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Sitzprobe Citroën C5 X: Avantgarde aus China

03.08.2021 06:06 Uhr | Lesezeit: 6 min
Nach rund fünf Jahren Pause bekommt der Citroën C5 einen Nachfolger und ein X
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Avantgarde bedeutet Vorhut, Pionier oder Wegbereiter. Citroën sah und sieht sich oftmals so. Der neue Citroën C5 X möchte wieder Avantgarde sein – optisch schafft er das. Aber der Rest?

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Früher war alles besser. Jein. Früher war vieles anders? Ja. Wir wollen hier nicht die Citroën-Modelle aufzählen, die tief beeindruckt haben. Dabei wären es zumindest in den vergangenen Jahren nicht allzu viele. Zuletzt vielleicht der Citroën Cactus. Zwar folgte er nicht unbedingt dem Gedanken des klassischen Citroëns. Mit dem Flair des Mehari konnte er aber kokettieren und man hoffte, dass Citroën vielleicht in die Minimalismus-Welle einsteigen wollte. Es war leider nur ein Strohfeuer. Dabei wäre der Minimalismus-Gedanke im Automobilbau sehr wohl Avantgarde gewesen – und ist nötiger denn je.

Ab Januar 2022

Jetzt bringen die Franzosen Ihr neues Flaggschiff – immerhin, kein SUV. Im Januar 2022 wird der C5 X wohl zu Preisen ab 30.000 Euro (netto) zu haben sein, Mittelklasse eben. Unter der Blechhaut schlummert Technologie, die bereits im DS 9 und im Peugeot 508 zum Einsatz kommt. Das ist logisch, konsequent und gut. Der 225-PS-Plug-in-Hybrid mit bis zu 50 km Elektro-Reichweite ist der bislang einzig benannte Antrieb, der wahrscheinlich bei rund 36.000 Euro (vor Förderung) starten könnte.

Produziert wird der C5 X im chinesischen Shenzhen, wie auch der DS 9. Das ist derzeit en Vogue – was wiederum zu Citroën passt – und macht Volvo mit ihren Modellen S90 und XC60 nicht anders. Die Schwestermarke Polestar lässt alles im Reich der Mitte produzieren und sogar BMWs iX3 kommt aus China. Und die nächste Smart-Generation wie auch die künftigen E-Versionen des Mini werden weit im Osten für den Weltmarkt produziert. Qualitativ ist es völlig egal, wo etwas produziert wird, das sieht man an Volvo, bei Audi (Q5 aus Mexiko) und Mercedes (SUV-Sparte kommt aus den USA). Die Frage nach dem Warum ist auch klar: Citroën sieht den größten Markt für den C5 X in China.

Ein Design, das auffällt

Und damit kommen wir zum Design. Das ist immer Geschmackssache und wenn man mit fünf Designerinnen spricht, erhält man fünf Meinungen – unterschiedliche. Dennoch mag das Auge des Betrachters beim C5 X erkennen, dass der europäische Geschmack eventuell sekundär war. In jedem Fall fällt auf, dass der C5 X auffällt. Denn sein Kleid wirft Falten an Stellen, an dem die europäische Haute Couture keine trägt. Geformt wurde ein Mix aus stattlicher Limousine mit Kombiabschluss und SUV-Anleihen. Der Vorteil: Ins Heck passen 545 Liter bei Normalstellung und 1.640 Liter, wenn alles umgelegt ist. Für ein 4,80 Meter langes Mittelklasse-Fahrzeug ein guter aber kein phänomenaler Wert.

"Der Innenraum des Citroën C5 X vermittelt Wärme, Ruhe und Wohlbefinden. Sein großzügiges Platzangebot animiert zum Reisen" lässt die Citroën-Pressemeldung verlautbaren. Unser Erstkontakt in Rüsselsheim untermauert diese Aussage zwar nicht, aber innen ist der C5 X in jedem Fall mehr Mainstream als Avantgarde, was kein Fehler ist. Im Fond, der – vor allem in China – wohl öfters besetzt sein wird, passen europäische Durchschnittskörper wunderbar hinein. Der Knieraum ist großzügig. Über dem Haupt wird es für Sitzriesen und Menschen über 1,90 Metern schnell eng. Emanuel Macron wird mit seinen 1,75 Meter in jedem Fall fürstlich logieren. Aktuell wird Frankreichs Präsident in einem DS 7 chauffiert.


Citroën C5 X (2022) - Sitzprobe

Citroën C5 X (2022) - Sitzprobe Bildergalerie

Stand der Technik

Vorne sitzt es sich sehr angenehm und die Einstellmöglichkeiten versprechen, dass das auch auf Langstrecken passen wird. Feines Leder gibt es auf Wunsch. Ein Head-up-Display kann über das für dieses Segment klein geratene Kombiinstrument hinwegtrösten. Das Infotainmentsystem hingegen hat standesgemäßes 12-Zoll-Breit-Format, das via Smartphone-Spiegelung auch kabellos die Infos zwischen Handy und Bildschirm überträgt. Auch im C5 X kann das Display an die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben angepasst werden. Ein stationärer Home-Button, ein Lautstärke-Regler und der Schnellzugriff fürs Autokonfigurieren, müssen indes reichen. Schön, dass es für die Klima-Regelung in der Ebene darunter noch echte Dreh-Drücksteller gibt.

Hydropneumatic ist tot

Technik-Schmankerl wie früher, gibt es beim C5 X wohl nicht, denn die Hydropneumatic ist tot. Ob sie gut war, lassen wir außen vor. Sie hat aber in jedem Fall der Marke geholfen, Marke zu machen – wie es so schön heißt. Advanced Comfort-Federung nennt sich das Komfortfahrwerk nun und ist in den Hybridversionen "aktiv" ausgelegt und man kann zwischen drei Modi wählen. Mehr Brot-und-Butter als Avantgarde also. Mal sehen, wie man damit schwebt. Schön wäre es, wenn sich Citroën auf alte Tugenden besinnen würde, wozu der Fahrkomfort in jedem Fall zählt.

An die Tradition eines avantgardistischen Citroën C6, der bis ins Jahr 2012 neu verkauft wurde, kommt der C5 X wohl nicht heran. Das wäre bei der Plattformstrategie und dem Sparzwang, der Tavares stets antreibt, auch zu viel verlangt. Alles muss für alle passen, Individualisierung findet zwar noch statt, diese ist allerdings fast ausschließlich optischer Natur.

Wir sind gespannt, wie sich der Citroën C5 X fahren wird und: Wie er in den Flotten als Alternative zu Volvo, Jaguar, Lexus, Alfa Romeo und vielleicht auch ab und an zu deutschen Hersteller ankommen wird.

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