Ausgabe 13/2010: Zur Lage der Branche

Zur Lage der BrancheKonjunktur E Widersprüchliche Signale zur konjunkturellen Realität – Marktbereinigung ohne Ende im Automobilhandel? Rath, Anders, Dr. Wanner & Partner WPGDas Tal der Tränen sei durchschritten, mit der Konjunktur gehe es wieder aufwärts, Automobilhersteller schreiben schwarze Zahlen – good news, die man gerne vernimmt. Aber: geht es mit der Konjunktur tatsächlich wieder aufwärts? Diese Frage muss man je nach Branche sehr unterschiedlich beantworten. Wenn es dem Export wieder besser geht und so auch die deutschen Autohersteller wieder positivere Zahlen schreiben, bleibt dennoch die Frage, wie es mit der Erholung des heimischen Handels und Handwerks aussieht. Die deutsche Realität kann man an einer Zahl gut ablesen: den Insolvenzen! So sind die Privatinsolvenzen – also von potenziellen Kunden – von 2002 bis 2007 explosionsartig auf das Dreifache gestiegen und halten sich seither auf diesem hohen Stand. Sind die Unternehmensinsolvenzen rückläufig?Die Unternehmensinsolvenzen stiegen bis 2003 stetig an. Von da an ging es bis 2007 leicht abwärts, dann stiegen die Unternehmensinsolvenzen erneut an. Vergleicht man die rund 40.000 Unternehmensinsolvenzen aus dem Jahre 2003 mit den knapp 34.000 im Jahre 2009, kann man letztere Zahl rein statistisch als „niedrig“ empfinden. Die Zahlen sind von Bundesland zu Bundesland durchaus unterschiedlich. So hat Bayern z. B. 2009 die höchste Zahl an Firmeninsolvenzen erreicht. Mit anderen Worten: die Wirtschaftskrise hat nun auch Bayern offensichtlich voll erwischt. Und die Prognosen für das Jahr 2010 sind alles andere als optimistisch, vielmehr prognostizieren Fachleute für Bayern eine nochmals höhere Zahl von Unternehmenspleiten.... und in der Kfz-Branche?Wie sind speziell die Aussichten der Autohandelsbranche? Geht man derzeit vom Export als Konjunkturmotor aus, profitieren davon zwar die Automobilhersteller, um den inländischen Automobilhandel aber muss es deshalb noch lange nicht gut bestellt sein. Eine gewisse Marktsättigung nach der Abwrackprämie kommt hinzu. Aber sicherlich ist auch dies erst die halbe Wahrheit: Denn wenn in den Jahren 2000 bis 2008 mehr als 300.000 Unternehmen in die Insolvenz gegangen sind, kann man davon ausgehen, dass die absolute Zahl von Insolvenzfällen pro Jahr auch deshalb sinkt, weil eben schon etliche Unternehmer vom Markt verschwunden sind. Natürlich gibt auch diese Aussage nicht die ganze Realität wieder, denn es sind in der Zwischenzeit auch viele Unternehmen neu in den Markt eingetreten – was zwar für die Summe aller Branchen zutreffend ist, keinesfalls aber für den Kfz-Marken-Handel! Die schon in den vergangenen Jahren erfolgten Restrukturierungsfälle und in die Insolvenz gegangenen Kfz-Betriebe sind kaum durch neu gegründete Kfz-Unternehmen ersetzt worden. Glaubt man den Fachleuten, wonach auch 2010 keinesfalls ein Rückgang der Insolvenzen gegenüber 2009 zu verzeichnen sein wird, lässt dies nichts Gutes für die Branche der Kfz-Betriebe erahnen, auch wenn derzeit in der Presse von einem geringfügigen Rückgang in den ersten Monaten des Jahres 2010 gesprochen wird. Insolvenzen aufgeschoben?Wer sich als deutscher Automobilhändler 2009 noch aufgrund der Abwrackprämie „über Wasser halten“ konnte, der kann möglicherweise mit dem Bilanzergebnis Ende 2009 noch seine Banken zum Stillhalten bewegen. Wer jedoch in 2009 die Chance verschlafen hat, seine Kosten in den Griff zu bekommen, kann bald in einer echten Kreditklemme stecken. Wohl dem, der seine Bestände abgebaut und nicht jeden Umsatz um jeden Preis realisiert hat. Und dann gilt es