Ausgabe 21/2008: Keine Panik

Finanzkrise / Der Bankencrash muss nicht nur Nachteile für die Autohäuser haben. Ein paar Auswirkungen könnten auch zu Vorteilen für die Betriebe werden.Keine PanikVon Doris PlateProbleme gab es in Autoindustrie und -handel schon vorher. Marktsättigung, steigende Preise für Energie und Rohstoffe sowie die Klimadiskussion und nicht zuletzt die immer noch ausstehende Regelung der Kfz-Steuer lassen grüßen. Der Bankencrash könnte die Krise aber jetzt noch verstärken. So steht es in einem ZDK-Papier, das die Abteilung Betriebs- und Volkswirtschaft unter der Leitung von Antje Woltermann veröffentlicht hat.Es rät den Händlern zu besonders sorgfältigem Lagermanagement, denn die Kosten für die Finanzierung von Investitionen und Lagerbeständen werden möglicherweise mittelfristig steigen.Ganz wichtig auch: Vorsicht bei Leasinggeschäften. "Die Restwerte von Leasingrückläufern könnten als Folge der Finanzkrise nochmals sinken. Deshalb sollte beim Abschluss von Leasinggeschäften die notwendige kaufmännische Vorsicht, weniger die kurzfristige Erreichung von Absatzzielen maßgebend sein", mahnt die ZDK-Geschäftsführerin.Leasing wird noch schwierigerAuch die Leasinganbieter fürchten sich vor den Folgen des Crashs. "Für Leasinggesellschaften wird es schwieriger, ihr Geschäft zu finanzieren", sagt Gerhard Fischer, Vorstand der Lease Trend AG. Er geht davon aus, dass deshalb für die Kunden die Leasingraten steigen werden. Größenordnung: bis zu 15 Prozent.Auch die so genannten Captives, die Banken der Hersteller, tun sich derzeit schwer. Sie erwirtschaften mit Finanzierungs- und Leasingangeboten knapp zwei Drittel des Gesamtertrags der Konzerne. BMW zum Beispiel muss aber seit Jahresbeginn rund 700 Millionen Euro für nicht gedeckte Restwerte in den USA zurückstellen. "Stützende Maßnahmen der Hersteller sind kaum noch zu finden", so Fischer. Null-Prozent-Finanzierungen gebe es so gut wie keine mehr.Damit wird die Position der unabhängigen Banken gestärkt. Die Santander Consumer Bank hat gerade von Ford Financial die Mazda Bank übernommen. Händler und Importeur in Deutschland versprechen sich davon eine Verbesserung der Konditionen. Klarer Fall: Schließlich können die Spanier aufgrund eines wesentlich besseren Ratings ihre Kredite zu wesentlich besseren Konditionen refinanzieren.Auch sonst tut sich Ford Financial derzeit schwer: Jaguar und Land Rover werden ihr Finanzierungsgeschäft ab kommendem Jahr mit der Fiat Bank machen.Weiter mit Sparkassen und VolksbankenBei den Investitionsfinanzierungen sieht das ZDK-Papier aber tendenziell eher positive Auswirkungen auf die Betriebe. Denn aufgrund der schlechten Rendite haben die Autohäuser schon länger Schwierigkeiten, Kredite zu wirtschaftlich vertretbaren Konditionen zu bekommen. Viele Banken haben sich schon länger aus diesem Geschäft zurückgezogen.Zu den Banken, die Investitionen in Autohäuser und Werkstätten finanzieren, zählen hauptsächlich Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. "Aufgrund ihrer besonderen Struktur, unter anderem aufgrund der Tatsache, dass sie sich eher nicht über den Kapitalmarkt refinanzieren, ergibt sich insoweit tendenziell eine positive Auswirkung aus der aktuellen Finanzkrise auf die Unternehmen des deutschen Kfz-Gewerbes", so Woltermann. Es sei zu erwarten, dass die Zinsen hier nicht so schnell steigen würden.Dies bestätigt auch eine aktuelle Befragung von Unternehmen durch das Ifo-Institut. Hier kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass lediglich acht Prozent der befragten 2.700 deutschen Unternehmen über verschlechterte Finanzierungsbedingungen aufgrund der Finanzkrise klagen. Anders sieht das bei der Absatzfinanzierung aus. Bei höheren Kosten für die Refinanzierung ist davon auszugehen, dass die Steigerungen an die Endkunden weitergegeben werden. Damit würden die Zinsen für die Finanzierung eines Fahrzeugkaufs steigen. Dies wiederum dürfte zu einem weiteren Nachfragerückgang führen.Die Hersteller sind vielleicht nicht in der Lage, das aus eigener Kraft zu subventionieren. Aber die Bundesregierung denkt ja derzeit über Stützungsmaßnahmen für die Industrie nach. Das könnte den Händlern auch helfen. Denn solange es nur ihnen schlecht ging, hat sich keiner gekümmert. Jetzt aber...

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