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HB ohne Filter: Konjunktur +++ Mobilitätsgipfel +++ Automobile Aspekte 2023 +++ Vertriebsperspektiven

HB ohne Filter: Konjunktur +++ Mobilitätsgipfel +++ Automobile Aspekte 2023 +++ Vertriebsperspektiven
© Foto: Prof. Hannes Brachat / AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der aktuelle Kommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
13.01.2023
Lesezeit:
10 min

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Konjunktureller Rahmen 2023 +++ "Autogipfel" im Kanzleramt +++ Automobile Aspekte 2023 +++ Vertriebspolitik 2023 und Agenturperspektiven +++ In eigener Sache

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Montag, 9. Januar 2023

Konjunktureller Rahmen 2023

Die Welt steckt voller Polykrisen. Erst zwei Jahre Pandemie, jetzt macht seit fast einem Jahr der russische Angriffskrieg in der Ukraine makroökonomische Prognosen wackelig. Wir haben weiter Unvorhersehbares zu bewerkstelligen und müssen weiter mit Unsicherheiten leben. Bei allen Vorbehalten seien konjunkturelle Bandbreiten aufgezeigt:

Konjunkturprognosen 2023
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Gewiss wird das Thema Inflation und Energiepreise Anpassungszwänge schaffen. Mit höheren Zinsen soll die Inflation gestoppt werden. Höhere Zinsen bedeuten vielfach investive Zurückhaltung. Ein Drittel der Bürger wird sich finanziell eingrenzen müssen. Ein Drittel kann diese Preisentwicklungen aufgrund guter Einkommen egalisieren. Ein Drittel steckt dazwischen. Und diesem unsicheren Drittel kann die Branche individuelle Finanzierungsangebote unterbreiten. Das muss ja nicht gleich ein Zinssatz von neun Prozent sein.

Bitte, 45,6 Millionen Menschen haben in Deutschland einen Arbeitsplatz. Das bedeutet Sicherheit! Und eine Arbeitslosenzahl von 2,3 Millionen ist kein Alarmsignal. Im Gegenteil, es werden 400.000 Fachkräfte gesucht. Der höhere Mindestlohn (seit 1. Januar 2022 zwölf Euro) und ein IG-Metall-Tarifabschluss von 8,5 Prozent führen zu noch höheren Fixkostenbelastungen im Autohaus. Umgekehrt frisst Inflation die Löhne auf. Stundenverrechnungssätze von über 120 Euro bei weiteren Teilepreiserhöhungen zeigen jetzt schon deutliche Grenzbereiche im Service auf. Wer kann und will diese Dimension noch bezahlen? Die Händler klagen derzeit wirklich nicht über Werkstattauslastung. Personalenge schafft zu lange Wartezeiten. Service-Potenziale können gar nicht voll ausgeschöpft werden. Eine Geschäftsführerin klagte im Lkw-Bereich über Vorlaufzeiten von 14 Tagen. "Ich bräuchte dringend zusätzlich zwei tüchtige Lkw-Mechaniker!"

Bleibt die Antwort auf die Frage, wer aus dem vergangenen Jahr die staatlichen Hilfen von rund 300 Milliarden Euro bezahlt? Die 110 Milliarden Euro für teure Energieimporte? Die 160 Milliarden Euro für ausgebliebenes Wachstum? Da steckt ein hoher Anteil schuldenfinanzierter Machart dahinter, was politisch so schön mit Sondervermögen verkleistert wird, praktisch aber aktive Druckerpresse ist!

