Leasingrückläufer: Herstellerunterstützung dringend gefordert

Es werden jeden Tag mehr. Seit der Diskussion um drohende Einfahrverbote in die Städte für Dieselfahrzeuge stehen Euro-5-Diesel-Pkw-Leasingrückläufer wie Blei auf den Höfen der Händler. "Der Handel sitzt auf mehreren hunderttausend Euro-5-Diesel-Pkw, die quasi unverkäuflich sind", brachte es Thomas Peckruhn am 17. Januar in Bonn auf den Punkt. Der ZDK-Vizepräsident und Fabrikatssprecher beklagte die "teilweise existenziell bedrohlichen Belastungen", die den Händlern daraus entstehen. Massiv erhöhte Standzeiten und einige tausend Euro Wertverlust pro Fahrzeug würden ebenso dazu beitragen wie weitere zigtausend Leasing-Rückläufer, mit denen in diesem Jahr zu rechnen sei. Die Hersteller und Importeure seien dringend gefordert, ihre Händler in dieser prekären Situation als Zeichen gelebter Partnerschaft wirtschaftlich zu unterstützen. Besserung ist derzeit nicht in Sicht. Alle warten auf die Regierungsbildung und die damit erwarteten Entscheidungen zu dem Thema. Im politischen Berlin heißt es derzeit, keiner wolle Fahrverbote. Ob es so kommt, weiß derzeit keiner, denn das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, das am 22. Februar erwartet wird, spielt hier auch noch eine große Rolle. Dann soll nämlich entschieden werden, ob Fahrverbote auf Grundlage des geltenden Rechts überhaupt möglich sind. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatte im September 2016 auf die Klage der Deutschen Umwelthilfe hin entschieden, dass der Luftreinhalteplan der Landeshauptstadt um Fahrverbot ergänzt werden müsste, damit die Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickoxid eingehalten werden. Die Landesregierung legte dagegen Revision beim Bundesverwaltungsgericht ein, um die bundesweit wichtige Frage höchstrichterlich klären zu lassen (AZ: BVerwG 7C26.16). Das soll nun am 22. Februar passieren. Restwerte sinken weiter Bis dahin erwarten die Experten der einschlägigen Organisationen weiter sinkende Restwerte. Thorsten Barg, Geschäftsführer Schwacke GmbH: "Bei zu erwartender Fortsetzung dieser Nachfrage und Mengenentwicklung werden die seit Mitte 2016 leicht sinkenden Dieselrestwerte weiter nachgeben." Schwacke hat ermittelt, dass die 3-jährigen Gebrauchten seit Mitte 2016 im Schnitt rund 1,8 Prozentpunkte an Restwert verloren haben, in einigen Segmenten noch deutlich mehr. Verstärkt wird der Effekt durch die Zunahme der Standtage - im Durchschnitt um zwölf. Das führe zu erheblichen Zusatzkosten bei den Händlern, so Barg. Benzinmodelle haben sich im Betrachtungszeitraum zwar leicht positiv entwickelt. "Der durch den Diesel entstandene Verlust kann so aber bei Weitem nicht aufgefangen werden." Das läge sowohl am niedrigeren Volumen der Benziner als auch an dem höheren Verlust bei den Dieseln. Auch die DAT, die sich seit April 2017 mit dem "Diesel-Barometer" um Versachlichung der Diskussion bemüht, befürchtet ein weiteres Absinken der Fahrzeugwerte. "Ein Faktor, der bei der Analyse des Marktes eine Rolle spielt, sind die hohen Diesel-Neuzulassungen der vergangenen Jahre. Annähernd 50 Prozent aller Neuwagen der vergangenen Jahre waren mit einem Dieselmotor ausgestattet. Dieses hohe Volumen findet sich mit zeitlicher Verzögerung auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt wieder, wo es auf zum Teil stark verunsicherte Endverbraucher trifft", so DAT-Geschäftsführer Jens Nietzschmann. Auch setzten die Ende 2017 eingeführten Umweltprämien der Hersteller und Importeure mit den damit verbundenen Nachlässen auf Neuwagen und teilweise junge Gebrauchtwagen die Preise speziell für junge Gebrauchtwagen weiter unter Druck. Dies beeinflusse das Gesamtniveau des Marktes. Bleibe es bei der Verunsicherung von Verbraucher und Handel ohne klare Signale aus der Politik und würde die Verunsicherung möglicherweise durch das Vollziehen von Fahrverboten verstärkt, geht Nietzschmann von einem weiteren Absinken der Fahrzeugwerte aus. "Unter einem solchen Szenario werden erneut die Automobilbetriebe durch erhöhte Kosten für Standzeiten und sukzessive Reduzierung ihrer Handelsmargen bis hin zu signifikanten Verlusten leiden." Restwertabsicherung öfter anpassen Restwertabsicherungsmaßnahmen der Hersteller sind in solchen Zeiten ein wichtiges Element für den