Ausgabe 20/2011: Auf Herz und Nieren

Auf Herz und NierenDMS-Zertifizierung E IT-Experten bei Renault Deutschland AG zeigen auf, welche Anforderungen ein Dealer Management System erfüllen muss, um ein Zertifikat zu erhalten. von karolina ordyniecJedes Autohaus stand schon einmal vor der Qual der Wahl: Auf welches Dealer Management System (DMS) soll die Entscheidung fallen? Deckt das System alle wichtigen Funktionen ab? Lässt sich die Garantieabwicklung vornehmen? Kann ich mit dem System auch aktiv das Kundenbeziehungsmanagement betreiben? Fragen über Fragen. DMS-Anbieter gibt es mindestens so viele wie Marken auf dem deutschen Automobilmarkt. Aber nicht jedes DMS eignet sich gleichermaßen für jeden Händlerbetrieb. Deswegen gibt es Automobilhersteller, die ihren Händlern den Entscheidungsprozess erleichtern wollen und sogenannte Zertifizierungsverfahren eingeführt haben. Innerhalb dieses Verfahrens werden die Systeme der teilnehmenden EDV-Anbieter auf Herz und Nieren geprüft, vor allem aber darauf, ob sie alle Voraussetzungen und Vorgaben erfüllt, die einerseits vom Hersteller gefordert werden, andererseits dem Händler aber auch den Arbeitsalltag erleichtern. So wie bei Renault in Deutschland. AUTOHAUS sprach mit Roland Storz, Direktor Informatik und Organisation, Michael Jorissen, Leiter Informatik Händlernetz, und Karl Poll, Projektleiter Dealer Management Systeme bei Renault Deutschland AG, darüber, worauf es bei dem Zertifizierungsprozess ankommt und welche Überlegungen dahinterstecken.AH: Wie kam es zur DMS-Zertifizierung im Hause Renault?R. Storz: Wir haben schon im Jahr 2001 erste Schritte in diese Richtung vorgenommen. Damals haben wir in enger Zusammenarbeit mit dem Renault Händlerverband im Rahmen des Arbeitskreises Betriebswirtschaft und Informatik ein Homologationsverfahren für mehrere Märkte eingeleitet. Von Deutschland aus haben wir den Prozess sehr stark forciert und zusammen mit dem Renault Händlerverband zunächst zwei DMS-Systeme, Care von ASC und Dracar+ von ADP, für unser Händlernetz homologiert, bei denen der Handel sicher sein konnte, dass sämtliche Renault-Standards erfüllt werden. Wir haben uns dann in 2007 entschieden, die Homologation um ein Zertifizierungsverfahren zu ergänzen, um die Vielzahl der DMS-Anbieter im erweiterten Zertifizierungsprozess berücksichtigen zu können. Ab diesem Jahr (2011) werden nun die Homologation und die Zertifizierung zu einem Verfahren zusammengefasst. In diesem Jahr werden wir somit für das gesamte Händlernetz, Primär- und Sekundärnetz, die teilnehmenden DMS-Systeme zertifizieren, die unsere Anforderungen erfüllen. Aktuell sind bei uns sechs Hersteller mit acht DMS zertifiziert. Damit ist unsere zukünftige DMS-Strategie ganz klar auf das Thema der Zertifizierung ausgerichtet, die Homologation erlischt dann zum Jahresende 2011 und geht über in das langfristig ausgerichtete Zertifizierungsverfahren.Anforderungen an die SystemanbieterAH: Wer kann an diesem Prozess teilnehmen und was beinhaltet er konkret? M. Jorissen: Seit 2007 kann jeder DMS-Anbieter am Zertifizierungsprozess teilnehmen. Im Zuge unserer neuen DMS-Strategie haben wir einen Anforderungskatalog erstellt, anhand dessen jeder Softwareanbieter für sich entscheiden kann, ob er diesen Anforderungskatalog im vorgegebenen Zeitfenster für sein DMS umsetzen und damit an der Zertifizierung teilnehmen möchte. Dazu gehören z. B. Schnittstellen zur Verbesserung des Leadmanagements, des Customer-Relationship-Managements und der Werkstattplanungssysteme oder des Teilegeschäfts. Das sind alles Bereiche, auf die wir in unserer Handelsstrategie den Fokus legen. Deswegen wollen wir, dass die Systeme, die unsere Partner im Alltagsgeschäft unterstützen, hier die Voraussetzungen für eine reibungslose Arbeit schaffen. R. Storz: Im Rahmen des langfristig ausgerichteten Zertifizierungsprozesses stimmen wir uns regelmäßig mit dem Händlerverband ab. Uns ist es wichtig, dass unsere Haupt- und Sekundärnetz-Partner moderne Tools und Systeme an die Hand bekommen, die sie in ihrem täglichen Geschäft unterstützen und zudem als echte Arbeitserleichterung wahrgenommen werden. Jeder EDV-Anbieter soll zudem die Möglichkeit haben, ein Zertifikat von uns zu erhalten. Erhält er ein Zertifikat, steht es dem Händler selbstverständlich nach wie vor frei, für welches DMS er sich entscheidet. Wir können allerdings heute bereits eine Vielzahl zertifizierter Systeme zur Wahl stellen, bei denen der Handel darauf vertrauen kann, dass sie die Herstelleranforderungen erfüllen. Für den Händler stellt ja ein neues DMS immer auch eine größere Investition dar. Mit unserem langfristig ausgerichteten Prozess der Zertifizierung sind wir überzeugt, die Investitionsentscheidung des Händlers durch unsere DMS-Strategie zu unterstützen.AH: Und welche Anforderungen muss ein DMS-Anbieter erfüllen? M. Jorissen: Neben den eben erwähnten Punkten ist es aktuell besonders die Garantieschnittstelle, die in einem DMS integriert sein sollte. Die Integration stellt für manche Systemanbieter allerdings einen so hohen Aufwand dar, dass sich einige zurückziehen. Systeme auf ein Niveau bringenAH: Wie lange dauert denn der Zertifizierungsprozess?K. Poll: Bis Ende Februar hatten die Systemanbieter Zeit, sich für das Verfahren anzumelden. Nach Ausgabe des Lastenhefts haben die Firmen dann bis Ende Oktober Zeit für die Umsetzung, dann erfolgen Prüfung und Abnahme. Nicht alle Anbieter müssen für die Zertifizierung große Neuprogrammierungen starten. Viele erfüllen auch schon die meisten unserer Anliegen. Uns geht es darum, den Qualitätslevel aller Systeme durch die Zertifizierung auf ein nahezu einheitliches Niveau zu bringen.AH: Und welchen Vorteil bietet die Zertifizierung dem Handel?K. Poll: Die Systemlandschaft im Autohandel wird immer komplexer. Datenschutzrechtliche Erklärungen, CRM-Anforderungen, Leadmanagement – all das sind Themen, mit denen sich der Handel immer mehr auseinandersetzen muss. Unsere Aufgabe als Hersteller ist es, dafür zu sorgen, dass das Tagesgeschäft in den Betrieben trotz der Fülle an Informationen reibungslos weiterläuft. Und das bedeutet auch, dass wir unseren Partnern nützliche Tools an die Hand geben möchten, die ihn hierbei unterstützen. zLesen Sie hier...... warum Renault Deutschland in diesem Jahr ein Zertifizierungsverfahren für Dealer Management Systeme durchführt und inwiefern der Händler davon profitiert.

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