Ausgabe 04/2013: „Auf gutem Wege“

„Auf gutem Wege“VW financial services – Wie das neue Joint Venture mit der Allianz sich entwickelt, welche Ziele man sich im Kfz-Versicherungsgeschäft setzt und was das für den Automobilhandel bedeutet. Von Wolf r. Usslerab dem 1. April wird die Volkswagen Financial Services das Kfz-Versicherungsgeschäft in einem Joint Venture mit der Allianz betreiben und ausbauen. Von einer Verdoppelung der Penetration im Bereich Kfz-Versicherungen ist in der mittelfristigen Zielsetzung die Rede, von einem signifikanten Wachstum im Premiumvolumen und von einer besseren Schaden-Kosten-Quote als derzeit. Dies und weitere aktuelle Details erfuhr AUTOHAUS im Interview mit Frank Witter, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG in Braunschweig.AH: Herr Witter, VW Financial Services hat ja vor kurzem mit der Allianz ein Joint Venture gegründet, um ab 1. April das Kfz-Versicherungsgeschäft gemeinsam und mit einem System modularer Produkte zu betreiben. Laufen die Vorbereitungen so wie geplant?F. Witter: Alles ist auf gutem Weg. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass wir rechtzeitig alle Genehmigungen und Zustimmungen haben werden.AH: Sie sind also hinsichtlich der Entwicklung glücklich und zufrieden?F. Witter: Na ja, hunderprozentig zufrieden bin ich eigentlich selten. Systeme und Prozesse müssen angepasst, neue Stellen müssen besetzt werden, die Menschen beider Unternehmen müssen sich kennenlernen und vieles mehr. Da haben wir eine Menge zu tun gehabt und haben es auch noch, bis das operative Geschäft anläuft. Aber wir sind auf einem guten Weg. Vom reinen Vermittler zum RisikoträgerAH: Einerseits haben Sie Ihre langjährige Partnerschaft mit der Allianz zwar stets betont, andererseits aber auch nie Gerüchte nachhaltig dementiert, die sich immer wieder um ein mögliches Ende dieser Zusammenarbeit rankten.F. Witter: Ich weiß nicht, auf welche Gerüchte Sie anspielen, davon ist mir nichts bekannt. Nein, wir als VW Financial Services wollen uns weiter entwickeln und in der Kfz-Versicherung von unserer bisherigen Rolle als reiner Vermittler in die der Risikoträgerschaft wechseln. Dieses Ziel ist nur gemeinsam zu erreichen, indem wir die Stärken und das Know-how der Allianz als Versicherer nutzen. Im Gegenzug bringen wir unsere Stärken in das Joint Venture ein. Das ist die Nähe zu den Marken des Konzerns sowie zum Handel und zu den Kunden.AH: Aber die Fortentwicklung im Bereich Kfz-Versicherungen hätten Sie doch auch mit Ihrer eigenen Rückversicherungsgesellschaft machen können. Diese wurde doch eigens gegründet, um neue und kreative Produkte zu etablieren – zunächst einmal im Segment Garantieversicherungen.F. Witter: Das Thema Kfz-Versicherung ist weit anspruchsvoller und umfangreicher als das der Garantieversicherung. Da muss man schon selbstkritisch fragen, welches Know-how und welche Kapazitäten hat man im eigenen Hause, um das gesteckte Ziel zu erreichen.51 Prozent der StimmanteileAH: An dem Joint Venture hält VW Financial Services 51 Prozent der Kapitalanteile und hat 49 Prozent der Stimmanteile, bei der Allianz ist es genau umgekehrt. Wer von beiden Unternehmen hat denn nun mehr zu sagen?F. Witter: Wer 51 Prozent der Stimmanteile hat, hat mehr Gewicht. Aber wir werden sehr eng und abgestimmt miteinander arbeiten. Was zählt, ist, beide Häuser haben eine lange gemeinsame Geschichte, und die Kulturen passen zusammen. Wichtig ist, dass die Menschen diese Kultur leben.AH: Hört sich gut an. Aber Sie hätten dieses Joint Venture doch auch mit dem HDI machen können, mit dem Sie ja angeblich auch Gespräche geführt haben?F. Witter: Die Allianz ist sehr leistungsfähig im deutschen Markt. Wir haben abgewogen, und die Allianz passt. Das soll aber unter keinen Umständen ein Statement gegen den HDI sein.AH: Also ein Stück alter Verbundenheit mit der Allianz?F. Witter: Das ist sicher nicht nur Sentimentalität. Vielmehr haben wir uns genau überlegt, was für Händler, Marken und Kunden das Beste ist.Die Arbeitsteilung zwischen Allianz und VW Financial ServicesAH: Können Sie mal definieren, wie die Arbeit in dem Joint Venture eigentlich verteilt ist?F. Witter: Von den Vorständen des Joint Ventures kommen zwei aus dem Hause Allianz und einer von uns. Wir haben vorgeschlagen, dass wir das Ressort Vertrieb besetzen, denn wir kennen die Bedürfnisse der Kunden und Händler sicher besser als irgendein anderer. Die Allianz soll uns das Volumenpotenzial absichern.AH: Sie werden demnach bei der Kreation neuer Produkte das letzte Wort haben?F. Witter: Neue