Ausgabe 14-15/2014: Privater Rennstall

Fällt der Name McLaren, entstehen sofort Bilder im Kopf - von Hochgeschwindigkeitsrennen, dem Großen Preis von Monaco, Lewis Hamilton und Jenson Button. Und das berechtigt, denn McLaren Mercedes gehört zu einem der erfolgreichsten Rennställe der Formel 1. Der Konstrukteur der Supersportwagen entwickelt allerdings nicht alleine für die Sportrennen, sondern auch für die Straße und private Liebhaber. AUTOHAUS sprach mit Michael Roeck, Regional Operations Manager D-A-CH & Nordic bei McLaren, über die Faszination der Rennwagen, die Entwicklung der Marke und das deutsche Händlernetz.AH: Herr Roeck, wie hat sich Ihre Marke seit dem Start 2011 entwickelt?M. Roeck: Das Geschäft läuft sehr gut. Mittlerweile sind wir an 52 Standorten vertreten und haben in Europa 18 Showrooms - fünf davon in Deutschland. Im Laufe des Jahres werden wir zwei weitere Filialen in Großbritannien und eine Filiale in Polen eröffnen. Polen gehört zu den aufstrebenden Märkten - eingeschlossen den Supersportwagen.AH: Wie hoch war der Absatz 2013 in Europa und Deutschland?M. Roeck: Weltweit haben wir im letzten Jahr rund 1.400 Fahrzeuge mit unseren zwei Modelllinien, dem Hybrid Hypercar P1 und dem 12C, vertrieben - davon ca. 350 Einheiten in Europa und 150 in Deutschland. Auf dem deutschen Markt sind das rund 30 Fahrzeuge pro Standort. Für 2014 planen wir, mit dem 650S und P1 weltweit auf 1.400 - davon 200 P1 - ausgelieferte Fahrzeuge zu kommen. In 2012 waren die Absatzzahlen höher, da wir die anfängliche große Nachfrage bedient haben.Über 900 PS auf der StreckeAH: ... damit ist der P1 das stärkste Modell?M. Roeck: Das ist nicht der Fall, da der P1 auf 375 Einheiten limitiert wurde. Der Löwenanteil soll vom 650S mit rund 1.200 Einheiten gestemmt werden. Aber keine Frage, der P1 ist unser Flaggschiff.AH: Warum haben Sie den P1 limitiert?M. Roeck: Der P1 ist der Supersportwagen in der obersten Liga, erst ab einer Millionen Euro erschwinglich und damit etwas Besonderes. Das Modell ist auch bereits seit Produktionsbeginn im Oktober ausverkauft. Trotzdem haben wir weltweit mehr als 60 potenzielle Käufer auf der Warteliste.AH: Sind weitere limitierte Fahrzeuge geplant?M. Roeck: Im nächsten Jahr wird der P1 GTR vorgestellt, eine Rennversion des P1 mit über 1.000 PS. Dieser wird in einer kleinen, sehr exklusiven Auflage limitiert sein. Gleichzeitig bringen wir den P13 heraus, der auch im oberen Segment angesiedelt sein wird und in Konkurrenz zum Porsche 911 geht. Der P13 wird wie auch der 650S nicht limitiert sein.AH: Warum ist der P1 so beliebt?M. Roeck: Das liegt an seiner fantastischen Fahrleistung. Die 916 PS katapultieren den Fahrer in 2,8 Sekunden auf 100 Stundenkilometer und in 16,5 Sekunden auf 300 Stundenkilometer. Erst ab einer Geschwindigkeit von 350 Stundenkilometern wird der P1 automatisch abgeregelt.AH: ... 916 PS. Können diese Supersportwagen jemals ausgefahren werden?M. Roeck: Der P1 ist nicht nur ein Supersportwagen für die Rennstrecke, sondern hat auch eine hohe Alltagstauglichkeit. Das Fahrgefühl ist ständig allgegenwärtig, dafür muss man nicht bis ans Limit gehen. Den Grenzbereich zu erfahren, das ist sicher nur auf Rennstrecken möglich. Dafür geben wir den Besitzern die Möglichkeit, an sogenannten "Track Days" teilzunehmen. Dabei können sie exklusiv mit uns auf die Rennstrecke gehen und zusätzlich technischen Support erhalten.AH: Ist das ein Alleinstellungsmerkmal?M. Roeck: In der Tat. Die hohe Flexibilität macht unsere Supersportwagen zu Allroundern. Hinzu kommen das leichtgängige elektrohydraulische Fahrwerk und die Chassis aus Carbon. Der Werkstoff Carbon, der normalerweise nur in der Formel 1 verwendet wird, macht die Fahrzeuge extrem leicht. Der 650S kommt dadurch auf knapp 1.340 Kilogramm Leergewicht. Der Hybrid P1 ist trotz eines 300 Kilogramm schweren Akkus noch rund 1.400 Kilogramm leicht.AH: Wie positionieren Sie sich gegenüber der Konkurrenz?M. Roeck: