Basel IV: Verschärfte Anforderungen

Wer plant, in den nächsten Jahren einen hohen Kredit, z. B. für neue Investitionen in sein/ihr Autohaus zu tätigen, der wird aller Wahrscheinlichkeit nach mit höheren Zinsen rechnen müssen. Teurere Kredite werden eine Auswirkung der Regelungen von Basel IV sein, mit denen Betriebe ab 2023 rechnen müssen. Doch von vorne: In der Bankenwelt haben die Regelungen des in Basel ansässigen Ausschusses für Bankenaufsicht schon eine ganze Weile eine große Bedeutung, die - kurz gesagt - in der Minimierung der Risiken im nationalen und internationalen Finanzmarkt liegen. Schon im Jahr 1988 war sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich bewusst, dass der Finanzmarkt einige Risiken birgt. Damals war das Eigenkapital der weltweit wichtigsten Banken auf ein zu niedriges Niveau gesunken. Die Finanzrisiken zu begrenzen und somit neue Finanzkrisen zu vermeiden, war damals und ist bis heute die Aufgabe des Ausschusses. Somit wurde zunächst unter dem Namen "Basel I" als erste Eigenkapitalvereinbarung der Grundstein gelegt, mit Basel II ging es weiter. Die weltweite Finanzkrise ab 2008 sorgte dann dafür, dass mit Basel III noch striktere Regulierungen eingeführt wurden und mit Basel IV noch weiter reichen sollen. Was bislang geschah ... Die Regelungen von Basel I sorgen dafür, dass Forderungen einer Bank je nach Risikoklasse mit einer bestimmten Mindesteigenkapitalausstattung unterlegt werden. Wenige Jahre später wurde Basel II beschlossen, nach dem bei einer Kreditvergabe Ratings hinsichtlich des Zahlungsausfallrisikos vorgenommen werden. Und seit Basel III sind Banken dazu angehalten, ihr Kernkapital zu stärken und ihre Risikodeckung zu verbessern. Basel IV soll noch einen Schritt weiter gehen: Die Eigenkapitalbasis der Banken wird verschärft, um neuen Finanzkrisen vorzubeugen. Banken sollen genügend Eigenkapital in der Hinterhand haben, um selbst für ihre Verluste aufkommen zu können, wenn es zu Kreditausfällen kommt. Das vorgehaltene Eigenkapital soll zum Ausgleich von Verlusten im laufenden Geschäftsbetrieb dienen und im Insolvenzfall die Ansprüche von Gläubigern befriedigen. So sollen Verlustrisiken aus bestimmten Geschäftsfällen begrenzt werden. Für Unternehmen allerdings bedeutet das, dass sich deren Kreditkonditionen verschlechtern könnten. Und besonders hart könnte dies kleine und mittelständische Unternehmen treffen. Zur Sicherung der Liquidität und als Finanzierungsquelle haben Bankdarlehen für sie eine hohe Bedeutung. "Es könnte durchaus so sein, dass Kreditanfragen abgelehnt werden oder aber mit höheren Kreditkonditionen - sprich Zinsen - zu rechnen ist", sagt Ellen Schmidt, Referentin beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). "Besonders wichtig ist es, dass Autohäuser sich betriebswirtschaftlich weiter gut aufstellen, ihr Eigenkapital stärken und in Erwägung ziehen, auch nach anderen Finanzierungsquellen Ausschau zu halten", sagt Schmidt. Ein weiterer Aspekt: Aktuell gilt noch der sog. Mittelstandsfaktor, der bislang die Bedeutung des Mittelstandes für die Wirtschaft berücksichtigt und es den Unternehmen aufgrund der geringeren Eigenkapitalvoraussetzungen erleichtert, einen Kredit zu bekommen. In der Umsetzung der neuen Regelungen von Basel IV auf europäischer Ebene könnte es sein, dass dieser Mittelstandsfaktor keine Anwendung findet. Die Folge: ein erschwerter Zugang zu Krediten und somit mehr Kosten. Start ab 2023 Noch aber ist es nicht soweit: Der Beginn der "Basel IV"-Regelungen für Banken wurde von den Aufsichtsbehörden mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie im vergangenen Frühjahr bereits um ein Jahr auf 2023 nach hinten verschoben. Damit sollen Institute entlastet werden und ihnen mehr Spielraum für die Kreditvergabe gegeben werden. Denn Corona wird auch in 2021 eine höhere Kreditanfrage bei Betrieben bedeuten, um die Auswirkungen des Lockdowns abzufedern. Aktuell plant die zuständige Kommission, ihre Vorschläge im zweiten Quartal dieses Jahres vorzulegen. Weitere Informationen In einem kürzlich beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) erschienenen Merkblatt zu den neuen Baseler Eigenkapitalvorschriften und deren Auswirkungen auf die Autohäuser und Kfz-Werkstätten informiert der Verband ausführlich zum Thema. Und auf jeden Fall lohnt es, wenn Autohäuser in nicht allzu ferner Zukunft mit ihren Banken das Gespräch suchen, um die genauen Auswirkungen für sich zu bewerten. Kurzfassung Die neuen Regelungen des Baseler Ausschusses für Bankenaufsicht, Basel IV, wurden wegen der Covid-19-Pandemie um ein Jahr nach hinten verschoben und sollen erst ab 2023 gelten. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe rät Autohäusern dazu, sich betriebswirtschaftlich weiter gut aufzustellen.

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