-- Anzeige --

HB ohne Filter: Beschäftigungseffekte +++ Ford +++ Agenturmodell +++ Antje Woltermann

HB ohne Filter: Beschäftigungseffekte +++ Ford +++ Agenturmodell +++ Antje Woltermann
© Foto: Prof. Hannes Brachat / AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Kommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

präsentiert von



Datum:
10.02.2023
Lesezeit:
10 min

NOCH KEINE Kommentare

jetzt mitdiskutieren



-- Anzeige --

Beschäftigungseffekte 2040 im Kfz-Gewerbe +++ Ford: Auf dem Weg zur Premiummarke? +++ Neues Vertriebssystem – echte und unechte Agentur +++ Stellantis und die Agentur – Davino spricht Klartext!  +++ Eine Koryphäe tritt ab: ZDK-Handelsperle Antje Woltermann 

Steigen Sie ein in die Diskussion! Am Ende des Beitrags finden Sie den Button "Kommentare". Klicken Sie darauf und kommentieren Sie Prof. Brachats Standpunkte.

______________________________________________________________________________________

Dienstag, 31. Januar 2023

Beschäftigungseffekte 2040 im Kfz-Gewerbe

Am 31. Januar 2023 wurde abends in der Zukunftswerkstatt 4.0 in Esslingen die Studie "Beschäftigungseffekte im Kfz-Gewerbe 2030/2040" vorgestellt. Herausgeber ist die "Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg"“. Als Autoren des 181 Seiten-Werkes fungierten das Fraunhofer-Institut IAO sowie das IfA, Institut für Automobilwirtschaft

Bereits am 30. Januar, einen Tag vor der offiziellen Präsentation, titelte das offizielle ZDK-Verbandsorgan "kfz-betrieb" mit der Headline: "Zehntausende Arbeitsplätze fallen weg" und führte aus, dass das 2040 80.000 Arbeitsplätze sein werden. Und am 31. Januar 2023 früh morgens war - ebenso vorab - im "Handelsblatt" diese Headline zu lesen: 

© Foto: Screenshot

Da waren es über Nacht schon 20.000 Arbeitsplätze mehr, die wegfallen. Wer das vorab gelesen hat, meint, die Botschaft der Veranstaltung, die ja erst am 31. Januar abends stattfand, in der zentralen Aussage verstanden zu haben. Muss man deswegen dann noch nach Esslingen fahren, um sich diese undifferenzierte Hiobsbotschaft anzuhören? Wer als wirtschaftlich Interessierter das "Handelsblatt" liest, muss den Eindruck haben, dem "Auto-Gewerbe" geht in Raten sukzessive die Luft aus. Schlimm! Wer gibt derartige Informationen vor der Vorstellung der Studie heraus?

Außerdem wird diese Aussage den ganzen Inhalten der Studie überhaupt nicht gerecht: Wir hatten im Auto-Gewerbe 2000 526.000 Beschäftigte und 2021 435.000. Das sind in vergleichbarem Zeitraum auch 91.000 Beschäftigte weniger und das Auto-Gewerbe lebt immer noch. Wenn bis 2040 100.000 Arbeitsplätze wegfallen, dann sind das schleichend pro Jahr 5.882,35! Zum Kontrapunkt. Das Auto-Gewerbe stellt p.a. 21.000 Auszubildende ein. Frisches Blut! Man sollte schon die Kirche im Dorf lassen.

