IAA Paneldiskussion: Der Handel braucht sicherlich kein weiteres Bürokratiemonster

Die Erstellung des Jahresabschlusses ist eine jährliche Routine in jedem Unternehmen. Größere Firmen werden ihren Jahresbericht künftig um die Dimension des unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagements erweitern müssen, um so die Auswirkungen ihres Handelns auf Mensch und Umwelt in Verbindung mit der Gestaltung der Unternehmensverantwortung transparent darzulegen. Umgesetzt werden soll das mithilfe eines Nachhaltigkeits-Scores, der auf drei Säulen fußt: Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Governance-Kriterien spielen hierbei eine Rolle. Als Standard dieser nachhaltigen Anlagen hat sich hier die Begrifflichkeit "ESG" etabliert.ESG Kriterien immer wichtigerIm Bereich Umwelt werden Faktoren wie der Umgang mit dem Klimawandel, die effiziente Nutzung von Ressourcen und die Minimierung von Umweltauswirkungen betrachtet. Im sozialen Bereich stehen Arbeitsbedingungen, Vielfalt, Gemeinschaftsengagement und Menschenrechte im Fokus. Die letzte Perspektive des ESG, Governance, hat die Transparenz der Unternehmensführung, ethische Geschäftspraktiken, den Schutz der Aktionärsrechte und ein effektives Risikomanagement im Blick.Unternehmen werden zunehmend aufgefordert, diese Kriterien in ihre Geschäftsstrategien zu integrieren und darüber Bericht zu erstatten, da sie eine wachsende Bedeutung für Investoren, Regulierungsbehörden und die Öffentlichkeit haben. Kapitalmarktorientierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden haben seit 2017 die Pflicht zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung. Ab dem Jahr 2025 wird die Berichtspflicht auf Nachhaltigkeitsaspekte ausgeweitet. Folglich tut der Handel gut daran, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit schon jetzt auseinanderzusetzen.Nachhaltigkeit frühzeitig angehenDie IAA-Paneldiskussion "Nachhaltigkeit im Autohaus: von der Kür zur Pflicht! So setzt man die ESG-Anforderungen erfolgreich um" widmete sich daher der Frage, was ein Autohaus ganz konkret machen muss und kann, um die Pflicht zum Nachhaltigkeitsnachweis erfolgreich zu meistern. Dabei gelte es, das Thema Nachhaltigkeit nach außen zu kommunizieren und intern die entsprechenden Hebel zu setzen.Das Teilnehmerfeld war mit Prof. Dr. Benedikt Maier (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)), Petro Frascoia (Autohaus Frascoia GmbH & Co. KG, Kappelrodeck), Sascha Spindler (Prokurist Autohaus Jochen Laub, Kusel), Andy Kögler (Wirtschaftsprüfer/Steuerberater, Kanzlei RAW-Partner), Roman Heinrich (Director Dealer Finance, Creditplus) Roman Heinrich (Director Dealer Finance, Creditplus) und Alexander Bühler (Head of Sales Automotive, Creditplus) mit Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen gespickt, die ihre jeweilige Perspektive in die Runde mit einbrachten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Marco Christ (Chief Officer Retail Finance & Partnerbanking, Creditplus) und Ralph M. Meunzel AUTOHAUS-Chefredakteur).Nachhaltigkeit erfordert Zusammenarbeit von Banken und HandelIm Rahmen der Diskussion wurde schnell deutlich, dass das Ziel der Nachhaltigkeit von allen mitgetragen werden muss. Dabei gehe es nicht einfach nur darum, ein weiteres Kriterium zu erfüllen, sondern einen Beitrag zu leisten, wenn es um den Klimaschutz geht. Umgekehrt werde es von den Kunden zunehmend gefordert. Maier sieht in der Nachhaltigkeits-Ausrichtung daher auch eine Chance für den Handel, sich von der Konkurrenz abzuheben. Schließlich, so der Vertriebsexperte, spielten Umweltaspekte bei Kaufentscheidungen eine immer wichtigere Rolle. "Und das, was der Kunde will, bekommt er", meint auch Kögler. Dabei würden die Banken den Handel nur allzu gerne bei Nachhaltigkeitsinvestitionen unterstützen, so das Credo der anwesenden Banker. Beide Seiten waren sich einig: Für Handel und Banken gibt es hier jede Menge zu tun.Ein Argument, das insbesondere den anwesenden Bankern in diesem Zusammenhang gefallen dürfte, kam schließlich auch gleich von Petro Frascoia (Autohaus Frascoia GmbH & Co. KG). Der Geschäftsführer ist der Ansicht, dass nachhaltiges Handeln "im Sinne der Resilienz eines Unternehmens wichtig" sei. Ferner wünscht sich der Unternehmer von den Banken, dass diese den Handel bei dieser Thematik unterstütze und aktiv auf ihn zugehe."Wir müssen weg vom Shareholder- und hin zum Stakeholder-Value", bringt Roman Heinrich (Director Dealer Finance, Creditplus) die Sichtweise der Banken bei dieser Thematik auf den Punkt. Und der Handel? Der profitiert mittelfristig von einer Nachhaltigkeitsstrategie, sorgt sich aber um die Nachweispflicht: "Der Handel braucht sicherlich kein weiteres Bürokratiemonster", so Prof. Dr. Benedikt Maier (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU)).Nachhaltigkeits-Checkliste in PlanungBei Creditplus arbeitet man daher an einer Checkliste, die den Handel bei seinen Nachhaltigkeitsbestrebungen unterstützen soll. Derzeit arbeite man an Schulungen, um das Know-how hierfür zu entwickeln, erklärt Roman Heinrich (Director Dealer Finance, Creditplus). Bis zum zweiten Quartal 2024 wolle man in der Lage sein, damit zu starten und dann "an die Händler rauszugehen", erklärt Heinrich. Man sei immerhin "verpflichtet, von jedem Händler was zu machen", so der Banker weiter.Bei all den positiven Aspekten der Nachhaltigkeit dürfe man aber auch nicht vergessen, so der Banker weiter, dass eine derartige Ausrichtung des Unternehmens dessen Ertrag zunächst einmal schmälern werde. Die Frage lautet also auch, wie man mit diesem Return on Investment umgehe. "Das ist unsere tunlichste Pflicht, mit dem Händler zu reden und zu klären, was auf ihn zukommt", so Heinrich.

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