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VW verkauft Werk Kaluga: Vollständiger Rückzug aus Russland

19.05.2023 11:19 Uhr | Lesezeit: 3 min
Ehemaliges Volkswagen-Werk im russischen Kaluga
Volkswagen verkauft alle russischen Gesellschaften, hier der wichtigste Standort Kaluga.
© Foto: Volkswagen

Nach längerem Sondieren schafft der größte europäische Autohersteller jetzt Fakten: Über ein Jahr nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine kehrt VW Russland den Rücken. Welche Folgen hat das?

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Der VW-Konzern verkauft seine wichtigste Fabrik in Russland und zieht sich bis auf Weiteres vollständig aus dem Land zurück. Das Werk in Kaluga werde an die Handelsgruppe Avilon verkauft, teilten die Wolfsburger am Freitag mit. Nach früheren Schritten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg markiert die Entscheidung de facto das Aus eines eigenständigen Russland-Geschäfts bei Europas größter Autogruppe.

Nach Medienberichten von dieser Woche hatte VW zuvor in Moskau die Genehmigung für den Verkauf seiner Vermögenswerte in Russland für 125 Millionen Euro an Avilon erhalten. Einen entsprechenden Antrag habe die Regierungskommission zur Kontrolle über Auslandsinvestitionen abgesegnet, hatte die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag in Moskau unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet.

Die hochmoderne Fabrik in Kaluga rund 150 Kilometer südwestlich von Moskau mit gut 4000 Beschäftigten gilt als der wichtigste Vermögenswert von VW in Russland. Nach Angaben von Russlands Vizeregierungschef Denis Manturow läuft bereits die Suche nach einem Vertragspartner aus Südostasien, um die Produktionsstätte wieder in Betrieb zu nehmen.

Der Verkauf wurde durch eine Klage des früheren VW-Fertigungspartners Gaz – zu Sowjetzeiten bekannt für den Bau der Wolga-Limousine – verzögert. Gaz hatte VW auf Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe für die Kündigung des Abkommens verklagt. Ein Gericht in Russland hat die Klage inzwischen abgewiesen.

Neuwagenmarkt bricht ein

Der Rückzug westlicher Autobauer aus Russland hat zu einem deutlichen Einbruch der Fahrzeugproduktion im Land geführt. 2022 wurden laut dem Unternehmensverband AEB lediglich 687.000 Neufahrzeuge verkauft – im Jahr zuvor waren es noch 1,667 Millionen Neuwagen. Inzwischen wurden einige Werke von russischen Investoren übernommen; oft zu einem symbolischen Preis und mit einer Rückkaufoption. So hatte der französische Autobauer Renault im vergangenen Sommer seine Mehrheitsbeteiligung am Lada-Bauer Avtovaz für einen Euro an den russischen Staat übergeben.

VW hatte bereits kurz nach dem Angriff auf die Ukraine die Fertigung in den damals zwei Fabriken in Russland im März 2022 ausgesetzt. Auch der Export von Fahrzeugen in das Riesenland war für alle Konzernmarken gestoppt worden, die grundsätzliche Zukunft von VW dort war aber vorerst offen geblieben. Nun sind die Verträge unterzeichnet.

Zu der Fabrik in Kaluga hatte es verschiedene Szenarien gegeben. Das Montagewerk Nischni Nowgorod gab Volkswagen hingegen schon im Mai auf. Dort hatte man eine gemeinsame Fertigung mit dem russischen Autobauer Gaz betrieben – dessen Miteigentümer Oleg Deripaska kam jedoch auf westliche Sanktionslisten. In Moskau unterhielt VW bisher Büros etwa für Importe, Finanzen und Vertrieb mit etwa 300 Beschäftigten, die ebenfalls an Avilon übergehen sollen.

Die Lkw- und Bustochter MAN hat ihre Produktion in St. Petersburg beendet. Gleiches gilt für ihre Leasing-Aktivitäten. Die ebenso zur Nutzfahrzeugsparte Traton gehörende Marke Scania übertrug ihr Finanzgeschäft zuvor an die Russland-Gesellschaft des Konzerns.


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