Marktprognosen 2016: Das Jahr danach

Was im Jahr 2016 auf die Branche zukommt, ist unsicherer denn je. "Der Abgasskandal hat die gesamte Automobilwirtschaft - weltweit - erschüttert, hat wirtschaftliche Warnsignale für die deutsche Exportwirtschaft und eine Vertrauenskrise für alle Automobilhersteller heraufbeschworen." So die Einschätzung von VDIK-Präsident Volker Lange. Vor diesem Hintergrund ist eine Prognose für das kommende Jahr schwer, denn weitere Entwicklungen in dieser Angelegenheit können über eine mögliche Kaufzurückhaltung bei Kunden entscheiden. Trotzdem, bei allen Vorbehalten: Die Experten sind sich darüber einig, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gut sind, und sagen voraus, dass der Automobilmarkt 2016 sich weiter auf dem hohen Niveau von 2015 bewegen wird. Nur zur Erinnerung: Noch vor kurzem gingen alle davon aus, dass sich der Automobilmarkt bei drei Millionen Einheiten einpendeln wird. Viele Unsicherheiten Die einzelnen Marken sind aber vorsichtig, viele wollten gegenüber AUTOHAUS ihre Absatzerwartung für 2016 gar nicht kommunizieren. Bei einigen wurde auf Anpassungsmechanismen verwiesen, die vorgesehen sind, wenn der Markt sich nicht wie in der Jahreszielvereinbarung angenommen entwickelt. Am meisten Sorgen machen sich die Händler des Volkswagen-Konzerns. Denn sowohl Volkswagen als auch Audi und Skoda wollen ihre zuletzt erreichten Marktanteile stabil halten. Das bedeutet einerseits, dass die Händler unter enormem Absatzdruck stehen, der mancherorts auf Kaufzurückhaltung der Kunden dieser Marken stößt. "Die müssen zurückstecken", ist deshalb immer wieder zu hören. Andererseits bereitet genau dieser Absatzdruck auch den anderen Marken Bauchschmerzen. "Die brauchen Cash und werden deshalb Kampfpreise machen", brachte es ein Vertreter eines anderen Fabrikats auf den Punkt. Schon bisher sind die Wolfsburger und ihre Töchter aggressiv im Markt aufgetreten und haben mit ihren Preisen den Wettbewerb stark beeinflusst. Das könnte sich im Jahr 2016 noch verschärfen, vermuten einige Branchenvertreter - und das mit entsprechenden Auswirkungen auf die Rendite aller. Es bleibt also spannend. "Der Gegenwind wird stärker" "Wenn es keine Verschlechterungen bei den Rahmenbedingungen gibt, wird der deutsche Pkw-Markt 2016 leicht auf rund 3,2 Millionen Neuzulassungen zulegen. Zuversichtlich stimmt uns, dass sich das leichte Wachstum aus 2014 auch 2015 fortgesetzt hat. Allein im November stiegen die Pkw-Neuzulassungen um neun Prozent, in den ersten elf Monaten um fünf Prozent. Der inländische Auftragseingang der deutschen Konzernmarken ist von Januar bis November um sechs Prozent gestiegen. Doch der Gegenwird wird stärker, die Herausforderungen nehmen im kommenden Jahr zu. Die Weltkonjunktur hat viele Unwägbarkeiten, die politischen Spannungen im Nahen und Mittleren Osten wachsen, der Kampf gegen den Terror fordert die Industriestaaten besonders. Auch im Inland sehen wir durchaus Wolken am Horizont, die das strahlende Bild eintrüben könnten: Die expansive Geldpolitik der EU und der niedrige Ölpreis überdecken manche Strukturschwäche. Und der Gesetzentwurf, den Bundesarbeitsministerin Nahles zu Zeitarbeit und Werkverträgen vorgelegt hat, birgt Risiken für den Standort Deutschland und seine Arbeitsplätze."Matthias Wissmann, VDA-Präsident "Stark steigendes Interesse am Autokauf" "Ich gehe davon aus, dass der Pkw-Markt in Deutschland ein Neuzulassungsvolumen von 3,2 Millionen Einheiten erreichen wird. Die stabile wirtschaftliche Situation und das wieder stark steigende Interesse am Autokauf - 36 Prozent der deutschen Autofahrer wollen sich in den nächsten 18 Monaten ein anderes Fahrzeug zulegen, davon 44 Prozent ein Neufahrzeug - sind gute Voraussetzungen für 2016. Daher sehe ich im nächsten Jahr eine stabile Marktentwicklung auf dem Niveau von 2015 - und das ist - abgesehen von dem Umweltprämienjahr 2009 - das höchste Neuzulassungsergebnis seit dem Jahr 2006. Allerdings haben sich die Strukturen deutlich verändert. Während 2006 noch annähernd hinter jedem zweiten neu zugelassenen Pkw ein Privatkunde stand, gilt dies 2015 nur noch für gut jedes dritte Fahrzeug. Wenn die Bundesregierung im Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen haben will, sind dringend zusätzliche politische Initiativen erforderlich. Es muss schnellstmöglich eine effiziente Käuferförderung geben, welche die durch die Batterie verursachten Mehrkosten gegenüber herkömmlichen Antrieben deutlich reduziert und sich auch auf den privaten Käufermarkt, der völlig darniederliegt, erstreckt."Volker Lange, VDIK-Präsident

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