Ein Blick auf die Diskussionsrunde mit dem Landesverbands-Präsidenten Michael Ziegler (2.v.re.) im Rahmen der Studienvorstellung in der Zukunftswerkstatt 4.0
© Foto: IfA

In dieser Studie sind in faszinierendem Detail alle bislang bekannten Entwicklungen der automobilen Transformation dargestellt. Das Thema Beschäftigung ist wichtig, aber nur ein Thema der Studie. Inhalte der Studie sind "Fahrzeugdigitalisierung und -automatisierung", "Digitalisierung der Geschäftsprozesse", "Elektrifizierung des Antriebsstrangs", "Vertriebsmodelle", und "Handlungsempfehlungen". Die Handlungsempfehlungen an die Betriebe, Arbeitnehmer, Politik und Bildungseinrichtungen können nachfolgend abgerufen werden: 

Zu den Initiatoren der Studie gehört auch der Auto-Landesverband Baden-Württemberg mit seinem Präsidenten Michael Ziegler. Es ist für mich die bislang beste und intensivste Wegbeschreibung der Transformation des Auto-Gewerbes und wird auch aufgrund des fundierten Zahlenmaterials Grundlagenwerk für künftige Bachelor- und Masterarbeiten sein. Der Titel der Studie ist wirklich unglücklich. Man hat vermutlich einen "politischen" Titel gewählt, weil das Land Baden-Württemberg zu den Studiensponsoren zählt. Die Studie sollte besser heißen: "Wege der Transformation 2040 für das Auto-Gewerbe". Sie können dieses großartige wissenschaftliche Werk hier im Internet abrufen. Und das offizielle ZDK-Verbandsorgan und die verantwortlichen Informanten im Hintergrund würden besser im Vorfeld nicht mutmaßen, sondern mit verantwortungsvollem Tiefblick in der Sache informieren. Die Studie erfährt noch eine Fortsetzung, u.a. über die Zukunftsstruktur der Freien Werkstätten wie der Markenbetriebe.

______________________________________________________________________________________

Mittwoch, 1. Februar 2023

Ford: Auf dem Weg zur Premiummarke?

Mein Hochschulkollege Dr. Armin Schirmer lehrt in Geislingen den Fachbereich "Marketingpolitische Entscheidungen in der Automobilwirtschaft". Hier seine aktuellen Ausführungen zur Marke Ford:

"Der Hersteller bzw. die Marke Ford, bisher nicht gerade für produktpolitische Höhenflüge bekannt, möchte so etwas wie eine Premiummarke werden. Wenn bisher die Marke Ford überhaupt einen USP hatte, dann waren es solide Autos zu günstigen Preisen: 'Zuverlässig, preiswert, gut', wie der Europa-Chef von Ford Martin Sander selbst sagt. Es ist schon so, dass Ford in Deutschland mit zehn Pkw-Modellen 2022 gerade einmal 111.000 Zulassungen pro Jahr schaffte (gerechnet ohne Ford Transit) mit einem Marktanteil von 3,9 Prozent. Das waren vor wenigen Jahren noch 200.000 bis 300.000 pro Jahr. Auch in der EU kommt man nur noch auf einen Marktanteil von 4,1 PRozent. Daher jetzt der Strategie-Schwenk: Statt eines konturlosen Volumenanbieters sind jetzt Lifestyle und Elektroantrieb angesagt. Ford soll jetzt für Abenteuergeist stehen ("Adventurous Spirit"). Die vier Fahrzeuggruppen, die künftig die Ford-DNA transportieren sollen, heißen Wild Performance (Mustang und Mustang Mach-E), Urban Escape (Kuga und Puma), Active Adventure (Explorer) und Ultimate Outdoor (Bronco und Raptor) – also ungezügelte Leistung, städtische Flucht, aktives Abenteuer und ultimatives Outdoorerlebnis.

