HB ohne Filter vom 11. Juli 2008
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Heute mit den Themen: Konjunkturelle Auswirkungen, 1. ZDK-Fabrikatshändlerkongress, A.T.U. & Kern, Autogasnachrüstung, Biosprit – die besagte Wunderwaffe
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7. Juli - Montag
Konjunkturelle Auswirkungen. Drehen sich die konjunkturellen Aussichten? Von sinkenden Arbeitslosenzahlen, Mindestlöhnen, ausgeglichenem Haushalt, steigenden Steuereinnahmen hin zu neuerlichen Schlangen bei den Arbeitsagenturen, weiteren Unternehmenspleiten, Kürzungen der Sozialleistungen etc.? Bislang wird für 2008 in Deutschland eine Inflationsrate von 3,1 Prozent prognostiziert. Ursache sind steigende Energie- und Lebensmittelpreise. 2007 hatten wir die ewige Klimadebatte. Ab 2008 die immer noch nicht ausgestandene Kreditkrise. Jetzt greift das Drohwort der Stagflation um sich. Hier wirtschaftlicher Stillstand (Stagnation), dort ansteigende Inflation.
Die Inflation verzerrt nicht nur das Preisgefüge auf den Märkten, sie trifft nicht minder all die Menschen mit mittleren bis niedrigen Einkommen. Das Neuwagengeschäft an den Endkunden erhält damit noch weitere Bremsspuren. Erhöht sich nun das Zinsniveau, werden die Kredite teurer und die verfügbare Masse fällt für die Konsumenten erneut niedriger aus. Mit einem höheren Zinsniveau steigen die Kreditkosten und somit wird wieder weniger investiert. Das ist keine positive Perspektive!
Gerade der aktuelle G8-Gipfel macht deutlich, dass in Sachen Energieversorgung, Klimafragen, Nahrungsmittel bis hin zu gewichtigen Handelsfragen ein derartiges Treffen wenig weltpolitisch Verbindliches ausrichten kann. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich Anfang der 90er Jahre die Globalisierung auf den Weg gemacht. Gewichtige Rohstofflieferanten haben eine religiöse Ideologisierung erfahren. Neue Wachstumsgiganten traten auf: Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika. Das sind die echten Aktionäre der Welt AG und müssten allesamt am Tische sitzen. Russland gehört derzeit nicht mehr unter die ersten acht! Die internationale Staatengemeinschaft ist institutionell derzeit weder richtig noch gut aufgestellt, um die großen Fragen zu beantworten. Wen wundert es, wenn der politische Betrachter international Ratlosigkeit feststellt.
8. Juli - Dienstag
1. ZDK-Fabrikatshändlerkongress. Ulrich Fromme, ZDK-Vize-Präsident und Sprecher der deutschen Automobilhändler, hat für den 24. Oktober 2008 in Frankfurt zusammen mit den ZDK-Fabrikatsvereinigungen eine Großveranstaltung für den Markenhandel initiiert. Auf diesem Handelsgipfel sollen Erwartungen und Forderungen sowohl an die Politik als auch an die Automobilhersteller und Importeure formuliert werden. Dazu werden diverse Studienergebnisse live vorgestellt. Namhafte Experten stellen diverse Zukunftsszenarien vor, u.a. europäisches Kartellrecht im Lichte der GVO 2010. Die Teilnahmegebühr für die ZDK-Veranstaltung beträgt für (Innungs- und Fabrikats-Verbands-)Mitglieder 249 EUR. Diverse Händlerverbände übernehmen für ihre Mitglieder die Gebühr. Die MB-Vertreter haben hierzu beispielsweise einen Sponsorenverbund mit ARAL geschlossen. Man möchte mit großer Präsenz vertreten sein. Der ZDK hat hierzu sicher unter www.kfzgewerbe.de weitere Details zu vermelden.