Ohne Frage waren die ordentlichen Zulassungszahlen im Dezember 2022 der Unsinnsregelung geschuldet, dass es die E-Auto-Prämie nicht bei Verkaufsabschluss, sondern erst nach der Fahrzeugzulassung gibt. Welche Politiker bzw. Beamten entscheiden eine derart kundenunfreundliche Regelung? Ein Käufer will und braucht doch eine verlässliche, klar kalkulierbare Basis. Und diese Unsinnsregelung war trotz zahlreicher Eingaben – auch des ZDK - selbst bei Lieferzeiten mit Preiserhöhungen von bis zu zwei Jahren politisch nicht zu drehen! Die politische Antwort: Das lässt sich verwaltungstechnisch nicht kurzfristig umstellen. Dank digitaler Verwaltungsarmut! Die Politiker wollen, doch der schwerfällige Verwaltungsapparat, die Bürokratie ist das Hemmnis.

Für 2023 sind damit noch zahlreiche Fahrzeug-Vorbestellungen auszuliefern. Umgekehrt sinken ab 2023 die E-Prämien. Neue Modelle schaffen neue Chancen. Nicht nur die XXL-SUV von Polestar, Kia (800 Volt-Technik), Skoda, ein neuer Mustang, Mercedes-AMG GT usw. 2,6 bis 2,8 Millionen Pkw-Neuzulassungen sind 2023 durchaus drin. Das Jahr 2022 schloss mit 2.661.357 Einheiten ab.

Im Gebrauchtwagensegment werden über 6,5 Millionen Einheiten avisiert. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass dies vor der Pandemie über Jahre noch über sieben Millionen Einheiten waren. Das Jahr 2022 schloss mit 5.641.516 Besitzumschreibungen ab. Ergo, ein Rückwärtsgang von gut 1,5 Millionen Stück. Wir halten steigendes Preisniveau fest. Über die Verkaufserträge 2021 sollte man wirklich die Klagelieder in der Schublade lassen und vielmehr Freudenlieder anstimmen.

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Dienstag, 10. Januar 2023

"Autogipfel" im Kanzleramt

Die Koalition hatte ein schwieriges Jahr 2022 zu gestalten. Die Politiker waren über das zumutbare Maß gefordert. 2023 droht ebenso komplex und sehr farbig zu werden. Anpacken wollen sie alle - siehe Klimagipfel - nur nicht das gleiche. Das Ziel für 2030 15 Millionen (vollelektrische!) Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben in Ehren. Zum 1. Januar 2022 waren 840.600 BEV (reine E-Autos) und 745.000 Plug-in-Hybride (PHEV) auf deutschen Straßen. Es soll ferner bis 2030 in Deutschland eine Million Elektroladesäulen geben. Aktueller Stand sind 72.000 E-Zapfsäulen!

Diese Beispiele zeigen, wie weit Ziel und Wirklichkeit politisch oft auseinander liegen. Und die Mobilitätswende kann nur mit bezahlbaren Stromern gelingen. Auffällig beim "Mobilitätsgipfel" ist die exakte Gremiumbezeichnung: "Spitzengespräch der Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft" - da wurden in der Berichterstattung im Fernsehen die demonstrierenden Klimaaktivisten und eingefleischten Autogegner mit ihren Botschaften gezeigt. Der UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen hat sich vor dem Kanzleramt für E-Fuels, sprich für umweltfreundliches Tanken engagiert:

© Foto: UNITI Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen

Da schaut dann die "grüne" Fernsehberichterstattung der "Öffentlich-Rechtlichen" ganz gezielt weg.

Auf dem Gipfel im Kanzleramt wurde ferner eine europäische Rohststoffstrategie gefordert, da die Nachfrage nach "Batterien" um ein Vielfaches steigen werde. Auch das Thema Daten kam zur Sprache, Datengenerierung bis hin zur Umsetzung in geeignete Geschäftsmodelle für die Kunden. 

