Ausgabe 13/2012: Normaler Wahnsinn

Normaler WahnsinnZDK-Mitgliederversammlung – Normalmarkt und Rabattschleuderei im Internet werden immer wieder thematisiert. Von doris PlateWerkstattauslastung gut, Gebrauchtwagengeschäft befriedigend, Neuwagengeschäft schlecht. Das sind die Ergebnisse des Anfang Juni ermittelten ZDK-Geschäftsklimaindexes, die Verbandspräsident Robert Rademacher anlässlich der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes Deutsches Kfz-Gewerbe Mitte Juni in Warnemünde präsentierte. Die Stimmung in der Branche sei „gedämpft“, zumal die aktuellen Zulassungszahlen trügerisch seien. Das Neuwagengeschäft werde im bisherigen Jahresverlauf von den gewerblichen Zulassungen getragen mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent. Die Hälfte davon seien Eigenzulassungen von Herstellern und Händlern. Dadurch werde der Gesamtmarkt entsprechend aufgebläht und das Preisniveau für Neu- und Gebrauchtwagen gerate durcheinander. Rademacher wird nicht müde, diese beiden Themenkomplexe anzusprechen, und seine Wortwahl wird, je länger dieser Zustand andauert, umso schärfer. Automobilindustrie und Handel müssten sich dauerhaft auf einen „Normalmarkt“ mit einem Volumen von jährlich etwa drei Millionen Neuzulassungen einstellen – mit den üblichen kleinen konjunkturellen Abweichungen nach oben und unten. Rademacher sprach von „blödsinnigem Quartalsdenken“, das jetzt schon monatlich greife, und von einem „überhitzten Wettbewerb“. Statistik und BetriebswirtschaftSeine Zusammenfassung: „Würden all diejenigen Hersteller und Importeure, die den Weltuntergang nicht unmittelbar vor Augen haben, auf Tageszulassungen weitgehend verzichten, dann hätte das natürlich gewisse statistische Folgen: Bei den größten Sündern ginge deren Marktanteil tatsächlich etwas nach unten, bei den kleineren Sündern hingegen nicht unbedingt. Denn auch die Bezugsgröße „Gesamtmarkt“ wäre ja kleiner. Der statistische Verlust hielte sich also in Grenzen, betriebswirtschaftlich hingegen wäre es der Grundstein für mehr Erfolg – bei den Händlern, aber schlussendlich auch bei den Herstellern und Importeuren selbst.“ Leider gebe es, so der Präsident weiter, derzeit keine Anzeichen, dass sich diese Erkenntnis im laufenden oder kommenden Jahr durchsetzen wird. Eher sei das Gegenteil mit allen negativen Folgen zu befürchten. Besonders ärgert Rademacher der steigende Anteil von Fahrzeugvermittlungen über das Internet. Viele Internet-Käufer ließen sich zunächst beim örtlichen Händler ausgiebig beraten und machten dort Probefahrten. Der Kauf werde dann allerdings als „Schnäppchenjagd“ über das Internet abgewickelt. Auch hier fand Rademacher deutliche Worte: „Wofür braucht ein Händler, der bei Trost ist, einen Internetvermittler, dem er 1,5 bis zwei Prozent Provision bezahlt, damit dieser ihm einen Kunden von irgendwoher vermittelt, dem er einen Rabatt geben muss, den er im eigenen Gebiet nicht geben würde und den er auch im Servicegeschäft nicht sehen wird.“ Es sei deshalb eine Herausforderung für den ZDK, die Autohersteller und Importeure dafür zu gewinnen, den Handel jeweils leistungsgerecht zu entlohnen. Der stationäre Verkauf mit umfangreicher Fachberatung in einem nach den Vorgaben des Herstellers gebauten und eingerichteten Autohaus stellt deutlich mehr Leistung dar und muss sich daher für den Händler mehr lohnen, als Neuwagen mit Maximalnachlässen über das Internet loszuschlagen. „Ich glaube, bereits ein brauchbares Konzept im Kopf zu haben“, schloss Rademacher. ■KurzfassungEigenzulassungen, die nur der statistischen Schönung dienen, und Internetrabatte, die die Preise für die gesamte Branche kaputt machen, werden von der Branchenorganisation angeprangert. Aufrufe, dies zu verändern, greifen aber nicht, eher ist mit einer Verschlimmerung zu rechnen. ZDK: Konzept für Meister-HUDer ZDK wird ein Konzept mit den wesentlichen Kriterien aus seiner Sicht für die sogenannte Meister-HU erarbeiten und dies im September im sogenannten Bund-Länder-Ausschuss vorlegen. Das beschloss der Vorstand des Zentralverbandes Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) in seiner Sitzung Mitte Juni. ZDK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Koblitz berichtete anlässlich der Mitgliederversammlung von einem Gespräch im Bundesverkehrsministerium, das am 12. Juni von ihm und Vertretern des Landesverbandes Bayern mit Vertretern des Bundesverkehrsministerium geführt wurde. Darin wurde der ZDK zu der oben genannten Vorgehensweise aufgefordert. Die Vertreter des Bundesverkehrsministeriums legten zudem Wert darauf, dass der ZDK den Dialog mit den Überwachungsorganisationen weiterführt. Außerdem befragten sie die Verbandsvertreter eindringlich, ob das Kfz-Gewerbe willens und in der Lage sei, die organisatorischen und qualifikationsbezogenen Voraussetzungen zu erfüllen, die für die Beauftragung mit einer solchen Aufgabe nötig seien. Koblitz betonte in seinen Ausführungen, dass es nie Absicht der ZDK gewesen sei, die Überwachungsorganisationen aus der Durchführung der Hauptuntersuchung zu verdrängen. Es ginge lediglich um eine zusätzliche Option für die Hauptuntersuchung im Zuge einer Weiterentwicklung der Fahrzeugüberwachung. Ein Gespräch mit den Überwachungsorganisationen hierzu sei bisher lediglich daran gescheitert, dass noch kein gemeinsamer Termin gefunden werden konnte. Man bemühe sich aber intensiv darum. Kurzfristig wird sich an den Möglichkeiten zur Durchführung der Hauptuntersuchung ohnehin nichts ändern. Es handelt sich lediglich um eine Positionierung für die anstehende europäische Harmonisierung, die frühestens 2015 greifen kann. Kfz-Werkstätten und HUFast drei Viertel der Autofahrer in Deutschland bringen ihre Wagen zur Hauptuntersuchung (HU) in den Kfz-Betrieb. Dagegen wendet sich nur jeder Vierte direkt an eine Prüfstelle. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK).Nach diesen Angaben steuern vor allem jüngere Autofahrer die Stationen der Überwachungsvereine an: 37 Prozent der 18- bis 29-Jährigen gehen diesen Weg. Mit steigendem Alter wächst aber der Anteil derjenigen, die den Prüfstützpunkt in ihrem Kfz-Betrieb präferieren. Bei den 30- bis 59-Jährigen sind es 73 Prozent, bei den über 60-Jährigen sogar 80 Prozent. Übrigens: Auf einen Preisvergleich vor der Hauptuntersuchung verzichten nicht weniger als 83 Prozent der Befragten.

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