Toyota: Elektro-Offensive

Toyota ist eine besondere Marke. Der Weltmarktführer hat seine Verkaufszahlen im vergangenen Jahr um rund zehn Prozent verbessert und den Abstand zu seinem Rivalen Volkswagen erheblich ausgebaut. In Europa erreichte die Marke einen neuen Rekord mit 1,07 Millionen Verkäufen und einem Marktanteil von 6,4 Prozent. Auch in Deutschland hat Toyota seinen Marktanteil in den letzten drei Jahren kontinuierlich auf zuletzt 2,7 Prozent gesteigert. Und es soll noch besser werden: "Bis Ende 2022 haben wir das Ziel, drei Prozent zu erreichen", teilte Toyota Deutschland Präsident André Schmidt am 24. März in Köln mit. Die 100.000-Einheiten-Marke sei eine symbolische Größe, die man sehr gerne überschreiten möchte. Auch für die Händler sei das Jahr 2021 gut gewesen: Deren Rendite habe 2021 bei 2,6 Prozent gelegen, nach zwei Prozent in 2020 und 1,8 Prozent in 2019.Vier neue Produkte 2022Die Chancen für einen weiteren Marktanteilsgewinn stehen laut Schmidt gut: "Mit vier volumenabgesicherten Produktneueinführungen können wir in diesem Jahr neue Kunden für unsere Marke gewinnen." Die Betonung liegt auf "volumenabgesichert", denn in 2022 entscheiden verfügbare Produkte über Marktanteilsgewinne. Vertriebschef Mario Köhler formulierte es so: "Wir können liefern." Dass Toyota kann, was anderen derzeit nicht gelingt, führt Schmidt auf zwei Faktoren zurück: Erstens habe Toyota aus der Tsunami-Krise 2011 gelernt, bei der fehlende Komponenten die Produktion lahmgelegt haben. Zweitens pflegten die Japaner ein partnerschaftliches Verhältnis zu den Lieferanten.Erstes reines ElektroautoDie vier Produktneuheiten, die noch in diesem Jahr die Zulassungen pushen sollen, sind der Crossover-SUV Aygo X, der im zweiten Quartal in die Autohäuser kommt. Danach startet das erste reine Elektroauto der Marke mit dem Namen bZ4X, für das die Japaner Reichweiten von bis zu 450 Kilometer versprechen. Im Herbst kommt dann der Corolla Cross, das erste Modell mit der fünften Generation des selbstladenden Hybridantriebs. Für die sportlichen Fahrer gibt es im Sommer mit dem GR86 einen Sportwagen - "der letzte seiner Art", wie Schmidt sagte.TechnologieoffenheitBislang setzte Toyota hauptsächlich auf den selbstladenden Hybrid. Schon vor 25 Jahren stellte die Marke mit dem Prius das erste seriengefertigte Hybridfahrzeug der Welt vor. Beim selbstladenden Hybrid von Toyota arbeiten Elektro- und Benzinmotor unabhängig voneinander. Die Fahrzeuge funktionieren ohne zusätzliches Aufladen an der Steckdose. Eine Technologie, die von der Umweltprämie in Deutschland aber nicht gefördert wird. Mittlerweile bietet Toyota deswegen auch Plug-in-Hybride und mit dem bZ4X dann auch das erste rein batterieelektrische Auto. Mit dem Mirai ist auch schon das erste Brennstoffzellenfahrzeug auf der Straße. Kein Zweifel: Die Marke steht für Technologieoffenheit.60 Milliarden InvestWeil der batterieelektrische Antrieb weltweit aber eine immer wichtigere Rolle spielt, hat Toyota jetzt eine E-Offensive angekündigt: Bis 2025 plant der Hersteller, weltweit 5,5 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge zu verkaufen. Es sollen über 70 elektrifizierte Modelle eingeführt werden, darunter 15 emissionsfreie, also batterieelektrische und Brennstoffzellenfahrzeuge. Bis 2030 soll die Palette auf 30 rein elektrische Modelle ausgebaut werden. Der Absatz der emissionsfreien Fahrzeuge soll dann auf mehr als 3,5 Millionen Einheiten pro Jahr steigen. Dafür investiert Toyota 60 Milliarden Euro.Für den Handel wirtschaftlichDer Handel wird auf diesen Kurs eingeschworen. Der deutsche Vertriebschef Mario Köhler sagte dazu: "Wachstum muss wirtschaftlich sein, für uns und unsere Handelspartner." Ein Baustein, um die Rentabilität zu sichern, ist, Fahrzeuge, die in den Handel gebracht werden, so lange wie möglich zu bewirtschaften. "Customer Lifetime Value" heißt das im Toyota- Jargon. Dafür gibt es jetzt die Toyota Garantie, die zehn Jahre oder 160.000 Kilometer abdeckt. Mit jeder Inspektion bei einem Markenbetrieb wird diese aktiviert. Die beim E-Auto-Verkauf rückläufigen Ertragssäulen wie Ölverkauf sollen durch neue Wertschöpfung, wie zum Beispiel durch Beratung in Sachen Ladeinfrastruktur, Photovoltaik oder Speichersysteme aufgefangen werden. 