HB ohne Filter vom 23. Mai 2008
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Heute mit den Themen:AUTOHAUS-IT-Symposium, ATU – ein r(t)otes Meer?, Branchen-Kassandra Dudenhöffer, Tarifverhandlungen NRW und Zukunftsstrategien im Autohaus.
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19. Mai – Montag
AUTOHAUS-IT-Symposium. Wir diskutierten mit EDV-Experten über die IT-Szenerie in der Branche. Das Wichtigste in Kürze:
1. Die IT-Investitionsbereitschaft der Kfz-Branche war in 2007 verhalten. Der Handel sieht den Bedarf nicht. Es werden im Verbund mit IT dominant die Kostensenkungschancen, die Einkaufsoptimierung, weniger die Marketingchancen eines guten IT-Systems gesehen. Oder ist es gar die Branchen-Angst vor neuen Lösungen, vor Veränderung, die die Zurückhaltung schafft? Oder fehlt es gar am Mut, am Geld?
2. In den Hersteller-/Importeurszentralen ist im Händler-IT-Bereich vielfach Chaos und hohe Mittelmäßigkeit anzutreffen. Der IT-Bereich ist bedauerlicherweise kein Vorstandsthema.
3. Die IT ist einfacher geworden. Es fehlt derzeit allerdings der Quantensprung im IT-Fortschritt. Dennoch: Warum kleben viele Händler noch am IT-Maßanzug, statt einer Standardlösung den Vorzug zu geben?
4. Die Antwort auf die Frage: "Wie komme ich zu einer IT-Entscheidung?" zeigt das fehlende IT-Know-how in der Branche. Es ist vielfach rund um das IT-System zu viel Politik im Spiel.
5. Wo bleiben die Herstellerlösungen für internationale IT-Lösungen?
6. Das meistgefragte Modul ist derzeit die "Prämienverwaltung via Hersteller".
7. Die Schnittstellenthematik ist bis auf die Marke Opel inzwischen gelöst.
8. Effizienzsteigerung findet durch Menschen, nicht durch Werkzeuge statt.
9. Im Mehrmarkenhandel tritt inzwischen mehr Besonnenheit ein. Wer dafür ein gutes Konzept hat, kann bei seinem IT-System bleiben und den zoologischen IT-Garten so aufräumen.
10. Der Händler muss sich außerdem die zentrale Frage stellen, ob er sich in IT-Belangen weiterhin in die Abhängigkeit des Herstellers stellen will. Oftmals sind die IT-Systeme für den Hersteller ein reines Händlerkontrollinstrumentarium, um weitere Belastungsgrenzen auszutarieren.
11. Die bessere Bezeichnung für ein CRM-System wäre "Kundenkontaktverwaltung", und zwar für sämtliche Leistungsbereiche. Das System ist das eine, Marketing-Ideen das andere. Die IT-Anbieter tun gut daran, die Marketingseite als Dienstleistung zu offerieren. So ist das CRM für den einzelnen Betrieb individuell zu definieren. Wohlwissend, dass der persönliche Kundenkontakt 100-mal wirkungsvoller als jedes CRM-System ist!
20. Mai – Dienstag
ATU. – ein r(t)otes Meer? Das erste Quartal 2008 zeitigt für ATU ein hundsmiserables Ergebnis. Der EBITDA (minus 16,9 Millionen Euro), Cashflow (minus 73,5 Millionen Euro) wie das Konzernergebnis (minus 71 Millionen Euro) sprühen wie die Marken-Identity feuriges Rot aus. Die ATU-Nettoverschuldung steht auf 726,9 Millionen Euro. Die ATU-Heuschrecken KKR und Doughty Hanson mussten unlängst 140 Millionen Euro zuschießen, die in obige Zahlen noch nicht eingeflossen sind. Wie lange geht das noch gut? Wird der bisherige VW-Vertriebsvorstand und jetzige ATU-Vorstandschef Michael Kern zu Piëchs Vorhut für eine Übernahme durch VW oder PIA? Hinter dem VW-System Stop & Go steckt u.a. der frühere ATU-Manager Sämig. So kämen Alte und Neue wieder im gleichen Boot zusammen. Oder greift ein chinesischer Hersteller bei ATU an? In der Max Reger-Stadt Weiden in der Oberpfalz brennt die Hütte! Und ATU-Firmengründer Peter Unger würde, so er könnte, die Kiste lieber heute als morgen umdrehen. Nicht jede Veränderung ist später eine gute Veränderung.
