Ausgabe 01-02/2013: Auf holprigem Grund

Auf holprigem GrundFinanzkennzahlen – Nach flottem Start ins Geschäftsjahr 2012 bekamen die Autohäuser ab Jahresmitte erneut starken Preis- und Renditedruck zu spüren. rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDer diesjährige Blick in den Rückspiegel fällt etwas verschwommen aus. Die Karosse vibriert auf holprigem Grund, so auch das Glas, durch welches das Rechnungswesen auf die Ereignisse schaut. Der Beginn des Jahres 2012 war im Großen und Ganzen eine geschmeidige Fortführung der guten und rund laufenden Geschäfte im Jahr 2011. Dumm nur, dass sich viele Unternehmer nach Jahresmitte plötzlich wie in der Eisenbahn fühlten, wenn jemand die Notbremse zieht, zumindest was den Fahrzeugverkauf betrifft. Wer sich davon überraschen ließ, ähnelt Straßendiensten, die jeden Winter wieder vom ersten Schneefall überrascht werden. Den herben Rückschlägen im Fahrzeugverkauf liegt allerdings keine entsprechend gravierende Änderung der Großwetterlage zugrunde: Die Umweltdiskussion bringt nichts grundlegend Neues und grummelt auf niedrigem Niveau, Ähnliches gilt für die Zinsen, die beiden Seiten – Händlern und potenzieller Kundschaft – entgegenkommen; der immens wichtige Arbeitsmarkt ist auf hohem Niveau stabil, die Konjunkturdaten können eigentlich immer besser sein, senden aber zumindest keine Alarmsignale aus. Trotzdem lastet wieder starker Druck auf den Fahrzeugpreisen. Vor allem der Markt der privaten Käufer enttäuscht zum Jahresende und lässt in der derzeitigen Verfassung keinen Raum für positive Erwartungen auf das kommende Jahr.1,3 bis 1,5 Prozent UmsatzrenditeEntsprechend dem vorliegenden Zahlenmaterial stützen wir unseren Rückblick auf die Zeit von Januar bis Oktober, gehen also aufgrund der negativen Berichte zum aktuellen Geschäftsgang davon aus, dass die endgültige Jahresabrechnung schlechter ausfallen wird, als es die hier vorgelegten Ergebnisse dokumentieren, weil zu erwarten ist, dass die letzten beiden Kalendermonate das Gesamtergebnis verschlechtern werden. Nach derzeitigem Stand errechnet sich eine durchschnittliche Umsatzrendite von 1,5 Prozent. Diese wird stärker als in den Vorjahren vom Ergebnis der Werkstatt getragen. Dort zeichnet sich abermals ein über den gesamten 10-Monats-Zeitraum stabil verlaufendes Geschäft ab, ohne Einbußen bei der Profitabilität, womit das Gesamtergebnis einen verlässlichen Anker habe könnte. Allerdings ist davon auszugehen, dass der im Vorjahresvergleich viel arbeitnehmerfreundlichere Kalender dieses Jahres für Einbußen im Aftersales im Laufe des Dezember sorgen wird. Insgesamt ist für das Gesamtjahr 2012 wohl mit einer Umsatzrendite in Höhe von 1,3 bis 1,5 Prozent zu rechnen. Wollen wir die Betrachtung der Perspektiven anderen überlassen und hier den Rückblick konkretisieren.Neu- und GebrauchtwagengeschäftDer Neuwagenumsatz ist von Januar bis Oktober 2012 gegenüber dem Vergleichszeitraum um 1,2 Prozent zurückgegangen, bei einem gleichzeitig deutlichen Anstieg der Schwankungsbreite innerhalb der Stichprobe, die durch die Maximalwerte minus 28 Prozent und plus 16 Prozent markiert wird. Ein starker Anstieg der Varianz bzw. Standardabweichung gilt übrigens auch für die anderen der untersuchten Kennziffern. Dies könnte im Sinne eines Erfahrungswerts als Anzeichen einer (beginnenden) Krise interpretiert werden, denn nach unseren Beobachtungen über längere Zeiträume haben die Standardabweichungen