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HB ohne Filter: "Equal Pay-Day" +++ VDA im Dauerspagat +++ Opel-Wandlungen

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
22.03.2019

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"Equal Pay-Day" - Gehaltsdifferenzen +++ VDA im Dauerspagat +++ Opel-Wandlungen +++ Kfz-Innung Freiburg schüttet 100.000 Euro aus +++ Öffnung des Begutachtungsmonopols für Technische Dienste

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© Foto: RealGarant

"Equal Pay-Day" - Gehaltsdifferenzen

Jeder Anlass verpasst sich inzwischen sein besonderes Gedenken. Es herrscht die Meinung vor, dass Frauen bei der Arbeit monetär diskriminiert werden. Der 18. März, also gut ein Fünftel des Jahres ist abgelaufen, soll den Gehaltsunterschied von gut einem Fünftel zwischen Weiblein und Männlein belegen. Bis heute haben also die Damen "umsonst" gearbeitet. Wie sieht das bei uns im Kfz-Gewerbe aus. Der neue 7. AUTOHAUS-Vergütungsreport weist immerhin 23 Prozent beschäftigte Frauen im Kfz-Gewerbe aus. Und es dürften noch ein paar Prozente mehr sein. Wir zeigen in diesem Report die monetären Branchenrelationen für die einzelnen Tätigkeiten auf.

Das Statistische Bundesamt weist aus, dass Frauen 20 Prozent weniger als Männer verdienen. Nun muss man zwischen der Lohnlücke und der bereinigten Lohnlücke unterscheiden. Bereinigt meint: Männlein und Weiblein üben die vergleichbare Stelle aus. Und dann schmilzt der Unterschied auf sechs Prozent. Selbst wenn man die vergleichbare Tätigkeit hernimmt, ist zu fragen, ob jemand Elternzeit genommen hat. Und da fällt auf, dass gerade in Deutschland die Mütter auf mehr als die Hälfte des weiteren Gehalts wegen Elternzeiten, Teilzeitarbeit und verlorenen Karrierechancen verzichtet. Reine Privatsache? Es wird vielfach immer noch für dieselbe Arbeit umso mehr gezahlt, je länger man im Betrieb ist. Die SPD hat 2017 durchgesetzt, dass Unternehmen auf Anfrage Gehaltsvergleiche zwischen Männern und Frauen offenlegen müssen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte wirklich die Losung sein!

Noch breiter wird die Gerechtigkeitsfrage, wenn man sich die steuerliche Behandlung der Mittelschicht ansieht. Wir haben in Deutschland nahezu 45 Millionen Beschäftigte. Davon sind 33 Millionen sozialversicherungspflichtig. 7,7 Millionen arbeiten in einem atypischen Beschäftigungsverhältnis, also in Zeit- und Leiharbeit, ebenso in geringfügigen und befristeten Arbeitsverhältnissen. Die Mittelschicht, also Einkommensempfänger zwischen 16.000 und 40.000 Euro, sind der Lastesel des deutschen Steuer- und Sozialversicherungsstaats. Da wurde 2007 die Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent erhöht, die Energiesteuern, selbst der Soli, der laut Gesetz 2019 auslaufen sollte, soll 2021 laut Koalitionsvertrag um 90 Prozent gesenkt werden. Und man weiß nicht mal, ob die Große Koalition bis dort durchhält! Wann wird endlich ein normaler Mechatroniker steuerlich so entlastet, dass er pro Monat netto sichtbar mindestens 50 Euro mehr auf seinem Konto hat. Es stimmt doch die Relation zwischen Brutto und Netto hinten und vorne nicht mehr. Ferner schwingt die digitale Jobbedrohung, gerade für einfache Jobs, bei den Menschen mit. Oder auch die wachsende Kluft zwischen Stadt und Land. Das sind in der Tat Signale einer Wohlstandsgefährdung.

VDA im Dauerspagat

Es war schon zu Zeiten von VW-Patriarch Ferdinand Piech so, dass der VW-Konzern im VDA (Verband der Automobilindustrie) auf sagende Dominanz pochte. Zum VDA gesellen sich neben den Herstellern 600 weitere Mitglieder, die vorwiegend der Zulieferszene entstammen. Deren Konzernabhängigkeit und Knebelungsdruck ist hinlänglich bekannt. Der frühere langjährige VDA-Präsident Matthias Wissmann sagte mir mal in einem Interview, dass diese Interessenskonflikte zwischen Herstellern und Zuliefern von ihm viele, viele Einzelgespräche erforderlich machten. Beim Tag der Automobilwirtschaft 2018 im November in Nürtingen referierte der nun amtierende VDA-Präsident Bernhard Matthes u.a. über das Dieselphänomen. Also drei Jahre nach Aufdeckung des VW-Dieselbetruges und der Folgeattacken – Fahrverbote u.a. Man kann in der Rückblende der drei Jahre nur staunen, wie die Industrie inkl. VDA zuschaute, wie der Diesel förmlich kaputtgeredet und geschrieben wurde. Matthes hatte in Nürtingen keine Idee, wie man den Diesel wieder auf sein berechtigtes Niveau zurückführen will.