21. Mai – Mittwoch
Branchen-Kassandra Dudenhöffer. Ohne Frage, Prof. Ferdinand Dudenhöffer hat einen Riecher für Branchenthemen. "Bild" weiß daraus immer wieder rabattgeile Headlines zu formulieren. Derzeit prognostiziert Dudenhöffer das Ende des Diesel-Booms. Dieser werde von derzeit 45,9 Prozent auf 30 Prozent bis 2020 in Deutschland sinken. Entscheidend für den Dieselrückgang ist doch die weitere Preisentwicklung des Diesels in Relation zum Benzin sowie die Aufschlagszahlungen für den Dieselmotor (ca. 1.000 – 1.500 Euro)! Dudenhöffer setzt außerdem auf den Hybridantrieb. Kein Satz zum Thema Elektromotoren-Marktentwicklungen oder gar Autogasmotoren. Die Alternative zum Diesel wird eher in der Autogasanlage als im Benziner liegen, so der Preis beim Autogas bei 50 Prozent des Benzinpreises stehen bleibt. Der Steueranteil beim Gas ist bis 2018 festgeschrieben.
Dudenhöffers eigentliches Profilierungsinstrument ist das Thema Rabattpolarisierung. Wir stellten ihm schriftlich dazu folgende Frage: "Wir möchten in der kommenden Ausgabe unseren Lesern gerne darstellen, wie ihre monatlichen Rabattanalysen gestaltet sind und wie diese in den Medien rezipiert werden. Sie geben zum Beispiel Durchschnittsrabattniveaus, aber auch Höchststände bei einzelnen Marken an. "Bild" beispielsweise greift dann den höchsten Wert heraus und gibt das so an, als könne der Kunde marktweit mit einem solchen Rabatt rechnen. Es wird offensichtlich zu wenig differenziert, weshalb sie sich im Handel den Ruf des "Rabattkönigs" eingehandelt haben. Ist das für einen Ökonomieprofessor die verantwortbare Rolle der Ausgewogenheit?"
Die Antwort, die telefonisch erfolgte, lag in einer kommentierten Absage zu einer Stellungnahme. Schriftlich sah sich Dudenhöffer nicht in der Lage, sein Unwesen zu begründen. Immerhin weiß Herr Dudenhöffer, dass es gelegentlich besser ist zu schweigen. Allerdings sollte man nicht aus Feigheit, sondern aus Fairness Zurückhaltung üben.
22. Mai – Donnerstag
Tarifverhandlung NRW. Es mag ja zynisch klingen, sich über eine weitere Niederlage der IG Metall zu freuen. Ein Club, ein Verein, eine Gewerkschaft, eine Partei, eine Innung, die wie die IG Metall innerhalb von zwölf Jahren 45 Prozent der Mitglieder verliert, sollte sich bei all ihrem Treiben, beim sozialen Wegsehen (Mannesmann-Esser, MB-Schrempp etc.), bei ihrem monopolistischen Ansinnen (VW-Wolfsburg), bei paramilitärischen Einsatzkohorten, sprich bei mangelnder Offenheit für Veränderungen endlich in sich gehen, als mit Phrasenpolitik überfällige Daseinsberechtigung zu betreiben. Jetzt hat der Kfz-Landesverband NRW statt mit der IG Metall mit dem CGB (Christlichen Gewerkschaftsbund) eine Tarifvereinbarung geschlossen. Das Bundesarbeitsgericht, also die höchste Rechtsinstanz, musste 2006 die Anerkennung der CGB als freie und unabhängige Gewerkschaft entscheiden, nachdem die IG Metall seit den 90er Jahren verbissen versucht hat, dies zu verhindern. Das nennt man demokratisches Wettbewerbsverständnis der IG Metall, die immer mehr ihr monopolistisches Diktionssystem wegschwimmen sieht.
