Ausgabe 16/2010: Neu gemischt

Neu gemischtOpel, Saab und Chevrolet E Die GM-Marken entwickeln sich in diesem Jahr ganz unterschiedlich. Von Doris PlateSeit Klarheit über die Zukunft bei Opel herrscht, ziehen die Verkäufe wieder an. So konnte der Marktanteil in Deutschland im Juni gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozentpunkte auf 8,8 Prozent gesteigert werden. Auch die Bestelleingänge für Astra und Meriva unterstreichen den Trend.„Wir sind mit überzeugenden neuen Produkten am Markt; insbesondere Insignia, Astra und Meriva sprechen die Kunden an“, zeigt sich Alain Visser, Vice President Sales Marketing und Aftersales von Opel, zufrieden. „Mit unserer Modelloffensive, die mit der Präsentation des neuen Astra Sports Tourer im Herbst ihre nächste Stufe erreicht, werden wir weitere Kunden für unsere Marke gewinnen.“Opel: Positiver TrendDen positiven Trend bestätigen auch die Händler: „Mit der Entscheidung, den Opel-Zukunftsplan aus eigener Kraft umzusetzen, ist der richtige Schritt gemacht worden. Wir registrieren verstärktes Interesse der Kunden an unseren Modellen und können uns nun ganz auf die Stärken der aktuellen Opel-Fahrzeuge konzentrieren“, sagt Paul Ebbinghaus, Sprecher des Verbandes Deutscher Opel- und Chevrolet-Händler (VDOH). Die neuen Vertriebsprogramme, die unter der Ägide der neuen Vertriebschefin Imelda Labbé entstanden, seien umsetzbar und praxisorientiert. Laut Labbé haben die Händler 2009 überdurchschnittlich gut verkauft und eine ebenso gute Rendite erzielt. „2010 zeigen die Betriebsergebnisse einen leicht positiven Wert, der sich im Laufe des Jahres noch verbessern wird.“ Opel habe die Kostenbelastung für den Handel reduziert und die Administration weiter verringert. Open Points u. a. in Hamburg, Köln und Berlin sollen noch besetzt werden. Trotzdem meint Prof. Dr. Stefan Bratzel: „GM hat durch das Hin und Her viel Zeit verloren.“ Wettbewerber Ford sei derzeit mit besseren Modellen am Markt. Ein Fahrzeug unterhalb des Corsa werde dringend gebraucht, ebenso Ersatz für den Antara. Auch bei spriteffizienten Motoren sei Opel im Rückstand. Labbé sieht das völlig anders: „Das Meriva-Angebot erweitern wir jetzt mit drei Dieselmotoren, der Insignia Diesel bekommt zusätzlich den adaptiven Allradantrieb, das ecoflex-Modell verbraucht nur noch 4,9 Liter.“ Zusätzlich werde das Angebot an ecoflex-Modellen, die heute bis zu 40 Prozent Verkaufsanteil haben, ausgedehnt.Chevrolet muss Gas gebenVerhaltener sieht es bei der Tochter Chevrolet aus. Der deutsche Importeur ist zwar aus den Opel-Räumen ausgezogen. Dass das eine weitere Separierung von der Mutter bedeutet, dementierte ein Sprecher aber eindeutig: „Im Gegenteil: GM hat im Herbst letzten Jahres seinen Anteil an der koreanischen Tochter von 50,9 auf 70,1 Prozent erhöht.“Damit gehören dem amerikanischen Konzern nun mehr als zwei Drittel der GM Daewoo Auto & Technology Co. Der Grund, weshalb GM damals bei Daewoo eingestiegen ist, ist aktueller denn je: Kleinwagen-Know-how wird gebraucht.Trotzdem: Nach dem Rekordjahr 2009 hierzulande (32.000 Zulassungen) tut sich die Marke dieses Jahr schwer. Per Ende Juni waren es gerade einmal 10.628 Einheiten, die auf die Straße kamen. „Es könnte besser sein“, räumt der Sprecher denn auch ein. Das Ziel werde aber erreicht. Das hofft auch Thomas Bieling. Der Sprecher des VDOH vertritt auch die Chevrolet-Händler im Franchiseboard der Marke. Er meint: „Im zweiten Halbjahr muss richtig Gas gegeben werden.