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HB ohne Filter: Teslas Vertriebswelt online pur? +++ Genfer Impressionen +++ 11. Automobilpolitischer Aschermittwoch

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Unabhängig, scharfsinnig, auf den Punkt: der Wochenkommentar von AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat!

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Datum:
08.03.2019

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Teslas Vertriebswelt online pur? +++ Genfer Messeimpressionen +++ 11. Automobilpolitischer Aschermittwoch +++ Weltfrauentag – im Autohaus?

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© Foto: RealGarant

Teslas Vertriebswelt online pur?

Teslas ökonomische Wackelpudding-Party geht in die nächste Stufe. Oberjongleur Elon Musk muss immer wieder neue Schlupflöcher ausfindig machen. An Kreativität hat es ihm noch nie gemangelt. Der künftige Autokauf online pur ist nicht Strategie, sondern der Not gehorchend. Kosten kappen ist weiterhin angesagt. Obwohl bei Tesla die Vertriebskosten nur zehn Prozent ausmachen, ist mehr im Budget nicht drin. Die Tesla-Stores sollen weitestgehend geschlossen werden.

Über diese 22 Stores in deutschen Fußgängerzonen wurde bisher der Eigenvertrieb gestaltet. Diese verkauften 2018 ganze 1.905 Neufahrzeuge. Das waren 2017 noch 3.332. Also ein Rückgang von über 42 Prozent. Wirtschaftlich ist das trotz Eigenvertrieb wirklich nicht. Schaut man sich die Modellofferten mit dem Model S und Model X an, die jenseits der 90.000 Euro liegen, liegt auf der Hand, dass da die Losgrößen für Deutschland zu mau ausfallen. Das E-Auto wird erst seinen akzeptierten Marktdurchbruch erreichen, wenn sich deren Preislandschaft auf der Ebene der durchschnittlichen Neuwagenpreise, also um die 31.000 Euro bewegt. Wie immer man auch die 4.000-Euro-E-Prämie berücksichtigt. 

Vor gut einer Woche schaute ich mich noch bei Tesla in Wien um und unterhielt mich mit dem Verkäufer, bei Tesla "Store Manager" genannt. Das klingt doch wirklich besser als Verkäufer! Dieser junge Mann war mit vollem Engagement dabei und demonstrierte mir das neue Model 3, das Musk für 35.000 Dollar am Markt durchsetzen möchte. Es wäre in dieser Klasse zur Stunde die Preisführerschaft. Das Model 3 ist für Tesla der große Hoffnungsträger. Es wurden 2018 weltweit 78,7 Millionen Autos vertrieben. Darunter 15,6 Millionen von deutschen Herstellern. 2018 wurden weltweit 2,243 Millionen E-Fahrzeuge (inklusive Plug-in-Hybride) vermarktet. Meistverkauftes E-Modell: das Tesla Model 3: 145.846. Der BMW i3 im Vergleich ist weltweit mit 34.829 Einheiten anzutreffen. Sicher wird der Hoffnungsträger, das Model 3, 2019 aufleuchten. Doch ab Ende 2019 beginnt die sichtbare E-Offensive der Wettbewerber. Sie werden dann on- und offline mächtig aus den Rohren schießen! Dann wird Elon Musk zur Kenntnis nehmen müssen, welche Handelskraft sichtbare Vertriebspräsenz ausmacht!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Tesla-Store Wien mit dem neuen Model 3

Genfer Messeimpressionen

Auch wenn Marken wie Ford, Hyundai, Opel, Jaguar oder Volvo dem Salon in Genf fernbleiben, die Zukunft des Automobils lebt. Es sei schon angedeutet, dass zur IAA in Frankfurt vom 12. bis 22. September 2019 gleich 15 Marken fehlen werden, darunter Toyota, Renault, Peugeot u.a. Dominierend in Genf ist das wuchtige Gesamterscheinungsbild der E-Automobile. Diese wurden aber dort schon vor zehn Jahren ins Rampenlicht gestellt und es rührte sich in Folge wenig. Interessant, wer von anwesenden Automanagern dann wie redet. FCA-Vorstandschef Mike Manley nimmt Strafzahlungen wegen klimaschädlicher Abgase in Kauf, da diese günstiger seien als hohe Investitionen für Elektroautos. Klar, so muss einer reden, der nichts im Köcher hat. Umgekehrt stellte Piech-Sohn Anton ein E-Fahrzeug mit einer Wunderbatterie vor, die innerhalb von fünf Minuten nahezu geladen ist. Selbst der kleine Peugeot 208, ein E-Fahrzeug, kommt auf 340 Kilometer Reichweite. Ladezeiten, Reichweiten, es zeigen sich sichtbare Fortschritte! Und wo bleiben die Käufer von E-Autos? Gegenwärtig sind Stromer preislich immer noch nichts für den Volumenmarkt. Die NW-E-Preisklasse ab 30.000 Euro ist aber in Sicht und dann nehmen die E-Winde Fahrt auf. 

