Ausgabe 11/2010: Das verflixte siebte Jahr

Das verflixte siebte JahrAutomeile Höherweg E Monate lang standen die Kroymans Pavillons auf der Düsseldorfer Automeile leer. Jetzt geht es weiter. Von doris PlateRobert Rademacher macht in regelmäßigen Abständen einen Rundgang über die Automeile Höherweg. Der Geschäftsführer des Zusammenschlusses der Düsseldorfer Autohäuser an diesem Standort kontrolliert höchstpersönlich, ob auch die Abfalleimer geleert sind und die Sauberkeitsstandards eingehalten werden. Ist die Musik zu laut, gibt es eine E-Mail von ihm an den jeweiligen Betreiber. Kein Zweifel: Der amtierende ZDK-Präsident hat noch immer ein besonderes Interesse an seinem Baby. Schließlich hatte er im Jahr 2000 – damals noch als Vorsitzender der Geschäftsführung der Gottfried Schultz Gruppe – erreicht, dass auf dem großen Gelände zwischen den Düsseldorfer Stadtteilen Flingern und Oberbilk, auf dem sich früher die Betriebshöfe der Stadtwerke und der AWISTA befanden, eine Auto-Shopping-Mall installiert werden konnte. Im Sommer 2002 wurden die einzelnen Baugrundstücke parzelliert an die Investoren verkauft. Bestandteil der Kaufverträge war eine eigene Gestaltungssatzung, die zum Beispiel die Aufstellung von Marken-Pylonen und -Fahnen verbot. In der Nutzungssatzung wurden zum Beispiel die Öffnungszeiten festgelegt. Die Bauaktivitäten begannen 2002. Schon bald gab es erste Änderungen: Die Öffnungszeiten wurden um eine Stunde verkürzt, der Seat-Betrieb wurde für Bentley geräumt. Da diese Umnutzung aber innerhalb der Gottfried Schultz Gruppe passierte, war das kein Problem. Vier vor dem KommaDer Hammer kam im verflixten siebten Jahr: Die Kroymans-Gruppe, die ein Vier-Pavillon-Mehrmarkenautohaus auf der Automeile hatte, war insolvent. Zunächst führte der Insolvenzverwalter die Geschäfte noch weiter. Seit Herbst 2009 waren die Kroymans-Betriebe auf der Automeile aber geschlossen. Und in den ersten Monaten nach der Insolvenz tat sich nichts in Sachen Verkauf.Gegen Ende des Jahres dann der Wandel: Gleich vier Autohäuser meldeten Interesse an. Und das hatte einen Grund: 15 Millionen Euro hatte Kroymans in die vier Pavillons investiert. Ein Immobiliensachverständiger hatte deren Wert 2009 auf acht Millionen geschätzt. Erst als bekannt wurde, dass bei einem möglichen Kaufpreis auch eine Vier vor dem Komma stehen könnte, traten Interessenten auf den Plan. Gleich drei Autohäuser, die schon auf der Automeile tätig sind, wollten nun die Chance nutzen. Es gab aber nur zwei Möglichkeiten, denn das Vier-Pavillon-Autohaus war nur in zwei Hälften teilbar. Als vierter Interessent kam dann noch die Schwabengarage ins Spiel, die letztendlich mit Preckel & Arians zum Zuge kam. Das Autohaus Dresen und die Levy-Gruppe gingen leer aus, was für böses Blut in der Gesellschafterversammlung sorgte. Ab 1. Juli vier neue MarkenAutomeilen-Geschäftsführer Robert Rademacher zeigte sich Anfang Mai in Düsseldorf aber erfreut darüber, dass der Leerstand, der durch die Insolvenz von Kroymans entstanden ist, bald beendet sein wird. Am 1. Juli sollen die neuen Betreiber nach einigen Umbauten bereits die Tore öffnen. In der einen Hälfte wird die Schwabengarage dann mit den Marken Ford, Volvo und einem Untermieter, der Hyundai verkauft, vertreten sein. Die andere Hälfte wird das Autohaus Preckel & Arians, das bereits jetzt einen Renault- und einen Nissan-Betrieb auf der Automeile hat, nutzen, um sich neu aufzustellen: Der Nissan-Betrieb wechselt in die ehemaligen Kroymans-Pavillons. Dort wird dann auch die Marke Infiniti Einzug halten. Der bisherige Nissan-Betrieb wird zukünftig die Marke Dacia beherbergen. „Wir haben damit die Lösung gefunden, die von der Sortimentsgestaltung her die vielversprechendste ist“, erklärt Rademacher. Zu