Polestar: " Wir treiben aktiv die E-Mobilität voran "

AH: Herr Lutz, mit dem Polestar 2 haben Sie jetzt eine Mittelklasselimousine als BEV vorgestellt. Gegen wen treten Sie an? A. Lutz: Polestar 2 ist ein wichtiger Meilenstein für unser junges Unternehmen, denn wie Sie bereits sagen, ist es unser erstes Elektroauto. Ein leistungsstarkes, schönes, hochwertiges elektrisches Premiumfahrzeug. In dem Segment konkurriert es mit dem Tesla Modell 3 ebenso wie mit benzinbetriebenen Premium-Autos. Minus Umweltprämie ist ein Polestar 2 günstiger als jeder konventionell angetriebene Konkurrent von Audi, BMW, Mercedes. Und das Beste: Wer einen Polestar 2 heute bestellt, erhält ihn im Oktober 2020. Es gab bisher nur wenig Auswahl an Premium-Elektroautos unter 60.000 Euro. Mit Polestar 2 bieten wir jetzt ein Fahrzeug, das den Umstieg auf ein Elektrofahrzeug mehr als attraktiv macht. AH: Mit welchen Argumenten wollen Sie die Kunden gewinnen? A. Lutz: Durch eines der besten und stimmigsten Gesamtpakete, die es zurzeit gibt. Wir haben mit Polestar 2 ein leistungsstarkes Elektrofahrzeug. 408 PS, 660 Nm Drehmoment, 470 km kombinierte Reichweite nach WLTP. Wichtiger als Zahlen auf dem Papier ist aber, wie sich Polestar 2 auf der Straße fährt und im Interieur anfühlt. Durch den Einsatz bester Komponenten wie Öhlins und Brembo haben wir die beste Hardware an Bord. Aber nur einbauen reicht nicht. Was zählt, ist die Abstimmung. Und die haben wir durch unsere jahrelange Renn-Expertise nach vielen tausend Kilometern perfekt getroffen. Diese Erfahrung kann man nicht kaufen - die können unsere Kunden nur spüren. Wir sind zwar noch ein junges Unternehmen, jedoch dank unserer Verbindung zu Volvo weisen wir bald 100 Jahre Erfahrung im Automobilbau vor. Diese hohe Qualität fühlt man in jedem Bereich. Diesen Premiumanspruch haben wir auch beim Service, der durch unsere geschulten Wunsch-Partner aus dem Volvo Netzwerk abgedeckt ist. Durch diese einzigartige Mischung aus Erfahrung im Rücken und innovativen Start-up haben wir ein kompromissloses Fahrzeug entwickelt. Unsere Kooperation mit Google zeigt zudem, dass wir neue Wege gehen. Polestar 2 basiert als erstes Fahrzeug weltweit auf einem Google-Infotainmentsystem, das "Google Assistant" als Sprachsteuerung, "Google Maps" serienmäßig als Navigationssystem und den "Google Play Store" mit einer großen Anzahl von Apps bietet, die immer up to date sein werden. Gerade "Google Maps" macht es auch Elektromobilitäts-Neulingen einfach, umzusteigen, da es für Elektrofahrzeuge optimiert wurde, und immer die Batteriekapazität und mögliche Ladestopps anzeigt. AH: Wie sieht ein typischer Kunde aus? A. Lutz: Ganz ehrlich, das wissen wir nicht. Wir bauen bewusst kein Auto für eine bestimmte Marketingzielgruppe, sondern eins, von dem wir überzeugt sind, dass es das beste Fahrzeug derzeit auf dem Markt ist und viele Leute gleichermaßen begeistern kann. Entsprechend divers sind bisher unsere Besteller: von dem Autoliebhaber, der sportliches Fahren liebt, zum Technologie-Fan, der sich auf das erste Auto mit Google Android freut, bis hin zu Familien, die das Platzangebot schätzen, Senioren, die feststellen, wie einfach die Bedienung ist, E-Mobilisten ebenso wie komplette Neulinge auf diesem Gebiet. Ich könnte die Liste endlos weiterführen. Und gerade das macht Polestar 2 so spannend. Es ist ein Auto, das sofort Begeisterung weckt, weil es in so vielen Bereichen komplett durchdacht ist. B2B und Flotten AH: Welche Rolle wird das gewerbliche Geschäft spielen? A. Lutz: B2B- und Flottenkunden sind für uns im deutschen Markt natürlich relevant. Wir merken, dass das Interesse an Elektrofahrzeugen hier enorm wächst. Speziell große Unternehmen haben den Wunsch, ein Zeichen für nachhaltige Mobilität zu setzen und als Vorbild voranzugehen. Weitere Faktoren sind auch die derzeitigen Förderungen, die 0,25 Prozent Dienstwagenbesteuerung, und die Möglichkeit, an der Arbeit laden zu können. Dass sich Polestar 2 perfekt und einfach in das tägliche Leben eines Kunden einfügt, ist sicherlich auch ausschlaggebend. Langfristig wird sich das auch wirtschaftlich für die Firmen rentieren, da Wartungsintervalle sich verkürzen. AH: Sie arbeiten mit der ALD zusammen und nicht mit der Volvo Finance. Wie kam es zu dieser Entscheidung? A. Lutz: Uns war es wichtig, europaweit einen erfahrenen und kompetenten Partner zu finden - damit war unsere Partnerschaft mit der ALD eine