Ausgabe 09/2011: Ein Großer geht von Bord!

Ein Großer geht von Bord!fiat händlerverband E Friedrich-Karl Bonten war 22 Jahre lang Sprecher der Fiat-Händler und eine Bastei für die Branche. Auch nach dieser Zäsur wird es weiter rumpeln im Alfa-Fiat-New-Lancia-Revier. von prof. hannes brachatEine großartige Persönlichkeit geht von Bord: Friedrich-Karl Bonten, der 22 Jahre dem Fiat-Händlerverband vorstand. Das ist im Fiat-Händlerverband eine Zäsur. Zum Nachfolger wählten die 30 Delegierten am Tage vor der Hauptversammlung Winfried Blöbaum (60), zum Vize Karl Kleba. Der dritte im Vorstand ist Horst Hohlheimer. Hinter dem Vorstand stehen sieben Arbeitskreise. Als neuen Arbeitskreis richteten die Delegierten den Bereich „Transporter“ ein, der von Wilhelm Wolters geleitet wird. Mit beachtlichen Meriten verabschiedeten die Händler den Sprecher des Arbeitskreises der B-Händler, Manfred Schafheutle. Ein Mann, der zu artikulieren weiß. Süßstoff für Chrysler-HändlerWichtigste Fragestellung des Tages: Mit welchen Modellen sollen die Fiat-Händler die kommenden zwei Jahre (über-)leben? Man kann gegenwärtig kein Komplettangebot bieten. Das deutsche Fiat-Management hängt am Tropf von Turin und ist in seiner Politik nicht autark. Wer die Diskussion um die Garantieabwicklung verfolgt, stellt fest, dass von der Fiat-Zentrale Turin primär die Garantiekostensenkung um jeden Preis ausgeht. Die Kundenzufriedenheit spielt da dann keine Rolle. Auch hinsichtlich des neuen „New-Lancia-Händlervertrages“, der Master-Charakter für die übrigen Konzernmarken haben soll, wird die Konzernhandschrift deutlich. Danach will Fiat künftig bei jedem neuen Modell sowohl die Standards wie auch die Margen jeweils neu ausgeben. Sprich, der Händlervertrag ist materiell nicht mehr berechenbar. Auch der ominöse Sideletter, mit dem die Händler auf ihren Ausgleichsanspruch und auf die Teilerückgabemöglichkeit bis hin zu jeglichem weiteren Regress – auch gegenüber Personen aus dem Konzern (mit Ausnahme der Putzfrau) – verzichten, gehört zum italo-amerikanischen Kostensenkungsturbo. Fiat Deutschland ist derzeit mit individuellen Subventionen für Chrysler-Händler unterwegs. Aber nicht für Lancia. Man möchte den Chrysler-Händlern die Marke Lancia versüßen. Nachdem der Händlerverband bis zum 11. April 2011 die Offenlegung der sachlichen Subventionskriterien einforderte, eine Antwort des deutschen Fiat-Chefs Kantner ausblieb, sind rechtliche Schritte die anstehende Konsequenz. Wie zu hören ist, werden einige „New-Lancia-Händler“ den neuen Händlervertrag unterschreiben, die Marke Lancia darin aber jeweils streichen!Grundsatzverhandlungen will Fiat künftig nur noch mit dem europäischen Fiat-Händlerverband ADEFIL führen, den Friedrich-Karl Bonten 1980 als ersten europäischen Händlerverband überhaupt mit gegründet hat. In der Grunddiktion waren die Fiat-Lancia-Händler sich einig, sich in den kommenden zwei Jahren gerade investiv, auch hinsichtlich der Standards, in gebotener Form zurückzuhalten.Problemfelder Aus den Berichten der Arbeitskreise wurde deutlich, wo im Detail zu feilen ist. Es ging um die Dauer der Verkaufsprogramme, den Wahrheitsgehalt der Werbung, die echte UPE-Angabe, Rückvergütung vom Werbegeldzuschuss, die Anrechnung der Tageszulassungen auf die Marktverfügung, den Wandel der Eintausch- zur Eroberungsprämie, die Kosten der Garantieabwicklung, die Unzufriedenheit mit dem Sektor Schulung, um Lieferungen ohne Bestellung, um die Transportschadenabwicklung, die Einführung eines neuen Diagnosesystems, Werkzeugverleihungsprogramm, um die unendliche