Jetzt geht VW-Konzernchef Herbert Diess in Sachen Elektroauto in die Vollen, und abermals hängt der VDA in Spagathaltung. Es war 2010, als die Kanzlerin im Verbund mit Industrievertretern (NPE) die Losung ausgab, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu haben. Aktuell sind es 60.000 reine E-Fahrzeuge. Wer hat das über all die Jahre mit System verhindert? Die deutsche Automobilindustrie! Warum? Keiner von ihnen verfügt über eine eigene E-Batteriefertigung. Diese werden alle aus Südkorea, Japan oder China zugeliefert. Die erste E-Zellen-Produktionsanlage bauen nun 2019 die Chinesen in Erfurt. Eine eigene E-Zellen-Produktion ist für die gesamte europäische Automobilindustrie ein dringliches Erfordernis. Was an E-Fahrzeugen seitens der deutschen Automobilhersteller zur Stunde angeboten wird, sind exklusive Premiumfahrzeuge. Ab 70.000 Euro aufwärts. In China herrscht Elektroboom. Nicht nur VW profitiert dort vom größten VW-Einzelmarkt. VW ist dort mit vier Millionen Fahrzeugen jährlich dabei. Und dazu bedarf es dringlich volumentauglicher und preisgünstiger E-Autos. Große Losgrößen machen die Stromer preisgünstiger und damit gegenüber den chinesischen Anbietern wettbewerbsfähig. Jetzt wird plötzlich der Verlust der Arbeitsplätze durch die E-Autos reklamiert, obwohl man seit zehn Jahren um die E-Entwicklung weiß. In Wolfsburg tobt aktuell darüber ein Machtkampf. IG-Metall-getrieben. Job-Garantien bis 2028 werden eingefordert. Sie stehen im Kontrast zur innovationsgetriebenen Transformation, die es gerade bei VW im Interesse der insgesamt 650.000 Mitarbeiter zu gestalten gilt. Gestalten!

Die VDA-Herren sollten mal betonen, dass die Produktion von E-Autos deutlich billiger ist als die Fortentwicklung der Gattung Verbrennungsmotoren sein wird. Produktionskostenersparnis! Man schaue sich die völlig überteuerte Preislandschaft deutscher Autohersteller in Deutschland an. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Zulieferer eigene E-Autos auflegen werden. Worauf grundsätzlich zu setzen wäre, ist die Notwendigkeit, dass möglichst viele neue E-Autos in Deutschland produziert werden. Das setzt aber notwendige Wettbewerbsfähigkeit voraus. Das fällt dem VW-Betriebsratsvorsitzenden wie IG-Metaller Osterloh bei einer Jahresgage von 780.000 Euro natürlich schwer.

Opel-Wandlungen

Klar, die Zeile "Opel schreibt Gewinn – 2018 860 Millionen Euro" hört sich sehr gut an. Ist das dann alles? Derzeit liegen den Opel-Händlern die neuen Händlerverträge zur Unterschrift vor. Da zuckt so mancher vor der Unterschrift? Es herrscht große Unsicherheit. Und Peugeot lässt die Katze nicht aus dem Sack, welche Rolle die Marke Opel strategisch mit Langzeitwirkung erhält. In dieser Phase des Übergangs mit neuen Verträgen scheidet das Opel-Urgestein und der Hauptverantwortliche und erste Ansprechpartner für den neuen Händlervertrag, Jürgen Keller (53), aus. Er wechselt auf den koreanischen Stuhl bei Hyundai. Auch das schafft Unsicherheit.

Es ist naheliegend, dass die Fahrzeuglinien bei der Marke Opel reduziert werden. Ebenso die Zahl der Plattformen und damit die Zahl der Modelle. Erfreulich, dass das Opel-Design nicht mehr in Amerika oder sonstwo entsteht, sondern in Rüsselsheim. Kann ein Opel-Händler aber mit der reduzierten Modelllinie überleben? Aktuell sind 4,5 Millionen Opel auf den deutschen Straßen unterwegs. Einige bisherige Händler reduzieren ihr Engagement auf den Opel-Servicevertrag und machen künftig freien Mehrmarkenhandel. Andere besorgen sich einen Agenturvertrag und übernehmen zusätzlich eine neue Zweitmarke.

Opel hat sich von 3.500 Mitarbeitern getrennt, sprich vielfach in die Frührente geschickt. Wer bezahlt das? Wir alle! So kann man auch Gewinn machen bzw. ausweisen. Wenn das Top-Management um 25 Prozent reduziert wurde, wird man sehen, was dadurch auf der Strecke bleibt. Die Zukunft für einen Opel-Händler ist weiterhin mit großer Unsicherheit gepflastert!