Natürlich spielt in Genf in den Kollegengesprächen auch das "autonome Auto" eine Rolle. Wer da schon morgen das autonome Robo-Taxi ankündigt, ist doch sehr vom Prinzip Hoffnung getragen. Der VDA hat für den Weg zum autonomen Auto fünf Stufen herausgegeben. Aktuell stehen wir bei Stufe drei. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass auch Google mit Waymo nur schleppend vorankommt. Da sind in Sachen Sicherheit noch so viele technische Schwierigkeiten zu lösen, von Glatteis, Schneefall, Nebel bis zu starken Regenfällen, bis zur Klärung von Dilemmasituationen unter ethischer Sicht der Dinge. Der Entwicklungschef des PSA-Konzerns, Gilles Le Borgne, machte in Genf eine klare Aussage, wonach es selbst bei einem 100.000-Dollar-Auto schwierig sei, einen Business Case zu finden. Die Technik ab Level 4 sei noch viel zu kostspielig für den Massenmarkt. Da wird das Kraftfahrt-Bundesamt noch manch schlaflose Nacht über etliche Jahre hinlegen, bis es das vollautonome Auto freigibt. 

Wer all die automobilen Unsicherheiten in Erwägung zieht, von der Dieseldiskussion, Streit um die Grenzwerte, Fahrverbot und Tempolimit, versteht aktuell die zentrale Kundenfrage in den Verkaufsräumen: Soll ich mit einer Neuanschaffung warten oder loslegen? Genf zeigt, dass man bei zwei Drittel der neuen Fahrzeuge mit Überzeugung den Neuen rundherum empfehlen kann. Kaufen! Dabei handelt es sich um echte Neuentwicklungen, die wirkungsvolle Fortschritte mit sich führen. Beim einen oder anderen Modell kann es aber auch ein neues Auslaufmodell sein. Ein neuer Diesel mit Euro-6d-Temp Norm kann ebenso empfohlen werden. Wer gerade auf die neuen E-Autos inklusive der Steckdosen-Modelle schaut weiß, dass diese oft erst zum Jahresende 2019 verfügbar sein werden. Lieferzeiten! Autokauf ist auch ein emotionaler Kauf. Ein Hoch dem individuellen Geschmack und den persönlichen Gefühlen. Sie mögen weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Wie anders lässt sich das stete Wachstum im SUV-Segment ansonsten begründen? Fazit: Das Automobil hat eine gute Zukunft!

11. Automobilpolitischer Aschermittwoch

Seit 2000 findet alle zwei Jahre in der Branche dieses urige Happening statt. Ich hatte damals in einer gemeinsamen Veranstaltung in Cham mit dem Hebebühnenhersteller Johannes Herrmann die Idee dazu und ergriff in der Folge die Umsetzungsinitiative. Schließlich stand ich bis heute neun Mal in der Bütt und tat das, was den Aschermittwoch in Niederbayern ausmacht: Derblecken, Tacheles reden! Dazu gehört all denen, die immer in der ersten Reihe und "oben" sitzen, mal zu sagen, was "unten" Sache ist. Schön, dass diese Tradition auch ohne mein weiteres Mitwirken fortgesetzt wird. 

Für 2019 hat abermals die Kfz-Innung Regensburg/Oberpfalz zum politischen Spektakel eingeladen. Diese Innung hat ohne Frage über Jahre im niederbayerischen Abensberg und dort im Kuchlbauer Weissbierstadl eine perfekte Organisation hingelegt. Wer die Beurteilung dieser Innung bei Google ansieht, landet dort nicht umsonst bei "5 Sternen". Ä Wohnsinn! Es ist kein Fastnachstsscherz, mit einer einzigen Rezension ist es möglich, bei Google mit "fünf Sternen" ausgezeichnet zu werden. Die Innung macht das vor, wie das geht (siehe aktuelle Abbildung). Das Beispiel dokumentiert einmal mehr das Wirken des "Bayerischen Hinterzimmers": Mehr Schein als Sein!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Google-Beurteilung der Kfz-Innung Regensburg

Am 12. Februar 2019 wurde im offiziellen Verbandsorgan "kfz-betrieb" groß angekündigt: "Branchenkritik mit Blasmusik". Zünftiger Treff am 6. März. Das Bayerische Kfz-Gewerbe trifft sich. Seither schweigen die bayerischen Ankündigungsglocken. Auch auf dem speziellen Internetauftritt www.automobiler-aschermittwoch.de ist bis heute außer einer lauen Ankündigung nichts zu lesen. Immerhin wird darin "Deftige Branchenkritik" in Aussicht gestellt und manche Überraschung mehr ... Ankündigung! Mal sehen, was die Eingeweihten berichten werden? Ein beherztes Humba-Humba-Täterä sieht allerdings anders aus. 