ZDK und Autogipfel im Kanzleramt

Es gab von verschiedenen Verbänden Einwände, dass sie zu diesem Gipfel nicht eingeladen waren. Auch der ZDK nicht. Wer selektiert das im Kanzleramt? Die andere Seite ist die, je mehr da sitzen, desto weniger kommt raus. Wer steuert da wirklich aktive Lösungsbeiträge zu? Zum 1. Januar 2023 hat Dr. Kurt-Christian Scheel von Berlin aus seine neue Aufgabe als ZDK-Hauptgeschäftsführer angetreten. Wir wünschen ihm einen guten Start und eine erfolgreiche Zeit politischen ZDK-Wirkens. Nachdem er zuvor beim VDA tätig war, wird er sich für derartige Veranstaltungen wie im Kanzleramt sicher mit der VDA-Präsidentin Hildegard Müller inhaltlich abstimmen können.

Das Beispiel aber zeigt auch, dass Aufgabe des neuen Hauptgeschäftsführers ist, den ZDK in seinen Gliederungen, vor allem den Auto-Innungen über die Öffentlichkeitsarbeit viel politischer zu machen. Es nützt wenig, wenn beispielsweise der bayerische Landesverband zum Klimagipfel sich in einem Rundschreiben äußert und darin Präsenz am Kanzlertisch fordert. Man wundert sich dann dabei, weshalb sich Bayern gegen den ZDK-Standort Berlin wendet und weiter an Bonn klebt. Es wäre grundsätzlich viel wichtiger, sich um die persönliche Vernetzung zu den Entscheidungsträgern zu kümmern. Auf Landesebene zu den Ministern, Staatssekretären. Auf Innungseben braucht jeder Obermeister den direkten Draht zum jeweiligen Bundestagsabgeordneten mit regelmäßigem Gedankenaustausch. Nur über den regelmäßigen offenen Meinungsaustausch ergibt sich im Dialog eine bessere Meinung! Das bedeutet allerdings aktives Arbeiten. Manche schreiben aber lieber für ihren Verbandspräsidenten im Sitzen politische Stellungsnahmen, als sich aktiv selber politisch vom Sessel zu erheben! Das wäre ja Arbeit!

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Mittwoch, 11. Januar 2023

Automobile Aspekte 2023

Zwei Ereignisse setzten zu Jahresbeginn gleich besondere Akzente. Die CES (Consumer Electronic Show) in Las Vegas (5. bis 8. Januar) als größte Hightech-Show der Welt. Und der Klimagipfel am 11. Januar im Kanzleramt (siehe oben). BMW-CEO Oliver Zipse präsentierte als Keynote Speaker auf der CES das Konzept "BMW iVision Dee". Dee meint "digital emotional experience". Die Symbiose von Hard- und Software, die Verbindung von der realen und digitalen Welt. Im Cockpit eines Autos gibt es künftig keine Bildschirme mehr. Ein fahrzeugbreites Head-up-Display der Mixed-Reality-Frontscheibe soll damit ab 2025 zur Realität werden. In Sekundenschnelle kann ferner die Autofarbe inkl. der Felgen in 32 verschiedene Farbtöne verändert werden. Das Metaversum (ein digitaler Raum) wird möglicherweise zum Konsumtempel und man wird sich darin auch im Auto in virtueller und physischer Realität austoben können. Das alles geht mit der kompletten Recyclingfähigkeit neuer E-Autos einher. Welch erfreulich nachhaltige Perspektive! Das alles vermittelt allerdings auch den Eindruck dass gebaut wird, was edel und teuer ist. Es beweist, das Produkt Auto hat eine große Zukunft! Ab 2030 soll im autonomen Bereich Level 3 - Geschwindigkeiten bis 120 km/h - und Level 4 in speziell definierten Gebieten autonomes Fahren und autonomes Parken möglich sein, ab 2035 Level 5, sprich voll autonomes Fahren.

