Ausgabe 04/2013: Schnäppchenjagd

SchnäppchenjagdInternationaler Zukauf – Nie gab es so viele frei verfügbare Neufahrzeugangebote wie heute. Die Auswahl wird aber immer schwieriger. von Doris plateNoch nie gab es so viele frei verfügbare Neufahrzeugangebote wie heute. Absatzprobleme im Süden Europas, Preisschwierigkeiten im Osten, Überproduktion – es gibt viele Gründe, warum es derzeit viel mehr Fahrzeuge gibt als Kunden und viele Hersteller und Importeure auch Wege außerhalb ihrer Netze suchen, um ihre Kontingente loszuschlagen. Aber Vorsicht ist geboten: Das Schnäppchen von heute kann der Alptraum von morgen sein. Denn die Hersteller und Importeure in Deutschland justieren ihre Verkaufsprogramme ständig nach. War der Fahrzeugpreis beim Kauf im Ausland noch günstig, kann er bei Lieferung schon teurer sein als ein mit neuen Fördermitteln versehenes Inlandsangebot. Auch das ist sicherlich ein Grund dafür, dass die Bedeutung des Quereinkaufs abgenommen hat. Der Anteil an Re-Importen lag 2012 bei 6,2 Prozent. „Nach 4,3 Prozent im Vorjahr ist dieser Wert deutlich gestiegen, er liegt aber noch unter den 9,4 Prozent aus dem Jahr 2010“, weiß Siegfried Trede, Leiter Produktlinie Fahrzeugbewertung bei der DAT. Für ZDK-Präsident Robert Rademacher spricht das dafür, „dass die wichtigsten Hersteller ihre Neuwagenpreise in den europäischen Teilmärkten inzwischen so weitgehend angeglichen haben, dass sich die mit Parallelimporten verbundenen Mühen und Risiken nicht mehr lohnen.“ Schwieriger FahrzeugvergleichUnd Mühen und Risiken gibt es genug. Allein der Preisvergleich ist ungeheuer schwierig, wenngleich die Tabellen von EurotaxSchwacke (siehe unten) zeigen, wie groß die Listenpreisunterschiede in Europa noch immer sind. Ausstattungen unterscheiden sich aber von Land zu Land manchmal gravierend – sogar wenn sie den gleichen Namen tragen. Dieses Problem zu lösen ist sehr aufwändig, deshalb ist das Angebot von Toha bemerkenswert (siehe dazu den Beitrag auf Seite 36). Hinzu kommt noch das Währungsrisiko: Beliebte Zukaufsländer wie Polen und Tschechien haben noch keinen Euro. Und auch die logistische und steuerliche Abwicklung stellt viele Händler vor Herausforderungen. Immer wieder hört man auch von Fällen, in denen ausländische Anbieter Vorkasse verlangt haben. Der deutsche Händler zahlte, bekam die Autos aber nie. Dass Probleme mit der Umsatzsteuer schon manchen Händler in den Ruin getrieben haben, ist ebenfalls bekannt. Und selbst Profis ist schon passiert, dass sie zwar erst bezahlt haben, als die Fahrzeuge bei ihnen auf dem Hof waren, dann aber keine Papiere bekamen. Das ist zwar zu beheben – die für die Zulassung erforderlichen COC-Papiere sind auch nachträglich erhältlich –, kostet aber zusätzlich Zeit und Mühe. Deutschland ist sichererDeshalb rät August Schürenstedt, Präsident der Bundesverbandes freier Kfz-Importeure (BfI): „Wer unter 100 Fahrzeugen pro Jahr zukaufen will, sollte dies bei deutschen freien Importeuren tun.“ Sein Verband bietet dafür seit Januar 2013 eine Plattform: 4.500 Fahrzeuge sind aktuell auf der Seite www.bfi-ev.de gelistet. Wer den Mitgliedsbeitrag von 600 Euro pro Jahr und eine Aufnahmegebühr von 500 Euro bezahlt, darf auf der Plattform Fahrzeuge einstellen und Autos anderer Anbieter zukaufen. Aber auch wer nur punktuell zukaufen will, wird auf der Seite fündig. In der Mitgliederliste stehen zahlreiche Lieferanten. Auch Uwe Lanzendörfer von der Autofabrik Bodensee (www.autofabrik-bodensee.de). Der Händler hat derzeit zirka 250 Lagerfahrzeuge vorrätig und weitere 200 Fahrzeuge fest vorbestellt, darunter viele Volkswagen, Skoda, Seat, Audi, Fiat, Kia, Nissan und Peugeot. Bei Redaktionsschluss gab es auch gerade einen Sonderposten Mercedes A-Klasse aus Osteuropa mit einem Rabatt von 23 Prozent. Eine Seltenheit, denn Mercedes, BMW und Porsche sind im EU-Handel normalerweise nicht erhältlich. Ziemlich genau am anderen Ende von Deutschland, in