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Volkswagen: Neuer Haustarif unter Dach und Fach

21.02.2018 17:38 Uhr
Volkswagen: Neuer Haustarif unter Dach und Fach
In der Nacht zum Mittwoch hat es eine Einigung im Streit um den VW-Haustarif gegeben.
© Foto: VW

Der Weg war steinig - erstmals seit Jahren Warnstreiks, dazu nächtliche, stundenlange Verhandlungen. Doch jetzt steht der Tarifvertrag für 120 000 VW-Beschäftigte, Wahloption für mehr Freizeit inklusive. Und mehr Geld bekommen die Mitarbeiter auch noch.

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Durchbruch in nächtlichen Verhandlungen: Die 120.000 Beschäftigten in den westdeutschen VW-Werken erhalten ab Mai 4,3 Prozent mehr Geld. Wer Schichtarbeit leistet, Kinder betreuen oder Angehörige pflegen muss, kann sich für sechs zusätzliche freie Tage im Jahr entscheiden. Im Streit um den Haustarif bei Volkswagen haben sich Unternehmen und IG Metall in der Nacht zum Mittwoch auf einen Abschluss geeinigt.

Dieser sieht nicht nur vor, dass das Entgelt ab Mai um 4,3 Prozent steigt. Für die Monate Februar bis April wurde zudem eine Einmalzahlung von 100 Euro vereinbart - Zeitarbeiter bekommen ebenfalls 100 Euro, Auszubildende 70 Euro. Ab August 2019 wird darüber hinaus jährlich ein tarifliches Zusatzgeld von 27,5 Prozent eines Monatsgehalts gezahlt, das auch in die betriebliche Altersvorsorge fließen kann. Beschäftigte in Schichtarbeit, mit Kindern im Alter von bis zu zehn Jahren oder mit pflegebedürftigen Angehörigen können stattdessen aber auch sechs freie Tage wählen. Die Einigung gilt bis zum 30. April 2020.

Dazu kommt: In die betriebliche Altersvorsorge sollen ab Juli 2019 monatlich 90 statt 27 Euro fließen, ab Januar 2020 dann 98 Euro. Die Zahl der Auszubildenden wurde für drei Jahre bei 1.400 festgeschrieben. Zugeständnis an den Arbeitgeber: Für mehr Flexibilität soll es möglich sein, für fünf Prozent der Tarifbeschäftigten mit deren Einverständnis Projektarbeitszeiten auf 40 Wochenstunden zu erhöhen.

Mehr Flexibilität

Für VW-Verhandlungsführer und Marken-Personalchef Martin Rosik ist es wichtig, die Mitarbeiter künftig auch länger beschäftigen zu dürfen - vor dem Hintergrund der Umwälzungen der ganzen Branche, die etwa Digitalisierung oder autonomes Fahren bedeuteten: "Die Regelung gibt uns zusätzliche Flexibilität, die wir unbedingt benötigen." Volkswagen-Personalvorstand Karlheinz Blessing erklärte, ein Abschluss auf dem Niveau der Metallindustrie sei ein wesentliches Ziel gewesen, um die Wettbewerbsfähigkeit von Volkswagen zu sichern.

"Der Abschluss ist möglicherweise beispielgebend für die gesamte deutsche Industrie", sagte IG-Metall-Bezirksleiter und Verhandlungsführer Thorsten Gröger. Rosik meinte: "Es ist ein gutes Ergebnis für unsere Mitarbeiter." Für das Unternehmen sei der Abschluss vertretbar.

Gröger sprach von harten Auseinandersetzungen in den vier Tarifrunden und einer "unglaublichen Mobilisierung": Erstmals seit 14 Jahren sei es zu Warnstreiks bei Volkswagen gekommen, mehr als 57.000 Beschäftigte hätten sich beteiligt. Er kritisierte "provokative Elemente" wie Gegenforderungen der Arbeitgeberseite, die sich für den Entfall der freien Tage an Heiligabend und Silvester ausgesprochen habe. Aber: "Das ist vom Tisch."

"Hervorragendes Paket"

VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh nannte das Ergebnis ein «hervorragendes Paket». Die Warnstreiks hätten ihre Wirkung nicht verfehlt. "Die Beschäftigten bekommen außerdem eine spürbar bessere betriebliche Altersvorsorge - der monatliche Baustein, der in die Werksrente fließt, hat sich mehr als verdreifacht", betonte er. "Damit durchbrechen wir den negativen Trend der vergangenen Jahre." Osterloh machte auch klar: "Volkswagen braucht mehr denn je gut ausgebildeten Nachwuchs."

Der VW-Haustarif ist Deutschlands größter Firmentarif. Er gilt für rund 120.000 Beschäftigte in den sechs westdeutschen VW-Werken Emden, Hannover, Wolfsburg, Salzgitter, Braunschweig und Kassel sowie bei der VW-Finanztochter. (dpa)

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KOMMENTARE


Andy

22.02.2018 - 09:56 Uhr

Ich bin schon gespannt, wie viele Arbeitsplätze in der Automobilindustrie in Deutschland und insbesondere von VW in Wolfsburg im Jahr 2028 noch vorhanden sein werden. Im Moment scheinen sich ja alle auf den Erfolgen der letzten 60 Jahre auszuruhen und zu erwarten, dass es immer so weiter gehen muss. Ich zumindest erkenne bislang keine nennenswerten Impulse oder Entwicklungsbemühungen, die auch in 10 Jahren noch dafür sorgen würden, dass Brot- und Butter-Fahrzeuge, die die Welt benötigt, ausgerechnet in Deutschland entwickelt und zusammengeschraubt werden müssten.


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