Loi für Stellantis Händler: 50 Opel-Händler ohne neuen Händlervertrag

Rund ein Fünftel aller Autohausstandorte in Deutschland sind von der Stellantis-Händlervertragskündigung betroffen. Wie viele Händler es genau sind, ist schwer zu ermitteln, da es bereits jetzt viele gibt, die mehrere Marken des neuen Konzerns führen. In der Branche wird aber davon ausgegangen, dass Stellantis noch bei viel mehr Partnern mehrere Marken des Konzerns unterbringen will. In den nächsten Monaten wird eine Art Stellantis-Händlernetzplanung erwartet, verbunden mit einem neuen Auftritt. Spekuliert wird auf Ähnliches wie einst unter der General Motors-Ägide, als ab 2006 die Marken Opel, Saab, Chevrolet auf einem Pylonen vereint werden sollten. Keine konkreten Auskünfte Wie das genau aussehen soll, ist noch offen. Bei entsprechenden Nachfragen in Rüsselsheim wurde AUTOHAUS von einem Sprecher vertröstet: "Über die künftige Ausrichtung der Vertriebsorganisation von Stellantis in Deutschland werden wir in Kürze informieren. Derzeit sind Johannes Alings für die Marken der FCA Germany AG sowie Jens Nagl für die Marken der Groupe PSA Deutschland GmbH (zu denen auch Opel gehört, Anm. d. Red.) die verantwortlichen Direktoren der Händlernetzentwicklung und arbeiten selbstverständlich bereits eng zusammen." Trend zu Gruppen Insider erwarten, dass der Trend zu großen Gruppen geht: "Die kleinen und alteingesessenen Partner in den ländlichen Gebieten bleiben auf der Strecke", sagt ein Händler, der nicht genannt werden will. Wer nicht mehr dazugehören wird, weiß das seit Mitte Juli. Nach Informationen des Opel Händlerverbandes (VDOH) werden 50 Opel-Händler nicht mehr in dieser Funktion dabei sein. Sie erhielten eine Endgültigkeitserklärung zu den Händlervertrags-Kündigungen. 25 davon haben aber durch ihren Außendienst die Mitteilung bekommen, dass sie als Autorisierte Opel Vermittler (AOV) weitermachen können. Laut Uwe Heymann, Anwalt des VDOH, muss aber noch geklärt werden, wem diese vormaligen Vertragshändler dann letztendlich angeschlossen werden und zu welchen Konditionen und mit welchem Vertriebsformat. Grundsätzlich sei aber von der Opel Automobile GmbH bestätigt worden, so der VDOH in einem Rundschreiben an seine Mitglieder, dass es auch in Zukunft ein zweistufiges Netz mit AOV geben wird. Zur Ausgestaltung der Opel Servicepartner (OSP)-Verträge sei bisher nichts bekannt. Peugeot bestätigt zehn Prozent Die Händlerverbände der anderen Marken haben derzeit noch keine Informationen dazu, wie viele Händler keinen Letter of Intent (LOI), also keine Absichtserklärung für die weitere Zusammenarbeit bekommen haben. Auch gegenüber AUTOHAUS will sich Stellantis hierzu nicht äußern. Anlässlich der Vorstellung des neuen 308 SW hat aber Haico van der Luyt, Geschäftsführer von Peugeot Deutschland, gegenüber AUTOHAUS erklärt, dass rund zehn Prozent der Partner keinen neuen Vertrag erhalten werden. Der Verband der Peugeot-Partner Deutschlands (VPPD) geht davon aus, dass es 22 Händler, also rund 15 Prozent der aktuell 138 Partner sind, die keinen LOI erhalten haben. Einige dieser gekündigten Händler hätten berichtet, dass ihnen auch kein Servicevertrag angeboten worden sei, so der VPPD. Fiat geht von 15 Prozent aus Auch bei Citroen und FCA liegen den Händlerverbänden keine offiziellen Angaben vor. Der Verband der Fiat Konzern-Händler und -Servicebetriebe schätzt, dass rund 15 Prozent der 200 Händler eine finale Kündigung bekommen haben. Der Verband hat zu einer Veranstaltung für die gekündigten Händler eingeladen. Der Alfa Romeo Jeep Händlerverband rechnet mit fünf bis acht Prozent finalen Kündigungen, sieht aber derzeit andere Probleme im Vordergrund. Händlerverbände informieren Auf der Mitgliederversammlung des Verbands Deutscher Citroen-, DS und Peugeot Vertragspartner (VCDP) am 15. September werden die Vertragskündigung und die neuen Verträge ein Schwerpunktthema