Castrol: Zwischen Tradition und Zukunft

AH: Frau Rösler, Sie sind seit April Geschäftsführerin und Sales Director für den Automotive-Bereich in der DACH-Region bei Castrol. Mit welcher Agenda sind Sie gestartet? B. Rösler: Zu Beginn meiner Rolle habe ich eine klare, aber realistische Agenda formuliert, die sich an Castrols bestehenden Stärken orientiert und gleichzeitig gezielt auf zukünftige Entwicklungen ausgerichtet ist. Im Zentrum steht für mich, unsere Position als etablierter technologischer Anbieter im Schmierstoffmarkt weiter zu festigen - mit besonderem Fokus auf Wachstum, Innovation und Nachhaltigkeit. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Zusammenarbeit mit unseren Partnern - insbesondere mit Automobilherstellern und Werkstätten. Diese Beziehungen möchte ich weiter vertiefen, um gemeinsam neue Potenziale zu erschließen, vor allem dort, wo sich klassische Antriebstechnologien mit neuen Mobilitätsformen verbinden. Darüber hinaus treiben wir die Weiterentwicklung unseres Portfolios gezielt voran - beispielsweise im Bereich Elektromobilität, nachhaltigere Produktlösungen und der Digitalisierung unserer Prozesse. So können wir unseren Kunden künftig noch gezielter, effizienter und individueller begegnen. Nicht zuletzt ist mir der Aufbau eines starken, gut vernetzten Teams ein zentrales Anliegen. Ich setze auf eine Kultur der Offenheit, in der Zusammenarbeit und Eigeninitiative gefördert werden. Denn langfristiger Erfolg entsteht nicht allein durch Strategie, sondern vor allem durch Menschen, die diese mit Überzeugung umsetzen. AH: Sie haben langjährige Erfahrungen im Bereich Öl und Chemische Industrie. Hat das Schmierstoffgeschäft eine Zukunft? B. Rösler: Das Schmierstoffgeschäft steht ohne Frage im Wandel - aber gerade darin liegt seine Zukunft. Der Übergang zur Elektromobilität sowie der zunehmende Fokus auf Nachhaltigkeit verändern die Anforderungen, eröffnen aber gleichzeitig auch neue Perspektiven. Moderne Schmierstoffe leisten nach wie vor einen wesentlichen Beitrag zur Effizienzsteigerung, etwa bei Verbrennern und Hybridfahrzeugen. Gleichzeitig entstehen neue Anwendungsfelder - etwa spezielle Fluide für elektrische Antriebe oder nachhaltigere Produktlösungen zum Beispiel auf Basis erneuerbarer Rohstoffe. Darüber hinaus eröffnet die fortschreitende Digitalisierung die Möglichkeit, Services neu zu denken - datenbasiert, vorausschauend und kundenindividuell. Das Geschäft entwickelt sich zunehmend von einem reinen Produktgeschäft hin zu einem technologie- und servicegetriebenen Gesamtangebot. In diesem Kontext sehe ich großes Potenzial für Innovation - und für nachhaltiges Wachstum. AH: Wie lief das Geschäft im Jahr 2024? B. Rösler: Insgesamt war 2024 für Castrol ein erfolgreiches Jahr. Wir konnten unsere Marktposition in der DACH-Region behaupten und in einigen Segmenten, wie etwa bei EV-Fluids und der Reduzierung von Emissionen im Produktionsprozess, deutliche Fortschritte erzielen. Besonders erfolgreich waren wir mit der Einführung neuer Produkte, die auf die Anforderungen moderner Motoren und Elektrofahrzeuge zugeschnitten sind. Gleichzeitig haben wir in Partnerschaften mit Automobilherstellern investiert und unser Serviceangebot für Werkstätten erweitert. Auf diesen Erfolg möchten wir aufbauen. AH: Wie sieht Ihr Portfolio aus? B. Rösler: Die Schwerpunkte unseres Geschäfts liegen auf einer ausgewogenen