Wettbewerber sind für uns Ferrari, Lamborghini, Porsche & Co. Unsere Marke sticht dadurch hervor, dass die Supersportwagen nicht nur für Sammler, sondern auch für Fahrer gedacht sind. Die meisten unserer Fahrzeuge werden tatsächlich auf der Straße bewegt.Händlergewinn nach drei JahrenAH: Wie hoch war die Händlerrendite 2013?M. Roeck: Das möchte ich nicht näher erläutern. Eine Händlerrendite ist dann gut, wenn sie über zwei Prozent liegt. Da unsere Partner einen höheren Umsatz als andere Händler erzielen können, ist auch die Rendite in absoluten Zahlen höher.AH: Es rentiert sich also für Ihre Händler?M. Roeck: Ja. Wir versuchen zudem, den Businessplan so zu strukturieren, dass der Handel spätestens nach drei Jahren wieder schwarze Zahlen schreibt. Es macht keinen Sinn, das Investment auf sechs oder zehn Jahre hinauszuschieben.AH: Welche Voraussetzungen muss ein Händler mitbringen?M. Roeck: Der Businessplan ist das Kernstück der Bewerbung. Um die Kosten in einer überschaubaren Zeit wieder hereinzuholen, legen wir diesen zusammen mit dem Händler ganz genau fest.AH: Wie viel kosten den Handel die CI-Vorgaben?M. Roeck: Dazu möchte ich konkret nichts sagen. Neben den Standards für die Werkstatt müssen auch die CI-Vorgaben für den Showroom erfüllt werden. Letztere stimmen wir noch einmal sehr individuell mit dem Händler ab und testen, was in dem bereits existierenden Showroom tatsächlich umsetzbar ist.AH: Welche Pläne haben Sie bezüglich des Händlernetzes in Deutschland?M. Roeck: Wir sind mit den fünf Standorten in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München gut abgedeckt und haben für die nächsten zwei Jahre zur Zeit keine zusätzlichen Standorte in Deutschland eingeplant.Sofortiger ServiceAH: Wie funktioniert das Werkstattgeschäft?M. Roeck: Wir trainieren unsere Händler sehr gut. Es gibt fast nichts, was diese vor Ort nicht selbst bewältigen können. Die Kunden erhalten den Service sofort und ohne Wartezeit, da wir eine hohe Ersatzteilverfügbarkeit garantieren. Aus diesem Grunde muss jeder Händler ein komplett zerlegtes Fahrzeug auf Lager haben. Ergibt sich darüber hinaus doch einmal eine Schwierigkeit, haben wir unsere Flying Doktors, die im Notfall aus England einfliegen und helfen können. Das passiert allerdings sehr selten.AH: Zahlen die Kunden für den Service und die Wartung extra?M. Roeck: Ja, das ist wie überall. Allerdings sind die Servicekosten im Vergleich zum Fahrzeugpreis gering. Eine Wartung kostet zwischen 2.000 und 3.000 Euro. Bei Verschleißteilen wie einer Carbonbremse sind die Kosten natürlich höher.AH: Welche Rolle spielt bei Ihnen das Gebrauchtwagengeschäft?M. Roeck: Wir haben auch gebrauchte McLaren im Umlauf, allerdings gibt es bisher noch nicht sehr viele. Für diese bieten wir beispielsweise ein extra Gebrauchtwagenprogramm mit zusätzlichen Garantien an.Eingeschweißte RennwagenAH: Was geschieht eigentlich mit den ehemaligen Formel-1-Rennwagen?M. Roeck: Diese sind nicht verkäuflich, sondern in einem Lager in der Nähe des Werkes untergebracht. Die rund 200 Rennwagen sind dort in Zellophan eingeschweißt und kommen lediglich einmal im Jahr ins Werk, um dort hergerichtet, auf der Rennstrecke gefahren und danach wieder eingewintert zu werden. Zudem besitzt jeder McLaren-Händler weltweit ein Derivat eines Formel-1-Wagens in seinem Showroom. In München steht beispielsweise der Rennwagen von Lewis Hamilton.AH: Welche Ziele haben Sie 2014 für Deutschland?M. Roeck: In diesem Jahr wollen wir wieder auf 150 Einheiten kommen und unseren Absatz im nächsten Jahr mit einem neuen Einstiegsmodell steigern. Allerdings gibt es noch keine konkrete Zielmarke, die wir bekannt geben möchten. Unsere Fabrik im britischen Woking ist auf eine Kapazität von jährlich maximal 4.500 Fahrzeugen ausgelegt. Derzeit lasten wir diese allerdings noch nicht einmal zur Hälfte aus.AH: Herr Roeck, herzlichen Dank für das Gespräch.

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