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HB ohne Filter vom 15. Mai 2009

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Datum:
15.05.2009

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Heute zu den Themen: MAN-Schmiere, GM-Führungschaos, Stundenverrechnungssätze, Beratungsgebühren im Fachhandel, Pkw-EnVKV, Kfz-Zulassung im Internet.





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10. Mai – Sonntag



MAN-Schmiere. Ob wir jetzt wohl nach und nach alle Automobilhersteller mit einschlägigen Machenschaften, Tragödien, Skandalen u.a. in der Krise durchdeklinieren müssen? Jetzt kommt MAN ins Gerede. Einerseits gibt es dort im Konzern Anti-Korruptionsrichtlinien. Offensichtlich aber haben Manager des Konzerns ihre Kunden geschmiert, um Lkws und Busse zu verkaufen. Als wäre das in anderen Konzernen nicht gleichermaßen Usus?! Von Briefkastenfirmen, Scheinrechnungen, schwarzen Kassen im In- und Ausland ist die Rede. Wer die wenigen nennenswerten Lkw-Anbieter – Daimler, Iveco, Scania – und eben MAN mit seinen jährlich 100.000 Einheiten auf dem Weltmarkt vor sich sieht, weiß, dass es auch in dieser Szenerie um die Vertriebsanweisung der Zentrale geht, Marktanteile zu erobern, Umsatz zu machen und Rendite abzugeben.



Manch ein MB-Mann stutzt, dass eine der 39 MAN-Niederlassungen in Deutschland wieder einen Lkw um rund 25.000 Euro günstiger anbietet als es die Schwaben können. Ob der bislang schweigende MAN-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch ein Rezept hat, um diesen Sumpf trocken zu legen, nachdem er erst vergangene Woche Porsche seinen ureigensten "Schwaben-Nimbus" geraubt hat und Ministerpräsident Oettinger damit kastrieren ließ?



11. Mai – Montag



GM-Führungschaos. Die Insolvenzschlinge um GM zieht sich immer enger zusammen. Die Galgenfrist für eine Restrukturierungschance läuft zum 1. Juni ab. GM hat bereits aus Washington 15,4 Milliarden Dollar Nachhilfegeld erhalten. US-Präsident Barack Obama wird keine weitere Staatshilfe nachschieben. Intern bekommt man mit, wie Spitzenmanager von Opel von der Konkurrenz systematisch abgeworben werden, anderen bietet man noch kurz vor Toresschluss rasch den Vorruhestand an. In Eisenach wurde diese Woche Ralph Fürderer nach Rüsselsheim beordert, obwohl er erst seit 1. Februar 2009 zum Werksleiter in der Bach-Stadt ernannt wurde.



Da versucht GM wie Opel neue Gläubiger zum Einstieg ins Unternehmen zu bewegen, während auf der anderen Seite GM-Manager wie Carl-Peter Forster, als Europa-Chef verantwortlich für die Konzerntochter Opel, all seine GM-Anteile abstößt. Das schafft Glaubwürdigkeit für Verkaufsverhandlungen. Wer vom Management hat da überhaupt noch die Kontrolle für das Ganze? Der Dinosaurier wird Stück um Stück zerlegt!



12. Mai – Dienstag



Stundenverrechnungssätze. Erfreulich: Die Branche vermeldet bis einschließlich April 2009 im Werkstattbereich positive Werte. Eine Werkstattauslastung von 80 Prozent gilt in der Branche als Soll-Wert. Der April 2009 lag mit 86 Prozent – trotz Osterfeiertage – deutlich über dem letzten positiven Spitzenwert im Oktober 2008 (83 Prozent). Wir haben außerdem im monatlich erscheinenden AUTOHAUS –pulsSchlag (siehe www.autohaus.de zum Download) die Stundenverrechnungssätze (ohne MwSt.) aktuell ermittelt:



-für Inspektionsarbeiten 66 Euro


-für mechanische Reparaturen 67 Euro


-für Elektro- und Elektronikarbeiten 72 Euro


-für Karosserie- und Lackarbeiten 87 Euro



Unterschiede ergeben sich zwischen den Premiumherstellern und Importfabrikaten, zwischen den Betriebsgrößen und Ost-/West-Händlern. Beispiel: Während ein kleineres Autohaus mit bis zu 100 NW pro Jahr für mechanische Reparaturen 61 Euro weiterverrechnet, verlangen große Händler 75 Euro. Importmarken liegen im Schnitt bei 63 Euro, deutsche Premiumhersteller bei 75 Euro. Das zur Orientierung!



13. Mai – Mittwoch



Beratungsgebühren im Fachhandel. Das Geschäftsmodell ist klar. Der Kunde schaut sich im Glaspalast Autohaus um, sucht sich unter den zehn verschiedenen Vorführwagenmodellen das geeignete Fahrzeug zur Probefahrt aus, lässt sich final bis zur Finanzierungsrate beraten und schaut im Internet zu Hause nach, wo er jetzt den getätigten "Beratungsklau" am günstigsten beziehen kann. Am günstigsten über den freien Autohandel, der direkt und mit Sonderkonditionen vom Hersteller beliefert wird und das über das Ausland. Bitte, je nach Marke liegen die Direktverkäufe des Herstellers am Handel vorbei inzwischen bei 50 Prozent. Ein neuer Porsche Cayenne ist in Dubai am Flughafen für 36.000 Euro zu haben. Von derartigen Gegebenheiten kann der Handel in Deutschland leben!



Das Grundübel: Wie soll und kann sich ein Autohändler differenzieren, wenn über die CI von oben bis in kleinste Details hinein Einheitlichkeit verordnet wird? Wenn wenigstens die Rechte und Pflichten seitens der Hersteller gelebt und bezahlt würden. Das ist aber doch nicht der Fall. Jeder muss den gleichen Kasten hinstellen (Modell Hangar!). Jeder sucht die Verkäufer – vom Hersteller vorgegeben – über selbige Selektionsagentur aus. Jeder hat denselben Typus Verkäufer zu verkörpern. Jeder Kunde muss – so die Standards – innerhalb von zwei Minuten im Verkaufsraum angesprochen werden. Am Telefon meldet sich jeder mit selbigem Text. Der Internetauftritt ist markenmäßig uniformiert. Der Werbeauftritt ist uniform vorgegeben. Jeder muss seine Monteure pro Jahr im selbigen Umfange schulen. Dialogannahme wird in jeder Marke uniform auferlegt. Die jeweiligen Herstellervertreter, ob im Vertrieb oder im Service, sitzen im VDA oder im VDIK in denselben Ausschüssen und stimmen in gemeinsamer Linie ab. Ob GVO-Vorgehensweise, IT-Programme, Margensysteme, Teilemanipulationen im Rabattgefüge etc. Führt Volkswagen die Flatrate ein, dann hat sie morgen der Rest der Welt. Geht endlich ein Händler hin und beschreitet wirklich einen eigenen, originellen, kreativen Weg, dann legen ihm die CI-Apostel von oben nur Steine in den Weg, obwohl der individuelle Weg, regional angepasst, am eigenen Kunden orientiert der viel bessere ist.



Also, wer legt das Geschäftsmodell vor, das den "Beratungsklau" seitens der Kunden aufhebt? Da gibt es in Leonberg/Stuttgart ein Sportgeschäft namens "Leo-Sport". Dort wird beispielsweise für eine ausführliche Skistiefelberatung eine Gebühr von 40 Euro pro Stunde erhoben. Das Ergebnis: "Wir haben keinen Schuh weniger verkauft als letztes Jahr." Wer kauft heute ohne eine fachliche Beratung ein teures Produkt? Ich habe im Internet gerade zur Umweltprämie zahlreiche Laienkommentare gelesen. Sie sind meist wenig hilfreich. Nur subjektiv. Keineswegs fundiert. Ich habe aber keinen "Kanal" gefunden, der die gesamten Aspekte fundiert auf den Punkt bringt. Man muss da viel Zeit haben und sich vieler Adressen bedienen. Selbst dann muss man noch selber die Aussagen selektieren. Selbst dann haben sie immer noch keinen, dem sie wirklich vertrauen können, den sie dann im "Garantiefall" halten können.