Produkte werden wir natürlich gemeinsam erarbeiten. Unser Vorteil aber ist, wir kennen den Markt. Wir wissen, was der Kunde will, und das müssen wir übersetzen.Verdoppelung der Penetration im Bereich Kfz-VersicherungenAH: Sicher haben Sie für Ihre neue Gesellschaft ein wirtschaftliches Ziel definiert. Kurz, welche Erfolgszahlen wollen Sie in zwei Jahren verkünden?F. Witter: Wir wollen unsere Penetration im Bereich Kfz-Versicherungen mittelfristig verdoppeln. Beim Premiumvolumen peilen wir in den nächsten vier bis fünf Jahren ein Wachstum von derzeit rund 380 Millionen Euro auf ca. 600 Millionen Euro an. Auf alle Fälle brauchen wir eine Schaden-Kosten-Quote unter dem heutigen Niveau.AH: Wie hoch soll die sein?F. Witter: Wenn wir uns hier in einer Größenordnung von 96 Prozent bewegen, können wir schon zufrieden sein. Darauf müssen wir hinarbeiten.Autohandel ins Obligo?AH: Ziel der neuen Versicherungsstruktur ist ja auch, die Werkstattauslastung der Händler weiter zu verbessern. Gibt es denn eine Hochrechnung, um wie viel Prozent diese steigen könnte, wenn alles so läuft, wie Sie es sich vorstellen?F. Witter: Da gibt es keine pauschale Erwartung. Das hängt davon ab, wie viele Policen wir beziehungsweise die Händler verkaufen, sowie von der Regulierungssumme und vielen anderen Faktoren.AH: Werden denn die Händler mit der Einführung des neuen Systems ins Obligo genommen?F. Witter: Die Provisionierung läuft unverändert weiter auf Basis der Stückprämie und einem volumenabhängigen Bonus. Wir wünschen uns aber, dass auch die Händler einen fairen Beitrag leisten, der aber für die angestrebte Repositionierung sicher nicht wesentlich ist.AH: Können Sie dies näher erläutern?F. Witter: Wir sind in zielführenden, guten Gesprächen.AH: Mir scheint es, Sie wollen bei den Stundenverrechnungssätzen den Hebel ansetzen?F. Witter: Wir versuchen ein Paket zu schnüren, das für Kunden und Handel attraktiv ist. Das fällt aber nun mal leider nicht wie Manna vom Himmel. Sie dürfen aber davon ausgehen, dass wir auf ein partnerschaftliches System setzen. Wir sind für Nachhaltigkeit. Jemanden auszuquetschen, kann kein gutes Geschäftsmodell sein. Mittel für SchulungenAH: Das kommende Tarifkonzept ist für den Handel neu und mit Sicherheit erklärungsbedürftig. Da sind doch bestimmt erhebliche Mittel in Schulungen zu investieren, oder?F. Witter: Die Erfahrung zeigt, dass man hier nicht knauserig sein darf. Denn es ist wichtig, dass der Verkäufer die richtigen Inhalte mit den richtigen Argumenten vermittelt. Um dies zu realisieren, haben wir ein Budget bereitgestellt. Ich weiß zwar die Höhe nicht aus dem Kopf, aber es ist sicher nicht zu knapp bemessen.AH: Last but not least: Das neue Joint Venture soll ja ebenfalls die Internationalisierung des gemeinsamen Versicherungsgeschäftes vorantreiben. Geht es hierbei ausschließlich um das Produkt Kfz-Versicherungen?F. Witter: Das Joint Venture ist per Definition nicht limitiert auf Kfz-Versicherungen. Da gibt es ein breites Feld von Optionen.AH: Herr Witter, herzlichen Dank für das Gespräch.Lesen SIe hier...... im Interview mit Frank Witter, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services, wie in Kooperation mit der Allianz der Bereich Kfz-Versicherungen ausgebaut werden soll.Frank witterFrank Witter, 53, ist seit 15. September 2008 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen Financial Services AG in Braunschweig. Der gebürtige Hannoveraner ist seit rund 20 Jahren bei VW tätig. Nach seiner Ausbildung zum Sparkassenkaufmann absolvierte Witter ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hannover. Nach ersten beruflichen Erfahrungen im Finanzbereich der Ludwigshafener BASF AG ging er 1992 als Leiter der Abteilung Kapitalmarktgeschäfte in die Konzern Treasury Volkswagen AG. Ab Januar 1998 war er als Treasurer bei der Volkswagen of America Inc., der Volkswagen Canada Inc., der VW Credit Inc. sowie deren Tochtergesellschaften in Auburn Hills, Michigan, USA tätig. Nach weiteren Karrierestationen wurde Witter Anfang 2005 Chief Executive Officer (CEO) und Chief Financial Officer (CFO) für die Volkswagen of America Inc. und die Volkswagen Canada Inc. und verantwortete von 2006 bis September 2007 als Generalbevollmächtigter in der Konzernleitung die Region Nordamerika. Bis zu seiner Ernennung zum Vorstandschef war Witter schließlich President und Chief Financial Officer (CFO) der VW Credit Inc. und Regionalverantwortlicher für die amerikanischen Märkte der Volkswagen Financial Services AG.

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