Erstellung von Dateneingaben bzw. Datensätzen ohne deren entsprechende Vernetzungen z. B. bei Prämienprüfungen. Es ging um Standards, vor allem im Personalbereich, die sich nicht rechnen, um die Zurückhaltung bundesweiter Kennzahlen und deren mangelnde Vergleichbarkeit, um die unhaltbare Ablehnung von Fiat bei Wandlungen von Vorführwagen oder Tageszulassungen u. a. Positiv herausgehoben wurde das Zusammenwirken mit der Fiat-Bank (FGA). Die Händlerschaft rechnet mit einer Erhöhung des Zinsniveaus um 0,5 Prozent. Bontens DankesbotschaftenBevor die Händler mit dem Fiat-Management ihre einschlägigen Probleme bearbeiteten, verabschiedete sich Friedrich-Karl Bonten auf unvergessliche Art. Dabei zeigte er diverse Stationen auf, die er seit 1979, als er in den Händlervorstand kam, verbandspolitisch erlebt hat. Er dankte wichtigen Wegbegleitern, allen voran Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Genzow. Dann ZDK-Hauptgeschäftsführerin Antje Woltermann und Peter Martin von der Frey-Gruppe. Auch manchem Fiat-Vorstandsvorsitzenden, mit denen er in den 22 Jahren seines Sprecheramtes „manche Nummer riss“. Bonten zeigte auch Stationen auf, die einem den Atem nahmen. Für jeden hatte er ein symbolträchtiges Geschenk dabei – einfach klasse. Die Händler und das in großer Zahl versammelte Fiat-Management dankten dem „Großen“ für seinen großartigen, unermüdlichen Einsatz! z AUTOHAUS hat die verbandspolitische Zäsur in Bildern festgehalten: Siehe dazu www.autohaus.de/bontensir friedrich-karl bontenWer den scheidenden Fiat-Händlerverbandssprecher Friedrich-Karl Bonten auf der Hauptversammlung in Frankfurt in seiner letzten Rede erlebte, muss trotz seines respektablen Alters von 78 Jahren sagen: Der Mann darf nicht gehen. Warum? Er ist nicht ersetzbar! Bonten sprach ohne Vorlage, ließ die historischen Glanzlichter seiner 22 Jahre Sprecheramt in rhetorischer Einmaligkeit aufblitzen. Jeder spürte seine Botschaften zwischen den Zeilen, man konnte nur stolz sein, Mitglied dieses „Vereins“ zu sein. Was dieser Mann in 22 Jahren in der ersten Reihe gezeigt hat, eben auch an verbandspolitischen Erfolgen, ist einsame Klasse. Man muss sich ihn zum Vorbild nehmen. Da ragen hohe Tugenden heraus: Disziplin, höchste Leistungsbereitschaft, Glaubwürdigkeit, Aufrichtigkeit, Geradlinigkeit, Konsequenz, immer für alle da, für Groß bis ganz Klein, herzlich, liebenswürdig, voll präsent, einfühlsam, innerlich engagiert, zuverlässig, mit höchster Contenance. Sir Friedrich-Karl Bonten war und ist ein Glücksfall! Wer den Fiat-Konzern seit einem Jahr beobachtet und auf den deutschen Markt überträgt, kommt zur Feststellung, dass das deutsche Management entweder nicht weiß, was im Alltag auf dem Markt los ist, oder hohen Realitätssinn vermissen lässt. Dass die „alten“ Chrysler-Händler auf einen eigenen Verband setzen, kann man gerade noch für eine Übergangsphase nachvollziehen. Wie aber will eine „Restschar“ von 120 „New-Lancia-Bastionen“ sich einen eigenen Verband halten? Schlimm genug, wenn man sich schon die erste Händlerveranstaltung aus der Importeurszentrale subventionieren lassen muss. Es sind die Menschen, die Wege ebnen – oder unnötige Mauern bauen. Sir Friedrich-Karl Bonten gehört zu den Persönlichkeiten, die in der Fiat-Händlerorganisation wie im ZDK Handelsgeschichte geschrieben haben. Es wird der Tag kommen, an dem große automobile (Handels-)Persönlichkeiten in der „Hall of Fame“ mit Büste geehrt werden. Der Antrag steht: Sir Friedrich-Karl Bonten gehört heute schon dazu!

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