Die beiden ersten Sparten sollen das Geld verdienen, die Sparten drei und vier sind fürs Image. Die biederen Modelle Fiesta, Focus, Mondeo, S-Max und Galaxy sollen in Zukunft gestrichen werden. Sicher hat man erkannt, dass die Elektrifizierung von Kleinwagen ökonomisch schwierig wird und dass Vans 'out' sind. Ford möchte sich jetzt als authentisch amerikanische Marke präsentieren. Mit den neuen amerikanischen Wurzeln will man in Europa sogar Premiumpreise verlangen. Ausgerechnet Ford!... Ein mutiger Schwenk, vorsichtig formuliert. Die fünf Modelle, die Ford streichen will, machten in Deutschland mit jährlich 40.000 Einheiten 35 bis 40 Prozent der Pkw-Zulassungen der Marke (ohne Transit) aus. Wer ist jetzt die neue Zielgruppe? Wo sollen jetzt in Europa die neuen Kunden herkommen, die Ford-Modelle zu Premiumpreisen bezahlen wollen? Von Volkswagen, Opel oder Peugeot? Sicher nicht von BMW, Audi oder Mercedes-Benz."

Soweit Dr. Schirmer. Das führt dazu, dass manch angestammter Ford-Händler künftig zum Mehrmarkenhändler wird. Für 2030 ist bei Ford das Ende des Verbrenners angekündigt. Sprich, es steht bis dort der spät angelaufene Umbau auf die E-Mobilität an. Mit der stufenweisen Einführung des Agenturvertriebes und den neuen Händlerverträgen wird auch das Vertriebs- und Servicenetz ausgedünnt. Unruhige Zeiten also im deutschen Vertrieb. Absatzprobleme!

Eigentlich hatte der US-Hersteller sein Restrukturierungsprogramm für Europa 2020 abgeschlossen. Jetzt stehen schon wieder weitere massive Personalkürzungen in der Deutschland- und Europa-Zentrale in Köln, dann in Köln-Merkenich, Saarlouis, Aachen sowie im belgischen Lommel oder im britischen Dunton an. BYD und Magna sind angeblich an der Übernahme des Ford-Werks in Saarlouis interessiert. Da braucht Ford-Europa-Chef Martin Sander als früherer Audi-Premiummanager weiterhin einen verdammt starken Premimumglauben! Ob der gar über den Ford-Formel-1 Wiedereinstieg mit Red Bull ab 2026 Flügel bekommt?

______________________________________________________________________________________

Dienstag, 7. Februar 2023

Neues Vertriebssystem – echte und unechte Agentur

Die Moderatoren Ralph M. Meunzel und Doris Plate
© Foto: Stefan Schmid/AUTOHAUS

Agentur-Vertrieb 2023

Auf dem AUTOHAUS-Symposium Agenturvertrieb 2023 referierten Hersteller- (Davino, Kampa), Händlervertreter (Pixer, Söcker, Philipp), Berater (Missing, Jung) und Juristen (Brosette, Vogels) u.a. Die Moderation leitete Chefredakteur Ralph Meunzel gemeinsam mit Doris Plate, Ressort Fabrikate. Es zeichnete sich inhaltlich eine deutliche Präferenz für die "reine" bzw. "echte" Agentur ab. Parallelsysteme schaffen in der Praxis Abgrenzungsprobleme (Kostenaufteilung, geöffnete Hintertüren u.a.) Stefan Kampa, der Netzchef von Mazda, trat wie einige andere Importeure auch, für das klassische Vertriebssystem ein. Der Händler solle eigenverantwortlicher Unternehmer, Risikoträger bleiben. Ob die reine Agentur für einen Importeur nicht eine personelle, fachliche und kapitale Überforderung darstellen würde, wurde nicht erörtert.

Nachstehend wichtige Thesen, die von den einzelnen Referenten dargestellt wurden. Der Teufel steckt wie so oft im Detail. Das zeigten vor allem die beiden Juristenvertreter auf. Und dafür ist noch im Prozessdetail einiger Klärungsbedarf. Hier der Überblick: 

