Gebrauchtwagenbörse Heycar: Raus aus dem Schatten der Großen

KURZFASSUNG: Mit mehr Werbung und verbesserten Angeboten will die Gebrauchtwagenbörse Heycar aus dem Schatten der großen Börsen treten. Derzeit bietet Heycar rund 300.000 gelistete Autos von zirka 2.000 Händlergruppen an 4.000 Standorten an. Das Berliner Start-up vermittelt ausschließlich Gebrauchtwagen, die höchstens acht Jahre alt sind und maximal 150.000 Kilometer Laufleistung aufweisen. Alle Fahrzeuge verfügen über eine Garantie vom Händler, Hersteller oder Versicherer. Zudem hat die Gebrauchtwagenbörse verbindliche Standards mit den angeschlossenen Händlern vereinbart, die den Kunden Qualität und Services wie Inzahlungnahme, Werkstattarbeiten oder Probefahrten vor Ort bieten. Neben Fahrzeugen finden Nutzer auf der Plattform auch Angebote aus den Bereichen Finanzierung, Leasing, Versicherungen oder für die Fahrzeugnutzung. Gesellschafter und Partner der Heycar Group sind Volkswagen Financial Services AG, Volkswagen AG, Mercedes-Benz Mobility AG, Allianz SE sowie Renault Group und Mobilize Financial Services. Das Deutsche Kfz-Gewerbe (ZDK) ist als stiller Gesellschafter an der Fahrzeugbörse beteiligt. Händler im Beirat Und das macht den Unterschied. Thomas Peckruhn sitzt gemeinsam mit Mercedes-Händler und ZDK-Schatzmeister Michael Kraft im Beirat der Börse, um darauf zu achten, dass die Teilhaberschaft kein Geld verliert und die Interessen der Händler berücksichtigt werden. Der ZDK-Vizepräsident und Vorsitzende der Fachgruppe Fabrikatsvereinigungen steht nach wie vor hinter der Beteiligung des Verbandes an der Gebrauchtwagen-Börse: "Wir brauchen vor dem Hintergrund der ständigen Preiserhöhungen ein Gegengewicht zu Mobile.de und Autoscout24", sagt er. Und noch etwas stört den Händlervertreter bei Mobile.de gewaltig: Die Zusammenarbeit mit dem Kreditvermittler Smava, die von vielen Kunden als sehr aufdringlich empfunden wird. Zudem sei das Abrechnungsmodell bei Heycar gerechter, da eine Provision nur bei Abschluss fällig werde. Mehr Werbung Dennoch dümpelte der Berliner Anbieter lange Zeit hinter den beiden großen Börsen, denn Heycar war einfach nicht bekannt genug. Auf Google wurde der Name erst recht weit unten gefunden. Das hat sich mittlerweile zumindest etwas nach oben verschoben. Jetzt wird die Börse unten den Top Ten gelistet. Das habe auch mit der Fernsehkampagne zu tun, die derzeit zu sehen ist, weiß Peckruhn. Ergänzt wird sie durch Radio- und Online-Audio-Spots. Außerdem läuft gerade eine Social-Media-Kampagne mit Matthias Malmedie zum Thema "Gespartwagen". Der Fernsehmoderator und Journalist wurde vor allem durch das TV-Format "Grip - Das Motormagazin" und seinen eigenen YouTube Channel bekannt. In acht kurzen Online-Spots bewirbt Malmedie die Gespartwagen-Kampagne, die unter anderem 500 Euro Cashback auf den Online-Kauf, Gratis-Lieferungen und attraktive Finanzierungskonditionen für Fahrzeuge der Marken Volkswagen, Seat, Cupra und Skoda beinhaltet. Die Videos laufen auf Facebook, Instagram, TikTok, LinkedIn und YouTube bis zum 30. Juni. Umstrukturierung Zudem sei das früher viel zu komplexe Abrechnungsmodell vereinfacht worden. Und eine Umstrukturierung des Unternehmens greift: Wie der neue CEO Andreas Gruber, der Anfang des Jahres den Chefposten in Deutschland übernommen hatte, gegenüber AUTOHAUS bestätigte, habe man sich von insgesamt 73 Mitarbeitern getrennt. "Wie viele andere Unternehmen in unserer Branche haben die zahlreichen Krisen der letzten zwei Jahre auch unser Geschäft beeinträchtigt", erklärte er. "Durch unsere tief in der Branche verankerte Investorenstruktur sind wir jedoch auch für stürmische Zeiten gewappnet." E-Commerce-Angebot Ziel sei es, hieß es aus dem Unternehmen, dem Handel immer neue attraktive Lösungen zu einem stets fairen, lead-basierten Preismodell zu bieten. Daneben stehe die beständige Weiterentwicklung der Plattform und App im Fokus, mit dem Ziel, den Nutzern auf dem Weg zum Gebrauchtwagen das optimale Erlebnis zu bieten. In diesem Zuge habe man den Kundenservice offiziell vom TÜV Süd zertifizieren lassen. Hierfür habe der TÜV Süd die Kunden nach ihrer Zufriedenheit befragt. Außerdem arbeite man daran, das E-Commerce-Angebot gemeinsam mit dem Handel auszubauen und weiter zu skalieren. Das Geschäft wachse stark: "Mittlerweile setzen wir im Online-Kauf monatlich eine vierstellige Zahl an Fahrzeugen für die Händler ab." Das hat auch damit zu tun, dass Heycar die Retoure von Online gekauften Fahrzeugen auf bis zu 22 Tage verlängert hat. Eine Sache, die die beteiligten Händler, bei denen das Fahrzeug zurückgegeben werden kann, nicht so begeistert. Allerdings gaben bei einer OnlineUmfrage von YouGov Deutschland GmbH gemeinsam mit der Gebrauchtwagenbörse lediglich drei Prozent an, schon einmal ein Auto retourniert oder zum Händler zurückgebracht zu haben. Die niedrige Rückgabequote begründet Heycar damit, dass es sich in der Regel bereits um hochwertige Produkte mit geringer Mängelquote handelt. Zum anderen haben sich Kunden bei größeren Investitionen schon im Vorfeld ausgiebig mit dem Produkt auseinandergesetzt, so dass es hier seltener zu spontanen Fehlkäufen kommt. Die nächste Beiratssitzung findet im dritten Quartal statt, dann erwartet Peckruhn verbesserte Ergebnisse.

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