Kfz-Innung Freiburg schüttet 100.000 Euro aus

Als Eberhard Bender vor zwölf Jahren bei der Kfz-Innung Freiburg seine neue Aufgabe als Geschäftsführer antrat, war sie quasi pleite. Sein Vorgänger hatte über Jahre gigantische Geldgrößen unterschlagen. Das sorgte in der Innung einschließlich der Vorstandschaft für erhebliche Unruhe und führte in Folge zu einschlägigen Rücktritten. Das marode Innungshaus wurde in Folge abgestoßen. Die Zahl der Mitarbeiter der Kfz-Innung von acht auf zwei reduziert. Und das bei vergleichbarer Zahl der Innungsmitglieder, nämlich 300.

Nun hat die Kfz-Innung diese Woche auf ihrer Versammlung per Entscheid zum dritten Mal in fünf Jahren 100.000 Euro an seine Mitglieder ausgeschüttet. Und das beim niedrigsten Innungsbeitrag in Baden-Württemberg. Dieser liegt je nach Betriebsgröße zwischen 200 und 350 Euro. Grundbetrag 95 Euro, variabler Bestandteil in Abhängigkeit der Lohnsumme, sprich 0,32 Prozent davon. Die Innung weist außerdem ein Bankguthaben von 791.941 Euro aus.

Wir haben in Deutschland vielfach das Faktum, dass die "Kfz-Innung" in vielen Regionen von der jeweiligen Kreishandwerkerschaft geführt wird. Da kommt man dann auch auf sage und schreibe 22 Innungs-Mitglieder. Selbst Baden-Württemberg mit 26 Kfz-Innungen täte gut daran, einige Geschäftsstellen zu größeren Verbünden zusammenzulegen. Aber nein, sie kleben alle. An ihren Ämtern und ehrenamtlichen Einnahmen! In der Regel sind Innungsvorstände gehobenen Alters. Einmal mehr wird deutlich, dass auch auf dieser Ebene nach zwei Amtsperioden Wechsel dringlich angesagt wären.

Bayern weist mit sieben Kfz-Innungen eigentlich eine gute Grundstruktur auf. Die Malaise in Bayern aber ist, dass dort nicht an erster Stelle das Ehrenamt das Geschehen gestaltet, sondern das "Bayerische Hinterzimmer", sprich in sich verbandelte Geschäftsführerebene. Diese zementieren und treiben das Ehrenamt wohlgefällig vor sich her. Die Herren Obermeister werden dann beispielsweise beim Automobilpolitischen Aschermittwoch in Abensberg auf den Bildern im offiziellen Verbands-Organ solo in Lederhosen in den Vordergrund gestellt. Die steuernden Hintermänner tun so, als wären sie beim Feiern gar nicht dabei, sondern an der Arbeit. Typisch! Es ist gleichermaßen das "Bayerische Hinterzimmer", das für die Zerrüttung zum ZDK die Verantwortung trägt. Da ist es wichtiger bei der künftigen Technischen Fahrzeugüberwachung dafür Sorge zu tragen, wie der Geldfluss über die Akkreditierungsstelle DAKKS aussieht, als sich um eine geeignete Lösung für das Ganze zu bemühen. In Wahrheit geht es Richtung ZDK um personelle Zerwürfnisse, nicht um die Sache. Im Hinterzimmer zimmert man sich die Scheinargumente dafür zurecht und sichert sich ab. Reine Selbstbeschäftigung.

Bayern und das Vorbild Freiburg. Man könnte bei jeder bayerischen Kfz-Innung mindestens 30 Prozent der Kosten senken, ohne auf eine Leistung für die Mitglieder verzichten zu müssen. Man staunt auch bei diesen Dingen, was sich die Kfz-Unternehmer, sprich die Mitglieder, alles gefallen lassen (müssen)! Die Kleinbetriebe durschauen die Machenschaften nicht. Und die Großbetriebe brauchen die Innungen nicht und glänzen durch Abwesenheit bzw. Nicht-Mitgliedschaft. Innungsversammlungen mit maximal 25 Prozent Mitgliederbeteiligung sind lebendiger Beleg.  

© Foto: Prof. Hannes Brachat

In Freiburg ist es gute Tradition, zu Beginn der Innungsversammlung die erste Strophe, zum Schluss – wie hier – die zweite Strophe der "Badner-Hymne" zu singen. Die Vorstandschaft in Einheitskleidung, vorgegebener Krawatte und gestickten Hemden-Insignien ausgestattet!

Öffnung des Begutachtungsmonopols für Technische Dienste

Gestern ist die "Zweite Veränderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Verordnung" im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden, somit tritt heute die Öffnung § 21 StVZO in Kraft. Es geht um die Öffnung des Begutachtungsmonopols, umgangssprachlich Vollgutachten genannt, für Technische Dienste. Damit entfällt das letzte Monopolkonstrukt im Kraftfahrzeugsachverständigengesetz. Die TÜV-Organisationen hielten hier noch ein Restmonopol, das ab heute aufgelöst ist. Damit entfallen die bisherigen Restriktionen für die Technischen Dienste von GTÜ oder KÜS.

Spruch der Woche:

Zum Nachdenken: "Die Deutschen checken im Schnitt 30 Mal am Tag ihr Smartphone. 18- bis 24-Jährige sogar 56 Mal."

Auf einen sonnigen und lichtdurchtränkten Frühlingsanfang 

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 29. März 2019!


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