den 13 bisher auf der Automeile vertretenen Marken werden vier hinzukommen. Außerdem bindet die Lösung mit der Schwabengarage einen Händler, der in der Nähe des Höherwegs seine Arbeit tat, zukünftig in die Automeile ein: Das Autohaus Carl Weber + Söhne, das zur Schwabengarage gehört, verlegt nämlich seinen Sitz. Überzogene AusstattungBesorgnis erregend ist aber der Werteverfall der Immobilien: Zehn Millionen in fünf Jahren! Für Robert Rademacher ist das aber kein generelles Problem, sondern gilt nur speziell für diese Immobilien: Die zum Teil überzogene Ausstattung und die separate Heizungsanlage in jedem Gebäude waren für die hohen Kosten mitverantwortlich. Die separaten Heizungsanlagen helfen nun zwar bei der getrennten Vermarktung, viele andere Elemente sind aber nicht mehr zu gebrauchen und die neuen Eigentümer können erst nach Umbauten einziehen. Kroymans war aber nicht der einzige Investor, der sich an der Automeile übernommen hat. Auch die Peugeot-Niederlassung war überdimensioniert. „Das Peugeot-Filialnetz wurde im Rahmen des Unternehmensprojekts Heute 2005 konzipiert – damals wurde von anderen Marktprognosen und entsprechend auch von anderen Volumina für Peugeot ausgegangen“, erläutert Cornelius Grzimek, Direktor eigene Handelsnetze von Peugeot und Citroen. Deshalb wurde im August 2009 auch Citroen an dem Standort aufgenommen. Eine Filiale der Niederlassung Dortmund hat nun Platz im ehemaligen Gebrauchtwagenhaus der Peugeot-Niederlassung gefunden. „Citroen hat jetzt eine sehr adäquate Niederlassung, zugleich optimiert Peugeot die dortigen Strukturkosten“, so Grzimek. Auch der andere Wechsel an der Automeile scheint sich mittlerweile eingespielt zu haben: Das als Seat-Autohaus gebaute heutige Bentley-Center soll 2010 wieder in die schwarzen Zahlen kommen, meint Rademacher. Der Volkswagen-Betrieb der Schultz Gruppe, der sozusagen die Keimzelle der Automeile ist, habe eine Rendite über dem Volkswagen-Durchschnitt. Auch die anderen Marken zeigten sich zufrieden mit ihrem Investment. Neue PläneDennoch gibt es auch Probleme: Immer wieder wird überlegt, ob nicht Schranken die penetranten Falschparker abhalten sollten, und die drei Stelen, die an zentralen Punkten der Automeile Auskunft geben sollten, sind wegen ständiger Probleme seit sechs Monaten abgeschaltet. Für sie soll bald eine neue internetbasierte Lösung gefunden werden. Auch das Meilenfest ist 2009 wegen des Leerstands bei Kroymans ausgefallen. Ein Termin für 2010 steht noch nicht fest. Rademacher wäre aber nicht Rademacher, wenn er nicht schon längst wieder neue Projekte im Auge hätte: Neben dem Volkswagen-Zentrum soll in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eine Elektro-Tankstelle entstehen. Schon im März 2011 soll auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Zweiradkaufhaus entstehen. Außerdem hätte auf der insgesamt 15.000 m2 großen Fläche noch ein kleines Autohaus Platz. „Wir sind in Verhandlungen mit zwei kleineren Importeuren“, berichtet Robert Rademacher. Und vielleicht wird es bald auch noch einen Pavillon mit einem italienischen Restaurant geben. Ein Investor dafür wäre kein Problem, nur der richtige Betreiber muss erst noch gefunden werden. zautomeile höherwegDie Automeile Höherweg in Düsseldorf ist ein Handels-Cluster vom Feinsten, bei dem sich fünf große Händler und zwei Importeure auf gemeinsame Spielregeln verständigt haben. Gestaltungssatzung, Nutzungssatzung, gemeinsamer Marketingauftritt, Öffnungszeiten sind Festlegungen, die mit geringfügigen Änderungen bis heute Bestand haben. Die Insolvenz des Investors Kroymans brachte aber Probleme für den Zusammenschlus. Und auch bei anderen Betrieben mussten Anpassungen vorgenommen werden.

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