Ausgabe 03/2011: Ausnahmeunternehmer

AusnahmeunternehmerBehindertengerechte Fahrzeuge E Wer automobile Faszination und höchste Ingenieurskunst für Behindertenmobilität erfahren möchte, bleibe bei „Paravan“ stehen. Sensationell, was Roland Arnold entwickelt hat. von Prof. Hannes Brachat Wer kennt Aichelau? Im Herzen der Schwäbischen Alb? Der Truppenübungsplatz Münsingen ums Eck ist bekannter. Wer in Aichelau das 60.000 Quadratmeter große Areal von „Paravan“ befährt, gerät ins Staunen, was der Firmengründer Roland Arnold (44), ursprünglich Kfz-Mechaniker, nach einem Schlüsselerlebnis an seinem Heimatort seit 1997 aufgebaut hat. Der schwäbische Tüftler ist heute mit seinen gut 100 Mitarbeitern Weltmarktführer für individuell angepasste Behindertenfahrzeuge. Er hat es geschafft, dass selbst Menschen mit stärksten Einschränkungen erstmals selbstständig Auto fahren können.Mithilfe eigener Entwicklungen und Produktionen kreiert er alles, was behinderten Menschen Mobilität verschafft, also individualisierte Komplettfahrzeuge (Heck-, Seiteneinstiege, Sonderlösungen), Komplettumbauten, Elektrorollstühle, Transfer-, Schwenksitze, Komponenten für Behindertenfahrzeuge und die Industrie. Auf dem Areal befinden sich außerdem eine eigene Behindertenfahrschule, ein Fahrsicherheitsparcours sowie ein behindertengerechtes Kundenzentrum. Ein eigenes behindertengerechtes Hotel ist in Planung. Space DriveNoch eine Revolution aus Aichelau. 2004 schlug die Geburtsstunde für Space Drive, das erste straßenzugelassene Joystick-Lenksystem mit aktiver Redundanz (doppelter Sicherheit). Nochmals, so können Menschen ohne Arme und ohne Beine Auto fahren. Das Lenkrad wird überflüssig.Was gerade für Autohäuser vertriebspolitisch Sinn macht, ist das Nachrüsten von Schwenk- oder Transfersitzen. Die Schwenksitze ermöglichen bequemes, mechanisch oder elektrisch gesteuertes Ein- und Aussteigen mit bis zu einem Drehwinkel von 120 Grad und ist dank optionaler Aufstehfunktion auch für ältere Menschen geschaffen. Der Transfersitz eignet sich für aktive Rollstuhlfahrer und ist modular wählbar, also mit Hub-, Dreh-, Vor- und Zurückfunktion. Die Heckeinstiege sind besonders geeignet für Familien mit behinderten Kindern, für Taxiunternehmen oder Einrichtungen wie Pflegeheime etc. zLesen SIe hier...... was der schwäbische Unternehmer Roland Arnold in Sachen Behindertenmobilität tut. Dafür hat der Ausnahmeunternehmer das Prädikat „Mutmacher der Nation“ erhalten. InformationRoland Arnold, ein echter Mittelständler, bietet auf seinem Mobilitätspark alles aus einer Hand für mobilitätseingeschränkte Menschen an. Auch die Bundeskanzlerin hat ihn schon zum Expertengespräch geladen.Das Schlüsselerlebnis, das ihn bewog, Paravan zu gründen, und weitere Details über das Unternehmen unter www.paravan.de. Die GTÜ hat die Broschüre „Mut zur Mobilität“ herausgebracht. Rainer de Biasi, Geschäftsführer der GTÜ: „Mit diesem Ratgeber wollen wir behinderten Menschen helfen, die notwendigen Schritte zur Realisierung ihres Traums zu unternehmen. Im ersten Schritt zeigen wir, wie man einen Führerschein macht. Dann zeigen wir die Möglichkeiten auf, ein Auto behindertengerecht auszustatten. Nicht zuletzt haben wir die Fahrpraxis im Alltag und auf Reisen in Empfehlungsform zusammengetragen.“ Oliver Raach ist Deutschlands erster öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Kfz-Versorgung Körperbehinderter, hat sowohl an diesem GTÜ-Buch mitgewirkt und ist vor Ort bei Paravan sachverständig involviert.Mut zur MobilitätBehindertenmobilität z 1.141.800 gehandicapte Autofahrerz 2.778.200 mobilitätsbehinderte Mitfahrer- davon 576.937 mit Merkzeichen „aG“ (außergewöhnlich gehbehindert)- 1.499.813 mit Merkzeichen „B“ (ständige Begleitung notwendig) im Behindertenausweisz Hinzu kommen mobilitätseingeschränkte ältere Menschen.Details: www.destatis.deArtikel 3 Absatz 3 Satz 2 Grundgesetz: „Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“ Es geht um die gleichberechtigte Teilhabe von behinderten Menschen am Leben in der Gesellschaft und um eine selbstbestimmte Lebensführung.

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