Auch das eine und andere Reisebüro erhebt inzwischen Beratungsgebühren. Sie wird bei Kauf vergütet. Wir sollten den Start bei den Vorführwagen legen. Jeder Vorführwagen kostet ein Autohaus innerhalb seiner vier- bis sechsmonatigen Haltedauer rund 10.000 Euro! Ab dem 100. Kilometer ist der Kunde pro Kilometer mit 50 Cent dabei. Sehen das die Hersteller anders, so stellen wir auf ein Vorführwagen-Mietmodell um. Wir sollten die Fahrzeugfinanzierung nicht für 6,5 Prozent weitergeben. Da ist grundsätzlich ein Prozentpunkt Beratungsleistung obendrauf zu setzen. Wir sollten die Fahrzeugauslieferung hinterfragen. Eine Fahrzeugabholung im Werk kostet zwischen 280 und 430 Euro. Auch da lassen sich A-, B-, C-Konzepte entwickeln. Ich höre schon den Aufschrei aus den Herstellerwerken. Es geht um Kundenzufriedenheit. Da muss die Beratungsleistung Bestandteil der Leistung sein. Ja schon, aber eben mit der entsprechenden Herstellervergütung an Beratungsleistung pro Fahrzeugverkauf.



Schaue ich mir an, dass der neue BMW-Vertriebschef Karsten Engel die Primäraufgabe hat, rückläufige BMW-Exportzahlen zu stoppen, indem er jede Einheit auf den deutschen Markt drückt, dann muss man da sehr tief durchatmen. Jetzt will man den 7er-Absatz damit künstlich pushen, dass jeder BMW-Geschäftsführer, jeder Verkaufsleiter (!), jeder Abteilungsleiter einen 7er fahren muss! Da sind die Verluste schon beim ersten Denkansatz programmiert. Dabei geht es eben nicht um Kundenzufriedenheit, sondern primär um Einheitendruck über die Händlerschaft. Bevor diese unselige Naturgesetzlichkeit Menge um jeden Preis nicht aufgelöst wird, kann das mit verbesserter Handelsrendite nichts werden. Warum? Weil man über anständige Wege keine anständigen Geschäfte mehr machen kann. Wir sind soweit, dass sich mancher Händler deshalb internationaler Märkte bedient, damit vom Hersteller erwischt wurde und nun fristlos gekündigt werden müsste. Sie tun es aber nicht, weil sie keinen mehr finden, der den fristlos gekündigten Betrieb übernehmen würde. Sie kleben immer noch an ihren Premiumstandards, obwohl der Handel – querbeet –, vor allem große Händler, gigantische Verluste schreibt, und mehr und mehr Händler individuelle Überlebensspritzen erhalten.



Halten wir an der unternehmerischen Freiheit, am kreativen Eigensinn fest. Das macht die Händlermarke aus! Das ist der Erfolg vor Ort beim Kunden. Auch diese Einsicht lässt oben immer noch auf sich warten. Hier Handelsmarke, dort Herstellermarke!



14. Mai – Donnerstag



Personenkraftwagenenergieverbrauchskennzeichnungsverordnung (Pkw-EnVKV). Diese Verordnung gibt es in der Tat. Ein Händler schickte uns diesbezüglich eine Abmahnung der DUH (Deutsche Umwelthilfe) in Höhe von 214 Euro. Verbunden ist damit im Wiederholungsfall eine Konventionalstrafe in Höhe von 10.000 Euro. Besagter Händler hatte es in einer Zeitungsanzeige unterlassen, die Verbrauchswerte eines beworbenen Autos anzugeben.



