Volkswagen hat nach der Bekanntgabe des Sparprogramms in Deutschland in Brasilien die Streichung von "tausenden" Stellen in den nächsten zwei Jahren angekündigt. Außerdem werde die Möglichkeit erwogen, eine der insgesamt fünf Fabriken im südamerikanischen Land zu schließen, teilte VW do Brasil am Mittwoch in Sao Paulo mit. In der Konzernzentrale in Wolfsburg hieß es dazu am heutigen Donnerstag, dies seien Spekulationen, an denen man sich nicht beteilige. Auch ansonsten wollte ein Sprecher zu Einzelheiten keine Stellung nehmen. Das sei Sache der Tochter. VW-Chef Bernd Pischetsrieder hatte bei der Hauptversammlung am Vortag in Hamburg gesagt, dass die Kapazitäten in Brasilien angepasst werden müssten. Probleme gibt es dort vor allem durch die Aufwertung der Währung und die gestiegenen Rohstoffkosten. "Unser Mutterhaus in Deutschland meint, dass wir hier in Brasilien eine Fabrik zu viel haben", sagte Hans-Christian Maergner, Präsident der brasilianischen VW-Tochter. Man wolle auf jeden Fall die Personalkosten für neue Modelle um 25 Prozent senken. Die Metallarbeiter-Gewerkschaften in Taubate und Sao Bernardo im Land Sao Paulo, wo Volkswagen-Fabriken angesiedelt sind, befürchten nach eigenen Angaben die Streichung von mehr als 6.000 der insgesamt 22.000 Stellen bei VW do Brasil. Die Gewerkschaften kündigten Protestdemonstrationen an. Laut Maergner wird VW do Brasil frühestens 2007 wieder Gewinne erzielen, aber nur dann, wenn die Bemühungen um Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und um Kostensenkungen erfolgreich sind. Der Sparten-Chef sagte zudem eine Senkung der Exportzahlen um 40 Prozent bis 2008 im Vergleich zu 2005 voraus. Im vergangenen Jahr wurden rund 260.000 Fahrzeuge ins Ausland verkauft. Wesentliche Exportmärkte sind Lateinamerika, USA/Kanada und Europa. Starker Real belastet Brasilien-Sparte VW ist seit Jahren der größte Fahrzeug-Exporteur Brasiliens. Das Unternehmen wurde aber vom Anstieg der heimischen Währung Real im Vergleich zu Euro und US-Dollar in den vergangenen drei Jahren besonders hart getroffen. In den vergangenen Tagen notierte der US-Dollar um 2,06 Real. Das ist der niedrigste Wechselkurs der US-Währung in den vergangenen fünf Jahren. Neben der Real-Stärke sei VW do Brasil auch von Kostenanstiegen bei Personal und Rohstoffen getroffen worden, erklärte Maergner. VW do Brasil hat nach jüngsten Zahlen einen Anteil von 22,3 Prozent am brasilianischen Fahrzeugmarkt. Das südamerikanische Land ist mit rund 307.000 Auslieferungen der drittgrößte Markt für den Volkswagen-Konzern. Volkswagen do Brasil produziert rund 500.000 Fahrzeuge jährlich. (dpa)
VW setzt Rotstift in Brasilien an
Gewerkschaften fürchten um 6.000 Stellen und kündigen Proteste an / "Eine Fabrik zuviel"