Ausgabe 10/2013: Die Rückkehr der Göttin

Die Rückkehr der GöttinModellpolitik – Teil 3 der AUTOHAUS-Serie: Wie die Marke Citroen in Deutschland aufgestellt ist. von Christian Frederik MertenOb Lupentacho oder Frontantrieb in Großserie schon in den 1930er Jahren – Citroen-Ingenieure waren nie um eine individuelle Lösung verlegen. Ihr ganz persönliches Meisterwerk lieferten die Franzosen aber 1955: Damals präsentierten sie die legendäre DS (bekannt als Göttin vom franz. Déesse) und mit ihr die erste hydropneumatische Federung. Die Revolution der Fahrwerkstechnik war perfekt, und sie zeigte sich auch im Äußeren des neuen Oberklassemodells, das sich völlig vom zeitgenössischen Design abhob und so fortschrittlich war, dass es in den Augen vieler Betrachter bis heute kaum gealtert ist. Damit stand die Citroen-Leitlinie auch für die folgenden Jahre fest: Individuelle – in der Praxis manchmal allerdings auch etwas defektanfällige – technische Lösungen verbunden mit eigenständigem, gerne auch unkonventionellem Design.Dass die Franzosen immer auch auf bezahlbare Mobilität setzten, bewiesen sie schon früh – und offenbarten damit die Kunst der Zielgruppendiversifikation: Denn Citroen stand nie ausschließlich für Oberklasseinnovationen, sondern auch für Massenmobilität. Der beste Beweis: der 2CV, besser bekannt als Ente und neben der DS die zweite Ikone der Marke. Sie motorisierte seit 1949 ganze Generationen, mit dem Produktionsstopp endete 1990 eine automobile Ära.Und teilweise auch der individualistische Anspruch der Marke: Etwa zwei Jahrzehnte nach der Übernahme durch Peugeot überzeugte das Topmodell XM Mitte der 90er zwar immer noch mit extravaganter Linienführung, und auch die Hydropneumatik war ab Mittelklasse aufwärts weiterhin Standard. Die Klein- und Kompaktwagen mit dem Doppelwinkel mutierten jedoch zunehmend zu gesichtsloser Einheitsware, die manchmal kaum noch von ihren Peugeot-Geschwistern zu unterscheiden waren. Ein Schock für eingefleischte Citroen-Fans – und eine Lehre für den Hersteller.Wieder mehr IndividualismusDenn heute besinnen sich die Franzosen mit ihrer 2010 ins Leben gerufenen DS-Linie wieder verstärkt ihrer Wurzeln. Citroen selbst sieht die bislang drei DS-Baureihen historisch inspiriert und möchte mit ihnen die Avantgarde vergangener Tage aufleben lassen. Aber auch massenkompatiblere Baureihen, also die Modelle der C-Linie, besitzen insgesamt wieder deutlich mehr Citroen-Charakter als manche ihrer Vorfahren aus den 90ern.Rein modellpolitisch betrachtet sind das also keine schlechten Voraussetzungen für Citroen, in Deutschland 2015 wie geplant 85.000 Pkw und Nutzfahrzeuge zu verkaufen. Wäre da nicht der schrumpfende Markt, dem auch die attraktivste Modellpalette nur wenig entgegenzusetzen hat. In den letzten Jahren konnte Citroen seine Marktposition trotz rückläufiger Neuzulassungen aber zumindest verteidigen: Die Marktanteile schwankten konstant zwischen zwei und 2,4 Prozent.Um hier mehr herauszuholen, bedarf es wohl des ernsthaften Eintritts in das Boom-Segment schlechthin: Bislang waren und sind die Franzosen bei den SUVs nur unzureichend vertreten. Nach zwei Mitsubishi-Derivaten würde ein ureigenes Citroen-SUV wohl kaum schaden. Zumal sich schon die gute alte Ente als 4x4 Sahara durch den Wüstensand kämpfte. ■Lesen SIe hier...... wie Citroen mit der neuen DS-Linie an avantgardistische Zeiten anknüpfen möchte.Kommentar< Man hat gelernt in Paris: Neue Citroen sind wieder als solche erkennbar, allen voran die Autos der DS-Linie, die ja auch an avantgardistische Zeiten anknüpfen sollen. Sie füllen das immer noch nachhallende Image der Marke, ebenso fortschrittliche wie im positiven Sinne extravagante Fahrzeuge zu bauen, mit neuem Leben. Kombiniert mit den Modellen der C-Linie vernachlässigt Citroen dabei keineswegs den Massenmarkt und gerät so auch nicht in Gefahr, zum kauzigen Individualisten abgestempelt zu werden. Höchste Zeit wird es aber für ein ernstzunehmendes SUV; im Boom-Segment schlechthin sind die Franzosen eindeutig unterrepräsentiert. Schwierig zu verstehen außerdem, warum man ausgerechnet dem DS5 die markenprägende Hydropneumatik verwehrt. >Die Stärken und Schwächen der CitroEn-Modellpalette✚–■ Ansprache untersch. Zielgruppen (DS-/C-Linie)■ Hohes Maß an Individualität (z. B. DS-Linie,Hydropneumatik, Design)■ Vorreiter in Sachen Diesel-Hybrid u. E-Mobilität■ Unzureichendes Angebot im weiter boomenden SUV-Segment■ Kompakt- und Mittelklasseangebote mit ausbaufähiger Marktakzeptanz

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