Jetzt übt auch die Bundesregierung Kritik am Verhalten der Ölkonzerne bei der Einführung des Superbenzins E10. In der März-Ausgabe der "ADAC Motorwelt" hält Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) der Mineralölwirtschaft vor, dass sie sich bei denjenigen Autofahrern bediene, deren Fahrzeuge kein E10 vertragen. "Sollten die Anbieter künftig nur noch Super Plus mit 98 Oktan als Bestandsschutzsorte anbieten, dann können und müssen sie es billiger machen", so der Minister.
Der neue Biokraftstoff mit maximal zehn Prozent Ethanol steht seit Wochen in der Kritik. Das bisherige Superbenzin mit fünf Prozent Ethanol (E5) und 95 Oktan wird wegen E10 in den nächsten Wochen komplett vom Markt verschwinden. Rund zehn Prozent der Autofahrer, deren Motoren kein E10-Benzin vertragen, müssen deshalb auf höherwertiges Super Plus umsteigen und je nach Anbieter bis zu acht Cent je Liter mehr bezahlen.
Die Ölkonzerne sind wegen der von der Regierung aus Klimaschutzgründen geplanten Ausweitung des Biospritanteils verpflichtet, einen bestimmten Anteil von Biokraftstoffen aus erneuerbaren Rohstoffen zu verkaufen. Andernfalls drohen hohe Strafen. Daher fördern sie den Absatz von E10 und verteuern das Benzin mit geringerem Ethanol-Anteil.
Der Grundgedanke der Bestandsschutzregelung, der die Anbieter verpflichtet, die nächsten Jahre ein preisgünstiges Benzin mit fünf Prozent Ethanol anzubieten, wird damit missachtet. Röttgen: "Es war immer klar, dass die Einführung von E10 nicht zur Benachteiligung jener Autofahrer führen darf, deren Fahrzeuge den Kraftstoff nicht vertragen. Bestandsschutz heißt für mich: Super E5 mit 95 Oktan, das im Schnitt fünf bis sieben Cent billiger ist als Super Plus mit 98 Oktan."
70 Prozent wollen kein E10 tanken
Neben der Preisgestaltung gibt es unter Experten auch Streit um die Umweltbilanz sowie den möglichen Mehrverbrauch durch E10 (wir berichteten). Zudem fühlen sich die Verbraucher unzureichend über den neuen Biosprit informiert. Laut ADAC-Umfrage wissen immer noch rund 22 Prozent der Autofahrer nicht, ob ihr Fahrzeug E10-kompatibel ist. 70 Prozent antworteten auf die Frage, ob sie E10 tanken werden mit "Nein". (rp)
Wolfgang