Ausgabe 08/2013: Ein Plan muss her

Ein Plan muss herLiquiditätsvorsorge – Eine gute Eigenkapitalquote ist die Grundlage. Wie Sie die Liquidität erfolgreich steuern und positiv beeinflussen können. Von Martin Dieter Herke*Wie schafft man es, gar nicht erst in die Schuldenstraße einzubiegen, sondern dauerhaft im Besitz eines anständigen Stocks an Eigenkapital zu sein?Die goldene Regel besagt, dass Liquidität vor Rentabilität geht, denn nur eine sichere Liquidität versetzt ein Autohaus in die Lage, ungehindert alle geschäftlichen Möglichkeiten wahrzunehmen. Doch wie erreicht man diese und kann so Schwierigkeiten im Autohaus vermeiden?Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, die Liquidität des Autohauses zu steuern: Statisch mittels KennzahlenDynamisch via Cashflow-RechnungZukunftsorientiert mit einem LiquiditätsplanDie aktuelle Lage prüfenEinen ersten groben Überblick über die Liquiditätslage erhält man anhand von wenigen Kennzahlen: Liquidität 1. Grades (Barliquidität).Liquidität 2. Grades (Inkassoliquidität, Quick Ratio).Liquidität 3. Grades (Umsatzliquidität, Nettoumlaufvermögen, Working Capital).Die Kennzahl Liquidität 3 hat von den dreien die größte Aussagekraft. Sie stellt die kurzfristigen Vermögenswerte den kurzfristigen Verbindlichkeiten gegenüber. Je höher die Vermögenswerte die Verbindlichkeiten überdecken, umso wahrscheinlicher ist eine sichere Liquidität. Die Zielgröße sollte bei 120 bis 130 Prozent liegen – Vorführwagen sind dabei dem Umlaufvermögen zuzurechnen. Ist meine Liquidität ausreichend?Die Liquiditätsentwicklung kann man anhand folgender Berechnung in der Grafik überprüfen und feststellen, ob sie ausreichend ist, alle Verpflichtungen zu erfüllen. Nur wenn man einen angemessenen Überschuss erwirtschaftet, kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein, das auch zeigt, ob das Autohaus uneingeschränkt kapitaldienstfähig ist.Liquiditätsplan als bester ÜberblickDen besten Überblick über die voraussichtliche Liquiditätsentwicklung im Autohaus gewinnt ein Inhaber bzw. Geschäftsführer, wenn er sich entschließt, einen Liquiditätsplan auf Monatsbasis anzufertigen. Beim Liquiditätsplan ist zu beachten, nicht mehr Erlöse und Kosten, sondern Einnahmen und Ausgaben in die zeitliche Reihenfolge zu planen. Eigenkapital von 15 % ist die Basis Es ist eine Binsenweisheit: Je höher das Eigenkapital, umso leichter fällt es, eine sichere Liquidität zu gestalten. Da die Eigenkapitalquoten beim Automobilhandel in den allermeisten Fällen zu niedrig liegen, wird an dieser Stelle ein Finanzierungsproblem sichtbar. Die Betriebe sollten sich bemühen, eine Eigenkapitalquote von wenigstens 15 Prozent anzustreben. Folgende Maßnahmen führen beispielsweise zu einer Erhöhung der Eigenkapitalquote: Gewinne im Unternehmen stehen lassen (thesaurieren)Entnahmen bzw. Ausschüttungen soweit wie möglich reduzieren(Privat-)Einlagen einbringenTeilhaber aufnehmen, eventuell Mitarbeiter beteiligenBeteiligungskapital aufnehmen, Mezzaninkapital aufnehmenLeasing/Sale-and-lease-back von Anlagevermögen (an Leasing-Gesellschaft verkaufen und wieder zurückmieten)Leasing von Material-/Warenbeständen (Vorführwagen)Wie die Liquidität stabil bleibtUnter Working-Capital-Management sind alle Maßnahmen zu verstehen, die zur Optimierung der Finanzstruktur beitragen. Im Einzelnen geht es um folgende Wirkungen, die zu einer stabilen Liquidität führen:Reduzierung des Kapitalbedarfs (Senkung von Finanzierungskosten)Verkürzung der Kapitalbindung/Erhöhung der Kapitalumschlagsgeschwindigkeit. (Verbesserung der Kapitalrentabilität)Das Ziel von Working-Capital-Maßnahmen besteht darin, die Relationen von kurzfristiger Aktiva (Bestände und Forderungen) und