Ausgabe 13/2009: Downturn 2008

Downturn 2008Handelsbilanz 2008 E Absturz des Fahrzeughandels zum Jahresende verhagelt die Bilanzen.Rath, Anders, Dr. wanner & Partner WPGNamhafte Auguren hatten aus der Perspektive des im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen schwachen Automobiljahres 2007 für das Jahr 2008 ein durchaus hoffnungsvolles Bild gezeichnet. Allerdings wollte sich die vorhergesagte Erholung der Neuwagenverkäufe von vornherein nicht so recht einstellen. Heute wissen wir, dass die verwegenen Restwertansätze in den Leasingangeboten und die extremen Konditionen im Privatkundengeschäft Vorboten einer Automobilkrise ungeahnten Ausmaßes waren, die gegen Ende des Jahres in Folge der Finanzkrise voll zum Tragen kam.HandelsgeschäftEin regelrechter Absturz des Fahrzeughandels zum Jahresende hin sorgte für einen Rückgang des Geschäftsvolumens im Jahresdurchschnitt der untersuchten Betriebe um deutlich mehr als 4 Prozent. Gleichzeitig kamen die Konditionen nochmals deutlich unter Druck; der Bruttoertrag aus dem Fahrzeughandel, eine Kennzahl von essentieller Bedeutung, sank um 0,4 Prozentpunkte von 7,1 auf 6,7 Prozent. Dies ist ein an sich schon alarmierender Wert, der zusammen mit dem erwähnten Umsatzrückgang für einen Einbruch beim absoluten Bruttoertrag um mehr als 8,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr sorgte. Damit war der Fahrzeughandel wesentliche Ursache für den abermaligen Rückgang des Rohertrags auf aktuell 15,1 Prozent der Gesamtleistung. Und dies ist noch immer nicht die ganze Wahrheit. Auch die Aufwandsseite wurde durch den Handel stark belastet: Noch mehr Naturalrabatte (Winterräder und andere Zugaben) sowie die notwendige Risikovorsorge für zu erwartende Verluste aus den Rücknahmeverpflichtungen von Leasingfahrzeugen mussten auf der merklich geschwächten Rohertragsbasis verkraftet werden. Dies ist am deutlichen Anstieg der Betriebsaufwendungen von 4,5 Prozent auf 4,9 Prozent der Gesamtleistung abzulesen. Wer also glaubte, das miserable Vorjahresniveau hätte das untere Ende der Qualität der Fahrzeuggeschäfte markiert, sah sich getäuscht.After SalesSeit Jahren sind die Prognosen für Service und Teilegeschäft negativ. Dementsprechend war auch das Geschäft in diesem Bereich im abgelaufenen Jahr gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Allerdings fiel der Umsatzrückgang in diesem Bereich mit knapp 1,7 Prozent deutlich geringer aus als im Fahrzeuggeschäft. Da die Nachfrage nach Aftersales-Leistungen nur sehr wenig preiselastisch sind, konnten die Bruttoerträge bei den Ersatzteilen, Schmierstoffen und Fremdleistungen im Durchschnitt gegenüber dem Vorjahr leicht gesteigert werden, von 29,0 Prozent auf 29,7 Prozent. Außerdem gelang es, die effektiven Stundenverrechnungssätze geringfügig stärker anzuheben als das Lohnniveau, was für etwas mehr als die reine Kompensation der Umsatzrückgänge reichte: Der absolute Betrag des Bruttoertrags aus Aftersales lag geringfügig über dem entsprechenden Vorjahreswert.AufwandEinen überdurchschnittlichen Beitrag mussten die Arbeitnehmer leisten, um die Ergebnisse halbwegs zu retten bzw. nicht ins Bodenlose abstürzen zu lassen. Der Personalaufwand wurde durch die Anpassung der Personalzahlen und Reduzierung von Einmal- und Sonderzahlungen deutlich reduziert. Daneben war aufgrund der miserablen Jahresergebnisse kaum noch Raum für Tantiemen und Gewinnbeteiligungen. Sparmaßnahmen bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen wurden durch die erwähnten Verkaufsförderungsmaßnahmen, die Energieaufwendungen und die Zuführungen zu den Leasingrückstellungen ins Gegenteil verkehrt. Einziger Trost waren die erzielten Zinssenkungen, die dafür sorgten, dass der Zinsaufwand sogar relativ zum rückläufigen Umsatz von 1 auf 0,9 Prozent zurückging. Der ebenfalls gesunkene Aufwand für die Betriebsimmobilien zeugt leider nicht von Einsicht bei Herstellern und Importeuren hinsichtlich kostspieliger Gebäudestandards, sondern vielmehr von Verzichtsleistungen von über zehn Prozent, die der Unternehmer in seiner Rolle als Vermieter erbracht hat. Insoweit handelt es sich also nicht um Einsparung, sondern um Subvention, ohne die das durchschnittlich erzielte Ergebnis nicht 0,4, sondern 0,3 Prozent vom Umsatz betragen hätte bzw. hat, was exakt der Hälfte des Vorjahreswerts sowie dem historischen Tiefststand seit 2002 entspricht. Strategien