einfache Entscheidung. Für die ALD war es wichtig, ihr Portfolio mit einer starken, innovativen, aber auch erwachsenen Marke zu ergänzen, um zusammen eine komplette online customer journey zu ermöglichen. Wir sind beide sehr froh über die möglichen Synergien und darüber, diesen neuen, kompletten Online-Weg zusammen aufzusetzen. AH: Autos aus China haben sich auf dem deutschen Markt bisher schwer getan. Was machen Sie besser? A. Lutz: Wir sind ein skandinavisches Unternehmen. Unser Headquarter samt aller Business-Bereiche, Entwicklung, Testing, Design - alles bis auf die Produktion - sind in Schweden angesiedelt. Wir produzieren in China in einem erfahrenen Geely-Werk, betrieben von Volvo, in dem vor wenigen Tagen unser 600.000tes Auto auf der CMA-Plattform vom Band lief. Hier können wir dank der jahrlangen Erfahrung sehr hohe Qualität sicherstellen. Diese einzigartige Mischung aus Erfahrung, Expertise, skandinavischem Design und Schnelligkeit aus China macht uns mehr als wettbewerbsfähig und weckt auch beim Kunden Vertrauen, weil wir auch ein gesichertes Netzwerk an Partnern beim Service, den Zulieferern und der Produktion bieten. Online-Vertrieb und Spaces AH: Tesla, Nio und Byton setzen bzw. setzten wie Polestar auf einen reinen Online-Direktvertrieb. Was macht den Vertrieb ohne Händlernetz so interessant? A. Lutz: Es ist ganz klar die moderne und zeitgemäße Form des Autohandels, die die Bedürfnisse des Kunden in den Mittelpunkt rückt. Es geht um Preistransparenz, die Vertrauen schafft, das Auto entsprechend den Wünschen des Kunden zu liefern und den Bestellprozess vielfach zu vereinfachen. Für uns als Hersteller bietet es auch Vorteile, direkt zu verkaufen. Wir sind zum einem direkt am Kunden, können direkt und schnell mit ihm kommunizieren, produzieren nicht auf Halde und halten die Immobilienflächen klein, da wir nur wenige Ausstellungsfahrzeuge benötigen. AH: Welche Rolle spielen die sieben Polestar Spaces? A. Lutz: Die Polestar Spaces sind Erlebniszentren, die den Online-Vertrieb und stationären Handel perfekt verbinden. Wir wissen, dass die Konsumenten unsere Autos erleben wollen, mit der Marke in Kontakt treten wollen, natürlich selbst fahren wollen, aber auch Fragen rund um das Thema Elektromobilität haben. Kommissionsfreie, geschulte Experten beraten vor Ort zu den Modellen ebenso wie zum Thema Laden. Es gibt keinen Verkaufsdruck. Wir wollen bewusst Interessenten willkommen heißen, daher liegen die Spaces in Innenstädten. Gleichzeitig fungieren die Spaces in den Regionen als Anlaufstelle und Ansprechpartner für die Marke. AH: Wie sieht das Geschäftsmodell für die Investoren der Spaces aus? A. Lutz: Die Investoren werden prozentual an den Verkäufen im jeweiligen Gebiet beteiligt. Unabhängig davon, ob der Kunde am Ende den Space besucht hat oder nicht, da der Verkauf direkt und online über unsere Webseite erfolgt. Die Investoren sind ebenso wie wir davon überzeugt, dass dies die moderne Art des Autohandels ist, und sich daher für die Kooperation mit uns entschieden. Stückzahlen und Restwerte AH: Mit welchen Stückzahlen rechnen Sie in 2021 in Deutschland? A. Lutz: Wir halten uns zurück, was die Kommunikation von Zahlen angeht, aber können sagen, dass wir in 2020 mit einem Absatz im vierstelligen Bereich planen. Damit sind wir schnellstens nicht nur Peripherie, sondern ein treibender Teil unserer Branche geworden und treiben aktiv die E-Mobilität voran. AH: Wie hoch ist der Restwert nach dem Ablauf eines Standardleasingvertrags mit vier Jahren Laufzeit? A. Lutz: Wir rechnen schon jetzt mit höheren Restwerten als vergleichbare Verbrenner, da die Umstellung auf BEV schneller vollzogen wird als erwartet - im Juli wuchs die Anzahl der Elektrofahrzeuge um 181,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das wird in Zukunft noch schneller gehen: Emissionsziele müssen erreicht werden, Einschränkungen oder Verbote wie in UK werden ausgesprochen und weitere hochqualitative BEV von erfahrenen Herstellern wie Polestar 2 werden auf den Markt kommen. AH: Was kostet der Polestar 2 in China? A. Lutz: 418.000 RMB (rund 50.800 Euro, Stand 7. August, Anm. d. Red.). AH: Vielen Dank für das Gespräch! Volvos Tochtermarke bringt mit dem Polestar 2 ihr erstes vollelektrisches Modell auf den Markt. In Deutschland startet der Listenpreis (ohne Prämien) bei 56.440 Euro. Mehr unter: www.autohaus.de/polestar

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