Bei den VW-Händlern hängt der Haussegen gehörig schief. Der Grund sind rund 3.000 Polo, Golf und Passat, die derzeit bei der Brüggemann-Gruppe, Rheine/Mesum, angeboten werden – und zwar zu Preisen, "die bis zu 2.000 Euro unter Händler-Einstand liegen", berichtet der VW/Audi-Händlerverband (VAHV) in der aktuellen Ausgabe seines Verbandsmagazins "Auto-Business". Die Fahrzeuge seien damit sogar günstiger als entsprechende EU-Importe. Bei den Pkw handelt es sich den Angaben zufolge um Neuwagen, die offenbar vom Hersteller via zwei Autohändler-Gruppen an einen großen Autovermieter verkauft wurden. Dieser setzte sie jedoch nicht im Vermietgeschäft ein, sondern verkaufte sie "entgegen allen vereinbarten Spielregeln" (O-Ton VAHV) nach einer Haltedauer von vier Wochen und einem Tag an Brüggemann. In Tageszulassungsstatistiken, die nur bis zum 30. Tag zählen, wird das Kontingent demnach nicht auftauchen. Vertrauensverlust "Über den direkten Schaden hinaus, den dieser Vorgang dem Handel zugefügt hat, konterkariert er wichtige strategische Ziele und zerstört Vertrauen in die künftige Zusammenarbeit von Hersteller und Handel im Autovermietgeschäft", kritisiert Michael Lamlé, Geschäftsführer des Händlerverbandes. Die Folgen seien mehrfach schädlich: Preismaßnahmen bei Polo und Passat und die Bemühungen um eine europäische Preisharmonisierung würden ad absurdum geführt. Zweitens ereigne sich in den Augen der Kunden bei VW ein Preisverfall. "Zudem werde deutlich, dass alle getroffenen Absprachen und Regelungen über die Gestaltung des Geschäfts mit den großen Autovermietern von den Verantwortlichen über den Haufen geworfen werden und nicht mehr gelten, wenn der Vermarktungsdruck zu groß wird." Die markenungebundene Handelsgruppe Brüggemann verkauft nach eigenen Angaben jährlich rund 28.000 NW/GW von gut einem Dutzend verschiedener Marken und erwirtschaftet einen Umsatz von 300 Mio. Euro. In neun Betrieben sind 231 Mitarbeiter tätig. (pg)
3.000 Polo, Golf und Passat zu Dumping-Preisen
Händler-verband: "Absprachen über die Gestaltung des Geschäfts mit Autovermietern über den Haufen geworfen"