Mischung aus Erstausrüstung, Nachfüllgeschäft, Schmierstoffen und innovativen Dienstleistungen. Neben unserem breiten Produktportfolio an Schmierstoffen bieten wir eine Reihe zusätzlicher Produkte und Dienstleistungen an, um unsere Partner und Kunden umfassend zu unterstützen. Zu den Produkten gehören neben Getriebeölen für Schalt- und Automatikgetriebe auch Kühlmittel, Bremsflüssigkeiten und spezielle EV-Fluids, die auf die Anforderungen moderner Fahrzeuge, insbesondere Elektro- und Hybridfahrzeuge, abgestimmt sind. Darüber hinaus bieten wir digitale Tools, Trainingsprogramme und Marketingunterstützung an, um den Werkstätten bei der Kundenbindung und Effizienzsteigerung zu helfen. Wir möchten nicht nur hochwertige Produkte liefern, sondern als ganzheitlicher Partner für Werkstätten und Automobilhersteller Mehrwert schaffen. AH: Welche Schwerpunkte setzen Sie in Deutschland? B. Rösler: Im Schmierstoffvertrieb in Deutschland setzen wir auf mehrere zentrale Schwerpunkte. So möchten wir unsere Partner mit maßgeschneiderten Produkten, Schulungen und digitalen Tools unterstützen. Außerdem legen wir einen starken Fokus auf die Elektromobilität. So erweitern wir unser Portfolio an EV-Fluids und bieten Lösungen für Hybrid- und Elektrofahrzeuge an. Darüber hinaus investieren wir in kreislauforientierte Projekte, um unsere Kunden und Partner bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Zudem planen wir, die Digitalisierung voranzutreiben und Prozesse noch effizienter zu gestalten. » Das Nachfüllgeschäft ist und bleibt ein zentraler Bestandteil unseres Geschäfts und wird angesichts der aktuellen Marktdynamik wahrscheinlich noch wichtiger werden. « Bianca Rösler AH: Welche Bedeutung hat das Aftersales-Geschäft mit Autohäusern und Werkstätten? B. Rösler: Das Aftersales-Geschäft ist für Castrol von zentraler Bedeutung und macht einen erheblichen Teil unseres Geschäfts aus. Aufgrund der aktuellen Marktdynamik mit alternden Fahrzeugflotten und wachsendem Reparaturbedarf wird das Aftermarket-Geschäft sehr wahrscheinlich sogar wachsen. Der Aftermarket spielt eine entscheidende Rolle, um Werkstätten und Endverbraucher direkt zu erreichen. Mit unseren hochwertigen Produkten und innovativen Konzepten bieten wir unseren Partnern und Kunden einen großen Mehrwert und stärken so gezielt unsere Präsenz in diesem Segment. Durch die enge Zusammenarbeit mit Werkstätten und Autohäusern können wir ihre Anforderungen und Bedürfnisse gezielt erfassen und passgenaue Lösungen anbieten, die sowohl ihre Effizienz steigern als auch die Kundenbindung stärken. AH: Unterstützen Sie die Handelspartner bei Vertrieb und Marketing? B. Rösler: Ja, die Unterstützung unserer Handelspartner im Vertrieb und Marketing ist ein zentraler Bestandteil unserer Zusammenarbeit. Innovative Marketing-Konzepte und -programme sorgen für eine gute Sichtbarkeit und unterstützen so die Verkaufsaktivitäten. Unsere Partner profitieren dabei nicht nur von Castrols Bekanntheit und positivem Image, das für Qualität, Zuverlässigkeit und Innovation steht. Wir bieten darüber hinaus umfangreiche Leistungen wie Verkaufsschulungen und technische Schulungen an, damit unsere Partner ihre Kunden optimal beraten können. Digitale Tools und Plattformen helfen dabei, Prozesse zu optimieren, die Kundenbindung zu stärken und Neukunden zu generieren. Unser Ziel ist es, unsere Partner nicht nur mit