  • Die Geschäftsbedingungen im Neuwagenhandel sind seit Jahren marode. Hersteller tragen die Rabattschlachten auf dem Rücken der Händler aus.
  • Es werden neue, digitale Seiteneinsteiger mit neuen Marken in den Markt eintreten.
  • Die § 86 und 87 HGB bilden die rechtlichen Grundlagen für die echte wie unechte Agentur. Der 87-er ist der wichtigste Paragraph. Das Prinzip Einfachheit ist, obwohl es nur zwei Paragraphen sind nicht erste Priorität. Praktisches Beispiel, handelsrechtliche Abgrenzung echter zu unechter Agentur:
© Foto: Dr. Vogels Rechtsanwälte
  • Das Agenturgeschäft ist dem bisherigen Vertriebssystem artverwandt.
  • Hersteller haben beim Agentursystem eigene Interessen, voran die Preishoheit und den Datenzugang! Der Intrabrand-Wettbewerb wird verhindert, der Interbrand-Wettbewerb bleibt bestehen.
  • Die Agentur erklärt nicht den Umfang all dessen, was in Zukunft nach Einführung der Agentur geplant ist (Direktvertrieb, Mobilitätsleistungsvertrieb u.a.). Die Agentur bildet den rechtlichen Rahmen. Es werden nicht nur Autos, sondern künftig auch Mobilität verkauft! Wie wird beim Direktvertrieb der Hersteller künftig der Wettbewerb mit dem Handel gestaltet? 
  • Bei einer echten Agentur kann der Hersteller darauf bestehen, dass der Händler keine andere Marke Sprich, es sind Begrenzungen möglich.
  • Die Margenhöhe kann nur beurteilt werden, wenn alle Details auf dem Tisch liegen.
  • Die echte Agentur wird für die Hersteller/Importeure sehr teuer. Der Handel darf bei ihr mit keinerlei Risiko behaftet sein. Die echte Agentur hat das Potenzial, die Handelsprobleme zu lösen. Sie ist ein sauberes Geschäftsmodell. Der Händler bleibt dennoch selbständiger Unternehmer. Sie sollte eine Reduzierung unnötiger Komplexität mit sich bringen.
Die Herausforderungen für den Hersteller/Importeur
© Foto: Mazda
  • Einheitliche Neuwagenpreise werden vom Kunden positiv bewertet. Dem Kunden ist gleichgültig, mit welchem Agentursystem der Handel arbeitet. Der Agenturvertrieb wird die Gewohnheiten der Kunden verändern. Die Kundenerwartungen: Volle "Customer Journey", online und offline!
  • Die Händlerverände bilden eine wichtige fundierte und sachliche Ebene, um die einzelnen Prozesse auf eine gute Regelung zu bringen. Die Einführung bedarf einer großen Vorlaufzeit, zumal sich die Hersteller kein echtes Bild vom praktischen Detail machen. Auch eine europaeinheitliche oder gar weltweite Umsetzung erfordert gar Jahre.
  • Das Händlernetz wird durch die Agentur schneller bereinigt.
  • Der Übergang vom bisherigen Vertriebssystem in das neue Agentursystem bedarf besonderer Regelung und einem besonderem Zeitrahmen.
  • Ohne den stationären Verkauf, sprich Handel, funktioniert die Agentur nicht. Es bedarf auch künftig eines lokalen, physisch präsenten Ansprechpartners. Für alle Fälle!
  • Der stationäre Handel sollte das Agenturmodell nutzen, um sich neu zu positionieren. Der Handel kann sich dabei stärker auf die Kundenbeziehung fokussieren. Die Kundenbeziehung ist auch im Agenturmodell das größte Asset.
  • Es ist eine andere IT-Umgebung notwendig und diese ist bislang vielfach (noch) nicht vorhanden.
  • Die Kundendaten sollten gemeinsam genutzt werden. Dafür sollte es eine faire Regelung geben.
  • Die Restwerte bilden einen weiteren Hauptpunkt für die Einigung. Mit der Agentur gelingt es, die Restwerte nach oben zu heben. 
  • Wird es eine konzerneigene Gebrauchtwagenvermarktung geben oder wird der Händler das GW- und Servicegeschäft wie bislang in Eigenregie betreiben?
  • Die jeweilige Geschäftsführung im Autohaus sollte ein realistisches Erwartungsmanagement haben und ihre Entscheidungsträger und Mitarbeiter vorbereiten. Organisationsmanagement! Es gilt dann permanent an der Optimierung zu arbeiten. Die Agentur ist ein atmendes System und in seiner Umstellung von komplexer Natur. Es geht auch um die Weiterentwicklung bestehender Fähigkeiten.
  • Mit dem Agentursystem gilt es auch, die Verkäuferprosivionen zu überdenken.
  • Es wird über die notwendigen Veränderungen im Rahmen der Transformation aktuell nicht eingehend informiert und diskutiert.

