ZDK-Jahrespressekonferenz: Ausbaden, was die Politik verbockt hat

Hier der Link zu den wesentlichen Tabellen zum Artikel im Kennzahlenbereich von AUTOHAUS next. Trotz schwieriger wirtschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen ist der Umsatz im Kraftfahrzeuggewerbe laut Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) im Jahr 2023 über alle drei Geschäftsbereiche (Neuwagen, Gebrauchtwagen, Service) um 11,9 Prozent auf 207,3 Milliarden Euro gestiegen. Der Grund dafür waren höhere Stückzahlen verbunden mit höheren Preisen. Im Service gab es einen Umsatzsprung von 17,7 Prozent auf rund 33,8 Milliarden Euro im Vergleich zu 2022. Das lag am weiter gewachsenen Fahrzeugbestand, der höheren Zahl der Wartungen mit gestiegenen Kosten (plus 8,5 Prozent pro Wartung) sowie die um 15,3 Prozent höheren Kosten pro Unfallreparatur. Die Durchschnittsrendite war aber im Vergleich zum Top-Jahr 2022 (3,1 Prozent) mit 2,1 Prozent schon einen ganzen Prozentpunkt niedriger. Und was erwartet der Verband für 2024? "Die Ergebnisse gehen steil nach unten", so ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn in der Jahrespressekonferenz des ZDK am 15. Februar. In Sachen Gefahr von Insolvenzen gab der Unternehmer aber Entwarnung: Die letzten Jahre seien gut gewesen und kluge Unternehmer hätten Rückstellungen gebildet. Wieder mehr Benziner und Diesel Schon im vergangenen Jahr hatte die Branche einen deutlichen Rückgang bei den Fahrzeug-Neubestellungen verzeichnet. Und in diesem Jahr setzt sich der Trend fort. So schätzen laut einer Blitzumfrage des Verbandes 91 Prozent der befragten Autohäuser die zu erwartenden Auftragseingänge von privaten Kunden bei batterieelektrischen Fahrzeugen als "sehr schlecht" (55 Prozent) oder "schlecht" (36 Prozent) ein. Bei gewerblichen Kunden liegt dieser Wert mit 83 Prozent etwas niedriger. Bei Plug-in-Hybriden sind die Werte bezogen auf private (79 Prozent "sehr schlecht" bzw. "schlecht") als auch gewerbliche Aufträge (71 Prozent "sehr schlecht" bzw. "schlecht) ein wenig freundlicher. Deutlich optimistischer sind die Erwartungen bei Aufträgen für Benziner und Diesel. Im Privatkunden-Segment erwarten 30 Prozent eine "gute" und 46 Prozent eine "neutrale", sprich gleichbleibende Auftragslage. Bei den gewerblichen Kunden sind die Werte fast identisch. ZDK-Präsident Arne Joswig dazu: "Wir brauchen einen klaren Plan für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität, mit stabilen und berechenbaren Rahmenbedingungen, gerade auch bei den Steuern. Sonst wird das Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeugen bis 2030 nicht zu erreichen sein." FORDERUNGEN AN DIE POLITIK Die Branche braucht: ■ mehr unternehmerische Freiheit und Planungssicherheit ■ kluge Rahmenbedingungen beim Zugang zu Fahrzeugdaten und für Technologieoffenheit ■ klare, verlässliche politische Spielregeln. Was einmal versprochen wurde, muss gehalten werden ■ Kostenentlastung bei wachsenden bürokratischen Auflagen ■ einen klaren Plan für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität Restwertproblematik Bei den Gründen für die Kaufzurückhaltung der Kundinnen und Kunden bei den Elektrofahrzeugen zitierte Peckruhn den aktuellen DAT-Report: begrenzte Reichweite, hohe Anschaffungskosten, unausgereifte Infrastruktur, lange Ladezeiten und der Unsicherheitsfaktor Batterie, bezogen auf Haltbarkeit und Gesundheitszustand, lassen zu wünschen übrig. Der Fabrikatsvertreter forderte so schnell wie möglich bezahlbare Elektrofahrzeuge in allen Segmenten. Zur Sprache kam aber auch noch ein anderes Problem, das es zu lösen gilt. Um den Hochlauf bei den Elektrofahrzeugen schnell hinzubekommen, habe es sehr gute Angebote gegeben, die