IfA Branchengipfel: Wie geht es weiter mit dem Autohandel?

Sich heute bereits mit Strategien auseinandersetzen, die über aktuell erwartbare Entwicklungslinien hinausgehen. Dieses Ziel formulierte Direktor Prof. Dr. Stefan Reindl für den Branchengipfel, den sein Institut für Automobilwirtschaft (IfA) am 14. Oktober in Nürtingen ausrichtete. Rund 150 Teilnehmer vor Ort und 1.000 von zu Hause aus informierten und diskutierten die relevanten Treiber, Einflussfaktoren und Lösungsansätze.Treiber und EinflussfaktorenDie beiden Keynote-Redner Porsche-Chef Oliver Blume und Daimler-Chef Ola Källenius beschäftigen sich dabei unter anderem mit dem Antrieb der Zukunft. Verkehrswissenschaftler, Berater und Dienstleister zeigten ihre Sichtweise der zukünftigen Mobilität ebenso auf wie neue Vertriebschancen wie zum Beispiel Auto-Abos und Online-Plattformen. Für die Politik sprach der Ministerpräsident von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann. Der Grünen-Politiker warnte in dem Interview, das Reindl im Vorfeld geführt hatte und das per Video eingespielt wurde, davor, die Autoindustrie zu verteufeln. Die Hersteller hätten schwere Fehler gemacht. Aber sie hätten ihre Lektion gelernt. Sein Statement: "Ein Auto, das mit anderen Verkehrsmitteln vernetzt ist, ist auch Teil der Lösung."Diskussion um den AntriebWelcher Antrieb in diesem Auto der richtige ist, darüber gingen die Meinungen unter den vertretenen Herstellern auseinander. Porsche-Chef Oliver Blume machte klar, dass seine Marke auf drei Antriebe setzt: Benzin, Hybrid und Elektro. Dekarbonisierung sei das zentrale Unternehmensziel. Bis 2025 erwartet er, dass rund 50 Prozent der Fahrzeuge elektrisch fahren, davon zehn bis 15 Prozent als Plugin-Hybride. Benziner würden mit jeder Generation um zehn Prozent effizienter. Der Brennstoffzelle erteilte Blume eine klare Absage. Als zukünftigen Antrieb sieht er den Elektromotor. Um die Milliarden an Bestandsfahrzeugen auf der Welt umweltfreundlicher zu machen, setzt Porsche auf E-Fuels, die mit Hilfe von regenerativer Energie aus CO2 und Wasserstoff hergestellt werden. Sie unterscheiden sich in ihren Grundeigenschaften nicht von Kerosin, Diesel oder Benzin aus Erdöl, sind aber im Idealfall ein klimaneutraler Treibstoff. Blume hält einen serienmäßigen Einsatz synthetischer Kraftstoffe in etwa zehn Jahren für möglich. Derzeit seien sie mit deutlich über zehn US-Dollar pro Liter noch zu teuer. In zehn Jahren etwa könnten die Raffinerieprozesse aber großserientauglich sein und der Preis damit auf etwa zwei Dollar pro Liter gesenkt werden.Brennstoffzelle zunächst in LkwsDaimler-Chef Ola Källenius verwies in Zusammenhang mit der Brennstoffzelle auf die fehlende und teure Infrastruktur sowie den deutlich schlechteren Wirkungsgrad im Vergleich zu batteriebetriebenen Fahrzeugen. In den nächsten Jahren setze Mercedes-Benz deswegen bei den Pkws auf den batterieelektrischen Antrieb. Ausschließen, dass die Brennstoffzelle noch den Durchbruch auch im Pkw schafft, wollte er aber auch nicht. Lkws würden sehr viel früher mit diesem Antrieb kommen. Daimler hat einen wasserstoffbasierten Brennstoffzellen-Lkw für das Fernverkehrssegment bereits vorgestellt. Der GenH2 soll eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern bieten. Mit der Kundenerprobung soll 2023 begonnen werden, der Serienstart ist ab 2025 geplant.Opel baut BatteriezellenwerkFür Opel berichtete Entwicklungschef Markus Lott, dass die Marke bis 