Verband der Nissan Vertragspartner: Für die Marke nicht genug

KURZFASSUNG: Fehlender Auftragseingang, steigender Lieferdruck des Herstellers in Kombination mit zu hohen Restwerten und gestiegenen Zinsen bereiten den Nissan-Partnern Sorgen. Nennenswerte neue Modelle werden im nächsten Jahr fehlen. Danach sind aber einige Produkthighlights geplant. Der Marktanteil von Nissan in Deutschland ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Waren es 2017 noch zwei Prozent, liegt die Marke per Oktober 2023 noch bei 1,1 Prozent. "Das ist für unsere Marke nicht genug", brachte es Vorstandssprecherin Marlies Wegener in ihrer Eröffnungsrede zur Jahreshauptversammlung des Verbandes der Nissan Vertragspartner Deutschlands (VDNV) am 24. November in Unterschleißheim auf den Punkt. Das Problem sind die fehlenden Modelle. Die Marke ist nur noch bei den SUVs vertreten. "Das ist ein Drittel des Marktes, damit kann man nicht mehr erreichen", so ein Teilnehmer. Jahresziel reduziert Nissan Deutschland-Geschäftsführer Vincent Ricoux räumte in seiner Rede ein, dass die Situation schwierig sei: Wie alle in der Branche leide auch diese Marke an Inflation, Kriegen, Unsicherheiten usw. Aber: Für Nissan sei die Situation nicht so schlimm, wie es zunächst aussehe. Per Oktober sei man um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Die Eigenzulassungen lägen im Branchendurchschnitt. Das Netz sei weiterentwickelt worden. Und das Zulassungsziel der Marke hierzulande werde auch angepasst. Wollte man zu Jahresbeginn noch 40.000 Zulassungen erreichen, habe man das Ziel jetzt auf 37.000 reduziert, vielleicht würden es auch nur 36.000. Aber: "Wir müssen das erreichen." Weil die Marke wachsen wolle, bleibe sie im Angriffsmodus. Er versprach 25 Prozent mehr in Werbung zu investieren. Neue Modelle In Sachen Modelle gebe es keine kurzfristige Lösung. In Anspielung auf einen der früheren Bestseller sagte er: "Ich habe keinen neuen Micra in der Tasche." Aber Nissan bereite die Zukunft vor: Auf der Japan Mobility Show habe Nissan Fahrzeuge gezeigt, die die Richtung, in die sich die Marke entwickeln wolle, deutlich machten. Außerdem hatte der Hersteller just am Morgen der Tagung bekannt gegeben, dass umgerechnet 3,45 Milliarden Euro in den Standort Sunderland in Großbritannien investiert würden, um dort neben der nächsten Generation des Leaf auch die Elektro-Varianten der Crossover-Reihen Qashqai und Juke zu fertigen. Einen konkreten Ausblick auf diese Fahrzeuge versprach Ricoux den Händlern auf dem Europäischen Händlertag am 4. und 5. Dezember in Barcelona. Sorge um die nahe Zukunft Das ändert aber nichts an der aktuellen Lage für die Händler. Wegener machte sich große Sorgen um die Entwicklung in den nächsten sechs Monaten. Zwar sei die Zulassungszahl derzeit noch okay, weil die Bestellungen aus dem letzten Jahr ausgeliefert würden. Die Rendite sei mit drei Prozent gut. Der Auftragseingang sei aber katastrophal. Da Nissan den Lieferdruck steigere, liefen die Höfe voll. Und die möglicherweise zu hoch angesetzten Restwerte gepaart mit den deutlich höheren Zinsen für die Lager könnten für die Betriebe zur Zeitbombe werden. Der Elektro Micra und der neue Leaf werden erst 2025 oder sogar noch ein Jahr später erwartet. 2024 gebe es keine Neueinführungen außer Interstar und Facelifts von Juke und Qashqai. Forderungen des Verbandes Der Verband fordert vom Importeur, den Marketingmix zu überdenken, effektiver und ansprechender klare Kaufanreize zu setzen und das Restwertrisiko für die Betriebe abzusenken. Für die neuen Technologien ePower, Ariya und X-Trail brauche man mehr Unterstützung. Außerdem sei die Marke in der Presse immer noch viel zu wenig präsent. Mit der zunehmenden Einführung von Elektrofahrzeugen müsste die Marge für diese Fahrzeuge auf dem gleichen Niveau liegen wie für Verbrenner. Die 5,5 Prozent für den Ariya seien viel zu wenig, zumal die Risiken für die Vermarktung von Lager- und Vorführwagen anders als im Agenturvertrieb komplett beim Handel liegen. Volkswagen gebe sogar im Agentursystem, in dem der Hersteller die Risiken übernimmt, mehr. Leasing- und Finanzierungsangebote müssten mit besseren Zinsen werben. Mystery Shoppings und Calls sowie sämtliche Audits sollten in diesem und im nächsten Quartal auf ein absolutes Minimum reduziert werden, damit sich der Handel auf das Wesentliche konzentrieren kann, so der Geschäftsführer des VDNV, Thorsten Herzog. Neues Angebot der Bank In Sachen Angebote für Kunden warb Nissan Financial Services für ihr neues Produkt "Flexilease". Es soll mehr Flexibilität bieten und die Risiken des Handels auf Wunsch minimieren. Anfang 2024 werde es flächendeckend eingeführt, hieß es. Der Prozess sei völlig digital, nur Vertrag und Brief würden noch per Post zugesandt. Aufgaben im Aftersales Im Aftersales konnte von den Mitgliedern des Arbeitskreises in der sehr engen Zusammenarbeit mit dem Importeur viel erreicht werden, zum Beispiel die erneute Erhöhung des Garantieverrechnungssatzes, Preisänderungen bei einigen Teilen, niedrigere Preise bei der Einführung des neuen Batterietesters. Aber: Die Teilebelieferung sei nach wie vor katastrophal: 4.500 Linien seien im Rückstand. Auch beim digitalen Werkstattprozess sei noch großer Nachholbedarf. Dieser Punkt führte Vorstandsmitglied Jürgen Mattern immer wieder zu seiner Forderung, dass es eine eigene IT-Abteilung für Handelsthemen beim Importeur brauche. Erreichbarkeit und Schnelligkeit könnten deutlich verbessert werden. Nissan sei hier nicht mehr wettbewerbsfähig. Verständnis beim Importeur Bei der Diskussionsrunde mit den Vertretern des Importeurs wurde deutlich, dass die enge Zusammenarbeit zwischen Händlerverband und Nissan Deutschland mit regelmäßigen Treffen alle zwei Wochen dazu führt, dass Probleme, die auf dieser Ebene gelöst werden können, durchaus angegangen werden und der Wille besteht, dem Handel - wo es möglich ist - zu helfen. Gleichzeitig machten die Manager aber auch deutlich, dass ihre Mittel begrenzt sind. Ricoux sagte, er müsse die Fahrzeuge verkaufen, die ihm vom Hersteller zur Verfügung gestellt würden. Auch beim Aufbau von Personal, um die Betreuung zu verbessern, gebe es Grenzen. Bei den neuen Modellen zeigte er sich aber zuversichtlich: Es würde daran gearbeitet, die Lücken in der Produktpalette aufzufüllen. Ein Rückzug aus Europa sei vom Tisch, wie die Investitionen in Sunderland verdeutlichten. "Wir bereiten die Zukunft vor."

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