50 so genannte "bz Hubs" sollen die Speerspitze unter den Autohäusern in diesem Bereich bilden. Um "bz Hub" zu werden, müssen die Autohäuser über Schnellladesysteme verfügen und ihre Mitarbeiter besonders schulen. Laut Köhler werden aber alle E-Fahrzeuge reguläre Vertragsware.Auch kleinere Häuser möglichIm Rahmen des neuen Wirtschaftsraumkonzeptes gibt es für die Händler nun auch die Möglichkeit, ein voll funktionsfähiges Toyota Autohaus mit abgespeckten Standards zu betreiben. Das soll Händler animieren, auch in Lagen zu investieren, die für ein "normales" Toyota Haus unrentabel wären. Laut Händlerverbandspräsident Frank Levy begrüßt der Verband diesen Ansatz, auch wenn er nicht die Lösung für sämtliche Probleme darstellt. Es gebe bereits einige Händler, die das umsetzen, so Levy. Dennoch werde das seiner Meinung nach eher die Ausnahme bleiben.Kinto für GewerbekundenDas Gewerbekundengeschäft soll mit Kinto, der im April 2021 in Deutschland eingeführten Mobilitätsmarke des Herstellers, gepusht werden. Im ersten Jahr seien bereits rund 10.000 Neuverträge mit Gewerbekunden für das Full Service Leasing Angebot abgeschlossen worden, teilte Axel Nordieker, Geschäftsführer der Toyota Kreditbank, der auch für Kinto zuständig ist, mit. Kinto Module würde vom Toyota Außendienst den Gewerbekunden angeboten. Für die Händler ergäben sich dadurch zusätzliche Chancen und die Geschäfte würden genauso vergütet wie herkömmlich angebahnte, so Nordieker. Für Levy ist es kein neuer Ansatz, dass ein eigener Hersteller-Außendienst zusätzliche Kunden akquirieren soll. "Warum das auf einmal erfolgreich sein soll, muss die Zukunft erst noch zeigen." Bislang konnten nach seinen Angaben auf einem solchen Kanal keine nennenswerten Stückzahlen verkauft werden.Lexus ausbaufähig2021 wurden von den 22 Lexus-Foren, die es in Deutschland gibt, 3.116 Fahrzeuge verkauft. Die Rendite war nach Angaben des Händlerverbandes die schlechteste in den letzten zehn Jahren. Bei den Verkäufen und bei der Rendite der Händler sieht die neue Lexus-Chefin in Deutschland Nadine Busch denn auch "Verbesserungspotenzial", das mit der Einführung des neuen Lexus NX in diesem Jahr gehoben werden soll. Bis 2030 soll die Marke voll elektrisch werden, bis 2025 werde man 20 neue oder überarbeitete Modelle einführen. Damit und mit dem Ausbau des Gewerbekundenanteils strebt Busch "kontinuierliches Wachstum" in Deutschland an.Lexus Shop in ShopUm die Präsenz der Marke in Deutschland zu erhöhen, bietet Toyota jetzt auch die Möglichkeit von "Small Retail". Das ist ein Shop in Shop System, das nach Aussage von Busch vor allem für Flächenhändler interessant sein soll. Es ermögliche Toyota-Händlern in Marktgebieten mit einem Potenzial um die 60 bis 80 Fahrzeuge einen Einstieg in die Marke, ohne dabei Kompromisse bei der "Lexus Experience" einzugehen. Laut Händlerverband gibt es "Small Retail" derzeit nur als Pilot und an ein bestehendes Forum angeschlossen. "Sollte es dem Hersteller gelingen, eine vernünftige und durchdachte Gruppen-Partnerhändlerstruktur auf die Beine zu stellen, würde der Verband das grundsätzlich begrüßen", so Levy. Die Sichtbarkeit der Marke soll auch mit weiteren Servicestandorten erhöht werden. Derzeit gibt es laut Busch 44 reine Lexus-Service-Standorte, zu denen aktuell 15 hinzukommen sollen. Angestrebt werde eine bundesweite Abdeckung im Service.KurzfassungGrundsätzlich steht der japanische Hersteller für Technologieoffenheit, will aber in den nächsten Jahren mehr elektrifizierte Fahrzeuge anbieten. Die Händler sollen rückläufige Ertragssäulen durch neue Wertschöpfung ausgleichen. Für die Autohäuser sind auch kleinere Formate möglich.

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