Handel. Nietzschmann rät, in Zeiten sich volatil entwickelnder Märkte die Restwertabsicherungsmodelle in kürzeren Abständen anzupassen. Mittlerweile ist in der Branche nun auch Bewegung in die Sache gekommen. Zwei der Oberklasse-Marken haben reagiert: Mercedes-Benz bereits Ende letzten Jahres, Ende Januar auch BMW. Mercedes-Benz Ohnehin wird das Restwertabsicherungsmodell von Mercedes-Benz gelobt. Wenn der Kunde sein Fahrzeug zurückgibt, muss der Händler nur den aktuell anhand einer vom Dienstleister DAT nach einer Mercedes-Benz-Vorgabe berechneten Einkaufspreis bezahlen. Sollte im Vertrag ein höherer Restwert für den Kunden festgelegt worden sein, übernimmt die Leasinggesellschaft den Fehlbetrag. Im Laufe des letzten Jahres stellte sich aber heraus, dass diese Vorgehensweise der Fahrzeugbewertung nach Gruppen derzeit die Marktentwicklung nicht ausreichend abbildet. Auf Betreiben des Vertreterverbandes (VMB) wurden Einzelbewertungen mehrerer Fahrzeuge den von der Restwertkommission mit Hilfe der DAT nach der Mercedes-Benz-Vorgabe errechneten Werten gegenübergestellt. In vielen Fällen ergaben sich erhebliche Differenzen bis in den vierstelligen Bereich. Deswegen hat sich Mercedes-Benz letztendlich entschieden, für 2017 pauschal 600 Euro pro Leasing- und Finanzierungsrückläufer zusätzlich an die Mercedes-Benz-Vertreter auszuschütten. Ob die Berliner auch 2018 zusätzliche Unterstützung für zurückkommende Fahrzeuge gewähren, ist derzeit noch offen. Die Händler wünschen sich ab 2019 eine Einzelbewertung. Die Verhandlungen laufen noch. BMW In den letzten Januar-Tagen hat auch BMW eingelenkt. Der Umgang mit dem Restwertrisiko war schon immer ein Problem in der BMW-Handelsorganisation. Bei den Münchnern ist es nämlich so, dass der Händler die Fahrzeuge am Ende der Leasing-Laufzeit zum Schätzwert der BMW-Bank zurücknehmen muss. Dieser Schätzwert wird von Schwacke nach einer BMW-Vorgabe generiert. An der Differenz zwischen Buchwert und Schätzwert wird der Händler mit drei Prozent der Unverbindlichen Preisempfehlung (UPE) des Fahrzeugs beteiligt. Dies war ursprünglich als Aufteilung von Chance und Risiko gedacht. Mittlerweile ist es aber überwiegend Risiko, wie aus der Organisation zu hören ist. Mit dem Dieselthema spitzt sich das weiter zu, denn der Dieselanteil bei den BMW-Zulassungen war mit 75 Prozent extrem hoch. Mittlerweile ist er zwar drastisch gefallen, die Rede ist von 30 Prozentpunkten, mit den Rückläufern wird die Organisation aber noch einige Zeit zu tun haben. Anlässlich der Kamingespräche ihres Händlerverbandes (VdB) in Hanau am 21. November hatten die BMW-Händler deshalb eine Petition an ihren Hersteller verfasst, in dem sie diesen dringend um Hilfe gebeten haben. Sollte der Hersteller kein Einsehen haben, drohten die Händler damit, die Leasingvereinbarungen zu kündigen und keine Dienstwagen mehr abzunehmen. Ende Januar hat BMW eingelenkt. Wie BMW-Händlerverbandspräsident Peter Reisacher auf Anfrage mitteilte, haben sich Händler, Hersteller und Bank auf ein "Maßnahmenbündel geeinigt, um das gesamte gemeinsame Geschäft des Handels zu stärken und auf die Zukunft vorzubereiten". Details wollte er nicht bekannt geben. VW und Audi Bei Volkswagen und Audi nehmen die Händler Diesel-Euro-5-Fahrzeuge derzeit nur unter Vorbehalt zurück, um sich von allen Folgeproblemen in Zusammenhang mit den mit Abschalteinrichtung versehenen EA 189-Motoren abzusichern. Nach Aussage von Dirk Weddigen von Knapp, Präsident des Volkwagen/Audi-Händlerverbandes (VAPV), nutzen auch 90 Prozent der Händler derzeit für sämtliche Leasingverträge das Restwertabsicherungsmodell der Marken und treten das Restwertrisiko zu 100 Prozent an die Volkswagen Leasing ab. Die Fahrzeuge müssen dann auch nicht angekauft werden. Die Händlerbeteiligung liegt dabei zwischen 1,1 und 3,5 Prozent - je nach Laufzeit und Kundengruppe. In diesen Zeiten schätzen die Händler aber die Sicherheit, wenigstens in diesem Bereich. Kurzfassung Mercedes-Benz und BMW bieten ihren Händlern derzeit zusätzliche Unterstützung zu ihren Restwertabsicherungsprogrammen. Auch bei VW und Audi gehen die Betriebe aktuell in Sachen Leasingrückläufer auf Nummer sicher. Vielen Betrieben fehlen die Erträge aus dem Gebrauchtwagengeschäft.

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