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Genf 2007: Klimawandel in der Autoindustrie

06.03.2007 00:00 Uhr
"Grüner" Autosalon in Genf: Sogar das Messe-Plakat zeigt florale Elemente.

Die Summe der Pferdestärken auf dem diesjährigen Autosalon ist wie immer beachtlich, aber die Schlagworte dieses Pkw-Frühjahrs lauten: Hybrid, CO2 und Umweltfreundlichkeit

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Viele deutsche Autohersteller fühlen sich in der aktuellen Klimadiskussion zu Unrecht an den Pranger gestellt. Sie nervt vor allem, dass sich der japanische Konkurrent Toyota mit seinen Hybrid-Modellen weltweit ein besonderes umweltfreundliches Image verschafft. Die erfolgsverwöhnten deutschen Autobauer wollen zeigen, dass sie die besten Lösungen für das neue Zeitalter haben. "Der Schutz unserer Umwelt ist eine der wichtigsten Aufgaben für uns alle", betonte BMW-Chef Norbert Reithofer in Genf. Zunächst aber setzten die Japaner nach: Toyota-Chef Katsuaki Watanabe präsentierte in Genf mit großem Pomp neue Hybrid-Fahrzeuge, darunter auch für die Oberklasse-Marke Lexus. Immerhin haben die Japaner weltweit schon 860.000 Hybrid-Fahrzeuge verkauft. Auch beim Diesel, dem angestammten Revier der Deutschen, wollen die Saubermänner aus Fernost auftrumpfen. In ein neues Werk in Polen zur Herstellung von Diesel-Motoren wurden 200 Mio. Euro investiert. Die deutschen Hersteller verwiesen lange darauf, dass gerade außerhalb der Städte ein sauberer Diesel dem Hybrid überlegen sei. Zudem habe man in den vergangenen Jahren die Flottenverbräuche – bei oft mehr Leistung und mehr Sicherheit – deutlich gesenkt. In der Branche gibt es aber durchaus auch Selbstkritik. Die deutsche Autoindustrie habe das Thema Hybrid unterschätzt, deutete DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche in Genf an. "Hier ist das Verhältnis zwischen Nutzen und Aufwand wohl von den Ingenieuren aller deutschen Firmen als nicht vielversprechend angesehen worden." BMW-Aufsichtsrat Werner Neugebauer von der IG Metall fordert, die deutschen Hersteller sollten das Thema offensiver angehen. "Die Jungs in der Autoindustrie müssen Gas geben." Wie schon bei der Einführung des Katalysators hätten die Hersteller vor allem mit dem Verlust von Arbeitsplätzen gedroht, statt das Thema positiv zu besetzen. "Auf lange Sicht ist das eine Frage des Überlebens." Die deutschen Hersteller hoffen auf eine Versachlichung der Diskussion. Der "Hype um Hybrid" lasse zum Glück nach, sagte BMW-Chef Reithofer. Von rund neun Mio. verkauften Toyotas seien im vergangenen Jahr nur vier Prozent mit einem Hybrid-Antrieb ausgestattet gewesen. Auch der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn kritisierte, das Thema Hybrid und der Erfolg der Japaner seien hochgespielt worden. Branchenexperten wie Ferdinand Dudenhöffer sind jedoch überzeugt: Spätestens bei der IAA im Herbst wird man auch bei den deutschen Herstellern auf den Messeständen Hybride sehen können, und im nächsten Jahr dann bei den Händlern. "Hybrid wird dann nicht mehr wegzudenken sein – so wie der Rußfilter beim Diesel." Flagge zeigen In Genf zeigen die deutschen Hersteller mit einer Reihe von Modellen, dass sie in Sachen Umweltschutz auch ohne das Reizthema Hybrid vorne mit dabei sind. So präsentiert BMW einen 1er, der mit 4,7 Liter Diesel auskommt. VW stellt den Passat BlueMotion vor, der sich mit 5,1 Litern begnügt. Audi ist mit einem A3 dabei, der 4,9 Liter verbraucht. All diese Fahrzeuge seien keine Reaktion auf die aktuelle Klima-Debatte, betonte Reithofer. "Solche Dinge werden nicht einfach aus dem Hut gezogen." Die Entwicklung sei schon vor Jahren auf den Weg gebracht worden. In dieselbe Kerbe haut auch der Verband der Automobilindustrie. "Wer Weltmeister in der Dieseltechnologie ist, hat auch die besten Karten bei CO2", sagt Verbandspräsident Bernd Gottschalk. Allerdings müssen nun auch noch die Kunden mitspielen. Schließlich ist zum Beispiel VW mit seinem Drei-Liter-Auto gescheitert, weil die Käufer nicht bereit waren, etwas mehr Geld für den Umweltschutz zu investieren. Wenn es an den Geldbeutel gehe, sei es mit dem Bekenntnis zum Umweltschutz oft nicht mehr weit her, sagt ein deutscher Automanager. (Axel Höpner und Michael Friedrich). Genfer Neuheiten in Wort, Bild und Video finden Sie in hier unserem Spezialbereich.


Autosalon Genf 2007, Teil I

Autosalon Genf 2007, Teil I Bildergalerie

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