mit hohen Restwerten in den Leasingverträgen einhergingen. Glücklicherweise bei einigen Fabrikaten zulasten des Herstellers, der das Risiko übernimmt. Bei manchen Fabrikaten stehen aber die Händler in der Rücknahmepflicht. Das könne in einer problematischen Restwertlawine münden. "Der ZDK hat das auf dem Schirm", hieß es. Aber: "Es ist noch kein gebrauchtes Elektroauto stehen geblieben", beruhigte Joswig. Und die Zahl der betroffenen Fahrzeuge sei angesichts des gesamten Fahrzeugbestands auch noch gering. Kritik an der Politik Mehr Probleme sieht man derzeit offenbar in der Politik: Am treffendsten formulierte es Peckruhn, der in Zusammenhang mit dem Ende des Umweltbonus sagte: "Hersteller und Handel mussten bei vielen tausend Kunden ausbaden, was die Politik verbockt hat." In der Blitzumfrage vom 5. bis 11. Februar 2024 wurden die rund 700 teilnehmenden Betriebe auch gefragt, was ihnen auf der Seele liegt. Ganz oben bei den Autohäusern und Werkstätten stand "unsichere politische Entscheidungen" und "steigende Kosten", "überbordende Bürokratie" und "Fachkräftemangel". Aus diesem Stimmungsbild schälte Joswig klare Forderungen heraus (siehe Kasten). Qualität hochhalten Auch in Sachen Service gab es eine klare Forderung an die Politik, denn der neue Verordnungsentwurf für die Straßenverkehrsordnung sieht vor, dass ein Prüfstützpunkt nicht mehr unbedingt in die Handwerksrolle eingetragen sein muss. "Hier sollen jetzt Tür und Tor für fachlich nicht kompetente Betriebe geöffnet werden", so Detlef-Peter Grün. Der Bundesinnungsmeister und Präsidiumsmitglied des Zentralverbands des Deutschen Handwerks sieht das als direkten Angriff der Politik gegen das deutsche Handwerk. "Für uns ist dieser Ansatz absolut nicht nachvollziehbar. Wir reden hier über Qualität und Sicherheit und damit über Verbraucherschutz." Der Verband wolle nun alle Hebel in Bewegung setzen, um über den Bundesrat noch Einfluss auf die Verordnung zu nehmen. Mehr Auszubildende Grün hatte aber auch gute Nachrichten: Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Kfz-Gewerbe ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. So haben die Kfz-Betriebe für den Ausbildungsberuf "Kfz-Mechatroniker/in" 23.517 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, eine Steigerung um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei den Automobilkaufleuten setzte sich der positive Trend mit 5.493 neuen Azubis fort, das sind 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Autohäuser tun also selbst etwas gegen den Fachkräftemangel und Joswig kündigte in diesem Bereich eine umfassende Strategie an, die noch in diesem Jahr ausgerollt werden soll. Stabiler Service Und noch mehr gute Nachrichten gibt es aus dem Service. 95 Prozent der Werkstätten erwarten bei Wartungs- und Servicearbeiten eine "sehr gute" (zwölf Prozent), "gute" (41 Prozent) bzw. "neutrale", sprich gleichbleibende Auftragslage (32 Prozent). Bei den Autohäusern sind es 83 Prozent (acht Prozent "sehr gute", 41 Prozent "gute" und 34 Prozent "gleichbleibende Auftragslage"). Die Zahl der Betriebe und Beschäftigten änderte sich nur geringfügig. Dazu passt eine weitere Zahl, die Peckruhn aus dem DAT-Report zitierte: Lediglich zehn Prozent der Neuwagen seien über eine Online-Plattform verkauft worden. Für den Fabrikatsvertreter zeigt das einmal mehr: "Der stationäre Handel ist und bleibt als zentrale Schnittstelle zwischen Herstellern und Importeuren sowie die Kundinnen und Kunden unverzichtbar. Und noch eine Aussage von Hauptgeschäftsführer Kurt-Christian Scheel sorgt für positive Stimmung: "Wir stehen zum Klimaschutz und sind Teil der Lösung."

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