Konzeptionelle Wandlungen

Nachdenklich stimmt immer wieder, dass in Sachen Klimaschutz nicht offen informiert wird und dass je nach personeller Neubesetzung in den Konzernen plötzlich andere Wege beschritten werden. Man sehe beispielsweise die Wandlung innerhalb des VW-Konzerns durch den Wechsel im Vorstandsvorsitz von Herbert Diess zu Oliver Blume. Diess setzte unisono auf E-Fahrzeuge. E-Fuels für den bestehenden VW-Verbrennermotorenbestand interessierten ihn nicht. Trotz Dieselbetrug! Sein Nachfolger Blume macht klar, dass Ottomotoren durch E-Fuels CO2-neutral betrieben werden können. Es gibt weltweit noch 1,4 Milliarden Verbrenner-Pkw! Welche Wandlung! Reden wir statt von E-Fuels besser zukünftig einprägsam von Ökobenzin! Damit das auch die Grünen kapieren.

BMW-Chef Zipse macht ferner bei aller Offenheit für E-Autos deutlich, dass 50 Prozent der Fahrzeuge auf dem Globus 2030 noch Verbrenner sein werden. Außerdem setzt er sich - wie Toyota oder Hyundai - für Wasserstoff ein. Der eigentliche Klimawandel wird vorwiegend durch technische Innovationen gelingen. Mehr Technikoffenheit! Der Kompromiss sollte bei aller klimapolitischer Notwendigkeit das Gleichgewicht von Ökologie und Ökonomie sein!

Luxus- und SUV-Welten

Schaut man sich die Nachhaltigkeitsbroschüren der Autohersteller an, so sind sie alle dem (UN-)Klimaschutz verpflichtet. Sie wollen alle Ressourcen schonen. Die Realität zeigt allerdings eine Gattung von SUV, die enorm viel Energie und Material braucht, fett und groß daherkommt. Man schaue sich ferner die Auswüchse in der Luxusstrategie, z.B. von Mercedes an. Wobei sich andere Marken gleichermaßen im Luxussegment bewegen, aber zurückhaltender und ansprechender von Premiumsegment sprechen. Luxus ist nicht nur für den schwäbischen Durchschnittsbürger ein Affront. Der typische Daimler-Fahrer identifiziert sich nicht mit Superreichen und Scheichs. Die schwäbische Losung sollte für die Zukunft besser lauten: effizienter, sparsamer und ressourcenleichter. Aber damit lässt sich kein Geld verdienen.

Obwohl die Kleinwagen nahezu auch alle teuer sind, verabschieden sich viele Hersteller aus diesem Segment. Nachdem sich ab 2023 die Förderprogramme für E-Autos reduzieren bzw. auslaufen, kommt die Kostenwahrheit stärker auf den Tisch. Es muss mehr als nachdenklich stimmen: Ford Ka und Fiesta, das Opel-Duo Karl und Adam, Mercedes A- und B-Klasse usw. Das Hochlohnland Deutschland stößt an Grenzen, nicht nur der steigenden Energiepreise wegen! Fügen wir die oben angesprochene Konnektivität und das Infotainment im Auto der Zukunft zusammen, ferner die weiteren EU-Vorgaben über Euro 7, dann wird das automobile Preisniveau noch weiter ansteigen. Es wird zu neuen Geschäftsfeldern mit Abo-Modellen führen. Im Klartext, diese "besonderen Zeiten" gehen zu Lasten der Kleinwagenkäufer. Da ist das Autofahren nicht mehr bezahlbar. Gegenbeispiel: Fiat kam mit dem Retro 500 und 500e zurück. Kleinwagen! Der Verband der europäischen Hersteller hat einen länderspezifischen Kostenvergleich vorgelegt. Danach führt der deutsche Autofahrer an Mineralölsteuer, Umsatzsteuer, CO2-Bepreisung, steigende Parkgebühr pro Jahr 1.963 Euro ab. Spanien kommt mit 1.068 Euro klar. Das Auto, die "grüne Melkkuh" der Nation!

