Ausgabe 05/2013: Hinterm Horizont

Hinterm HorizontDaihatsu und Saab – Beide Hersteller haben sich vom deutschen Markt verabschiedet. Für die Händler geht es zumindest im Service weiter. Von Doris PlateHinterm Horizont geht‘s weiter. Dieses Lied von Udo Lindenberg ist derzeit der Soundtrack für die Geschäfte vieler Händler der Marken Daihatsu und Saab. Gerade weil viele dieser Betriebe eher klein sind, können sie jetzt weitermachen – mit Gebrauchtwagen und Service und der Hoffnung, dass es doch irgendwann einmal wieder Neuwagen ihrer früheren Marke gibt.Doch zunächst beschränken sich die Aktivitäten hierzulande. Die EF D Teile und Service GmbH, eine Tochter der Emil Frey Gruppe Deutschland, ist neuer Servicepartner für die Daihatsu-Händler in Deutschland. Die Geschäftsführung sitzt mit Rudolf Wohlfarth in Stuttgart, das operative Geschäft betreibt Christian Amenda in Friedberg. Er sorgt für Kontinuität in der Organisation, schließlich war er zuletzt auch Vertriebs- und Marketingleiter von Daihatsu Deutschland und früher Leiter des Ersatzteillagers in Tönisvorst. Das befindet sich aber zur Zeit in Auflösung: Die letzten Teile werden verpackt und ins neue Lager nach Friedberg verschickt, wo die Frey-Gruppe auch Subaru-Teile vertreibt. Laut Amenda wurden die meisten Systeme für Garantie, Teile, Service und Zubehör übernommen. Lediglich das Teilebestellsystem ASFI, das auch bei Subaru eingesetzt wird, ist für die Daihatsu-Partner neu. „In zwei Tagen haben sich die Händler daran gewöhnt“, meint der Geschäftsleiter. Über 290 Servicepartner würden heute mit der EF D zusammenarbeiten und die ca. 135.000 Daihatsu-Fahrzeuge betreuen, die hierzulande noch im rollenden Fuhrpark sind.Neuwagenhoffnung geringIm Service geht es also für die Daihatsu-Partner nahtlos weiter. Fast alle haben neue Serviceverträge und mit der Frey-Gruppe einen solventen Partner. Vom Neuwagen-Vertrieb für die Marke müssen sich die Händler aber wohl verabschieden. Für Deutschland homologierte Daihatsu-Fahrzeuge wird es laut Amenda in nächster Zeit nicht geben. Angebote aus Israel bezeichnete Händlerverbands-Präsident Udo Auchter als uninteressant, da Zweifel an der Zulassungsfähigkeit in Deutschland bestünden. Da Daihatsu sich nicht nur aus Europa, sondern auch aus Amerika und Australien als Importeur zurückgezogen habe, erwartet Auchter eher, dass sich Daihatsu auf seine Rolle als Kleinwagenhersteller für andere Marken konzentrieren wird. Falls noch einmal Fahrzeuge des Herstellers nach Deutschland kommen würden, würde dies wohl eher unter der Marke des Mutterkonzerns Toyota geschehen. Schon jetzt vertreibe Toyota zum Beispiel den Daihatsu-Kleinstwagen Mira e:S im asiatischen Markt unter seinem Label. Auch ein spezielles Gebrauchtwagenangebot für Daihatsu gibt es derzeit nicht. Saab arbeitet an ServicevertragAnders sieht es für die Saab-Partner aus. Ihr Hersteller hat sich nicht freiwillig zurückgezogen, sondern ist durch Insolvenz aus dem Geschäft ausgeschieden. Auch die Saab-Partner haben mit der Saab Automobile Parts AB-Tochter Swedish Distribution Services Deutschland GmbH bereits einen neuen Partner für ihre Service-Aktivitäten. Derzeit beliefert die Eschborner Firma 110 Saab-Standorte in Deutschland, die sich um den rollenden Fuhrpark von ca. 60.000 Saab-Fahrzeugen kümmern. Weitere Betriebe bemühen sich darum. „Mir liegen z. Z. zehn Bewerbungen vor“, sagt Geschäftsführer Jan-Philipp Schuhmacher. Einen neuen Servicevertrag gibt es aber noch nicht: „Wir arbeiten derzeit mit einer Liefervereinbarung, die bis zum 31. März 2013 befristet ist.“ Der frühere Geschäftsführer von Saab Deutschland geht aber davon aus, dass diese Frist verlängert werden wird, da die Erarbeitung des Servicevertrages noch etwas Zeit in Anspruch nimmt. Er verspricht aber, dass dieser „sehr realistisch und mit niedrigen Standards“ versehen sein wird. Er soll auch dem ehemaligen Saab-Händlerverband zur Abstimmung vorgelegt werden. Dessen Präsident Frank Jaenicke hofft, dass es dann gelingen wird, die derzeit hohen Software-Gebühren auf ein angemessenes Maß zu reduzieren. Das Ersatzteilgeschäft läuft aber reibungslos: Nach Schwierigkeiten unmittelbar nach der Insolvenz hat sich die Teileverfügbarkeit wieder auf ca. 95 Prozent erhöht. Bei der schwedischen Mutter arbeite außerdem eine Task Force daran, derzeit nicht lieferbare Teile zu besorgen. Elektroautos ab 2014 Im Gebrauchtwagen-Bereich hat Webmobil 24 eine eigene Börse für Saab an den Start gebracht. In Zusammenarbeit mit der schwedischen Mutter Saab Automobile Parts AB bietet das Fahrzeugportal die Möglichkeit, Gebrauchtwagen der schwedischen Marke zu vermarkten. Und auch bei Neuwagen hoffen die Saab-Fans weiter, denn das schwedisch-asiatische Unternehmen NEVS (National Electric Vehicle Sweden) hat nicht nur die früheren Saab-Anlagen in Trollhättan bei Göteborg übernommen, sondern auch die Plattformen und Test- sowie Forschungseinrichtungen für die 9-3-Serie. NEVS plant Anfang 2014 ein Elektrofahrzeug auf Basis des 9-3 auf den Markt zu bringen. Derzeit wird auch geprüft, ob ein anderes Modell aus der 9-3-Reihe möglicherweise schon ab Herbst 2013 wieder produziert werden soll. Darüber entschieden ist aber noch nicht. Den Namenszug wird NEVS auch weiter verwenden können. Das Logo, der rote Greifvogel auf blauem Grund, will sich aber Scania vorbehalten. Ob die Fahrzeuge für den deutschen Handel interessant sind, hängt von deren Preis ab und ob es gelingt, die Kundschaft von der Nachhaltigkeit der Bemühungen von Saab zu überzeugen, meint Jaenicke. Die Fan-Gemeinde der Marke ist aber groß und auch bereit, besondere Preise zu bezahlen. So seien die beim Ausverkauf der Marke im Rahmen einer Auktion im Dezember 2012 erzielten Preise für die letzten verbliebenen Neuwagen „märchenhaft“ gewesen. ■KurzfassungMit dem Neuwagenvertrieb ist es bei Daihatsu vorbei und Insider erwarten auch keine Wiederbelebung. Der Service für die ca. 135.000 Fahrzeuge im rollenden Fuhrpark läuft mit einer Tochter der Frey-Gruppe aber solide weiter. Auch bei Saab hat sich bereits ein solider Partner für den Service der 60.000 Fahrzeuge im rollenden Fuhrpark gefunden. An den Serviceverträgen wird derzeit noch gearbeitet. Ob es wieder Neuwagen der schwedischen Marke geben wird, wird derzeit noch geprüft.

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