Ausgabe 14-15/2011: Am kurzen Zügel

Am kurzen Zügelhandelsbilanz 2010 E Die erzielte, relativ gute Profitabilität gerät durch die EZB-Zinspolitik schon wieder in Gefahr. Rath, Anders, Dr. wanner & Partner WPGWar da nicht mal was mit Krise? Das muss lange her sein, so ca. 18 bis 24 Monate. Kaum jemand kann sich noch erinnern. Zu sehr ist die Branche derzeit mit den Problemen des Booms beschäftigt: Lieferschwierigkeiten, Rekrutierung und laufende Motivation von Fachpersonal und ähnlichen Themen. Vergessen sind gottlob die düsteren Endzeit-Prognosen, die den Zusammenbruch der Fahrzeugnachfrage mit Auslaufen der Abwrackprämie und in dessen Folge den Absturz des Kreditnehmers namens Autohausbetrieb prophezeit hatten, seinerzeit leider unwidersprochen.Umsätze und UmsatzverteilungZwar waren im Geschäftsjahr 2010 im Einzelkundengeschäft mit Neuwagen Umsatzrückgänge von 20 Prozent und mehr gegenüber dem Vorjahreszeitraum keine Seltenheit, was bei einem Rückgang der Neuzulassungen ohne Händlerzulassungen um 32 Prozent von 3,2 auf 2,2 Millionen kein Wunder ist. In der Gesamtheit der von uns betrachteten Betriebe schrumpfte der Fahrzeugumsatz jedoch noch nicht einmal um 5 Prozent. Die wieder erstarkte Nachfrage der gewerblichen Abnehmer hat offensichtlich die Verschiebung der Verkäufe in die „falsche Richtung“, nämlich zu den Kleinwagen mit minimaler Ausstattung wieder spürbar korrigiert. Außerdem konnten deutlich mehr Nutzfahrzeuge abgesetzt werden als im Jahr 2009. Die Kehrseite der Medaille waren die trotz der erwähnten Lieferengpässe durchgesetzten Nachlässe auf die UPE.Gleichzeitig konnten wieder höhere Umsätze mit gebrauchten Fahrzeugen erzielt werde. Und das bei wesentlich höheren Verkaufspreisen, nachdem der Gebrauchtwagenmarkt vom Preisdruck aus dem subventionierten Neuwagenmarkt befreit war.Beim Geschäft mit Ersatzteilen und Zubehör sowie Werkstattleistungen blieb der seit Jahren erwartete Rückgang der Umsätze aus, so dass sich in der Verteilung der Umsätze auf die einzelnen Geschäftsbereiche des Autohauses keine nennenswerten Änderungen ergaben. Bei weitem umsatzstärkster Bereich blieb mit 80 Prozent der Fahrzeughandel.Bruttoertrag auf VorjahrsniveauFür den Ertrag gilt dies nicht. Die Rückkehr zu akzeptablen Bruttoerträgen im Gebrauchtwagengeschäft und das Ende des Hype bei den Kleinwagen führten zwar zu einer leichten Verbesserung des Bruttoertragssatzes, die jedoch nicht ausreichte, um den Rückgang des Geschäftsvolumens zu kompensieren. Im Ergebnis büßte die Bedeutung des Fahrzeuggeschäfts für den Ertrag des Autohauses gegenüber dem Vorjahr um ca. einen Prozentpunkt ein und liegt im Geschäftjahr 2010 bei 37 Prozent.Werkstattleistungen, Ersatzteile und Schmierstoffe konnten im Durchschnitt etwas besser abgerechnet werden als im Krisenjahr 2009. Mit 57 Prozent stammte der gesamte Bruttoertrag zu weit mehr als der Hälfte aus diesem Bereich. Beim erzielten Verrechnungssatz ist der Inflationsausgleich auf hohem Niveau gelungen, die Erträge im Verkauf von Ersatzteilen, Schmierstoffen und Zubehör konnten dagegen gesteigert werden. Nach unserer Beobachtung gilt dies für die OEM Teile ebenso wie für Zubehör und Schmierstoffe. Im Gefolge des rückläufigen Neuwagenabsatzes wurden die sonstigen Erlöse, insbesondere Provisionen, in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt konnte der Bruttoertrag fast auf Vorjahresniveau gehalten werden, was in Prozent gerechnet einen Anstieg von 15,5 auf 15,7 Prozent bedeutet.Eiserne KostendisziplinBei den Aufwendungen wurde wie in den Vorjahren eiserne Disziplin gehalten und trotz Inflation die Ausgaben in absoluter Höhe auf Vorjahresniveau gehalten. Geringfügige Verschiebungen ergaben sich bei den Personalkosten, bedingt durch Lohn- und Gehaltssteigerungen nach sehr mageren Jahren der Krise sowie bei den Grundstückskosten, die als typische Fixkosten nicht an den niedrigeren Bruttoertrag