Neue Werkstatt: Planung ist die halbe Miete

Rund 2.000 Fahrzeuge, die für den täglichen Einsatz fit gehalten werden - der Fuhrpark der Stadtwerke München ist ein Unternehmen im Unternehmen. Als Dienstleister betreut er mit 24 Mitarbeitern rund 1.500 Einsatz- und Spezialfahrzeuge, darunter 400 Pkw, 800 Transporter - viele mit Spezialeinrichtungen - sowie schwere Lkw und Spezialfahrzeuge. Zudem kommen etwa 500 Dienstwagen und Poolmietwagen für die rund 10.000 Mitarbeiter des kommunalen Versorgers in die firmeneigene Werkstatt. Das zuständige "Ressort Mobilität" kümmert sich nicht nur um die Fuhrparkverwaltung, sondern kauft, wartet und repariert die Autos. Jetzt ist die Abteilung in ein brandneues Gebäude am Hauptsitz der Stadtwerke umgezogen. Auf rund 8.700 Quadratmetern Geschossfläche entstand eine technisch und organisatorisch moderne Werkstatt, die sowohl auf hohe Fahrzeugdurchsätze als auch auf die besonderen Anforderungen kommunaler Mobilität ausgelegt ist. Der Servicebetrieb von Fuhrparkleiter Oliver Heindle ist Mitglied der Kfz-Innung, die Prozesse gleichen denen einer Markenwerkstatt: Es gibt Serviceannahme mit Terminplanung, Mechaniker, Lageristen und Backoffice. Der einzige Unterschied: "Unsere Kunden sind unsere Kollegen", sagt Heindle. Für die Planung und Baubegleitung beauftragten die Stadtwerke München das Schneider Planungsbüro. Das Team hat eine langjährige Expertise beim Bau von Autohäusern und Werkstätten. "Die Anforderungen an den Bau waren wie im Markenhandel auch: maximale Flächennutzung, effiziente Prozesse mit kurzen Wegen und passgenaue Einrichtung für die Mechaniker", betont Markus Schneider. "Statt Marken-Standards und Herstellervorgaben lag der Fokus aber vollständig auf Funktionalität und Effizienz." Digitale Prozesse Die Werkstatt sei zwar Dienstleister für die Stadt, arbeite aber streng wirtschaftlich mit hohem Durchsatz und nachhaltigem Kostenmanagement, betont Heindle. "Planung ist daher die halbe Miete." Das Ziel ist eine papierlose Werkstatt. Denn die Digitalisierung aller Prozesse schafft Planbarkeit und Kostenkontrolle. Von der Ersatzteilversorgung über die Werkstattaufträge bis hin zu Fremdvergaben wird alles erfasst. Große Bildschirme in der Werkstatt bilden alle Aufträge und Prozessschritte transparent ab. "Nicht nur für die Mitarbeiter, auch die Kunden sehen, wie weit ihr Fahrzeug ist", sagt Heindle. Vier Meister und neun Mechaniker kümmern sich um Wartung, Reparatur, Karosseriearbeiten sowie Um- und Ausbauten. Das Werkstattteam arbeitet nach den Vorgaben der Fahrzeughersteller und leistet im Durchschnitt pro Jahr rund 12.000 produktive Stunden ab. Um den eigenen Qualitätsanspruch zu halten, bildet das Ressort Mobilität auch Kfz-Mechatroniker aus - Fachrichtung Hochvolttechnik. Denn bereits 75 Prozent der Pkw und 14 Prozent der Transporter sind Stromer. Tendenz steigend. Effiziente Flächennutzung Wichtig bei der Werkstattplanung waren kurze Wege. Am Eingang liegt die Serviceannahme mit Schlüsseltresor für eine 24-Stunden-Annahme. Am Übergang zur mechanischen Werkstatt ist das kompakte Ersatzteillager. Standardverschleißteile wie Filter für die gängigen Fahrzeugmodelle sind vorrätig, alles andere wird just-in-time bestellt. In der großen Reparaturhalle stehen zehn Arbeitsplätze für Pkw und Transporter zur Verfügung. Das Ein- und Ausfahren ist von beiden Seiten an allen Bühnen möglich. "So verlieren wir keine Fläche durch Fahrspuren, sondern schaffen mehr echte Arbeitsplätze. Und wir haben einen wahnsinnig schnellen Fahrzeugwechsel", erklärt Heindle. Automatische Schnelllauftore erkennen die anfahrenden Fahrzeuge und öffnen selbstständig. Neben einem eigenen