kurzfristiger Passiva (Einkaufsfinanzierung, KK-Kredite und Lieferantenverbindlichkeiten) nachhaltig zu optimieren. Dies gehört in den Verantwortungsbereich der Geschäftsleitung. Zum Working-Capital-Management gehören folgende drei Bereiche:Management des LagerbestandsForderungsmanagement undManagement der VerbindlichkeitenAbläufe koordinierenEin professionelles Working-Capital-Management verknüpft demzufolge die drei Bereiche Lagerbestand, Forderungen und Verbindlichkeiten dergestalt miteinander, dass die einzelnen Prozesse aufeinander abgestimmt werden – d. h. Einkauf, Verkauf und Verwaltung müssen koordiniert handeln. Agieren sie unabhängig voneinander, kommt es zu Reibungsverlusten, die sich in Form einer höheren Kapitalbindung und den damit verbundenen höheren Finanzierungskosten bei gleichzeitiger Liquiditätsverknappung darstellen. Es gilt die verschiedenen Ablaufprozesse miteinander zu koordinieren, wie beispielsweise bei Fahrzeugen den Bestelltermin und den vom Kunden gewünschten Liefertermin, um die Lagerdauer und damit die Standzeiten abzukürzen. Auch Liefer- und Zahlungstermin, Ablösungs-, Zulassungs- und Auslieferungstermin gehören dazu. Nur wenn diese Terminabfolgen mit den innerbetrieblichen Arbeitsprozessen optimal abstimmt werden, kann man das notwendige Ergebnis erreichen. Dabei können auch entsprechende Softwarepakete unterstützen.In der Praxis geht es also um die optimale Steuerung von Beständen, Forderungen und Verbindlichkeiten unter Beachtung von Umsatz- und Ertragszielen. Alternative FinanzinstrumenteEs müssen nicht immer Bankkredite sein, die die Liquidität sichern. Finanzierungsmittel, die nicht von Banken kommen oder die nicht den Charakter eines Bankkredits haben, können ebenso eingesetzt werden. Man spricht dann von so genanntem Mezzaninkapital. Namentlich werden meistens folgende Arten der Finanzierung in den Begriff „Mezzanine“ einbezogen:Nachrangige Darlehen Partiarische Darlehen Typisch stille BeteiligungAtypisch stille BeteiligungGenussrechtskapitalWandel- und Optionsanleihen Wie man Mezzaninkapital nutztIn der Praxis kommen von den möglichen mezzaninen Finanzierungsinstrumenten im Regelfall das Nachrangdarlehen und die stillen Beteiligungen für kleine und mittlere Unternehmen in Frage. Meistens gelten Mezzanine als bilanzielles Fremd-, aber wirtschaftliches Eigenkapital.Da Mezzaninkapital im Regelfall ohne Sicherheiten zur Verfügung gestellt wird, geht der Geldgeber ein erhöhtes Risiko ein, das er sich über einen höheren Zinssatz bezahlen lässt. Ein Verzinsungsbeispiel: Während bei der KfW-Mittelstandsbank der „Unternehmerkredit“ als Fremdkapital zwischen 2,0 und 6,5 Prozent Zinsen kostet, verlangt der KfW für „Unternehmerkapital“, in Form eines Nachrangdarlehens, zwischen 2,6 und 8,1 Prozent. Verbessert man mit einer Mezzaninfinanzierung sein Ratingeinstufung, sollte man seine Bank auf bessere Zinskonditionen für die übrigen Finanzierungen ansprechen. So kann sich eine „teure“ Mezzaninfinanzierung „konditionell“ trotzdem lohnen.Insgesamt sollte man auf eine stabile und liquiditätssichere Finanzierung achten. Dies ist notwendig, wenn in absehbarer Zeit eine Unternehmensnachfolge ansteht, denn nur dann kann der Nachfolger auf einem sicheren Fundament das Lebenswerk erfolgreich weiter führen. ■ Lesen SIe hier...... was man für ein solides Wirtschaften beachten muss und welche Alternativen es zur klassischen Bankenfinanzierung gibt. CAshflow-BeispielJahresüberschuss250.000 €+ Abschreibungen100.000 €= Brutto Cashflow350.000 €– Ausschüttungen/Entnahmen100.000 €+ Einlagen50.000 €= Netto Cashflow300.000 €– Kredittilgungen100.000 €= Free Cashflow200.000 €

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