Zankapfel Verkehrspolitik

Die Grünen lehnen in ihrem aktuellen Positionspapier neue Autobahnen ab. Man möge erst den Bestand sanieren. Da gibt es den Bundesverkehrswegeplan 2030, der die Verkehrsinfrastrukturplanung des Bundes darstellt und parlamentarisch verabschiedet wurde. Darin ist festgelegt, was an neuen Straßen, an Schienen usw. zu bauen und was zu sanieren ist. Und der soll nun einfach politisch "grün" weggewischt werden? Oder da planen einige Verkehrsplaner, die Parkplätze in den Städten in den nächsten zehn Jahren zu halbieren. Wenn dann morgen jeder mit dem autonomen Fahrzeug künftig von zu Hause direkt abgeholt wird, braucht man angeblich kein Fahrzeug mehr privat vorzuhalten. Dann erübrigen sich weitere Parkflächen und Parkhäuser können geschliffen werden. Welche Mobilitätsillusion?

Das 49-Euro-Ticket pro Monat nimmt nun das Argument, dass "Nahverkehr zu teuer ist". Die Kosten lagen bislang pro Monat bei 200 Euro. Da wird manch Pendler künftig den Nahverkehr wählen. Und so der ÖPNV weitere Fortschritte macht, wird mancher in der Familie auch keine zwei oder drei Fahrzeuge mehr brauchen. Es ist aber doch gleichermaßen Illusion, bis 2030 die doppelte Menge an Menschen über die Bahn transportieren zu wollen. Wo soll das Personal, die zusätzlichen Lokführer herkommen? Wir haben aktuell 20.000 Lokführer. Woher die größere Menge an Zügen? Die neuen, erweiterten Strecken. Die ICE-Strecke von München-Nürnberg-Berlin brauchte für die Umsetzung sage und schreibe 20 Jahre. Wie viele Verwaltungsakte sollten in der deutschen Bürokratie bis 2022 digital umgesetzt sein? Vielleicht (!) klappt es, dass wir 2023 endlich Fahrzeuge digital zulassen können. Auf die virtuellen Treffpunkte der Zukunft!

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Donnerstag, 12. Januar 2023

Vertriebspolitik 2023 und Agenturperspektiven

Das Jahr 2023 wird vertriebspolitisch markante Zeichen setzen. Die Händlerverträge sind zum 1. Juni 2023 GVO-konform (Vertikal-GVO Nr. 2022/720) anzupassen. Zuvor haben bereits einige Marken Händlervertragskündigungen vorgenommen. Netzkonsolidierung! Da laufen beispielsweise zum 31. März 2023 bei VW und Audi einige Händlerverträge aus. Andere werden befristet verlängert. Übergangsvereinbarungen sind dafür zu treffen. Markante Marken - inklusive Mercedes-Benz - betreiben rabiate Konsolidierung. Audi rät gar seinen Händlern sich über neue Betätigungsfelder außerhalb der Markenvertretung zu differenzieren.

Dann trifft man auf Ereignisse, die einen aufhorchen lassen. Stellantis meinte am 12. Dezember 2022 in einer offiziellen Pressemitteilung: Die deutsche Vertriebsgesellschaft des Autokonzerns soll schlagkräftiger und effizienter werden. Es findet im Verbund damit gezielte Markenbündelung statt. Für Opel bleibt dabei das letzte erfolgreiche Opel-Urgestein, Deutschlandchef Andreas Marx als gesetzt. Der sollte doch noch das Opel-Traditionsevent "Angrillen 2023" am 28. Januar 2023 durchziehen.

© Foto: Opel

Am 8. Januar 2023 kam von Stellantis die nächste Pressemitteilung. Schon wieder eine Personalrochade. Amaury de Bourmont Deutschlandchef von Stellantis geht, Lars Bialkowski wird neuer Nachfolger, und Andreas Marx (!) übernimmt die Leitung von Stellantis &You (Niederlassungen). Wahrlich, da steht eine unglaublich verlässliche Tavares-Konzern-Stabilität dahinter! Möge gerade jetzt mit dem neuen eingespielten Personal in der Einarbeitungsphase der Start des Stellantis-Agentursystems unter einem guten Stern stehen. Die Konzernhändler sind zur Stunde mit dem vorliegenden Agenturvertragsentwurf so nicht einverstanden. Klartext: Da hat noch manches Detail Klärungsbedarf. Der Ausgewogenheit wegen.