der Nähe von Hamburg, sitzt Rüdiger Hoins. Der Geschäftsführer von Take your car (www.take-your-car.de) hat hauptsächlich VW-Konzern-Fahrzeuge und Volvo im Angebot. Er kauft vorwiegend in Dänemark ein, manchmal kann er auch mit Besonderheiten wie Ford Mustang aus den USA dienen. Seine Schnäppchen waren bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe Audi A 4 Avant mit besonderen Zubehörpaketen, die er 28 Prozent unter UPE anbieten kann, und Nissan Qashqai +2 ab 15.990 Euro. Hoins hat nur 20 Fahrzeuge auf dem Hof, sein Hauptgeschäft sind Bestellfahrzeuge, die er schnell besorgen kann. Umfassende MarktrechercheAuch Frank Thoma ist schon lange im Geschäft. Eurocar Thoma (www.eurocar-thoma.de) gilt als Hyundai-Spezialist: 2012 waren 80 Prozent seiner Verkäufe Fahrzeuge der koreanischen Marke. Aber auch für ihn hieß es im letzten Jahr: ‚„Die Stückzahlen waren gut, die Margen lassen zu wünschen übrig.“ Junge Gebrauchtwagen sind für den Dürener derzeit interessanter als Neuwagen. Trotzdem hat er dank seiner intensiven Recherche immer ein paar besondere Schnäppchen, die auch für Händler interessant sind, auf Lager: Toyota Verso, Ford C-Max und Seat Ibiza mit 35 bis 40 Prozent Rabatt sind derzeit seine Spitzenangebote. Alle Fahrzeuge sind natürlich sofort verfügbar. Nur Händlerzugang beantragen und los geht‘s.Kompetenz nutzenAuf Händlerkollegen, die beim Zukauf von größeren Kontingenten kleinere Tranchen abnehmen, freut sich Bruno Rasmussen. Seine Firma Helle Auto (www.helleauto.de) in Gera ist besonders stark im Mittelklasse-Segment und kauft aufgrund der Zugehörigkeit zu einem dänischen Handelskonzern oft im Norden Europas ein. Seine aktuellen Spitzenangebote sind Toyota Avensis 1,8 Kombi für 18.990 Euro und VW Passat 2-Liter-TD für 22.990 Euro. Auch Rasmussen, der das Geschäft schon seit über 20 Jahren betreibt, ist beim Einkauf vorsichtiger geworden. „Wir bekommen zahlreiche Angebote, prüfen aber vor jedem Ankauf genau, ob das derzeit in den Markt passt.“ Er steht in ständigem Kontakt mit großen Anbietern und weiß so eigentlich immer, wo es was gerade günstig gibt. Händler, die etwas Bestimmtes suchen, können sich gerne an ihn wenden. Einig sind sich alle Anbieter darin, dass es gerade in diesem Geschäft ausgesprochen wichtig ist, seine Quellen zu kennen. Wer sich einen Überblick über die Angebote im deutschen Markt verschaffen und die wichtigen persönlichen Kontakte knüpfen möchte, kann dies zum Beispiel auf dem nächsten Händlerkongress des BfI am 4. und 5. Oktober auf dem Petersberg in Königswinter bei Bonn tun. Für Händler, die an größeren Kontingenten interessiert sind und gleich selbst auf internationaler Ebene einsteigen wollen, bietet der europäische Verband EAIVT (www.eaivt.org) eine gute Plattform. Sein Kongress findet in diesem Jahr vom 6. bis 8. Juni in Brüssel statt. Wer schon etwas Erfahrung im Autohandel hat, kann hier sicherlich interessante Kontakte knüpfen. Für Anfänger ist die Verbandstagung eher nicht geeignet. ■KurzfassungDer EU-Markt lockt immer wieder mit interessanten Preisen. Die unterschiedlichen Ausstattungspakete und Verkaufsförderungsaktionen in den Ländern machen den Markt aber unübersichtlich und Probleme mit Transport und Steuern den Einkauf im Ausland riskant. Hinzu kommt, dass ständig wechselnde Vertriebsaktionen auch im Inland ein zunächst gutes Angebot schnell entwerten können. Deswegen sollten Einsteiger in das Geschäft nur mit deutschen Importeuren zusammenarbeiten. Selbst im Ausland aktiv werden lohnt sich nach Meinung von Experten erst ab der Abnahme von 100 Fahrzeugen pro Jahr. Adressen für Einsteigerwww.eaivt.orgwww.bfi-ev.dewww.autofabrik-bodensee.dewww.eurocar-thoma.dewww.helleauto.dewww.take-your-car.de wichtige TermineHändlerkongress des BfI: 4./5. Oktober 2013 auf dem Petersberg in Königswinter bei BonnHändlerkongress des EAIVT: 6.-8. Juni 2013 in Brüssel

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