sein. Dasselbe gilt für die Jahreshauptversammlung des VPPD am 7. und 8. November. Der VDOH hat seine für den 7. und 8. Oktober geplante Mitgliederversammlung wieder abgesagt, da er erwartet, dass zu diesem Zeitpunkt noch keine Details zu den Vertriebs- und Vergütungsplanungen vorliegen werden. Verbandsanwalt Heymann erwartet diese frühestens Ende des Jahres. Seine Mitglieder will der VDOH über die Geschäftsstelle informiert halten. Bewegung im Netz Derweil gibt es schon viel Bewegung im Netz. Wie AUTOHAUS erfahren hat, gibt es einige Händler, die große Investitionen in die Marken planen. Sie erwarten in den nächsten Wochen eine klare Aussage von Stellantis. Verhandlungsmasse ist dabei offenbar DS. Die Marke sucht Händler (siehe Interview mit Deutschland-Geschäftsführer Lukas Dohle in diesem Heft) und wird von den Stellantis-Netzentwicklern ins Gespräch gebracht. So hat sich zum Beispiel die Augsburger AVAG Gruppe bereits zu einer Zusammenarbeit bereit erklärt. Der erste DS Store der AVAG wird im Autohaus Neff in Heilbronn eröffnet, als Nächstes folgt ein Betrieb in Mannheim. Herbrand Gruppe steigt ein Auch die Herbrand Gruppe, die mit Mercedes-Benz Betrieben am Niederrhein groß geworden ist, erweitert ihr Markenportfolio mit zusätzlichen Marken der Stellantis Gruppe. Schon bisher war das Autohaus, dessen Stammsitz in Kevelaer liegt, bei Peugeot engagiert. Ab Januar 2022 sollen Opel, Citroen und DS das Markenportfolio ergänzen. Opel und Citroen werden an den Standorten Neuss und Mönchengladbach ergänzt. DS wird ausschließlich in Neuss angeboten. Seit dem 1. Juli führt die Ruhrdeichgruppe an ihrem Standort in Moers neben Opel und Peugeot auch Citroen. "Citroen in Moers zu integrieren, passt hervorragend in unsere eigene strategische Ausrichtung sowie in die Strategie des Stellantis Konzerns, die Konzernmarken weiter zusammenzuführen", erläutert der geschäftsführende Gesellschafter Peter Gerards die Entscheidung. Mit dieser Erweiterung betreibt die Ruhrdeichgruppe nun an insgesamt elf Standorten im Ruhrgebiet, im bergischen Land sowie am linken Niederrhein jeweils sieben Markenvertretungen von Citroen, Opel und Peugeot. Vergütungssystem offen Im Hinblick auf die zukünftige Zusammenarbeit und für die Amortisation der anstehenden Investitionen halten die von AUTOHAUS befragten Händler vor allem die Höhe der zukünftigen Agenturprovision für entscheidend. Denn Stellantis hat bereits angekündigt, dass für den Nutzfahrzeug- und den Premiummarkenvertrieb (DS, Alfa Romeo, Lancia) ab Mai 2023 ein Kommissionsagentensystem eingeführt werden soll. Bei den anderen Pkws soll dies europaweit ab 1. Januar 2027 gelten. Schon jetzt laufen Probephasen in Belgien, den Niederlanden und Österreich. Verhandlungen mit Verbänden In einer Klarstellung am 3. August hat Stellantis Deutschland Chef Amaury de Bourmont den Händlern mitgeteilt, dass sie mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung (LOI) lediglich die "Bereitschaft zur Aufnahme einer neuen Vertragsbeziehung ab dem 1. Juni 2023" bestätigen würden. Damit würden die Händler ihr "potenzielles Interesse an der Zugehörigkeit zum zukünftigen Netz" anzeigen, ohne sich zu verpflichten, die zukünftigen Verträge zu unterzeichnen. Stellantis würde die neuen Vereinbarungen und Standards vorlegen, sobald diese ausgearbeitet seien. Zu diesem Zweck würden spezielle Workshops mit ausgewählten Händlervertretern und den europäischen Händlerverbänden stattfinden, um die regulatorischen Rahmenbedingungen, zum Beispiel die Gruppenfreistellungsverordnungen (GVO), die dann gelten, miteinander zu erörtern und neue Vereinbarungen aufzusetzen, "die ein neues effizienteres und nachhaltigeres Vertriebsmodell gewährleisten". Wer diese neuen Verträge erhalte, könne dann frei entscheiden, diese unbeschadet zu unterzeichnen oder abzulehnen.

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