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Rekordverlust: Tesla fährt tiefer in die roten Zahlen

03.05.2018 08:56 Uhr
Rekordverlust: Tesla fährt tiefer in die roten Zahlen
Hoffnungsträger bei Tesla: Model 3.
© Foto: picture alliance / Andrej Sokolow/dpa

Tesla-Chef Elon Musk gilt bislang als Liebling der Wall Street - egal wie oft er seine Ziele verfehlt, Anleger halten ihm die Treue. Doch nun könnte der Tech-Milliardär den Bogen nach der Bilanzvorlage überspannt haben. Die Aktie fällt kräftig.

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Erst Rekordverlust, dann mürrische Töne vom Firmenchef: Wird der E-Auto-Pionier Tesla vom Superstar zum Sorgenkind der Börse? An tiefrote Zahlen hat sich die Wall Street zwar inzwischen gewöhnt, doch Elon Musks als arrogant empfundener Auftritt nach Vorlage der Quartalszahlen geht Anlegern auf die Nerven - die Aktie stürzte zum Handelsstart am Donnerstag um acht Prozent ab. "Elon, Du musst erwachsen werden und wieder in die Spur finden", appellierte Marktforscherin Rebecca Lindland von Kelley Blue Book im Sender CNBC.

Dabei hatte es zuerst gar nicht so schlecht ausgesehen: Tesla schrieb im ersten Quartal zwar einen Rekordverlust von rund 710 Millionen Dollar (593 Mllionen Euro), wie das Unternehmen am Vorabend im kalifornischen Palo Alto mitgeteilt hatte. Damit wurde das Minus im Jahresvergleich mehr als verdoppelt. Doch an der Wall Street war ein noch schlechteres Ergebnis befürchtet worden, so dass die Zahlen zunächst positiv aufgenommen wurden. Auch der Umsatz übertraf mit einem Plus von 26 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar die Erwartungen.

Dann folgte allerdings die bizarre Telefonkonferenz des Tesla-Chefs. Nachdem das übliche Frage-und-Antwort-Spiel mit Analysten und Investoren eine Weile unspektakulär vor sich hinplätscherte, fiel der Tech-Milliardär zunehmend aus der Rolle. Musk bezeichnete Fragen als trocken, langweilig und "nicht cool" - und ließ sich stattdessen lieber von Privatanlegern via YouTube befragen. Wichtige Antworten, etwa wie viele Reservierungen noch für den Hoffnungsträger Model 3 vorliegen, blieb Musk schuldig. Die Frage, ob Tesla Kapitalbedarf habe, gefiel dem Starunternehmer überhaupt nicht.

Musks Auftritt verärgerte viele Anleger

Musk, der von seinen Anhängern als großer Visionär und genialer Innovator gefeiert wird, ist zwar durchaus für ungewöhnliche Aktionen bekannt. Doch die Art, wie er die Finanzprofis abkanzelte und Fragen auswich, die Anlegern unter den Nägeln brennen, ging vielen dann doch deutlich zu weit. "Ich habe die Schalte sehr frustriert verlassen", sagte Expertin Lindland hinterher. Musk müsse sich den Fragen der Analysten stellen und nicht denen von "Fanboys" und Kleinanlegern, kritisierte sie. Zumal es so viel Informationsbedarf gibt, wie kaum jemals zuvor in der Geschichte des 2003 gegründeten Unternehmens.

Denn Tesla kämpft weiterhin mit dem - von Musk selbst als "Produktionshölle" - bezeichneten Anlauf der Serienfertigung seines ersten Mittelklasseautos Model 3. Hier holpert es bislang gewaltig. Zwar bestätigte die Firma ihr Ziel, bis Mitte des Jahres pro Woche rund 5.000 Wagen vom Band laufen zu lassen. Doch Musks ehrgeizige Vorgaben wurden schon mehrfach verfehlt und nach hinten verschoben. Zuletzt ging es immerhin etwas voran: In der letzten Aprilwoche stellte Tesla 2.270 Model 3 her, Ende März waren es nur 2020 gewesen.

"Wir erwarten, dass auch das Produktionsziel des Model 3 für Ende Juni verfehlt wird", schrieb Branchenbeobachter Frank Schwope von der NordLB am Donnerstag. Die Erwartungen an Teslas erstes Angebot außerhalb des Luxus-Segments sind riesig. Das Auto, das eigentlich für 35.000 Dollar vor Steuern und Vergünstigungen erhältlich sein soll, derzeit aber noch mehr kostet, soll der Firma und der E-Mobilität den Weg von der Nische in den Massenmarkt ebnen. Um das Mammutprojekt auf Trab zu bringen, hatte Musk es kürzlich zur Chefsache erklärt und sich wieder ein Schlaflager in der Fabrik eingerichtet.

Tesla verbrennt Geld und lenkt von Problemen ab

Experte Schwope bezweifelt, dass das der richtige Weg zum Erfolg ist: "Vielleicht stört es auch ganz einfach, wenn ein Branchenfremder wie Elon Musk - wie angekündigt - mit seinem Schlafsack in der Automobil-Produktion rumliegt." Der Konzern verbrenne immer noch viel Geld und versuche, mit Marketing-Maßnahmen sowie euphorischen und übertriebenen Produktversprechungen von Problemen abzulenken.

