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Verbrenner-Aus: Chronik eines angekündigten Todes

22.02.2021 15:00 Uhr
Auspuff Abgase
Der Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell - zumindest in Europa.
© Foto: ADAC

Der erste Fahrschüler, der nicht mehr auf einem Diesel und Benziner lernen noch jemals ein Auto mit Verbrenner fahren wird, ist möglicherweise schon geboren. Zumindest in Europa mehren sich die Anzeichen für ein absehbares Ende im Neuwagen.

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Von Holger Holzer/SP-X

Der Verbrennungsmotor scheint schneller als gedacht aufs Abstellgleis zu geraden. Mit Ford hat nun erstmals ein großer Volumenhersteller den Ausstieg aus Benziner- und Diesel-Technologie konkret terminiert: Ab 2030 sollen zumindest in Europa alle Pkw der Marke rein elektrisch fahren. Kurz zuvor hatte auch Luxusautobauer Jaguar Land Rover den Umstieg angekündigt.

Die Liste der mehr oder weniger konkreten Ausstiegs-Ankündigungen lässt sich fortführen. General Motors, in Kontinentaleuropa nur noch mit Nischenautos vertreten, will bis 2035 komplett auf E-Mobilität umsteigen, Mercedes spätestens ab 2039 nur noch emissionsfreie Neuwagen ausliefern, während Kleinstwagentochter Smart die Transformation schon hinter sich hat. Auch Branchenprimus VW hat sich dem E-Auto verschrieben. Selbst wenn die Wolfsburger ihre Ankündigung, die letzte Verbrennerplattform 2026 auf den Markt zu bringen, zwischenzeitlich wieder kassiert haben, hat immerhin Luxustochter Bentley mit 2030 schon ein End-Datum für die Verbrenner genannt.

Auch wenn sich die Ankündigungen der Brachen teils in feinen Details unterscheiden – etwa, ob Plug-in-Hybride als E-Autos gezählt werden oder nur reine Batteriemobile gelten – ist die Stoßrichtung klar. Zwei Gründe spielen dabei für die Autohersteller die Hauptrolle: die kommende Euro-7-Norm und drohende Verkaufsverbote auf zahlreichen Märkten. Zu den prominentesten Verbots-Ankündigungen zählt der britische Vorstoß, ab 2030 keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen. Einzelne chinesische Provinzen wollen dann ebenso dichtmachen wie Dänemark, Irland, Israel, die Niederlande und Slowenien. Länder wie Spanien und Frankreich haben 2040 als Deadline angekündigt, die USA dürften irgendwann zwischen 2035 und 2050 soweit sein. In Deutschland gilt zurzeit noch 2050 als Ausstiegsdatum, nach der Bundestagswahl mit einer grünen Regierungsbeteiligung könnte sich das aber ändern. Neben den Verkaufs-Stopps sind zudem diverse lokale Fahrverbote für Verbrenner in Planung, etwa in Paris oder Amsterdam.

Abgasnorm 7 dürfte Verbrenner-Aus beschleunigen

Und selbst dort, wo Benziner und Diesel noch länger als Neuwagen verkauft werden dürfen, könnte die Abgasnorm Euro 7 das Aus durch die Hintertür bedeuten. Das zumindest befürchtet der deutsche Branchenverband VDA. Noch sind die neuen Grenzwerte genauso wenig festgezurrt wie die Daten des Inkrafttretens, das wohl zur Mitte des Jahrzehnts stufenweise erfolgen wird. Doch klar ist, dass die Limits bei Stickoxid und Kohlenmonoxid für Verbrenner nur noch mit extremem technischem Aufwand einzuhalten sein werden. Auch, weil sie nicht nur auf dem Prüfstand oder im Alltagsverkehr gelten sollen, sondern auch in selteneren Fahrsituationen, etwa beim Fahren mit dem Anhänger am Berg.