angepasst werden konnten.Die EZB ist bereits dabei, an der Zinsschraube zu drehen, vermehrt ist zu hören, dass für die „boomende“ deutsche Wirtschaft das gegenwärtige Zinsniveau zu niedrig sei. Im abgelaufenen Jahr konnten bei nur leicht gestiegenen Beständen und Zinsen auf Rekord-Tief die Finanzierungskosten gegenüber 2009 deutlich reduziert werden, woraus ein wesentlicher Beitrag zu der durchschnittlich erreichten Umsatzrendite in Höhe von knapp 1,4 Prozent resultiert. Damit kündigt sich gleichzeitig ein Ende der Zeiten mit Umsatzrenditen von über 1 Prozent an. Allein eine Rückkehr auf das Niveau der Finanzierungskosten des Jahres 2008 würde bei der Umsatzrendite 0,4 Prozentpunkte kosten. Noch nicht berücksichtigt sind dabei die negativen Auswirkungen auf die Finanzkraft der Kunden. Denn eines haben die vergangenen 24 Monaten deutlich gemacht: Für das Wohl und Wehe des Autogeschäfts sind die finanztechnischen Rahmenbedingungen wichtiger als so manches andere. Hans-Günther BarthWirtschaftsprüfer/CPA, Steuerberaterwww.raw-partner.deLesen SIe hier...... wie es der Handel geschafft hat, schnell aus der Krise und auf ein Umsatz-Renditeniveau von 1,4 Prozent zu kommen, das es nun aber mit Weitsicht und Kostendisziplin gegen die EZB-Zinspolitik zu verteidigen gilt.Ertragskennzahlen (in % vom umsatz)20032004200520062007200820092010■ Rohertrag17,317,816,616,015,715,115,515,7■ Personalaufwand-9,3-9,9-8,7-8,6-8,3-7,9-7,9-8,0■ Sonstiger Betriebsaufwand-5,2-5,2-5,0-4,3-4,5-4,9-4,7-4,7■ Betriebsergebnis2,82,72,93,12,92,32,93,0■ Zinsen-0,9-0,8-1,1-1,0-1,0-0,9-0,7-0,5■ Mieten/Gebäude-Abschreibung-1,4-1,3-1,1-1,1-1,3-1,0-1,0-1,1■ Jahresergebnis0,50,60,71,00,60,41,21,4in % vom UmsatzKommentar< Die Finanz- und Wirtschaftskrise wurde überraschend schnell überwunden und ist nicht zuletzt aufgrund der Stützungsmaßnahmen in Rahmen des Konjunkturpakets der Bundesregierung – die in 2010 ausgelaufen waren, aber auch nicht mehr gebraucht wurden – am markengebundenen Automobilhandel praktisch spurlos vorübergegangen. Im Gegenteil: Der Autohandel konnte – im Durchschnitt betrachtet – die Umweltprämie ebenso wie die Gunst der Stunde des beginnenden und bis in 2011 hinein anhaltenden Aufschwungs für eine Konsolidierung auf Basis einer relativ guten Profitabilität nutzen. Hierbei war vorsichtiges Wirtschaften hilfreich, das in einem konsequenten Kostenmanagement zum Ausdruck kam. Vorsicht wird in den kommenden Monaten bei der Verwaltung der Fahrzeugbestände, sprich des Finanzierungsvolumens und allen weittragenden Entscheidungen unverändert gefragt sein, denn es ist zu erwarten, dass die derzeitigen Zinsschritte der EZB größere Auswirkungen haben werden als lediglich eine geringfügige Verteuerung der eigenen Kreditkosten des betroffenen Autohauses. Reserven konnten nämlich trotz zweier einigermaßen befriedigender Geschäftsjahre im Autohandel noch nicht angelegt werden. Dies ist kein übertriebener Pessimismus, denn das Einbremsen der Konjunktur ist ja erklärtes Ziel der Zinspolitik.>Kurzfassung 1. Dank guter gesamtwirtschaftlicher Entwicklung ist der befürchtete Absturz des Automobilgeschäfts ausgeblieben. Umsätze und Erträge aus dem Fahrzeughandel waren trotz drastisch gesunkener Zulassungszahlen gegenüber dem Vorjahr nur leicht rückläufig. Das Bruttoertragsniveau blieb trotz Normalisierung des Gebrauchtwagenhandels sehr niedrig.2. Auch in 2010 waren die Servicegeschäfte stabil und ertragreich. Damit hat der Bereich der After Sales abermals an Bedeutung für den Autohandel gewonnen.3. Die Umsatzrendite in Höhe von knapp 1,4 Prozent konnte auf Basis eines kostenbewussten Wirtschaftens und aufgrund des gesunkenen Finanzierungsaufwands erzielt werden. Unter der gegenwärtigen Zinspolitik der EZB ist dieses Renditeniveau in naher Zukunft konkret gefährdet.Verteilung des BruttoertragsUmsatzverteilung

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