2021 neun elektrifizierte Modelle bringen wolle. Dann gebe es von jedem Opel Nutzfahrzeug eine elektrifizierte Variante. Bis 2024 auch von jedem Pkw. Dafür baut Opel auch ein eigenes Batteriezellenwerk in Kaiserslautern. Bei der Marke mit dem Blitz sei auch die Brennstoffzelle ein Thema. Er machte aber auch klar: "Bestimmte Fahrzeuge werden zu bestimmten Zeiten nicht produziert, um das CO2-Ziel zu erreichen."Online und Offline vernetzenCorona hat viele Chancen und Grenzen der Digitalisierung bereits deutlich gemacht. Während die Geschäfte mit den gewerblichen Kunden überwiegend Online weiterlaufen konnten, brach der Privatmarkt ein. Welche Probleme es bei der Digitalisierung im Handel gibt, machte zum Beispiel Roman Still, Sprecher des Vorstands der AVAG Holding, deutlich. So sei es schwierig, die Konfigurationsdaten der Hersteller in die Händlersysteme einzubinden, sagte der Chef der Handelsgruppe. Die Hersteller blockierten damit den Prozess. Außerdem habe die Digitalisierung auch Grenzen, so Still. Bei Probefahrten, Fahrzeuganalysen und Reparaturen zum Beispiel brauche es durchaus die stationären Autohäuser. Der persönliche Ansprechpartner sei vom Kunden durchaus gewünscht: "Die Hand, die dem Kunden hilft, tut ihm gut."Schritt für SchrittDeutlich wurde, dass in Sachen Digitalisierung noch viel Handlungsbedarf besteht und es nur Schritt für Schritt geht. Alain Uyttenhoven, Geschäftsführer von Toyota Deutschland, stellte einen Ansatz seiner Organisation vor: In wenigen Wochen, mit der Einführung des RAV 4 Plugin-Hybrid, werde Toyota mit seinen Händlern ein Leasingmodell testen, bei dem der Kunde den Prozess online beginnt und erst zur tatsächlichen Unterschrift ins Autohaus kommt. Ein anderes Beispiel für Digitalisierung im Handel war das Online-Autohaus der Frey-Gruppe (wir berichteten), das Bernhard Linnenschmidt, Mitglied der Geschäftsleitung der Emil Frey Gruppe Deutschland, vorstellte.Selbst ist der HandelDas von Martin Sander, Leiter Vertrieb Europa bei der Audi AG, in die Diskussion gebrachte Modell der "Functions on demand", also der nach dem Kauf zubuchbaren Funktionen im Auto, warf noch eine zusätzliche Frage auf, die Reindl stellte: "Wo bleibt der Handel?" Sanders Antwort: "Der Handel bleibt da, wo er sich selbst seine Geschäftsmodelle erschließt." Anders gesagt: Der Handel muss selbst Kundennutzen generieren und diesen Kundennutzen in Erlöse verwandeln.KurzfassungDie Hersteller gehen unterschiedliche Wege bei den Antrieben. Dienstleister haben verschiedene Angebote. Der Handel muss seinen eigenen Weg finden.

Hyundai Motor Deutschland: Ralph Kranz wird neuer Vertriebschef

Produktsicherheit im Handel: ZDK kritisiert neue EU-Verordnung

Luxus trifft auf Tradition: Aston Martin eröffnet City Store in Nürnberg

Übernahme von Schneider Automobile in NRW: Glinicke weiter auf Expansionskurs

VW-Tarifstreit: IG Metall drängt auf Einigung

Alle Schlagzeilen

IfA Branchengipfel: Wie geht es weiter mit dem Autohandel?

MEISTGELESEN

VCDP-Mitgliederversammlung: Stellantis bewegt sich auf Vertragshandel zu

Autohaus-Verkaufspläne von Mercedes: Konstruktive Gespräche

E-Auto-Förderung: Habeck für Ladestromguthaben und Social-Leasing

STELLENANGEBOTE

Finanz- oder Bilanzbuchhalter (m/w/d)

Servicetechniker (m/w/d)

Audi Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

Volkswagen Kfz-Mechatroniker (m/w/d)

Handelsmarketingberater Automotive (m/w/d) im Außendienst

WEITERLESEN

NEWSLETTER