Ausgabe 01-02/2013: „Volumen verzehnfacht“

„Volumen verzehnfacht“procar – Nach massiven Investitionen ins Vertriebsnetz will Jörg Felske Procar als weithin bekannten Qualitätsbegriff etablieren. Von Ralph M. MeunzelDie Procar AG hat im Vorjahr massiv in ihr Vertriebsnetz investiert. Dazu ein Interview mit Jörg Felske, Vorstandsvorsitzender der Procar AG, Wuppertal, und Geschäftsführer der Procar Automobil GmbH, Köln.AH: Herr Felske, die Procar AG hat 2012 zahlreiche Investitionen getätigt. Was war der Anlass für die rege Bautätigkeit?J. Felske: Wir haben unser Vertriebsnetz 2012 in weiten Teilen erneuert, d. h. vier neue Betriebe gebaut und zwei nach den neuen BMW-Standards modernisiert. Das war notwendig, weil wir unsere alten Autohäuser im Sale-und-Leaseback-Verfahren von einem Immobilienfond angemietet hatten. Davon haben wir uns getrennt. Die Investitionen belaufen sich auf insgesamt 30 Millionen Euro.15 BMW- und Mini-AutohäuserAH: Procar ist eine relativ junge Handelsgruppe, in erster Linie durch Zukäufe entstanden. Welche Strategie verfolgen Sie?J. Felske: Wir haben unser Volumen in den letzten neun Jahren verzehnfacht und gehören im deutschen BMW-Handel jetzt zu den Top 3. In NRW verfügen wir in einem geschlossenen Marktgebiet über 15 BMW- und Mini-Autohäuser. Wir konnten 2012 mit 950 Mitarbeitern über 15.000 Autos absetzen. Unser neues Netz ist jetzt voll funktionsfähig und wir werden uns nach der Bauphase in 2013 mit allen Kräften auf das Geschäft konzentrieren. Wichtig ist, dass wir unsere Strukturkosten mit den neuen Neubauten nicht erhöht haben. Durch die Bauoffensive haben wir unsere Kapazitäten ausgebaut und sind für den Kunden noch attraktiver geworden. Procar ist jetzt groß genug und muss sich über weitere Wachstumsstrategien keine Gedanken mehr machen. Andererseits gibt es im Automobilmarkt immer noch Chancen. Wir können also weiter investieren.Performance und PerspektivenAH: Wie bewerten Sie die Perspektiven in den kommenden Jahren?J. Felske: Wir sind an unseren Standorten operativ gewachsen und haben einen Marktanteil erreicht, der auf Bundesdurchschnitt liegt. Hier sind wir allerdings noch längst nicht am Ziel. Durch die Erweiterung der Kapazitäten im Verkauf und Service in den neuen Betrieben werden wir weitere Potenziale erschließen. Gerade im Aftersales-Geschäft gibt es noch genügend Wachstumspotenzial. AH: Ein Wort zum GW-Geschäft.J. Felske: Wir haben uns hier qualitativ in Ausstellung & Präsentation verbessert. Auch hier hilft unsere Neubauoffensive. Gerade die Präsentation im Trockenen ist im Premiumsegment ein großer Vorteil.AH: BMW hat die gesetzten Ziele im vergangenen Jahr nicht erreicht, die Rendite der Händler hat gelitten. Wie sehen Sie die Entwicklung in diesem Jahr?J. Felske: Wir sind froh, mit der BMW Group zusammenarbeiten zu können. Die Produkte sind hinsichtlich Design, Motorisierung oder Getriebe Weltspitze. „Efficient Dynamics“ ist mehr als ein Schlagwort, es hat die Marke weiter gebracht. Wir sind also gut aufgestellt. Was die Zukunft betrifft, so braucht man sich auch im Bereich E-Mobilität keine Sorgen zu machen. Wir arbeiten deshalb exklusiv mit der BMW AG von Motorrad bis zu Rolls Royce zusammen.AH: Mit Neuwagen wird in Deutschland leider nur noch wenig verdient?J. Felske: Der Vertrieb von Neuwagen im hart umkämpften Markt ist in Deutschland bei allen Marken ein margenenges Geschäft. Auch der ständige Konzentrationsprozess hat dies nicht verbessert; durch das Internet entsteht zusätzlich Preisdruck. Die Bedeutung des Aftersales-Geschäfts hat damit ständig zugenommen. Wir sind deshalb froh, dass unsere Kundenzufriedenheit auch in unseren großen Betrieben über dem Durchschnitt liegt und wir über eine hohe Serviceloyalität verfügen. Das hilft auch in konjunkturschwächeren Zeiten. Bei Gebrauchtwagen können wir uns künftig noch stärker profilieren. Wenn man dieses Geschäft professionell betreibt, macht es große Freude. Wir wollen in fast jedem Betrieb Gebrauchte attraktiv präsentieren. Hinsichtlich der Rendite sind wir noch nicht überall