Ein besonderer Dorn im Auge der IG Metall ist nun die durchgesetzte Arbeitszeitverlängerung in NRW von 36,5 auf 38 Stunden. Das gleicht in deren Selbstverständnis einem Dammbruch des zementierten Selbstverständnisses. Die IG Metaller mögen mal eine Studienreise nach China machen. Im VW-Werk in Shanghai werden sie dann große Spruchbänder in den Hallen finden. Hier ein Original: Arbeiten sie hier nicht fleißig, dann suchen sie morgen fleißig nach Arbeit. Sie mögen das dann mal in Wolfsburg aufhängen. Sechstagewoche! Durchschnittsverdienst 350 Euro.
Man wird für ein paar Promillebetriebe in NRW, die überhaupt IG-Metall-Mechaniker haben im Rahmen einer freiwillig zusammengestellten Tarifgemeinschaft separate Tarifverträge erarbeiten. Meine Meinung steht: Der ganze Tarifzirkus gehört für Klein- und Mittelbetriebe aufgehoben. Holt euch endlich eure Freiheit für betriebsindividuelle Regelungen und lasst die roten Kohorten ins Leere marschieren!
23. Mai – Freitag
Zukunftsstrategien im Autohaus. Es ist immer wieder nötig auf Distanz zu seinem Unternehmen zu gehen, um die Gesamtsicht der Dinge zu sehen. Der steigende Benzinpreis schafft neue Fragen und neue Möglichkeiten.
Auf der AUTOHAUS-Strategie-Kongress 2008 zeigt ihnen Günter Klaiber, wie er für seine Kunden den Spritpreis halbiert. Autogasumrüstung! 400 Anlagen verkauft er pro Jahr. Ein Schwaben-Original stellt seine Lösung vor!
Die wahre Ertragsfreude im Fahrzeugverkauf liegt nicht im Neuwagengeschäft, sondern im GW-Bereich. Ein freier GW-Händler erläutert, wie er pro Jahr 12.000 Autos verkauft und dabei zweistellige Erträge erzielt. Wilhelm Anclam sollten sie persönlich erleben. Ein Phänomen!
An der privaten Fachhochschule Bergisch-Gladbach wirkt als "neuer" Automobilwirtschaftsprofessor, Prof. Stefan Bratzel. Er wird Trends und Herausforderungen für das Kfz-Gewerbe in Zukunft darstellen. Lernen sie einen neuen Stern am Automobilhimmel kennen!
Walter Missing, Branchenexperte mit einschlägiger praktischer Intensiverfahrung in der Hersteller-/Händlerbeziehung, wird darstellen, was sich an diesem Geschäftsmodell für den Markenhandel u.a. auch hinsichtlich der neuen GVO 2010 ändern muss.
Martin Schwarz, automobiler EU-Marktspezialist, wird darstellen, was europäische Top-Hersteller auszeichnet, u.a. PIA, Porsche-Inter-Auto, die Handelsgesellschaft der Familien Porsche-Piëch in Salzburg, Europas größte Handelsgruppe, die 23 verschiedene Marken vertreibt, u.a. Mercedes in Frankreich.
Thomas Kremer wird weitere Ertragsquellen im Autohaus aufzeigen.
Wir haben bewusst auf Vorstandsvorsitzende aus Herstellerkreisen verzichtet, da dort globale Strategien zu Wort kommen. Wir brauchen Vorort-Lösungen! Und da werden sie bei den aufgezeigten Experten viel Freude und Nutzen haben. Weitere Informationen finden sie unter www.autohaus.de.
Spruch der Woche:
"Deutschland, dieses Schlaraffenland, wo es aufwärts geht, aber nicht vorwärts." (Hans Magnus Enzensberger)
Mit meinen besten Grüßen
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Karl-Heinz Scherer
Helmut Hennecke
Knorr Wolfgang
Klaus de Nardo
J.F.(K.)
Klaus de Nardo
Markus S.
Klaus de Nardo
J.F.(K.)
Detlef Lutz
Klaus de Nardo
F.L.