______________________________________________________________________________________

Mittwoch, 8. Februar 2023

Stellantis und die Agentur – Davino spricht Klartext! 

Maria Grazia Davino (44), Director Stellantis Sales and Marketing Enlarged Europe, per Online dem Symposium zugeschaltet.
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Fragt man als Journalist derzeit bei der jeweiligen "Agenturmarke" eines Herstellers oder Importeurs nach einem Interview oder einer Vortragsveranstaltung zum Sachverhalt Agenturvertrieb nach, ist großes Schweigen angesagt. In der vertrieblichen Neuausrichtung sind in der Tat noch zahlreiche Ungewissheiten auszumachen. Endlich! 

Erst mussten die Gremiummitglieder des Handels bei Stellantis eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Man hatte den Eindruck, da geht nichts vorwärts. Dann gab es am 20. Januar 2023 in Schweinfurt ein markantes Stellantis-Händlertreffen, um diese untragbare anhaltende Unsicherheit für die Händlerschaft endlich zu beenden. Und am 3. Februar .2023 gingen der neue Stellantis-Deutschland-Chef Lars Bialkowski – seit 10. Januar erst im Amt – und der Direktor Netzentwicklung, Johannes Alings, in einer digitalen Informationsveranstaltung an die rund 1.000 Stellantis-Partner in Deutschland auf den aktuellen Stand der Verhandlungen zum neuen Vertriebsmodell ein. Die neuen Händlerverträge gelten nicht wie geplant zum 1. Juni 2023 wie es bei der Kündigung zum 31. Mai 2023 angesagt war, sondern erst ab 1. Juli 2023. Mitte Februar sollen weitere Schritte offen dargelegt werden.

Am 7. Februar 2027 wirkte die Europa-Vertriebschefin von Stellantis, Maria Grazia Davino, auf dem Agentur-Symposium von AUTOHAUS mit. Nachstehend ihre Ausführungen. Man darf diese verspäteten Hersteller-Aktionen – inkl. der abermaligen Neubesetzungen im deutschen Stellantis-Management – als Zeichen dafür werten, das künftige Miteinander auf eine spürbar positivere Ebene zu heben. 

Die Missio Davino 

Die FCA-Händler in Deutschland, Österreich und der Schweiz kennen Frau Davino aus ihrem persönlichen Wirken in diesen Märkten. Sie gehört zu den Top-Managerinnen, die stets den offenen Austausch mit dem Handel sucht und gemeinsam die beste Lösung herbeiführen möchte. Ihr Leitsatz: "L'Avenir c'est ensamble!" Die Zukunft ist ein Gemeinsames! Davino platzierte die Fiat-Organisation zu ihrer deutschen FCA-Zeit (2018 – 2021) in Sachen Händlerzufriedenheit binnen zwei Jahre im IfA MarkenMonitor (Händlerzufriedenheit) von Platz 24 auf Platz zehn. Es war AUTOHAUS eine besondere Ehre wie Freude, dass sie zum Symposium zugesagt hatte. Eine mutige Managerin! Sie schickt keinen Vertreter. Nein, sie tritt persönlich auf und stellt sich offen den Fragen! Und sie beantwortet diese als Neapolitanerin in perfektem akzentfreiem Deutsch.

