netzwerken! Die menschliche Eben entspricht der technischen. Mehr und mehr Fahrzeuge werden in Zukunft vernetzt sein. Das Auto wird - wie oben beschrieben - zur fahrenden Datenmaschine. Ate umschrieb das mit dem Slogan: "The Future in Motion"! Es ist so.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

"Experten aus Leidenschaft"

Auto-Festival Luxemburg

Luxemburg ist nicht nur dadurch bekannt, dass es das einzige EU-Land ist ohne Schulden, dass im Großherzogtum mit 550.000 Einwohnern über 160 verschiedene Nationalitäten leben - dank hoher EU-Präsenz (EuGH, Europäischer Gerichts-Hof, EU-Rechnungshof EuRH, u.a.) - , sondern durch die weltweite Einmaligkeit, dem Auto-Festival. Das läuft dieses Jahr vom 26. Januar bis 4. Februar, dominant an den Wochenenden. Und zwar zum 55. Mal! Es ist im ganzen Großherzogtum ein Fest für die Branche wie für jeden Automobilbegeisterten. Sehen, kaufen, testen! Sämtliche Automobilhändler sämtlicher Marken sind da involviert. Sie lesen richtig: In diesen zwei Wochen werden 30 Prozent der gesamten Fahrzeugabschüsse, Neu- wie Gebrauchtwagen vermarktet. Ein Drittel vom Jahresvolumen! Ich sprach mit einem der größten Händler mit Standort Luxemburg. Dort werden in diesem Zeitraum bis zu 700 Einheiten verkauft. Sämtliche Autohäuser sind da am Wochenende rappelvoll!  

Wir müssen für den deutschen Markt feststellen, dass die Kundenfrequenz in Sachen Fahrzeugverkauf im Autohaus rückläufig ist. Und was tun wir dagegen? Man stelle sich das Luxemburger Modell für Deutschland vor. Sämtliche Autohändler, von Flensburg bis Garmisch, wirbeln zu Jahresbeginn für zwei Wochen den Markt auf und würden ein Drittel des Zulassungsmarktes abgreifen!!! Wir sehen ja vielfach den Rückzug auch namhafter Lieferanten bzw. Hersteller auf den Auto-Messen. Für viele ist der Aufwand in Relation zum Nutzen zu groß. Mit dem Luxemburger Modell fänden die Präsentationen alle im angestammten Betrieb statt! Welch eine Kostenersparnis? 

Zum Auftakt mit den Händlern war Luxemburgs Mobilitätsminister Francois Bausch zugegen. Er kündigte nicht nur eine Umweltprämie in Höhe von 5.000 Euro zum Festival an, sondern auch die Einmaligkeit, dass noch 2019 der öffentliche Verkehr im ganzen Großherzogtum kostenfrei sein wird. Man erwartet sich dadurch eine Reduzierung der Fahrzeugdichte. Zu selbigem Anlass wurde die Fusion der beiden Verbände Adal und Fegarlux zu FEDAMO (Federation des Distributeurs Automobiles et de la Mobilite) offiziell verkündigt und realisiert. In Luxemburg wurden 2018 insgesamt 55.000 Neuwagen verkauft. Darunter 1.000 Einheiten Porsche. Rekordjahr war 2017 mit 57.529 Einheiten. Für 2019 wird im Großherzogtum ein stabiles Autojahr erwartet.

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Christian Schmit von Radio Luxemburg (l.) im Gespräch mit Benji Kontz, Minister Francois Bausch und Philippe Mersch

Spruch der Woche:

"Lobe deine Gegner.
Du wirst sie entwaffnen.“
                          N. Stoffel

Die Brexit-Entscheidung erfordert ein ideenreiches Wochenende

Ihr
 
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 11. Januar 2019!


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KOMMENTARE


Hans-Hartmut Münch

18.01.2019 - 18:32 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Brachat,heute hat des Max-Planck-Institut plötzlich festgestellt, dass in der Bundesre-publik nicht 66.000 Tote wie 2017 in der Anti-Diesel-Kampagne veröffentlicht, vorzeitig durch Feinstaub aus dem Leben scheiden, sondern nach neuesten Studien sogar 132.000. Das MPI hat diese Daten allerdings noch nicht veröffent-, lich, ihre erschreckenden Ergebnisse zeigen aber als neuen Gegner DUH-naher Gremien die deutsche Landwirtschaft. Interessanter Weise widerspricht diesesErgebnis aber der unterschiedlichen höheren Lebenserwartung der eher mit Landwirtschaft in Berührung stehenden Landbevölkerung, während die gerin- gere Lebenserwartung der Stadt-Bevölkerung ursprünglich den Diesel-Totenund ihren Kohlendioxyd-Schädigungen zugeschrieben wurde. Sicherlich findendie dem Feinstaub zugeschriebenen Landwirtschafts-Toten nicht unbedingt Ihr Interesse, aber die abenteuerlichen Schlussfolgerungen, die aus den Feinstaub-oder den Kohlendioxyd-Belastungen gezogen werden, sind wohl so unsinnig wie die europäischen Grenzwerte - insbesondere wenn man bedenkt, dass in den meisten Staaten der USA an den Straßenkreuzungen 103 Mikrogramm Feinstaubpro Kubikmeter Luft zulässig sind, ohne dass die Zeitungen täglich voll von Todes-anzeigen der vorzeitig Verblichenen sind.mfg Hans-Hartmut Münch


Tom

18.01.2019 - 21:14 Uhr

Klartext zum Mr. Suzuki Thomas Wysocki.Vielen Dank


KW1904

19.01.2019 - 12:51 Uhr

Werter Herr Brachat, Herr Wysocki hat mit Sicherheit seine Verdienste um Suzuki erworben. Aber für das Desaster beim neuen Jimny muss irgendwann auch mal einer die Konsequenzen tragen. Was soll ich denn mit einer Aussage "Dann verkaufen sie den Leuten eben einen Swift...." anfangen. Das sind Old-School-Vertriebsmanager, die nicht im 21. Jh. angekommen sind und meinen Autos verkauft man wie immer noch wie Motoröl.


Johann Axel

22.01.2019 - 13:58 Uhr

Bei allen Verdiensten die Herrn Wysocki zustehen, hier muss etwas gravierendes vorgefallen sein. Warum? In einem japanischen Unternehmen, mit japanischem Top Management, würde es keinesfalls eine so kurzfristige Trennung, und das kurz vor Pensionsantritt, geben. Das ist nicht die japanische Firmenkultur, die ich seit vielen Jahrzehnten kennengelernt habe.


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