Verbrenner dürften durch die gesetzlichen Anforderungen für Kunden und Hersteller zunehmend unwirtschaftlich werden. Vor allem exklusive Motoren – etwa für Sportwagen oder Luxuslimousinen – die nur auf geringe Stückzahlen kommen, geraten unter Druck. Schon seit Jahren ist ein Sterben großvolumiger Triebwerke zu beobachten, für die sich der aufwendige Anpassungs- und Zulassungsprozess nicht mehr lohnt. E-Antriebe sind in dieser Hinsicht im Vorteil: Sie unterbieten alle Schadstoff-Limits ohne Probleme, und zwar auf allen Märkten weltweit.

Flottenziele nur mit hohem E-Auto-Anteil realisierbar

Zu den Anforderungen der Luftreinhaltung kommt der Druck durch die CO2-Grenzwerte in der EU. Jeder Hersteller muss in den kommenden Jahren zunehmend ehrgeizige Vorgaben erfüllen, was den Gesamtausstoß der Neuwagenflotte angeht. Zu erreichen dürften diese in der Regel nur mit einem hohen Anteil an Elektroautos sein. Gerade wer in Europa Neuwagen verkaufen will, kommt an den Stromern daher kaum vorbei.

In anderen Regionen der Welt könnte dem Verbrenner hingegen noch ein längeres Leben beschieden sein. Konzerne, die ihren Fokus nicht so stark auf Europa, die USA oder China ausrichten, sind bislang vorsichtiger, was ihre Ankündigungen angeht. Toyota etwa will zwar Medienberichten zufolge ab 2050 keine reinen Diesel und Benziner mehr anbieten, aber durchaus noch Hybridfahrzeuge. Der neue Stellantis-Konzern aus PSA und Fiat scheut ebenfalls ein klares Bekenntnis zum E-Mobil und sieht für den Verbrenner vor allem in Osteuropa und Afrika durchaus noch eine Zukunft. Und auch der stark in der Elektromobilität engagierte Hyundai-Konzern rechnet zwar mit hohen E-Auto-Anteilen bis 2030, hält sich mit Ausstiegs-Szenarien beim Benziner aber zurück.

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KOMMENTARE


Händler

22.02.2021 - 23:47 Uhr

Was soll dieses Abstellgleis - Geschwätz! Die ganze Welt fährt Verbrenner! Nur mit wahnsinnigen Subventionen aus Steuermitteln kommen ein paar emotionslose fehlerbehaftete E-Karren auf den Markt! Es gibt keinen e-up!, iD3, iD4, e-tron usw. ohne extrem peinliche Rückrufaktionen! Peinlich!


Walter Zimmer

23.02.2021 - 06:13 Uhr

Ich empfehle zu diesem Thema einen Beitrag auf YouTube. In der Serie"Alte Schule" gibt es zwei Beiträge mit Prof. Fritz Indra über den Verbrennungsmotor und seine Zukunft mit dem richtigen Kraftstoff. Sehenswert!


SH

23.02.2021 - 10:52 Uhr

In Deutschland glaubt man so vieles, auch an heilsame E-Autos und Windräder.Ein Hersteller produziert ein E-Fahrzeug deutlich günstiger als einen Verbrenner, benötigt dafür ein Drittel weniger Arbeitskräfte und kann es deutlich teurer verkaufen. Und der Staat subventioniert den Schrott noch mit Steuergeldern.Cui bono?Und wer bezahlt die Ladeinfrastruktur in dicht bebauten Städten, also neue Trafohäuschen, das Aufreissen der Strasse um Kabel zu verlegen? Fragen Sie doch mal den ein oder anderen nach Erfahrungen bei der Verlegung von Glasfaserkabeln der Telekom. Da werden ganze Gewerbegebiete nicht versorgt, da es "sich nicht lohnt". Es sei denn die dort ansässigen Firmen beteiligen sich mit sechsstelligen Beträgen. Und da geht es nicht um aufwendige Stromkabel.Schon jetzt können Kunden eines E-Autos in ihrer Strasse auf absehbare Zeit keine Wallbox installieren, da die maximale Kapazität (meist von einer anderen Wallbox oder dem Neubau eines MFH mit ungenutzten ZwangsWallboxen) schon erreicht ist.Das alles will von jemandem bezahlt werden, und die Hersteller oder die Regierung werden es nicht sein. - Und bist du nicht willig so brauch ich Gewalt...


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