Am 7. Februar 2023 veranstaltet die AUTOHAUS akademie mit zahlreichen Experten (Missing, Brosette, Vogels, Reindl u.a.) das Symposium: "Herausforderung unechte und echte Agentur - Zeitenwende im Autovertrieb". Stellantis-Europavertriebschefin Maria Grazia Davino hat ihre Teilnahme zugesagt. Weitere Infos und Anmeldung!

Gefragte Gesprächspartnerin: Maria Grazia Divino, Head of Sales & Marketing Europe bei Stellantis als Referentin beim IfA-Kongress im Oktober 2021 im Gespräch mit Prof. Stefan Reindl.
© Foto: IfA

Den FCA-Händlern ist Davino als Vorstandsvorsitzende von FCA Germany noch bestens vertraut. Ihr Image: Engagierte Macherin! Hoffnungsträgerin! Eine Top-Managerin mit großer Glaubwürdigkeit. Eine, die auch jetzt mit dem Handel die neue Stellantis-Transformation für 14 Marken aktiv, kreativ und mit einem speziellen Schuss an Flexibilität gestalten möchte. Die Agentureinführung im Testmarkt Österreich macht grundsätzlich deutlich, dass die Startphase eines Agenturmodells, des Neuen Schritt für Schritt anzugehen ist. Anderes Beispiel: BMW startet mit dem Agenturmodell zum 1. Januar 2024 mit dem Mini und ab 2026 europaweit mit der Marke BMW. Dafür gab BMW-Vertriebsvorstand Pieter Nota die Losung aus: "Wir schauen auf Leistung!"

Agenturmarge – NW-Rendite ahoi! 

Immer wieder sind für die Umsetzung des Agenturmodells noch markante IT-Probleme zu benennen sowie der substantielle Kritikpunkt: die Agenturvergütung. Das Pendel schlägt bei sechs Prozetn NW-Marge auf, davon dann vier fix und zwei variabel. Es mag sein, dass das eine oder andere Autohaus bei dieser "Sozialmarge" Geld verdient. Die große Mehrheit aber gewiss nicht. Die Niederlassungen schon gleich gar nicht! Im Klartext: Es kann und darf nicht sein, dass der Markenhandel im Neuwagengeschäft nichts mehr verdienen soll. Untragbar!

Sie, die Hersteller haben einst Paläste gefordert und geben sich nun mit agenturgetriebener virtueller Einengung zufrieden. Das ist auch Transformation. Wenn dann argumentiert wird, die Händler müssen künftig das Geld mit Gebrauchtwagen und im Service verdienen, dann wird auch hier zusätzlich das Ertragslasso am Händlerhals enger gezogen. BMW sagt beispielsweise, dass der Kunde auch die Möglichkeit haben müsse, bei BMW künftig einen jungen Gebrauchtwagen direkt erwerben zu können. Junge GW bis Maximum 18 Monate. Sprich die Sahnehaube zieht da der Hersteller auch im Gebrauchtwagen ab. Wie kommt der Händler noch an geeignete Ware? Im Spektrum erweitert: Der Direktvertrieb der Hersteller wird auch in der Kundenakzeptanz von den Herstellern selbst von Jahr zu Jahr gezielt ausgebaut. Und wohin sich da die Sogwirkung gezielt entfaltet, ist absehbar. Und wie sieht die Wettbewerbsgestaltung zwischen Hersteller-Direktvertrieb und Handelsbetrieb in Zukunft aus? Und im Service? Die Einbußen im Service durch die E-Fahrzeuge sind absehbar. Woher sollen bei dieser Engführung die Erträge kommen? 