in der Spitze. Das ist aber unser Ziel.AH: Wie tritt Procar in der Werbung auf?J. Felske: 15 Betriebe in einem geschlossenen Marktgebiet sind eine sehr starke Position, die es uns erlaubt, kompakt zu werben. Wir wollen uns aber nicht nur bekannter machen, sondern Procar als Qualitätsbegriff etablieren. Wir stellen deshalb einheitliche Prozesse auf einem hohen Niveau sicher. Wo Procar draufsteht, kann der Kunde Qualität erwarten.FührungsorganisationAH: Ein Wort zur Führungsstruktur.J. Felske: Wir haben in jeder unserer Filialen einen Leiter für Verkauf und für Service. Beide zusammen sind für überlappende Funktionen gemeinsam verantwortlich. Die weiteren Funktionen machen wir in der Firmenzentrale in Velbert konzentriert. Wir haben ein leistungsfähiges Managementinformationssystem, das sich die relevanten Kennzahlen täglich aus den leider, historisch bedingt, heterogenen DMS-Systemen zusammensammelt.AH: Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?J. Felske: Autobusiness ist Peoplebusiness, deshalb ist es äußerst wichtig, die richtigen Mitarbeiter zu haben. Das sichern wir z. B. mit einer intensiven Ausbildung. Wir übernehmen einen großen Anteil unserer jährlich 60 Auszubildenden. Wir machen einmal pro Jahr eine Zufriedenheitsbefragung und haben trotz der umfangreichen Baumaßnahmen auch 2012 einen Bestwert erzielt. Wir haben deshalb bisher keine Rekrutierungsprobleme.AH: Nun haben Sie vor über drei Jahren die Seiten gewechselt und sind jetzt Händler geworden. Wo ist der Unterschied?J. Felske: Ich habe mich immer um den Handel gekümmert und nicht die Seiten gewechselt. Ich habe große Freude an diesem Geschäft. Besonders erfrischend ist für mich die Entscheidungs- und Umsetzungsgeschwindigkeit im Mittelstand. Auf der anderen Seite ist das Rad etwas kleiner. Abstimmen müssen Sie sich allerdings immer, ob es andere Abteilungen, der Vorstand, Eigentümer, Banken usw. sind. Das ist aber gerade das Interessante.AH: Was erwarten Sie von iBMW?J. Felske: Wir sind künftig ein Vermittler von zwei faszinierenden Produkten, i3 und später i8. Ich halte es für eine spannende Sache, ein Fahrzeug zu präsentieren, das nicht ein umgebautes Ottomotorfahrzeug ist, sondern ein eigenständiger Technologieträger und ein praktikables Kundenfahrzeug. Neues MargensystemAH: Das neue Margensystem ist beim Handel nicht generell auf Zustimmung gestoßen?J. Felske: Das neue Margensystem stellt uns vor eine Reihe von organisatorischen Herausforderungen und ist mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden. Ein Feinschliff wäre also wünschenswert.AH: Was erwarten Sie von 2013?J. Felske: Es wird ein Jahr wie jedes andere werden. Wir werden bei Neuwagen um jedes Auto kämpfen, bei Gebrauchtwagen um jeden 100-Euro-Schein und im Service für hochzufriedene loyale Kunden sorgen.AH: Herr Felske, herzlichen Dank für das Gespräch!handelsgruppe procarDie Procar AG, Köln, und die Procar Automobile GmbH, Köln, gehören im Reigen der großen BMW-Händler mit ihren 15 Betrieben und rund 950 Mitarbeitern unter anderem in Köln, Düsseldorf, Velbert, Wuppertal, Herne zu den größten BMW-Händlergruppen. Die Gruppe wurde von Dr. Peter Jänsch, Bottrop, 1989 gegründet und ist in den vergangenen Jahren durch Zukäufe (BMW-Gruppen Jost, Emde und Hammer) stattlich gewachsen. Im vergangenen Jahr hat die israelische Manor Automotive Group, Tel Aviv, mit 75 Prozent die Mehrheit übernommen. An der Führungsspitze des Handelsunternehmens stehen Jörg Felske als Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer sowie Heiko Emde als Vorstand und Geschäftsführer Aftersales. Im vergangenen Jahr wurden ein Umsatz von 450 Millionen Euro erzielt und rund 6.500 Neuwagen sowie 8.000 Gebrauchte verkauft.

Maserati wird elektrisch: Blitz ohne Donner

Mazda CX-80: Eine Nummer größer

Pkw-Markt: Oster-Minus in Europa

Elektromobilität: Kia und e-mobilio kooperieren langfristig

Werk Grünheide: Tesla reduziert Zahl der Leiharbeiter

Alle Schlagzeilen

Ausgabe 01-02/2013: „Volumen verzehnfacht“

„Volumen verzehnfacht“

WEITERLESEN

NEWSLETTER