“Die 0,8 Prozent Marktanteil könnten laut Bieling aber erreicht werden, weil die Verkaufsförderung für das Volumenmodell Spark jetzt passe. Während der Abverkaufsphase des Matiz habe es Probleme mit der Preispositionierung des Nachfolgers gegeben. Das sei aktuell aber behoben. „Das Gesamtpaket ist jetzt zufriedenstellend“, so Bieling.Auch im Teilebereich hat der VDOH für die Händler schon einiges erreicht: Die Garantievergütung wird schrittweise von zehn auf 23 Prozent im Frühjahr 2011 erhöht. Außerdem sei ein geregeltes Verfahren zur Anpassung der Garantielohnrate vereinbart worden.Das spricht für die Power, die der Opel- und Chevrolet-Händlerverband hat. So mancher der eher kleinen früheren Daewoo-Händler fühlt sich aber an die Wand gedrängt. „Die großen Opel-Händler bekommen Abnahmeprämien, die wir nicht haben“, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Deshalb haben einige gerade Unterschlupf bei diesen Gruppen gesucht. Zum Beispiel auch der Chevrolet-Händlerverbandspräsident Erwin Wendland, der nun mit seinem Betrieb der AVAG-Gruppe angeschlossen ist.Beim Verkauf ruhen die Hoffnungen auf dem neuen Familienvan „Orlando“, der Anfang 2011 zum 100-jährigen Jubiläum von Chevrolet auf den Markt kommt. Ihm folgen noch im selben Jahr ein Captiva Facelift, Camaro Coupé und Cabrio, der Cruze Fließheck, neuer Aveo, neue Corvetten und Ende des Jahres das Elektro-Fahrzeug „Volt“.Im August hat zudem ein neuer Vertriebsdirektor bei Chevrolet Deutschland angefangen: Von Oliver Christoph werden neue Ideen erwartet.Saab-Händler im GlückGanz neue Zeiten sind auch bei Saab angebrochen. Mit der Übernahme durch den niederländischen Sportwagenhersteller Spyker ist nicht nur der Umzug des deutschen Importeurs an einen anderen Ort im Frankfurter Raum eingeläutet worden. Das Team wurde drastisch reduziert. Gerade einmal sechs Mitarbeiter unterstützen den neuen Geschäftsführer Hans-Jörg Hänggi seit dem 1. Juli noch. Im Juni wurden von den 83 noch verbliebenen Händlern gerade einmal 84 Fahrzeuge verkauft (vgl. AUTOHAUS 14-15, Seite 48).Für Hänggi ist das aber kein Grund zur Sorge: „Wir müssen das Vertrauen unserer Kunden und Händler zurückgewinnen.“ Sein Ziel ist es, 2010 über dem Vorjahr abzuschließen. 2009 wurden hierzulande 1.200 Fahrzeuge vermarktet. Mit dem neuen 9-5 sieht er sich dafür auf gutem Weg. Auch wenn die Systemumstellungen etwas holprig waren. „Jetzt haben wir stabile Prozesse.“ Das Werkslager in Schweden ist abgeschafft. In der neuen Ära werden nur noch Händlerbestellungen ausgeliefert. Ein Grund für manchen Opel-Händler, der die Marke im Portfolio hatte, aufzuhören: Es gibt keine günstigen Pakete mehr, die mit Discount verkauft werden könnten.Die überzeugten Saab-Händler machen aber weiter und freuen sich sogar über die Entwicklung: „Ein Glück, dass wir von den Amis weggekommen sind“, bringt es Masoud Etehad auf den Punkt. Der Hamburger Saab-Partner lobt die schnellen Reaktionen von Spyker-Chef Victor Müller. Die Produktion laufe gut, derzeit würden über 300 Autos pro Tag vom Band fahren. Vom neuen 9-5 hat Etehad schon sechs Fahrzeuge verkauft – ohne dass die Kunden das Auto vorher gesehen hatten.Auch im Saab Zentrum Bonn ist die Einführung des neuen Spitzenmodells gut gelaufen. Die dortige Geschäftsführerin Inka Spira ist zuversichtlich: „Ein neuer Geist ist spürbar.“ In den nächsten 16 Monaten werden drei neue Modelle eingeführt, darunter der Geländewagen 9-4 X und der Kombi 9-5. Dass die deutschen Händler nun Ansprechpartner in Schweden genannt bekommen haben, wird begrüßt. Der Saab-Deutschland-Geschäftsführer ist auch zuversichtlich, dass die Finanzierungsprobleme mit dem Partner GMAC gelöst werden können. Die GM-Hausbank bleibt auch über den Verkauf hinaus Partner von Saab, so Hänggi. zKurzfassungOpel hat im Juni den Marktanteil um 1,2 Prozentpunkte gesteigert und befindet sich im Aufwärtstrend. Auch bei Chevrolet haben nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Volumenmodell Spark die Verkäufe wieder angezogen. Und Saab geht mit dem nun niederländischen Eigentümer ganz neue Wege.

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