Die DUH wird finanziell vom Umweltministerium unterstützt und gilt als Nichtregierungsorganisation (NGO). Im Geschäftsbericht der DUH ist dann zu lesen, dass sie ihr Wirken als Aufklärungsarbeit sieht. Da ist ja noch nichts dagegen einzuwenden. Weshalb aber mit diesen juristischen Finessen? In Wahrheit handelt es sich um fürchterliche Juristen, die wie der Wolf im Schafspelz als Abzocker-Öko-Abmahnverein agieren und Dritte abkassieren. Sie sorgen zusätzlich für Unternehmerverdrossenheit und dafür, dass immer weniger ihre Berufung im Unternehmertum sehen. Der ZDK möge mal eine nützliche Studie bei einer unabhängigen Institution in Auftrag geben, wie viele Prüfungen und Kontrollen heute ein Autohaus pro Jahr über sich ergehen lassen muss? Wetten, sie kommen an die Prüfzahl 50!!! Das bedeutet im Umkehrschluss für die Branche, pro Mitarbeiter zwei bezahlte Aufseher!



ZDK inklusive aller Gliederungen des Gewerbes, wo bleibt die aktive Gegenwehr? Den "Grünen" fiel auf ihrem Programmparteitag zur Bundestagswahl primär das Thema Klimakatastrophe ein. Sie wehren sich aber, wenn man sich aktiv für eine automobile Umweltprämie einsetzt und all jene Dreckschleudern von der Straße nimmt, die die größten automobilen Umweltsünder darstellen. Wie so oft, die Mitte ist gefragt. Nicht Katastrophengerede, sondern echte grüne Taten. Ein-Liter-Auto und so! Also, solide Aufklärung ohne Juristengier!



15. Mai – Freitag



Kfz-Zulassung bald im Internet! "Bild" – unabhängig, überparteilich –berichtet am 11. Mai auf dem Titelblatt, dass es endlich die Kfz-Zulassung auch online gibt. Im Rahmen einer "Experimentierklausel" werden die Länder für drei Jahre ermächtigt, die Kfz-Zulassung per Internet einzuführen. Halter können dann am Heimcomputer an-, ab- oder ummelden. Man schlägt die Homepage der regionalen Zulassungsstelle im Internet auf, füllt die persönlichen und Kfz-Daten im Online-Formular aus – und ab geht die Maus! Der Halter muss vor der Zulassung noch identifiziert werden. Eine Möglichkeit: Postident-Verfahren wie bei Online-Krediten. Nach drei Jahren soll ein bundesweit einheitliches Verfahren eingeführt werden. "Bild" schreibt dabei keinen Satz zum Thema Kennzeichen und Stempel. Nun ja, die hat sich dann jeder selber zu besorgen. Auch über Internet-Versand.



Der Bayerische Landesverband hatte vor zwei Jahren die Initiative ergriffen, dass Fahrzeugzulassungen auch direkt im Autohaus möglich sein sollten. Auch am Samstagnachmittag, wenn einer seinen "neuen Gebrauchtwagen" gleich mitnehmen möchte. Der ZDK nahm die Aktion zur Kenntnis. Was ist bislang geschehen? Dank Internet wird nun möglich werden, worin die eigentlichen Umsetzer nur Probleme sehen. Internet gibt den neuerlichen Beweis dafür, dass technische Erneuerungen mehr bewegen als es jegliche (Verbands-)Politik vermag.



Spruch der Woche:


"Es ist leichter, zehn Bände über Standards zu schreiben, als einen Grundsatz wirkungsvoll in die Tat umzusetzen."



Mit meinen besten Grüßen und Wünschen



Ihr


Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS

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