9. Juli - Mittwoch
A.T.U. & Kern. Heute erlebten wir einen eloquenten Dr. Michael Kern, bislang VW-Vertriebsvorstand, seit 4 Monaten Vorstand der Geschäftsführung bei A.T.U. in Weiden. Das Unternehmersein habe ihn an der neuen Aufgabe gereizt, selbst am Steuer zu sitzen, um zu bewegen. Wir erlebten einen analytischen Dr. Kern. Das limitierte Servicevolumen, zwei laue Winterzeiten ohne Reifenpower schafft die Notwendigkeit, wetterunabhängiger zu werden. Folglich wird man hier ganz gezielt an möglichen Wachstumsfeldern arbeiten. Wir haben einen kommunikativen Dr. Kern erlebt. Er war es, der im Sommer 2006, rechtzeitig zur WM 2006 bei Volkswagen die Flatrate im Neufahrzeuggeschäft auf die Erfolgsspur brachte. In Kürze wird ATU seinen kommunikativen Markenauftritt in ein verändertes Bild gießen. Kern: "Wir wollen vor Ort über unsere 1.800 Kfz-Meister in unseren 600 Filialen in Deutschland anfassbarer, emotionaler werden." A.T.U. investiert pro Standort je nach Boxenanzahl in die reine Baulichkeit zwischen 600.000 und 700.000 Euro, weitere 200.000 Euro in die Innenausstattung. Die Höhe der Grundstücksinvestition ist vom jeweiligen Standort abhängig. Das ausführliche Gespräch mit Dr. Michael Kern und dem ATU-Servicechef Patrick Fruth lesen sie in AH 14/15 am 28. Juli 2008.
10. Juli – Donnerstag
Autogasnachrüstung. Wer bei der koreanischen Marke Chevrolet den Neuwagenprospekt "Autogas" aufschlägt und analysiert, stellt fest, dass dort sämtliche Modelle mit Benzinmotor mit Autogasausrüstung offeriert werden. Chevrolet ist damit zur Stunde der erste und einzige Importeur (Hersteller) in Deutschland, der dieses Komplettangebot inklusive Garantie anbietet. Das wollte ich genauer wissen, ging dieser Spur nach und landete heute in Rödermark/Frankfurt bei der Firma ATI (Automobile Technik und Innovation). Ein pfiffiger Mittelständer, ausgefuchster Techniker und Kfz-Meister, Udo Szamatulski beschäftigt sich seit vier Jahren weitsichtig mit Autogas. Im Rücken hat er für seine Konzeption den italienischen Großhersteller von Autogasanlagen BRC, wie überhaupt die Italiener in Sachen Autogas Weltmarktführer sind. Die Besonderheit von ATI: man hat zur Stunde exklusiv für Chevrolet originäre Komplettanlagen entwickelt, die quasi unter einer Originalteilenummer für die Händler geordert werden können. Sprich, die Anlagen sind gerade für den nachträglichen Einbau optimiert entwickelt. Innerhalb von acht Stunden ist für den geübten Mechaniker ein Nachbau umsetzbar. ATI bietet allerdings auch für andere Marken Einbausätze an. Ein Autogasumbau kostet den Autofahrer rund 2.000 Euro. Finanzierungspakete für den Kunden werden mit der Santander Consumerbank umgesetzt.
Zur Stunde gibt es in Deutschland 3.900 Autogastankstellen. Jede Autobahntankstelle ist inzwischen damit ausgerüstet. Dagegen gibt es 800 Erdgastankstellen. Autogas hat Erdgas inzwischen links überholt! Eine Autogastankstelle kostet zwischen 25.000 und 35.000 Euro. Eine Erdgastankstelle 300.000 Euro. ATI bietet den Automobilhändlern auch Tankstellenberatung an. Mit Leasingraten zwischen 200 und 400 Euro pro Monat ist man vor Ort mit einer eigenen Tankstelle im Boot. Welch ein Kundenfrequenzbringer! Wenn nun der Gaspreis an den Mineralölpreis gekoppelt ist und um 40 Prozent steigen soll, dann trifft das für Erdgas, aber nicht für Flüssiggas zu. Flüssiggas hat den halben Benzinpreis. Die Steuersätze dafür sind bis 2018 fixiert. Sie mögen bei Gott unter einer neuen Regierung ab 2009 nicht wieder umgestellt werden. Szamatulski: "Wir haben 2008 bereits insgesamt 2.000 Anlagen nachgerüstet. Hält die Nachfrage wie bisher an, werden es bis Jahresende 4.000 sein." Weitere Details siehe unterwww.fahrmitgas.de
11. Juli - Freitag
Biosprit – die besagte Wunderwaffe. Wie kritisch die Branche in Sachen Energie- und Klimapolitik sein muss, haben sowohl die Kanzlerin wie die politischen EU-Umweltgestalter eben wieder bewiesen. Vor wenigen Tagen meinte Angela Merkel: "Biotreibstoffe der zweiten Generation sind ein wesentlicher Beitrag zur Sicherung des Autostandorts Deutschland." Vor gut einem Jahr galten die Biokraftstoffproduzenten (Mais, Raps, Weizen) noch als Hoffnungsträger in einem neuen Energiezeitalter. Die EU-Politiker hatten entschieden, dass der Anteil von Biokraftstoff bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent anwachsen solle. Jetzt stellt die Weltbank in einer Geheimstudie fest, dass die steigenden Lebensmittelpreise auf dem Globus mit der wachsenden Biospritaktivität zu tun hat. Derweil verursachen die nachwachsenden Rohstoffe nur einen Teil der Preissprünge. Prompt leitet man - dank Weltbank - politisch den Rückzug ein.