Die Agentur-Stationen

Stellantis führt die echte Agentur ein. Davino: "Das ist das Effizienteste für den Vertrieb." Der Händler steht und bleibt im Mittelpunkt mit dem Kunden. Und das künftig im Omnichannel mit den Rahmenbedingungen, die Stellantis gestaltet. Davino ging auch auf den Agentur-Start in Belgien, Österreich und den Niederlanden ein, auf die Einbindung der Premiumbrands und der Nutzfahrzeugen. Für den 1. Juli 2023 ist nun der Start gelegt. Die Agentur, die neuen Händlerverträge, ist das nicht zu kurzfristig? Davinos Gegenfrage: "Wann ist der richtige Zeitpunkt eine Innovation umzusetzen? Das wird alles seine Zeit brauchen und fortlaufende Anpassungsnotwendigkeiten mit sich bringen."  Davino hob die Gespräche mit den Händlerverbänden aller Marken und die konstruktive und professionelle Zusammenarbeit hervor. Davino: "Ich bedanke mich bei allen Beteiligten, die sich vielfach ehrenamtlich mit großem Engagement einbringen. Es gibt noch einige Reibungspunkte. Die werden wir aber gemeinsam flexibel angehen. Schließlich geht es um strukturelle Änderungen, die den Alltag von allen verändern werden. Und das garantiere ich, dass wir zu einem Ende kommen." Beispiele dafür wollte sie auf Nachfrage aufgrund der Verhandlungsebene nicht benennen. 

In der IT sieht Davino eine der größten Herausforderungen, horizontal wie vertikal, zumal sich im Omnichannel-Tool nahtlos die Customer Journey abbilden lassen muss. Davino: "Man darf in dieser Transformation nicht erwarten, dass alles vom ersten Tag an perfekt funktioniert. Die Preisharmonisierung ist ein wesentlicher Treiber für das Neue." Der Gebrauchtwagen bleibt eine operative Größe im Handel. Bei Leasingrückläufern haben die Händler die erste Option. Für das Restwertmanagement gilt es noch ein Weg zu finden. Das alles wird auch bei den Niederlassungen gleichermaßen umgesetzt. Diese sind Händler.

Auf die Frage von Moderatorin Doris Plate, was ist ihr Wunsch an die Händlerschaft für die anstehende Umsetzung zum Agenturvertrieb sei, sagte Davino: "Mein Wunsch an die Händler ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Es gibt dabei nur den Weg nach vorne! Mein Weg ist stets Vertrauen und Transparenz. Und ich bin in dieser letzten Phase der Verhandlungen dabei. Es ist eine Weiterentwicklung der aktuellen Struktur. Ich hoffe, dass es uns gelingt diese gemeinsame Governance voranzutreiben. Wir möchten gemeinsam, dass unser Kunde hervorragend bedient wird. Gegenseitiges Vertrauen ist so wichtig. Ja, es ist auf diesem Weg gelegentlich schwierig. Wir haben aber die Ressourcen das zu lösen." Davino hat ein Gremium eingerichtet, das den gesamten Einführungsprozess begleiten wird, um für gute wie für ertragsstarke Lösungen zu sorgen. Fazit: Maria Grazia Davino hat mit ihrem Team neben dem laufenden Marktgeschehen in der transformatorischen Umgestaltung in den nächsten Monaten eine gigantische Sisyphos-Aufgabe zu bewältigen. Auf ein gutes Gelingen!

______________________________________________________________________________________

Donnerstag, 9. Februar 2023

Eine Koryphäe tritt ab: ZDK-Handelsperle Antje Woltermann 

"Lady" Antje Woltermann
© Foto: ZDK

31 Jahre durfte ich ihr ZDK-Wirken aufmerksam"„verfolgen". Vorab, ich hätte sie zu gerne frühzeitig als ZDK-Hauptgeschäftsführerin gesehen. Der Automobilhandel hätte über ihre leitende Dimension eine andere, eine kreativere Wirkung erfahren. Die Anleihe zur VDA-Präsidentin Hildegard Müller sei in diesem Momentum erlaubt. Man muss sich das vorstellen, zwei fundierte automobile Perlen auf Augenhöhe! Ein echter Doppel-Wumms! 

