Das deutsche Kfz-Gewerbe trauert um Fritz Haberl. Der Autohaus-Unternehmer und Ehrenpräsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) starb am gestrigen Donnerstag (14. Juni) im Alter von 79 Jahren in München. Auf der ZDK-Mitgliederversammlung in Warnemünde würdigte Verbandspräsident Robert Rademacher das Wirken Haberls, der von 1978 bis 1990 an der Spitze des Kfz-Gewerbes gestanden hatte. Bereits 1965 war er zum Präsidenten des bayerischen Kfz-Handels gewählt worden, ein Jahr später zum Landesinnungsmeister des Kraftfahrzeugtechnikerhandwerks.
"Das Kraftfahrzeuggewerbe Bayern verliert mit Fritz Haberl eine große Persönlichkeit, die weit über Bayern und Deutschland hinaus für die Kfz-Branche wichtige Impulse gesetzt hat", erklärte Klaus Dieter Breitschwert, Präsident des weiß-blauen Landesverbandes, am Freitag in München. Er sei ein "leidenschaftlicher Unternehmer und engagierter Politiker" gewesen. Für die CSU saß Haberl von 1976 bis 1980 im Bundestag.
In den 1950 und 1960ern hatte Haberl zusammen mit seiner Schwester Lotte Pabst die Münchner Automobil-Handel Haberl GmbH (Mahag) groß gemacht. Die beiden Geschwister entwickelten das familiengeführte Autohaus nach und nach zu einem Handelsriesen mit knapp 50 Filialen in München, Ulm und Berlin sowie rund 2.000 Mitarbeitern. Zur Jahrtausendwende war die Mahag größter VW- und Porsche-Händler.
Im Jahr 2000 trat Haberl als Aufsichtsratschef der Mahag AG zurück. Grund war ein Familienzwist wegen der Besetzung eines Managementpostens. 2009 erwischte die Autokrise den Traditionshändler mit voller Wucht. Das Unternehmen ächzte unter hohen Risiken durch Leasingrückläufer und der starken Wettbewerbssituation in München. Um eine Schieflage zu vermeiden, entschloss sich Lotte Pabst schließlich, ihre Firmenanteile an Volkswagen abzugeben. Seitdem läuft das Mahag-Geschäft unter Hersteller-Regie weiter. Aktuell gehören neben VW und Audi auch Seat, Skoda, Lamborghini sowie Porsche zur Markenwelt.
Cecra-Gründer und Honorarkonsul
Groß trat Haberl mit seinen ehrenamtlichen Aktivitäten in Erscheinung. Den Beginn seiner ZDK-Amtszeit markierte 1978 die Zusammenführung der bis dahin eigenständigen Verbände von Kfz-Handel und Handwerk zu einem Brancheverband. Weitere Meilensteine waren die Gründung des europäischen Kfz-Verbands Cecra (Comité Européen du Commerce et de la Réparation Automobile) 1983 in Brüssel, den er von Beginn an erst als Vizepräsident (1983 bis 1995) und dann als Präsident (1995 bis 1997) entscheidend mitprägte, sowie die Fusion der Kfz-Verbände von West- und Ostdeutschland nach dem Mauerfall im Jahr 1990. Am 21. Juni 1990 übergab Haberl die Amtsgeschäfte an Bernhard Enning.
Zu seiner schillernden Persönlichkeit passte auch die Ernennung zum Honorarkonsul der Philippinen. Diesen Posten hatte er dem CSU-Granden Franz Josef Strauß zu verdanken. In einem Interview antwortete Haberl einmal auf die Frage, weshalb er das Ehrenamt angenommen habe: "Er (Strauß) hat mir damals fünf Konsulate angeboten, und ich konnte doch nicht alle abschlagen." (rp)
Burkhard Weller