Weshalb kann man sich zumindest in der EU nicht auf eine einheitliche Energiepolitik verständigen? Die Herausforderung liegt in der Alternative zu Gas und Öl. Das ist das Faktum! Da klebt aber noch jeder an seinen landesindividuellen Gegebenheiten. Siehe Atomkraft. Öko-Strom und Energiesparmaßnahmen können die Atomenergie bis zum angepeilten Ausstieg im Jahr 2021 nicht ersetzen. Derzeit decken die 17 Atomkraftwerke in Deutschland etwa ein Viertel des Strombedarfs ab. Der Tag wird noch kommen, an dem die Trittin-Aktivitäten hinsichtlich Spargelspitzen namens Windräder sowie Solarflächen mit anderen Maßstäben bewertet werden. Gefordert ist also eine einheitliche Ausrichtung innerhalb der EU, mit der es gelingt, weltweit in eine Vorreiterrolle zu gelangen.
Diese Woche hat sich zum ersten Mal der Berliner Ölscheich Peer Steinbrück zu Wort gemeldet und beteuerte seine Mindereinnahmen bei der Energiesteuer (von 1930 bis 1999 Mineralölsteuer, dann Ökosteuer genannt). Die Ökosteuer sei von 39,9 Milliarden Euro in 2006 auf 38,9 Milliarden Euro in 2007 gesunken. Reduzierte Fahrleistung der Autofahrer! 90 Prozent der Ökosteuer fließt in die Finanzierung der Rentenkasse. Ansonsten müssten dort die Beiträge um 1,7 Prozentpunkte angehoben werden. Nachdem die Steuersätze für Benzin und Diesel pro Liter fixer Natur sind (65,45 Cent Benzin, 47,04 Cent Diesel) verdient der Staat am steigenden Benzinpreis über die Ökosteuer nicht mit. Wäre da nicht die Mehrwertsteuer. Die Erhöhung auf 19 Prozent Anfang 2007 schlägt natürlich bei den Privatfahrern beim Sprit voll zu. Ölscheich Steinbrück beteuert auch hier ein neutrales Aufkommen, da die Konsumenten an anderer Stelle sparten. Die Kfz-Steuer spült pro Jahr nochmals 7,7 Milliarden Euro bei. Dennoch wird hier üble Verneblungstaktik von oben gefahren. Versuchen sie mal beim Verkehrs-, Finanz- oder Umweltministerium echte Zahlen darüber zu erhalten, um auch den fiskalischen Sprit-Einnahmen die echten Ausgaben gegenüberstellen zu können. Das ist schlichtweg nicht möglich. Wie viel wird konkret pro Jahr für den Straßenbau ausgegeben? Wie viel wird jetzt wirklich über die Autofahrer an die Rentenkasse überwiesen?
Bleiben noch die Mineralölkonzerne. Die Tankstellenpächter verdienen am Sprit bei Gott keine Reichtümer. Aber die Konzerne selbst. ExxonMobil (Esso), USA, verdiente 2007 mit 80.000 Beschäftigten als weltgrößtes Unternehmen 40,6 Milliarden Dollar, Shell, NL-UK, mit 104.000 Beschäftigen 31,3 Milliarden Dollar und BP, UK, mit 97.600 Mitarbeitern 20,8 Milliarden Dollar. Da hilft eigentlich nur eine Sondersteuer auf die Gewinne der Mineralölfirmen. Angeblich verkaufen die Multis an den deutschen Zapfstellen inzwischen Super als Normalbenzin. Für den Kunden bedeutet das: Vorteil durch noch bessere Qualität! Soviel zum transparenten und offenen Kundenumgang. Fazit: Für den Normalsterblichen heißt die gesamte Spritmalaise also Einsparen und für mehr Effizienz sorgen. Für Benziner: Nachrüstung auf Autogas! Über erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Spruch der Woche:
"Die Verknappung der Energie wird die Weltwirtschaft zwangsläufig umkrempeln – und damit den Lebensstil jedes einzelnen Menschen."
Mit meinen besten Grüßen,
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Frank Roll
W. Krause
Rick Marlowe Investigations