hochwertigen Produkten zu versorgen, sondern sie auch durch gezielte Maßnahmen im Wettbewerb zu unterstützen, damit wir gemeinsam erfolgreich wachsen können. AH: Wie stellen Sie sich auf die E-Mobilität ein? B. Rösler: Die Transformation des Automarktes hin zur E-Mobilität ist zwar herausfordernd, eröffnet gleichzeitig aber auch spannende Chancen. Der wachsende Anteil von Elektrofahrzeugen macht EV-Fluids zu einem strategisch wichtigen Wachstumsfeld für Castrol. Wir erweitern unser Portfolio daher gezielt und passen es an die Anforderungen moderner Antriebstechnologien an. Dafür investieren wir in Forschung und Entwicklung, um innovative und nachhaltigere Lösungen für die Elektromobilität bereitzustellen und eine führende Position einzunehmen. In unserem Entwicklungszentrum in Hamburg, dem Driveline Technology Centre, entwickeln wir speziell auf die Anforderungen von Elektrofahrzeugen zugeschnittene Produkte, darunter EV-Transmission-Fluids, EV-Thermal-Fluids und EV-Greases. Mit unserer Produktreihe Castrol ON bieten wir bereits ein großes Sortiment für moderne Elektrofahrzeuge an. Mit der zunehmenden Elektrifizierung des Fahrzeugmarktes wird die Relevanz von EV-Fluids stetig wachsen. Gleichzeitig bleiben wir dem Verbrennungsmotor- und Hybridsegment treu, da diese Technologien weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden. So werden wir bestehende sowie neue Mobilitätsformen aktiv unterstützen, um unsere Kunden auf ihrem Weg in die Zukunft optimal zu begleiten. AH: Gibt es spezielle Angebote für E-Autos? B. Rösler: Ja, Castrol bietet speziell für Elektroautos entwickelte Produkte und Dienstleistungen an. Dazu zählen unsere EV-Fluids, darunter Getriebeöle, Kühlflüssigkeiten für Batterien und Elektromotoren sowie Schmierfette für bewegliche Teile. Diese sollen die Effizienz, Sicherheit und Langlebigkeit von Elektrofahrzeugen fördern. Darüber hinaus unterstützen wir Werkstätten mit Schulungen und Beratung, um sie optimal auf die Anforderungen der Elektromobilität vorzubereiten. Unser Ziel ist es, innovative Lösungen und umfassende Unterstützung zu bieten, um den Übergang zur E-Mobilität erfolgreich zu gestalten. AH: Welche Entwicklungen und Produkte stehen 2025 auf der Agenda? B. Rösler: Unser Fokus für das Jahr 2025 liegt darauf, unsere Position als eines der führenden und innovativen Unternehmen in der Elektromobilität weiter zu festigen. Wir erweitern unsere Castrol ON EV-Fluids und arbeiten weiterhin an der Entwicklung kreislauforientierter Schmierstoffe. Ein besonderes Highlight im kommenden Jahr ist unsere strategische Partnerschaft mit Audi in der Formel 1. Seit rund zwei Jahren arbeiten wir an der Entwicklung maßgeschneiderter Castrol-Schmierstoffe und Kühlmittel für eine maximale Leistung der Audi F1 Power Unit. Der Motorsport ist nach wie vor ein äußerst relevanter Bereich für die Entwicklung von Schmierstoffen, da er eine ideale Plattform bietet, um Produkte unter extremen Bedingungen zu testen und weiterzuentwickeln. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Entwicklung unserer Pkw-Produkte ein. Zusammengefasst: Wir entwickeln die Traditionsmarke Castrol und ihre Produkte weiter, um die sich wandelnden Bedürfnisse unserer Kunden und Partner zu erfüllen und unser Unternehmen für den zukünftigen Erfolg zu rüsten. AH: Vielen Dank für das Gespräch!

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