und AusblickDer tatsächlich eingetretene Umsatzrückgang im Servicegeschäft konnte niemanden wirklich überraschen, im Gegenteil. Die relative Stabilität ist so vielfach nicht erwartet worden. Aufgrund der erzielten geringfügigen Verbesserung der Margen kommt dem Aftersales-Bereich mit nunmehr 56 Prozent des Bruttoertrags (23 Prozent Ersatz- und Zubehörteile plus 33 Prozent Lohnerlöse) erneut die Schlüsselrolle bei der Existenzsicherung zu. Hinzu kommt, dass der Verkauf, in 2008 insbesondere auch geschwächt durch den Rückgang der sonstigen mit dem Verkaufsgeschehen verbundenen Erträge, den Löwenanteil bei den Mieten und Zinsen verursacht. Investitionen in den Ertragsbringer Service scheinen allerdings auch wenig sinnvoll, weil weitere Umsatzrückgänge aufgrund der technischen Entwicklung der Fahrzeuge vorprogrammiert sind. Die Konzentration auf den Handel ist ohne Alternative, ist allerdings wohl im Wortsinne zu verstehen: Mit der gegebenen Sachausstattung müssen höhere Stückzahlen realisiert werden. Allein schon die Beobachtung der letzten Monate, wonach kaum noch Kunden in all die schönen Ausstellungshallen kommen, legt dies nahe. Neue schnellere und effizientere Vertriebstechniken werden der Motor einer weiter fortschreitenden Konzentration im Handel sein. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr waren Konzentrationsbewegungen zu erkennen und haben die Umsatzziffern der hier untersuchten Unternehmen positiv beeinflusst. zHans-Günther Barth,Wirtschaftsprüfer / CPA, Steuerberatermuc@raw-partner.dewErtragskennzahlen (in % vom Umsatz)10%15%0%5%Ertragskennzahlen (in % vom Umsatz)2002200320042005200620072008Rohertrag17,917,317,816,616,015,715,1Personalaufwand-10,4-9,3-9,9-8,7-8,6-8,3-7,9Sonst. Betriebs-aufwand-5,0-5,2-5,2-5,0-4,3-4,5-4,9Betriebsergebnis2,52,82,72,93,12,92,3Zinsen-0,8-0,9-0,8-1,1-1,0-1,0-0,9Mieten/Gebäude-Abschreibung-1,4-1,4-1,3-1,1-1,1-1,3-1,0Jahresergebnis0,30,50,60,71,00,60,4Kommentar< Die Branche durchläuft eine anhaltend schwierige Phase der dauerhaften Abkehr von stetigem Wachstum. Viele Betriebe sind den damit verbundenen Aufgaben nicht mehr gewachsen, wie die auffallend große Anzahl an Insolvenzen zeigt. Die Wirkung staatlicher Eingriffe werden im Moment zwar noch als wohltuend empfunden, zumindest auf Seiten des Handels, hinterlassen aber bei den freien Werkstätten negative Spuren. Es ist zu hoffen, dass Zusammenbrüche in Industrie und Handel wenigstens so weit verzögert wurden, bis sich die Wirtschaft insgesamt wieder zu erholen beginnt, was ja im besten Fall ab Herbst dieses Jahres der Fall sein soll. Eine Wegweisung für den Kraftfahrzeughandel ergibt sich damit noch nicht. Die einzige Antwort auf das Problem zu geringer Erträge ist nach heutiger Beobachtung unverändert die Konzentration der nachgefragten Fahrzeugmenge auf weniger Betriebe. Die Versuche der Hersteller, den Großkundenvertrieb an sich zu ziehen, ist dabei kontraproduktiv. >UmsatzverteilungVerteilung des BruttoertragesLesen SIe hier...... wie sich das Handels- und Servicegeschäft der Autohäuser im Jahr 2008 entwickelt hat und was die Gründe für den weiteren Rückgang sind.Kurzfassung1. 2008 war das Geschäftsvolumen im zweiten Jahr in Folge in Verkauf und Service rückläufig. Die Margen im Fahrzeuggeschäft haben sich noch weiter verschlechtert und sind auf unter 7% Bruttoertrag abgesunken, eine Ziffer, die nach unserer Beobachtung einen Grenzwert hinsichtlich der Ertragsfähigkeit des Autohauses darstellt.2. Der Service hat zwar seine Stellung als Stütze des Autohauses ausgebaut, was neben der Schwäche des Fahrzeuggeschäfts auf eine geringfügige Verbesserung der Bruttoerträge bei Ersatzteilen und Lohnarbeiten zurückzuführen ist, dennoch ist dies aufgrund der zu erwartenden weiteren Umsatzminderungen kein wirkliches Erfolgsmodell.3. Leidtragende des schlechten Autojahres 2008 waren die Arbeitnehmer, die zumindest Teile ihres Einkommens verloren, wenn nicht ihre Jobs, sowie die Unternehmer, die, sofern sie nicht Verluste schrieben oder Insolvenz anmelden mussten, mit einer Durchschnittsrendite in Höhe von 0,3 % vom Umsatz das schlechteste Jahr seit 2002 erlebten (die in der Tabelle errechneten 0,4 % resultieren aus Mietminderungen und damit „Subventionen“ der Grundstückseigentümer, die gleichzeitig Anteilseigner und GF der Autohausgesellschaften sind).

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