Antje Woltermann war über ihre ganze ZDK-Zeit zugleich Geschäftsführerin verschiedener Händlerverbände. Ich höre beispielsweise die Reputation des eben verstorbenen langjährigen Fiat-Händlerverband-Vorsitzenden Friedrich Karl Bonten: "Diese Frau ist einfach einmalig. Sie hört zu, sie ist offen für das gemeinsame Anliegen und sie sagt mit natürlicher Vernunft, was geht und was nicht." Wir halten als ein Prädikatum von Antje Woltermann fest: "Natürliche Vernunft!" Trotz aller Juristerei! Dieses Prädikat zeichnet sie über 30 Jahre aus.

Erst neulich saß ich mit einem Importeur-Geschäftsführer zusammen, der aktuell chinesisch unterwegs ist. Dazu wurde ein neuer Händlerverband gegründet. Die Meinung von ihm, lapidar schwäbisch: "Mit der kann man!" Dabei wird stets ihr einschlägiger Sachverstand und ihre Ausgewogenheit gelobt. Ich möchte dabei eine weitere Woltermann-Tugend besonders hervorheben: Contenance! Was da im Alltag an verschiedenen Händlerimpressionen über sie hereinprasselt, da würden viele nicht an, sondern durch die Decke gehen. Dieser Gleichmut, diese Gelassenheit, die sie wirklich über Jahre vorlebte, darf man sich zum Vorbild nehmen.  

Jetzt weist Woltermann auf ihrem Ausbildungsweg den akademischen Status des "Dipl.Vw" aus. Zu gut habe ich die "Musterkostenrechnung" in Erinnerung, die sie vor Jahren als ZDK-Aktivität vorlegte. Man würde sich dazu zur Stunde im Rahmen der Agenturdebatte mehr Öffentlichkeit wünschen, welche Kosten dem Autohandel genommen und vom Hersteller tatsächlich übernommen werden? Es geht um die Norm für die künftige Marge. Oder unlängst ihre Publikation "Elektromobilität". Zu den Auswirkungen der Elektromobilität auf den Wartungsumsatz im Kfz-Gewerbe. Oder der Betriebsvergleich der Stundenverrechnungssätze, Nachfolgeregelungen, ihr Buch über Kooperationen im Auto-Gewerbe, das AUTOHAUS verlegt hat u.a. 

Eigentlich dürfte man Woltermann mit ihrer Erfahrung gegenwärtig nicht gehen lassen. Sie sollte diese Transformation zum vertriebspolitischen Agenturvertrieb noch finalisieren und in Vorträgen, die sie auch vielfach über andere Themen gehalten hat, noch verständlich multiplizieren. AUTOHAUS hat sie aus gutem Grunde für ihre Verdienste 2019 mit dem "Bayerischen Löwen" ausgezeichnet und damit mit der höchsten Branchenauszeichnung dekoriert. Das lag u.a. auch an ihrem politischen Wirken in Brüssel. Sie kam 1991 zum ZDK. 1985 wurde die erste GVO installiert. Und 2002 kam unter EU-Kommissar Mario Monti die GVO 2002, die den Mehrmarkenhandel ermöglichte. Und Woltermann nahm sich seither mit einer "Eselsgeduld" auf verschiedensten Ebenen und immer wieder dieser komplexen internationalen juristischen Thematik an. Sie übersetzt seither die Brüsseler "Juristen-Regulierungsebene" in verständiges Händlerdeutsch! Welch eine Leistung!   

