Ausgabe 11/2012: Erfolg dank Markenstärke

Erfolg dank MarkenstärkeBMW China – Wie geht es nach stürmischer Entwicklung weiter für BMW im nun schwächer wachsenden chinesischen Markt? Ein Interview mit Dr. Christoph Stark.von ralph m. meunzelMit knapp 64.000 im ersten Quartal 2012 abgesetzten Fahrzeugen konnte sich BMW im derzeit eher zurückhaltenden chinesischen Markt um 33 Prozent steigern. Die Münchner sind hinter Audi (91.000 Fahrzeuge im ersten Quartal) die Nummer Zwei. Kooperationsparter ist Brilliance in Shenyang. In Kürze wird dort ein neues Werk eingeweiht mit dem Ziel, dann mehr Autos lokal zu produzieren und zu verkaufen als zu importieren. Ein Interview mit Dr. Christoph Stark, President & CEO BMW Group Region China.AH: Herr Dr. Stark, Sie haben im chinesischen Markt langjährige Erfahrung sammeln können. Wie bewerten Sie die Entwicklung von BMW?Dr. C. Stark: In den vergangenen Jahren war die Entwicklung sehr stürmisch. Wir hatten jährliche Zuwachsraten zwischen 40 und 50 Prozent. Das heißt, wir konnten das Volumen alle 1,5 Jahre verdoppeln. Wir gehen davon aus, dass wir auch in diesem Jahr mehr verkaufen können als 2011 – trotz der Stagnation des Marktes.Entwicklung GesamtmarktAH: Der chinesische Markt wächst in diesem Jahr deutlich schwächer. Kann man in naher Zukunft weiterhin mit 20 Millionen Neuzulassungen p. a. rechnen?Dr. C. Stark: Auf der einen Seite wird China aufgrund der Größe der Volkswirtschaft, der Urbanisierung und der geringen Pkw-Dichte sicher die 20-Millionen-Marke erreichen. Die Frage ist nur, wann. Auf der anderen Seite ist klar, dass diese Entwicklung nicht linear verlaufen wird. Das ist völlig normal. Bereits in den Jahren 2003 bis 2005 sprach man von Überkapazitäten. Gegenwärtig wird diese Diskussion wieder geführt. Das, was heute aufgebaut wird, saugt der Markt in der Regel auf, sofern die Wettbewerbsfähigkeit vorhanden ist.Premiummarkt wächst weiterAH: Derzeit schwächeln die Volumenanbieter, während das Premiumsegment wächst. Woran liegt das?Dr. C. Stark: Bis 2003 war der Pkw-Markt kleiner als der Nutzfahrzeugmarkt. Das hat sich dann zu Gunsten des Pkw-Privatmarkts langsam gedreht. Bis 2008 lag der Premiumanteil bei rund vier Prozent. Jetzt haben wir zehn Prozent erreicht. Das ist ebenfalls eine normale Entwicklung in expandierenden Volkswirtschaften. Premium wird also weiter kontinuierlich wachsen.Markenstärke gefordertAH: Wie will BMW den Abstand zum Premium-Marktführer Audi aufholen?Dr. C. Stark: Der Erfolg im Markt ist für uns extrem wichtig. In einem Wachstumsmarkt geht es darum, die Position frühzeitig zu besetzen. Unser Erfolg basiert auf unserer Markenstärke. Die Chinesen haben eine Affinität zu starken Marken. Wir haben hier viel investiert, und das zahlt sich im Moment aus. Wir haben ein klares starkes und junges Produktprogramm mit dem X1 oder den beiden Versionen des Dreiers (Standard und lang). Wir bauen unser starkes Händlernetz aus. Letztlich entscheidet die Qualität der gesamten Kette über die Wettbewerbsfähigkeit.AH: Wann wird China nach den USA der größte Markt für BMW?Dr. C. Stark: Im ersten Quartal 2012 wurde dies für die Marke BMW zum ersten Mal erreicht, ob es das gesamte Jahr so bleiben wird, weiß ich nicht. Das ist aber nicht die entscheidende Frage. Viel wichtiger ist es, dass man im Wettbewerb, also beim Marktanteil die Nase vorn hat. Das ist für uns der Gradmesser für Erfolg.SUV GeschäftAH: Das SUV-Geschäft hat eine besondere Dynamik?Dr. C. Stark: Das stimmt, wir sind hier mit vier Modellreihen vertreten und haben im ersten Quartal insgesamt 20.000 Autos abgesetzt. Wir haben dieses Wachstumssegment relativ früh erkannt und sind gut aufgestellt. Die X-Modelle sind für uns markenbildend und sehr gefragt. Der Kunde nimmt oft längere Lieferzeiten in Kauf. Leasing ist unbekanntAH: Wer fährt in China BMW?Dr. C. Stark: Wir haben in den vergangenen Jahren eine starke Spreizung der Kundschaft erlebt. Viele Kunden fahren die Autos inzwischen selbst oder lassen sich nur unter der Woche fahren. Der Markt hat sich aufgefächert. Zusammengefasst sprechen wir von Kunden, die sich einen BMW leisten können und leisten wollen. Es wird teilweise aber noch relativ wenig finanziert. Leasing gibt es nicht.Brilliance/BMWAH: Ihr Kooperationspartner in China ist Brilliance. Die Marke hat sich in Europa nicht halten können. Inwieweit liefert Ihr Haus hier die notwendige Unterstützung?Dr. C. Stark: Es handelt sich um zwei Unternehmen, die sich für das Joint Venture zusammengeschlossen haben. Wir sind in unterschiedlichen Segmenten unterwegs und jedes Unternehmen betreibt sein eigenes, unabhängiges Geschäft. Klar ist aber, dass wir Interesse daran haben, dass unser Partner prosperiert.China-Autos in EuropaAH: Wie beurteilen Sie die Chancen der chinesischen Anbieter in Europa?Dr. C. Stark: Es wird künftig chinesische Marken geben, die auch auf dem Weltmarkt Erfolg haben werden. Es kann nicht sein, dass der größte Automarkt keine wettbewerbsfähigen Autos hervorbringt. Es zahlt sich allerdings immer aus, wenn man Geduld hat und in Exportmärkte geht, wenn man vorbereitet ist. Wir werden bestimmt zwei bis vier Marken sehen, die hier künftig aktiv werden.HändlernetzAH: Finden Sie immer genügend qualifizierte Händler – derzeit sind es 300 –, um das Wachstum sicherzustellen?Dr. C. Stark: Sie können einen derartigen Markt nur gewinnen, wenn Sie ein partnerschaftliches Verhältnis zu Ihren Händlern pflegen. Es geht darum, sich einerseits um den Kunden zu kümmern und rentabel zu sein. Wir verfügen über einen guten Ruf, und das hilft bei der Akquise. Die Netzentwicklung hält also Schritt. Jeder Händler verkauft bei uns im Schnitt 1.000 Neuwagen im Jahr. Damit sind wir weltweit an der Spitze.AH: Herr Dr. Stark, herzlichen Dank für das Gespräch!Lesen SIe hier...... warum in China trotz derzeit gebremstem Markt das Premiumsegment wächst und wie sich BMW als Nummer 2 hinter Premium-Marktführer Audi in China in Stellung bringt.

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