in guten und sehr guten Jahren rückläufige Tendenz. Im Jahr 2012 ist Krise nicht einfach Krise. Vielmehr handelt es sich um die Krise einzelner OEM/Importeure und deren Fahrzeugmarken, denen der Erfolg anderer gegenübersteht. Und das schlägt beim Handel voll durch, vor allem wenn der Händler nur eine – oder mehrere, aber gleich positionierte – Marke(n) vertritt. Da der im Neuwagengeschäft erzielte durchschnittliche Deckungsbeitrag gegenüber dem Vorjahr sogar hauchzart verbessert werden konnte, bzw. die Abrechnungsmodelle der Hersteller (Leasingrückläufer) dafür sorgen, dass dieser hochgehalten wird, ergab sich trotz der erwähnten negativen Entwicklungen ein leicht erhöhter Anteil der Neuwagen am insgesamt erwirtschafteten Deckungsbeitrag (26,3 % gegenüber 26,2 % im Vergleichszeitraum, siehe Grafik Seite 16). Nachdem jedoch die Wahrheit letztlich immer ans Licht kommt (das war früher in der Schule auch schon so), blicken wir auf die Abrechnung der Gebrauchtwagenabteilung und sind nun gar nicht überrascht, dass die Korrektur bzw. Richtigstellung des Bildes hier zu finden ist. Das Geschäft mit gebrauchten Fahrzeugen fällt beim Deckungsbeitrag stark ab (siehe Grafik S. 16) und kann nur noch 5,9 Prozent zum Gesamterfolg auf dieser Stufe beisteuern, eines um knapp 4 Prozent höheren Umsatzes zum Trotz. Die Umsatzsteigerung kann als Umsatzverschiebung in dem Sinne interpretiert werden, dass der Privatkunde, der dem Neuwagen den Rücken gekehrt hat, nunmehr hier anzutreffen ist (vgl. auch Entwicklung der Händler- und Werkszulassungen in der KBA-Statistik). Quersubvention durch die WerkstattZusammengenommen verliert also das Fahrzeuggeschäft für den Gesamterfolg des durchschnittlichen Autohandelsbetriebs an Bedeutung und kommt im Jahr 2012 nicht einmal mehr auf ein Drittel. Wie üblich gibt es hier Unterschiede zwischen den handelsintensiven großen und den eher servicegeneigten kleineren Betrieben; die Tendenz der abnehmenden Ergebnisrelevanz des Fahrzeughandels ist jedoch in beiden Gruppen vorhanden und zieht sich bis zum Deckungsbeitrag III durch. Dabei sind die Unterschiede der Verschiebungen bei Deckungsbeitrag I und III nicht gravierend. Der Deckungsbeitrag III aus kumuliertem Neu- und Gebrauchtwagengeschäft im Verhältnis zum Umsatz, also quasi die Abteilungsbezogene Umsatzrendite, rangiert mit nur noch 2,1 Prozent gegenüber noch 2,8 Prozent im Vergleichszeitraum. Ein derart niedriger Deckungsbeitrag spricht dafür, dass bei Anwendung der Vollkostenrechnung im Durchschnitt (!) rote Zahlen geschrieben wurden. Damit dürfte feststehen, dass im Jahr 2012 der Handel mit Fahrzeugen auf ganz breiter Front durch die Quersubvention aus dem Aftersales-Bereich aufrechterhalten wurde.Im wenig glamourösen Werkstattbereich, der so ganz ohne Glas-, Chrom- und Marmor-Show auskommt, wurde personell aufgestockt. Dies nicht unbedingt bei den produktiven Kräften, sondern eher im Bereich des direkten Kundenkontakts – ein Indiz für eine gewisse Verkrampfung bei der Jagd nach dem Erreichen der Bestnoten in den diversen Werkstatt-Tests? Falls ja, ist dem Autohandel zu wünschen, dass sich die Anforderungen aus Test und Realität in Übereinstimmung befinden, denn kostenlos ist diese Art der Service-Offensive nicht und Personalinvestitionen sind bekanntlich im Bedarfsfall nur mit hohem Aufwand (auch finanzieller Art) zu korrigieren, es handelt sich um sprungfixe Kosten. Umsatzrückgang bei ET & ZubehörWie auch immer, die Kostensteigerungen konnten an den Kunden überwälzt werden. Es bleibt allerdings offen, ob zwangsweise oder auf Grundlage von dessen „Begeisterung“. Gegen Letzteres spricht die Tatsache, dass dessen konsequente Abwendung von der Markenwerkstatt exakt im Zeitpunkt des Ablaufs der Garantiezeit ungebrochen ist. Der bemerkenswerte Zuwachs der Bedeutung des Service resultiert also aus dessen Stabilität bei Volumen und Bruttoertrag (hier berechnet mit dem Aufwand für produktive Löhne) bei gleichzeitig gravierender Schwäche des Handels, die in gewissem Umfang auch das Geschäft mit Ersatzteilen und Zubehör erfasst hat. In diesem Sektor war 2012 erstmals seit langen Jahren ein Umsatzrückgang von 1,7 Prozent zu verzeichnen. Die Deckungsbeiträge sind in diesem Geschäftsfeld insofern statistisch schief verteilt, als die großen Betriebe auf den Umsatz bezogen niedrigere Ergebnisse erzielen als die kleineren; im Zeitreihenvergleich ergibt sich bei den „Großen“ eine Verbesserung des Deckungsbeitrags I, bei gleichzeitiger Verschlechterung des Deckungsbeitrags III. Dies sieht nach Einschränkungen von Exportaktivitäten aus, insbesondere im Lichte der Steigerung der Werkstattumsätze.Man sieht, es wurden kleine Schritte gemacht und ein großer im Fahrzeughandel, dieser aber in die falsche Richtung. Folglich ist jede noch so kleine Bewegung ergebnisrelevant. In diesem Zusammenhang sollten die sonstigen Umsätze und Bereiche beachtet werden, die still und leise, aber stetig an Bedeutung gewinnen. Es geht um Provisionen, Umsätze aus Fahrzeugvermietung und ähnlichen Geschäften, die mehr oder weniger eng teils mit dem Fahrzeugverkauf, teils mit dem Werkstattgeschäft verlinkt sind – und die man nicht „liegenlassen“ darf.Bei – wie erwähnt – konstant niedrigen Zinsen sowie einer vorsichtigen Enthaltsamkeit im Bereich der Bau-Steine-Erden ist der Rückgang der Umsatzrendite auf die Verschlechterung der Betriebsergebnisse und damit, wie oben dargestellt, auf den Umsatz- und Ertragseinbruch im Fahrzeuggeschäft zurückzuführen. Ursächlich war die negative Marktentwicklung mit Schwerpunkt ab dem zweiten Halbjahr.Hans-Günther Barth, CPA, Wirtschaftsprüfer, Steuerberatermuc@raw-partner.deLesen SIe hier...... wie die Steuerberater- und Wirtschaftsprüfer-Kanzlei Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner das Autohaus-Geschäftsjahr 2012 mit einer ersten Einschätzung bewertet und was die Kennzahlen über die Geschäftsentwicklung verraten.handelsbilanz 20121. Die Umsatzrendite 2012 der Autohäuser erodiert auf ca. 1,3 bis 1,5 Prozent.2. Neuwagen- und Teilegeschäft entwickeln sich beim Umsatz negativ.3. Aftersales und Gebrauchtwagengeschäft entwickeln sich beim Umsatz positiv.4. Knapp zwei Drittel der erwirtschafteten Deckungsbeiträge stammen aus dem Aftersales-Bereich.5. Die „Krise 2012/13“ ist keine allgemeine, sondern eine Krise einzelner Automarken.Die Quote von DB III zu Neuwagenumsatz hat sich gegenüber 2011 von 3,1 auf 2,8 Prozent verschlechtert. Stabile Quoten gab es in den Aftersales-Bereichen.** Als Deckungsbeitrag III gilt: Erlös minus Anschaffungskosten minus Einzelkosten (z. B. Provisionen und Gewährleistung), Personalkosten und direkte Betriebskosten (wie z. B. Werbung, Kosten Geschäftsfahrzeuge, Garantie).20112012Neuwagen3,1 %2,8 %Gebrauchtwagen1,3 %0,7 %Ersatzteile/Zubehör15,5 %15,5 %Werkstatt22,7 %22,9 %

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