Ihr Nachfolger, Marc Voß, tritt da nun eine markant vorgeprägte "Nummer" an. Er hat immerhin die letzten 14 Jahre die Woltermann-Schule genossen. Man würde ihn allerdings als Nachfolger der großen "Antje" lieber in Berlin als in Bonn sehen. Erstaunlich, dass der neue ZDK-Hauptgeschäftsführer Kurt-Christian Scheel (55) in seinem ersten Interview meint: "Und gegenüber der Politik müssen wir eine gemeinsame Linie in Bonn und Brüssel vertreten." Die wahre Politik gestaltet sich seit 34 Jahren allerdings in Berlin, nicht mehr in Bonn. Komisch, dass das einige immer noch nicht wahrhaben wollen, dass es einen ZDK-Vorstandsbeschluss für Berlin gibt. Woltermann hat derartige fragwürdige Gestaltungen in vielen Sitzungen über sich ergehen lassen müssen und hat da sicherlich aufgrund ihres Naturells und ihrer Geistesgaben oft sehr tief, ganz tief mit Anlauf Luft geholt. 

Mein dringlicher Wunsch wie Vorschlag! Was den Herren der Titel "Sir", ist den Damen der Titel "Lady". Wir sollten Antje Woltermann aufgrund all ihrer ganz besonderen Branchenverdienste in den besonderen Elitestatus der "Lady" erheben. Lady Antje Woltermann! Das klingt auch gut! Noch mehr, das hat Würde! Alles, alles Gute für den Herbst ihres Lebens. Mit besonderen Grüßen an ihren Lebenspartner Ingo Meyer, der gleichermaßen zu den besonderen ZDK-Perlen zählt und zu seiner aktiven Zeit so einmalige stets innovative Impulse für den Branchen-Nachwuchs wie für die Qualifizierung der Mitarbeiter im Auto-Gewerbe gesetzt hat, "autoFachmann", "autoKaufmann" usw. Auch an der BFC in Calw wie in Northeim! Mit großem Dank und bleibendem Respekt! 

Ich darf noch als Fußnote zu diesem Anlass persönlich anmerken, dass mein beruflicher automobiler Werdegang 1978 in der Kfz-Akademie in Bonn, im ZDK-Haus in der Franz-Lohestraße 21 begann, wo einst Adelbert Moll, Düsseldorfer VW-Händler, in der Nähe zum Bundeshaus gelegen das Grundstück für das neu zu bauende ZDK-Haus ausfindig machte. So müsste das längst in Berlin sein. Man hat es für Berlin nicht nur verschlafen, nein, mit System in geistiger Verengung verhindert. Und da lag im ZDK-Haus mein Büro in der Parterre, direkt gegenüber den Räumlichkeiten von Ingo Meyer. Er hat in mir schon damals manchen Impuls gesetzt und später immer wieder. Mit großem Wohlwollen!

______________________________________________________________________________________

Spruch der Woche:

Zum anstehenden Valentinstag! Automobile Geschenke! Eine Kunzmann-Empfehlung aus Aschaffenburg:

© Foto: Autohaus Kunzmann

Mit meinen besten Grüßen und Wünschen

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 24. Februar 2023!

-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --
-- Anzeige --

KOMMENTARE


SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --

NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Auto News für die Automobilbranche: AUTOHAUS ist eine unabhängige Abo-Fachzeitschrift für die Automobilbranche und ein tagesaktuelles B2B-Online-Portal. AUTOHAUS bietet Auto News, Wirtschaftsnachrichten, Kommentare, Bilder und Videos zu Automodellen, Automarken und Autoherstellern, Automobilhandel und Werkstätten sowie Branchendienstleistern für die gesamte Automobilbranche. Neben den Auto News gibt es auch Interviews, Hintergrundberichte, Marktdaten und Zulassungszahlen, Analysen, Management-Informationen sowie Beiträge aus den Themenbereichen Steuern, Finanzen und Recht. AUTOHAUS bietet Auto News für die Automobilbranche.