Im Brief an die Aktionäre bekräftigte Musk indes seine Annahme, es mit Tesla im dritten und vierten Quartal in die schwarzen Zahlen zu schaffen. Entscheidend dafür dürfte sein, dass Tesla die Produktionsprobleme beim Model 3 löst und der Verkauf des Modells Geld in die Kassen spült. Die Firma hat noch nie ein Geschäftsjahr mit Gewinn abgeschlossen. Einige Finanzexperten rechnen damit, dass das Unternehmen dieses Jahr noch einmal frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen muss, um seine ambitionierten Ziele erreichen zu können. (dpa)

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KOMMENTARE


Annotator

03.05.2018 - 13:23 Uhr

Wenn ich so wurschteln würde die Die, hätte die Bank meine Kreditlinie schon längst genullt. Merke: Illusion ist doch stärker als Logik.


Stefan Holzinger

03.05.2018 - 18:50 Uhr

Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. Die Autowelt neu erfinden wollen und von menschlicher Arbeit keine Ahnung haben geht auf die Dauer nicht.


Franz Karl

03.05.2018 - 20:17 Uhr

Wenn ich mir die Sache als Automobilfachmann mit 45 Jahren Autobranchenerfahrung auf allen Ebenen anschaue, komme ich zu folgenden Ergebnssen:1. Allgemein ist der Elektroantrieb eine Entwicklung mit extremen Plus- und Minuspunkten.- Plus: weniger Teile, sauberer Betrieb, deutlich höherer Wirkungsgrad als Verbrenner.- Minus: Hohe Umweltverschmutzung bei der Herstellung der elektrischen Energie. Ausbeutung der Erde von seltenen Rohstoffen. ? Es ist noch nicht verbindlich vorhersehbar, wann die Reichweiten, Stromversorgung und Ladedauer auf Vebrennerniveau gebracht werden können.Derzeit sind die praktischen Fahrbedingungen für Stromer in Summe noch signifikant schlechter als für Verbrenner - Preis, Reichweite, Lademöglichkeiten, Ladezeiten.Somit sind die Absatzbedingungen für Elektroautos im allgemeinen und dadurch auch Tesla deutlich limitiert.Bei Tesla ist mir speziell aufgefallen, dass die Ausführung des Innenraumes insbesondere der Sitze und der Armaturen merkbar hinter konventionellen Fahrzeugen herhinkt. Die Käufer und Interessenten sind offenbar derzeit noch euphorisch und werden wahrscheinlich erst später drauf kommen, dass z.B. nur ein Bildschirm mit allen Fahrzeugangaben mit konventionellen Lösungen bei weitem nicht mithalten kann.Es würde mich nicht wundern, wenn der Hype um Tesla ein abruptes abbricht ...Herrn Elon Musk kann man nur alles Gute wünschen, dass er Fortschritte auf allen Ebenen so rechtzeitig erzielt, die die Aktionäre nicht abspringen ...


Arno Bach

03.05.2018 - 21:36 Uhr

Absolut richtig!! Sehe ich als Mittelständler genauso.... Herr Musk verkauft halt Illusion und viele sind bereit, dafür teuer zu bezahlen.... Mehr Autos bedeutet doch mehr Verlust, weil die Qualität so lausig ist, dass über die Hälfte der Möhren nachgearbeitet werden muss, bevor sie ausgeliefert und nach kurzer Dauer beim ersten Problem abgestellt werden.... Reparieren können die nämlich auch nix....der amerikanische Traum!!


Carl Berg

04.05.2018 - 09:08 Uhr

Aufgepasst Anleger!! Jetzt sofort alle Tesla Aktien verkaufen, denn jetzt bekommt man noch etwas Geld dafür! Tesla wird sich nicht mehr erholen können, denn die Rohstoff-Preise für die LI-Akkus haben drastisch angezogen (Stichworte: Kobalt und Lithium und die anderen seltebnen Erden). Ich habe schon vor Monaten hier diese Entwicklung vorhergesagt. Jetzt ist es soweit! Innerhalb der nächsten Wochen wird hier die Meldung zu lesen sein, dass Tesla über Nacht Insolvenz angemeldet hat. Grund: Man wird nicht in schwarze Zahlen kommen können, weil die Produktionskosten stetig steigen und davonlaufen. Diese Entwicklung sollte allen E-Mobilitäts-Träumern eine Warnung sein, auch seit neuesten Smart, sich von dieser Vision zu verabschieden. Merke! Das Wort Visonär (Mr. Musk) kommt von Vision - und Visionen sind Träume und haben nicht mit den knallharten Fakten der Realität zu tun. Die heißt nun Mal:Rohstoffknappheit bei Lithium und Kobalt. Da beißt die Maus keinen Faden ab....


egonsamu

07.05.2018 - 11:34 Uhr

Mit roten Zahlen zum roten Planeten...Größenwahn hat offenbar auch Schattenseiten.


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