Karosseriebereich mit fünf Arbeitsplätzen gibt es auch eine Prüfstrecke für HU und AU. TÜV Süd ist dreimal pro Woche vor Ort und nutzt Bremsprüfstand, Abgasprüfplatz und Lichtmessanlage. Die Halle ist als "trockene Werkstatt" angelegt. Ein Kunststoffboden statt der üblichen Klinkerplatten soll den Mitarbeitern einen rückenschonenden Stand bieten. Die Druckluftversorgung ist redundant ausgelegt: Zwei Kompressoren schützen vor einem Ausfall. Das Reifenlager im Untergeschoss fasst 1.200 Sätze, derzeit sind 700 Sätze eingelagert. "Hier kommt ein spezielles Schaumlöschsystem zum Einsatz, das im Brandfall eine effektive Brandbekämpfung ermöglicht, ohne die Bausubstanz zu gefährden", erläutert Schneider. Spezialfahrzeuge und Umbauten Eine eigene Halle ist speziell auf schwere Lkw und Sonderfahrzeuge ausgelegt, inklusive Grube und Deckenkran. Denn die Mechaniker haben es mit einigen echten Exoten zu tun - etwa der 80 Tonnen schweren "Biene", einer Bohrturm-ähnlichen Spezialmaschine auf einem vierachsigen Sattelzug für die Wartung von Geothermie-Anlagen. Besondere Anforderungen haben auch Fahrzeuge für den Winterdienst und den Öffentlichen Nahverkehr. So liegen in der Werkstatt Straßenbahnschienen für Arbeiten an Zwei-Wege-Fahrzeugen, die sowohl auf Rädern als auch Schienen fahren können und für die Wartung des Straßenbahnnetzes eingesetzt werden. Etliche Einsatzfahrzeuge haben Signalanlagen auf dem Dach, die die Spezialisten selbst verbauen. Heindles Team passt die "rollenden Arbeitsplätze" zudem passgenau auf ihre jeweilige Nutzung an und übernimmt die entsprechenden Umrüstungen und Innenausbauten. "Wir machen teilweise mächtige Umbauten. Aber das hilft uns dann später bei Wartung und Reparaturen: Wir wissen, was wie und wo verbaut ist." Komplexe Elektronik steckt beispielsweise in der "mobilen Notfallzentrale": Der Transporter bietet Notstromversorgung und einen voll ausgestatteten Arbeitsplatz zur Steuerung wichtiger städtischer Infrastruktur, sollte das Hauptgebäude einmal ausfallen. "So was gibt es nicht von der Stange", betont Heindle. Nachhaltigkeit und Sicherheit Auch energetisch setzt das Gebäude Maßstäbe: Eine intelligente Gebäudeleittechnik überwacht Deckenstrahlerheizung, Fenster, Tore, Lüftung und Abgasabsaugung. Wird ein Fenster gekippt, schaltet die Heizung automatisch ab. "Das ganze Areal wird von einer zentralen Steuerung überwacht - von offenen Türen bis zum laufenden Wasserhahn", erklärt Schneider. Dabei gehe es nicht nur um Energieeffizienz, sondern auch um Sicherheit: Abweichungen werden sofort gemeldet - wichtig angesichts der Einstufung der Werkstatt als "kritische Infrastruktur". Besonders ist auch die Portalwaschanlage mit biologischer Wasseraufbereitung und minimalem Frischwassereinsatz. Sie ermöglicht die Reinigung von Fahrzeugen bis zu 3,10 Metern Höhe und sieben Metern Länge - das gibt es in München nur selten. "Wir sparen damit enorm viel Zeit und Kosten", bestätigt Heindle. "Für Fahrzeuge mit Signalanlagen und Aufbauten haben wir ein eigenes Waschprogramm." Zusätzlich steht eine offene Waschzone bereit. Hier werden beispielsweise die Ladeflächen von 18-Tonnern gereinigt, die für die geruchsintensive Entsorgung von Schwemmgut bei den Isarwerken oder von Gras- und Astschnitt eingesetzt werden. Schnell und flexibel Dass der Fuhrpark mit seinem Werkstattbetrieb einen solchen Aufwand betreibt, hat gute Gründe. "Wir sind unabhängig und haben das Know-how im eigenen Haus", betont Heindle. "Das macht uns schnell und flexibel - und es ist für uns am Ende auch günstiger, weil Ausstattung und Prozesse genau auf unsere Flotte angepasst sind."

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