Das große Schweigen! 

Will man von den Top-Managern klare Aussagen zur künftigen Händlerpolitik inklusive Agentursystem erfahren, wird man höflich "vertröstet". Im Klartext: Keiner redet! Sie haben alle einen Maulkorb umhängen. Es sei allerdings ein auffällig positives Beispiel zu dieser Transformation im Handel benannt. Von allen Vorstandsvorsitzenden der Automobilindustrie ist es der Skoda-Vorstandsvorsitzende, Klaus Zellmer, der persönlich auf der deutschen Skoda-Händlertagung im November vor die Händler tritt, das geplante Agenturmodell erläutert und eine Lösung mit der Händlerschaft mit der Aussage ankündigt: "Der Handel ist und bleibt das Gesicht der Marke." Geht doch! Was eben der gelegte Studien-Geist an der richtigen Hochschule in Sachen Verantwortung bei einem Top-Manager wie bei Klaus Zellmer bewirkt! Geislingen!

Agentur - Kundenkommunikation

Die Achse Unternehmenskommunikation der Hersteller möge die nächsten Monate in einschlägigen Medien darauf hinwirken, die neue Vertriebsausrichtung Agentur zu kommunizieren. Das große Ritual "Rabattfeilschen" im Neuwagenbereich soll beerdigt werden. Darauf musste die DAT nun wirklich sehr lange warten. Schließlich war die Rabattschlacht die Ursache für deren Gründung im Jahre 1931. Der Teufel sieht das allerdings anders: Totgesagte leben länger! Ein praktisches Beispiel für die Neuausrichtung im Vertrieb aus dem "Handelsblatt":

© Foto: Prof. Hannes Brachat / HANDELSBLATT (4.1.2023; Seite 20)

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Freitag, 13. Januar 2023

Persönliche Mitteilung

Sie sehen oben, Real Garant gratuliert mir zu 25 Jahren HB o.F. = Hannes Brachat ohne Filter. Angelehnt an die einstige Dresdner Zigarettenmarke HB, Hans Bergmann. Seit 25 Jahren darf ich an dieser Stelle - i.d.R. Freitag für Freitag - frei meine Meinung äußern. Gelebte Pressefreiheit! AUTOHAUS war auch vor 25 Jahren der Verlag, der den ersten werktäglichen Online-Newsletter der Branche auflegte!  

Ich möchte Ihnen hiermit meinen letzten Jahrgang HB o.F. ankündigen. Das Alter flüstert mir zu: Du glaubst, du hast Zeit, aber jetzt ist Zeit zu gehen. Als Badener: "s'isch over"! Ich hoffe, Sie sehen mir wohlwollend nach, wenn ich mich in meinem letzten Jahr im Umfang jetzt schon etwas reduziere und das Branchengeschehen künftig noch alle zwei Wochen kommentierend begleite.

Ich habe vergangenes Jahr nach 30 Jahren mein Engagement an der Hochschule Geislingen beendet, mit der 30. SommerAkademie und den 29. Perspektiv-Veranstaltungen mein Mitwirken bei der AUTOHAUS akademie. Dieses Jahr darf ich auf 40 Jahre bei AUTOHAUS zurückblicken und werde dann zum Jahresende mein regelmäßiges Mitwirken im AUTOHAUS-Magazin und meine Herausgeberschaft in großer Dankbarkeit beenden. Auf ein gutes, letztes gemeinsames Jahr!

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Spruch der Woche

"Wer die Integration der digitalen Lebenswelten seiner Kunden ins Fahrzeug auf allen Ebenen beherrscht, beherrscht die Zukunft des Autobauens." (Frank Weber, BMW-Entwicklungsvorstand)

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 27. Januar 2023!

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15.01.2023 - 17:56 Uhr

Große Veränderungen wecken oft ungeahnte Kräfte "Die Selbstordnung der Dinge".


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