Offensichtlich konzentriert sich das "Bayerische Hinterzimmer" seit eineinhalb Jahren auf die Masche großen Schweigens. Einzig sichtbares öffentliches Zeichen ist die Ankündigung Deutschlands größter Kfz-Innung Oberbayern mit der Werbung für die 6. Oldtimer-Rallye im Sommer 2019. Eine existenzielle Veranstaltung für deren 2.200 Mitglieder. Die größte Kfz-Innung Deutschlands schaffte es, 2018 einen neuen Obermeister in Anwesenheit von ganzen 48 Mitgliedern bei der Versammlung zu wählen. 48 von sage und schreibe 2.200 Mitgliedern!! Das geht nur in Bayern. Es hat ja Gründe, weshalb die meisten Innungsversammlungen - nicht nur in Bayern - gerade mal auf 25 Prozent Mitgliederbeteiligung verweisen können. Wo bleibt für Bayern die notwendige Veränderung, bei der Wahlbeteiligung, der Mitgliederbeteiligung bis hin zur systematischen Nachwuchsakquise? Das "Bayerische Hinterzimmer" müsste sich ja rühren. Das könnte man bei zwei topbezahlten Landesverbandsgeschäftsführern wohl erwarten. Sollte der eine aus Kostengründen nicht längst ausgeschieden sein? 

München stand 2018 aktuell vor einem Fahrverbot. Das "Bayerische Hinterzimmer" war da so aktiv und frühzeitig in der Szene unterwegs, vom OB in München bis zum Bayerischen Verkehrsminister, bis hin zur aktiven Einbindung namhafter Münchener Autohändler vor Ort, dass der Kelch Fahrverbot München auch ohne jegliche Verbandsaktivitäten vorbei schlich. So wirkungsvoll sind da die "Brüder". Die mentale Kehrtwende von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in Sachen umstrittener Hardware-Nachrüstung ging vom ZDK und dem Ehrenpräsidenten des Bayerischen Kfz-Gewerbes, Klaus Dieter Breitschwert, aus. Das "Bayerische Hinterzimmer" saß mal wieder als Zuschauer verwundert daneben. Es hat inzwischen auch den traditionellen Neujahrsempfang des Bayerischen Kfz-Gewerbes auf den Sommer verlegt. Der Erfolg: Statt 800 Besucher gerade noch die Hälfte. Fazit: Das Bayerische Kfz-Gewerbe ist verbandspolitisch in arge Lethargie abgefallen, besser, von arger Schlafsucht heimgesucht. Auf bundespolitischer ZDK-Ebene ist deren Wirkungsnimbus mit Null bis Minus zu beziffern. Besserung ist da erst in Sicht, wenn das "Bayerische Hinterzimmer" aufgelöst und personell erneuert wird. Ich sage das als Initiator und Klartextredner des "Automobilpolitischen Aschermittwoch". Im Interesse der bayerischen Innungsmitglieder. "Narrenmund tut Wahrheit kund!"

Weltfrauentag – im Autohaus?

Seit 1921 wird der Weltfrauentag am 8. März begangen. Vor allem in den neuen Bundesländern wird der Tag mit roten Nelken verbunden. Zu DDR-Zeiten war der Frauentag eine sozialistische Veranstaltung. Im Mittelpunkt standen weniger politische Forderungen als das gemeinsame Feiern. Ein oft männliches Mitglied der Betriebsführung zeichnete verdiente Kolleginnen aus.

Die Feministinnen der Bundesrepublik hingegen sahen den Frauentag der Ostblockstaaten kritisch: "In den 1970er Jahren kannten wir keinen 8. März", schrieb "Emma"-Herausgeberin Alice Schwarzer 2010 über den ihrer Meinung nach "sozialistischen Muttertag". Frauen hätten sich in der DDR mit Kuchen, Nelken und "billigem Parfüm" abspeisen lassen.

Der eine und andere Autohausinhaber (im Osten) unternimmt an diesem Tag Jahr für Jahr mit seinen Mitarbeiterinnen einen Betriebsausflug.   

Es seien heute zwei Frauen aus der Automobilszenerie besonders herausgehoben: Bertha Benz sorgte 1888 ohne Wissen ihres Mannes für die erste Überlandfahrt mit einem Auto, von Mannheim nach Pforzheim. Sophie Opel (Abb. links) leitete bereits 1895 als erste Frau einen Automobilhersteller. 13 Jahre lang, bis zu ihrem Tod saß sie am Steuer. Vermutlich immer mit "schwarzen Zahlen"!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

"Frauen im Profil"! Oliver Bohn und Kerstin Witte, beide Geschäftsführer im Autohaus Kuhn & Witte (VW, Audi), fahren ganz markant in ihrem Autohaus in Jestburg und Buchholz das Thema Frauenpower! AUTOHAUS wird darüber ausführlich berichten. Im Bild rechts Oliver Bohn mit poliertem Näsle seiner Verkaufsberaterinnen Nadine Lüllmann, Swantje Hirte und Sina Prenzel. Zur Nachahmung empfohlen!

Welche Fakten hat die DAT zum Weltfrauentag für den automobilen Alltag ausgemacht?

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Spruch der Woche:

"Es ist kein Naturgesetz, dass Daimler ewig besteht.“

                        Dieter Zetsche, Mercedes-Benz-Chef

Mit humorigen Grüßen zu ernsten Zeiten 

Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de


Der nächste HB ohne Filter erscheint am 8. März 2019!


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