noch, organisatorische Fehler mit Steuernachzahlungen dringend zu vermeiden. Z. B. ist bei steuerfreien EU-Lieferungen oder sog. Drittlandsumsätzen peinlichst auf die Formalitäten zu achten. So manche Umsatzsteuer-Sonderprüfung des Finanzamts brachte bisher schon neue Schulden ans Tageslicht und war oftmals letzter Auslöser für eine Insolvenz. Internet, der große VerändererEines ist aber leider auch sicher: Die frühere Kaufmannsweisheit, dass jede Insolvenz eines Konkurrenten Rabattschlachten eingrenzt, gilt im Zeitalter des Internets immer weniger. Die Zahl der Kunden, die nicht preisbewusst die Anschaffung eines Neuwagens oder Gebrauchtwagens unter Berücksichtigung des Internetangebotes vornehmen, wird immer geringer!Michael Böhlk-LankesRechtsanwalt, Steuerberaterwww.raw-partner.deKurzfassung1. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigt in Deutschland seit 2007 wieder an, manche Bundesländer „schafften“ 2009 sogar ein historisch höchstes Ergebnis!2. Eine schleppende Inlandsnachfrage trifft den Handel besonders stark, so dass auch der Kfz-Handel im Jahr 2010 keine guten Aussichten hat, während sich der Export bessert und somit die Hersteller positivere Zahlen erwarten.3. Kfz-Handelsbetriebe, die keinen starken Service haben und 2009 ihre Hausaufgaben insbesondere in Sachen Kostenreduzierungen nicht angegangen sind, werden die Insolvenzstatistiken 2010 nicht nach unten drücken!4. Oberste Devise ist es außerdem, steuerliche Überraschungen z. B. bei Umsatzsteuerprüfungen durch das Finanzamt zu vermeiden.Kommentar< Die hohe Zahl an Insolvenzen mit anscheinend steigender Tendenz bewirkt eine Zurückhaltung beim Fahrzeugkauf. Wohl dem, der seinen Fokus – auch gerade wegen der Abwrackprämie – verstärkt auf ein solides Werkstattgeschäft ausgerichtet hat. Die Neigung eines Werkstattkunden, seine wohnortnahe Werkstatt gegen einen entfernteren Anbieter, der billiger und damit scheinbar günstiger ist, zu verlassen, ist weitaus geringer als die Fluktuation beim Fahrzeugkauf. Solange die Inlandsnachfrage nach Kraftfahrzeugen weiterhin nicht boomt, bleibt das Werkstattgeschäft die tragende Säule eines inländischen Autohaus-Betriebes. Wer bereits in der Vergangenheit für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Werkstatt und Fahrzeugverkauf gesorgt hat, hat sicherlich eine wichtige Voraussetzung geschaffen, den Dämpfer bei der Inlandsnachfrage zu überstehen. Wer dann auch noch vorgebeugt hat, um unnötige Steuern (Steuernachzahlungen) zu vermeiden und sich so vor Überraschungen zu schützen, ist auf dem besten Weg, rote Zahlen zu vermeiden! >Buchtipp: Erfolg mit UnfallwagenDer professionelle und faire Verkauf von Fahrzeugen mit Vorschaden dient nicht nur der Vertrauensbildung gegenüber dem Kunden – jedes Autohaus kann sich so zudem ein neues Geschäftsfeld erschließen. Die neu erschienene Broschüre „Erfolg mit Unfallwagen – sicherer & fairer Handel“ von AUTOHAUS Buch und Formular gibt dem GW-Verkaufsleiter sowie dem GW-Verkäufer hilfreiche Tipps, wie er Fahrzeuge mit Vorschaden richtig ein- und verkauft und dabei rechtssicher und kundenorientiert handelt. Die Broschüre aus der Reihe „klein + clever“ führt durch die einzelnen Schritte im Ankaufs- und Verkaufsgespräch. Dank Formulierungshilfen und Praxistipps sind alle Inhalte sofort umsetzbar. Der rechtliche Hintergrund wird praxisnah erläutert. Der Autor Ralf Wojtas hat über 20 Jahre Berufs- und Branchenerfahrung. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der HANKO Kraftfahrzeughandel GmbH und leitet dort den Gebrauchtwagenverkauf.

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